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717 Nr. 10. STAHL UND EISEN. October 1888. (Forts, folgt.) Referate und kleinere Mittheilungen im Jahre 1863 als Lehrer des Frei- p p e e 1 u in Dresden zur Vorbereitung für das Mit einem Jahresgehalt von 400 sich hier der junge Mann so wohl er kein Bedenken trug, ein eigenes 11 r e e ■r t h n maurer-Instituts Polytechnikum. Thalern dünkte geborgen, dafs k 1 ■s n 11 t e n f 1 e e n p 1 1 $ n 8 it p ii a e Condensation gelangenden Kühlwasser, die neue Koks ofenanlage von 90 Kammeröfen nach dem System Dr. Otto-Hoffmann mit der Gewinnung von Theer und Ammoniumsulfat, der neue Hochofen von 16 m Höhe mit 8 Formen und einer Leistung von 1200 Gtr. Roheisen täglich, die im Bau begriffenen Giefshallen mit Wellblechbedachung: alles dies gereichte den Besuchenden zur hohen Befriedigung und wurde dem führenden Hrn. Director Bremme für die in der kurzen Zeit der letzten 4 Jahre hier bewirkten Fortschritte ungetheilte Anerkennung gezollt. Die Fahrt führte dann weiter nach Beuthen, wo die gesammte Theilnehmerschaft sich zu dem gemein samen Festdiner versammelte. * Winkler hatte das nähere Eingehen auf diese Theile der Festigkeitslehre einem zweiten Bande Vorbehalten, der jedoch nicht erschienen ist. 10 Ein im Hütlengasthause freundlichst angebotenes Frühstück erhöhte die von den Einrichtungen des Borsigwerks empfangenen Eindrücke und wurde nicht ermangelt, in einem Trinkspruch der hohen Gastlichkeit der Verwaltung und insbesondere der Führung des Hrn. Thometzek den Dank um! die Anerkennung der versammelten Festgäste darzubringen. Die wenigen verbleibenden Nachmittagsstunden galten dem Besuch der Julienhütte bei Bobrek, wohin die Fahrt von Borsigwerk in einer guten Viertelstunde führte. Die Besichtigung der Einrichtungen dieses Werkes, wie die neue Gebläsemaschine der Chemnitzer Maschinenfabrik nach dem System Trappen, die Zerstäubungsvorrichtungen am unteren Teiche zur Abkühlung der von den Hochöfen und aus der in le n s. Professor Dr. Emil Winkler . Am 27. August d. J. verschied zu Friedenau in Berlin der hervorragende Lehrer der Ingenieur-Wissen schaften Dr. Emil Winkler, Professor an der tech nischen Hochschule in Berlin. Das »Centralblatt der Bauverwaltung« widmet ihm aus berufener Feder einen Nachruf, dem wir das Folgende entnehmen: Der berühmte Mann Winkler ist am 18. April 1835 in Falkenberg bei Torgau geboren. Seine allgemein wissenschaftliche Vorbildung erhielt er auf dem Gym nasium in Torgau, besuchte hierauf ein Jahr lang die Gewerbeschule in Holzminden, um dann den vier jährigen Lehrgang am Polytechnikum in Dresden durchzumachen. Hieran schlofs sich eine anderthalb jährige, Vermessungen an der Elbe, den Bau eines Parallelwerkes u. dergl. umfassende Thätigkeit bei der Wasserbaudirection in Sachsen. Später war Winkler ein Jahr bei der Normal-Eichungscommission in Dresden beschäftigt; nebenbei bethätigte er sich als Assistent für Feldmessen bei Professor Nagel und zugleich als Privatdocent für Festigskeitslehre. Weitere zwei Jahre wirkte er als Lehrer für gewerbliches Zeichnen an der Gewerbeschule in Dresden — eine offenbar sehr vielseitige, aber auch ziemlich unstete Wirksamkeit! Die erste Anstellung mehr dauernder Art fand Winkler, nachdem er schon zwei Jahre zuvor die Doctorwürde an der Universität Leipzig erworben hatte, im Jahre 1863 als Lehrer des Frei- Heim zu gründen. Kein Wunder, dafs sich Winkler bald gezwungen sah, wieder nach einem Nebenamt auszublicken. Ein solches bot sich ihm in der Thätig keit als Assistent bei Professor Schubert. Hiermit fafste er festen Fufs am Dresdener Polytechnikum, wo er nunmehr als Lehrer der Ingenieur-Wissen schaften im allgemeinen, besonders aber in dem Fache wirkte, das später durch ihn so aufserordentlich be- reiche) t worden ist, nämlich der Berechnung der Brücken. — Nach Verlauf von zwei Jahren schon, 1865, wurde er erst 30 Jahre alt — als ordentlicher Professor der Inge nieur-Baukunde an die technische Hochschule in Prag, und 1868 als Professor’für Eisenbahn-und Brückenbau nach Wien berufen. Im Jahre 1877 leistete Winkler einer in ehrendster Form an ihn ergangenen Berufung seines Heimathlandes Folge; hier trat er als Professor für Statik der Bauconstructionen und für Brückenbau X.s t 1' e an der Berliner Bauakademie in den preufsischen Staatsdienst ein. Nachdem die genannte Anstalt mit der Gewerbe-Akademie zur technischen Hochschule vereinigt worden, bekleidete Winkler im Jahre 1882 das Ehrenamt als Rector. Weitere Anerkennungen seiner fachwissenschaftlichen Thätigkeit bildeten die Berufung als ständiges Mitglied der Akademie des Bauwesens bei deren Begründung im Jahre 1880, die Verleihung der silbernen Medaille für Verdienste um das Bauwesen und die Ernennung zum Ehrendoctor von Bologna. Betrachten wir nun die Thätigkeit Winklers etwas näher. Sein Wirken als Lehrer kann wohl nur von einem Berufsgenossen oder Schüler hinreichend ge würdigt werden, und es möge in dieser Hinsicht die Bemerkung genügen, dafs er von seinen Schülern ausnahmslos und zu allen Zeiten hoch verehrt und herzlich geliebt wurde, und dafs viele von ihnen sich heule eines bedeutenden Rufes als Lehrer und Fach männer erfreuen. Wir müssen uns hier auf eine kurze Musterung der zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten beschränken, in denen Winkler die Früchte seines rastlosen Fleifses der Mil- und Nachwelt dar geboten hat. Als eine seiner frühesten Untersuchungen bezeichnet er selbst die zwar erst 1872 veröffentlichte, aber schon im Jahre 1860 behufs Erlangung der Doctorwürde der Universität Leipzig vorgelegte „Neue Theorie des Erddruckes“. Ein zweites Werk von grundlegender Bedeutung, aber von weit gröfserem Umfange, folgte nach einer arbeitsvollen Zeit im Jahre 1867: die Lehre von der Elasticität und Festigkeit. Was Grashofs kurz zuvor erschienene Festigkeitslehre dem Maschinenbauer, das ist Winklers Elasticitätslehre für den Bauingenieur. Die Abschnitte über Drehungsfestigkeit und über die Formänderungsarbeit fehlen in letzterem Werke ganz* und die vorzugsweise den Maschinenbauer angehenden Aufgaben sind meist kurz behandelt. Die für den Bauingenieur wichtigen Untersuchungen — wie z. B. über Träger auf mehreren Stützen, Bogenträger, Träger auf elastischer Unterlage (Langschwelle) — finden sich dagegen in grofser Ausführlichkeit und in so zahlreichen Formeln, Tabellen und Beispielen be handelt, dafs man über die grofse Summe von Arbeit staunt, welche der erst 32 Jahre alte Verfasser be wältigt haben mufste, als er dieses Buch schrieb.