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October 1888. STAHL UND EISEN. « Nr. 10. 697 diese Weise 20—30 kg Gas mehr, als wenn die Steinkohle zuerst verkokt und dann vergast wird. Nachstehende Tabelle enthält die Wärmeefecte der verschiedenen Gasgemische, theoretische Zusammensetzung vorausgesetzt, in Zahlen aus gedrückt: Ein Kilo des Gases entwickelt Cal. Ein cbm des Gases entwickelt Cal. Pyrometrischer Wärmeeffect C vergast 850 1060 1970 Mischgas 1245 1415 2264 0,4 H:0 auf 1 G Misch- + Schweelgas . 1642 1800 2318 » Wassergas 4210 2829 2911 Bei der Erzeugung des Mischgases in ge wöhnlichen Generatoren liegen die Verhältnisse insofern günstiger wie beim Wassergasprocefs, als der Betrieb nicht intermittirend, sondern continuirlich geführt wird. Der Antheil des Wärmeüberschusses, der auf die Abkühlung durch Ausstrahlung entfällt, wird daher in diesem Falle erheblich kleiner sein als beim Wassergasprocefs und zur Wasserzersetzung benutzt werden können. Es wird daher auf 1 kg G mehr als 0,4 kg H 2 O zersetzt werden können. Die Wassermenge, die auf 1 kg G mit Hülfe des bei der Vergasung entwickelten Wärmeüber schusses zersetzt werden kann, wird begrenzt durch die Temperatur, die im Generator erhalten werden mufs zwecks Vergasung der Kohle. Je mehr Wärme die Wasserzersetzung absorbirt, umso küh ler wird die Temperatur im Generator werden. Trotz der wegen des continuirlichen Betriebes günstigen Verhältnisse bei der Mischgasproduction wird man praktisch neben der Verflüchtigung der Schweelgase auf mehr als 0,4 kg HgO auf 1 kg der zur Vergasung kommenden Kohle nicht rechnen können. Da die Möglichkeit der Steigerung der per 1 kg G zersetzbaren Wsssermenge eine Steigerung des Heizeffects der Kohle bedeutet, so wird diese Steigerung ein stets anzustrebendes Ziel bleiben. Der Gedanke liegt nahe, die zur Vergasung der Kohle erforderliche Luft und den Wasserdampf möglichst hoch erhitzt einzuführen, um die Wasser menge, die per kg G zersetzt werden kann, zu erhöhen, um ein noch Wasserstoff- und kohlen oxydreicheres Mischgas zu erzielen. Ein Vortheil liegt hierin jedoch nur dann, wenn die zur Er hitzung von Dampf und Luft erforderliche Wärme menge der Abhitze des Ofens entnommen werden kann. Nun ist es jedoch zweifellos rationeller, die in der Abhitze enthaltene über schüssige Wärmemenge möglichst vollständig auf das Generatorgas und die Verbrennungsluft zu übertragen, wodurch sie ebensogut der Verbrennung im Ofen zu gute kommt. Es ist allerdings nicht zu leugnen, dafs in der Praxis hiergegen vielfach verstofsen wird und dafs der Wärmegehalt der Abhitze oft sehr unvollkommen auf Gas und Luft übertragen wird und ein grofser Theil derselben verloren geht. Aeufsere Umstände gestatten es oft nicht, die Regeneratoren so grofs zu bauen, dafs vermittelst derselben die höchst erreichbare Ausnutzung des Wärmegehalts der Abhitze erreicht werden kann. In solchen Fällen wird es zweckmäfsig und vortheilhaft sein, den Ueberschufs des Wärmegehalts der Abhitze auf Dampf und Vergasungsluft zu übertragen. Es bedarf hierzu nur der Einschaltung eines eisernen Winderhitzers zwischen Regeneratoren und Kamin. Eine Erhitzung auf 300° G. würde weitere 320 Cal. per 1 kg G nutzbar machen, so dafs auf 1 kg G im Ofen (6982 - 320) = 7 302 Gal. entwickelt werden könnten (gegen 5693 Gal.)! Auf alle Fälle wird es immer gelingen, die Wassermenge, die im Generator zersetzt werden soll, durch die Abhitze des Ofens zu verdampfen, so dafs Kosten durch die Dampferzeugung nicht entstehen. Es wird dies am besten in nicht concessionspflichtigen kleinen Röhrenkesselchen von 1/4 — 1/2 Atm. Ueberdruck geschehen, deren Dampf sich mit der Vergasungsluft mischt. Durchaus erforderlich ist es, dafs die Wasser nder Dampfmenge nach der pro Zeiteinheit ver brannten Kohlenmenge regulirt werde. Es läfst sich dies auf einfachste Weise erreichen und ist es wohl nicht nöthig, auf die Beschreibung einer solchen Einrichtung hier einzugehen. Berlin, 11. September 1888. K. Eichhorn, Bergwerks- und Hütten - Ingenieur.