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848 Nr. 12. » STAHL UND EISEN.“ December 1888. Mangel vorliegen. Dies wird bestätigt durch die Erfahrungen des letzten Winters. Nach verschiedenen Berichten lagen am 3. Jan. d. J. am Werft zu Wesel 7 Schiffe mit 29 000 Gentnern Getreide und anderen Waaren schutzlos im offenen Flufs. An demselben Tage lagen am deutschen Eck in Goblenz 10 Schlepp- und Güter dampfer und 26 beladene und leere Schiffe; bei Lahnstein lagen 2 Dampfboote und 22 beladene Segelschiffe, in St. Goar 4 Dampfschiffe und 12 Segelschiffe, welche sämmtlich nicht mehr in einen Hafen hatten einlaufen können. Ganz ähnlich war es an vielen anderen Orten, so dafs thatsächlich Werthe in Höhe von vielen Millionen auf dem Spiele standen. Gegenüber diesem Sachverhalt erscheint es dem Berichterstatter angebracht, dafs seitens der königl. Strombauverwaltung noch energischer als bisher auf die Erweiterung des Schutzraumes hingewirkt werde, wobei auch der Hafen zu Ehrenbreitstein in einen benutzbaren Zustand gesetzt werden könnte. Wenn in dem laufenden Jahre nicht ein dauernd aufsergewöhnlich günstiger Wasserstand die Schiffahrt unterstützt und somit die Eisen bahnen entlastet hätte, wären besonders für Süd deutschland und seine Industrie die gröfsten Ver legenheiten und Verluste nicht ausgeblieben, Dabei denke man sich die weiteren Verlegenheiten der vorstehend geschilderten grofsen Flotte bei plötz lichem Eintritt von Frostwetter! Auf weitere Erörterung der Folgen einer solchen Galamität will der Berichterstatter nicht eingehen, sondern nur darauf aufmerksam machen, dafs das dringendste Bedürfnis jedenfalls für die Strecke von Goblenz aufwärts zu befriedigen bleibt. Er schlägt schliefslich folgenden Beschlufs vor: „Die Commission erkennt mit Dank an, dafs die königl. Strombauverwaltung bestrebt gewesen ist, dem notorischen und mit jedem Jahre schärfer hervortretenden Mangel an Winterschutzhäfen auf dem Rhein abzuhelfen, spricht aber angesichts der alle Erwartungen übersteigenden Zunahme der Rheinflotte in der neueren Zeit den dringenden Wunsch aus, dafs mit dem Bau bezw. der Erweiterung von Winter häfen nunmehr so rasch als irgend möglich vorgegangen und für die Bauten eine Summe von angemessener Höhe im nächsten Etat bereit gestellt werde.“ In der nachfolgenden Erörterung weist der Strombaudirector Geh. Rath Berring darauf hin, dafs ein neuer Hafen an der Loreley geplant sei, dafs man auch in Oberwesel die Anlage eines Hafens beabsichtige, dafs aber dort die Hoch- Wasserverhältnisse viele Schwierigkeiten böten. Der Hafen in Oberwinter werde 7,5 ha Fläche umfassen. Ferner sei projectirt ein Hafen in Mülheim a. Rhein und seitens der Stadt Düsseldorf ein grofser Handels- und Schutzhafen. Die gegen wärtige Hafenfläche betrage, den Flofshafen zu Schierstein mitgerechnet, im ganzen 157,41 ha und vertheile sich wie folgt: Schierstein .... Rüdesheim .... . . 21,70 ha • • 4,32 „ Bingerbrück . . . • • 1,60 „ St. Goar .... • • 1,90 „ Oberlahnstein . . . 4,60 „ Ehrenbreitstein • • 3,0 „ Moselseite Goblenz . . 2,0 „ Brohl • ■ 10,8 „ Oberwinter .... . . 7,5 „ Schutzdamm Mondorf • • 9,0 „ Köln • • 3,6 „ Am Thürmchen . • • 2,5 „ Deutz . • 1,10 „ Erftkanal Neufs . • • 2,3 „ Düsseldorf, Brücke . . . 0,56 „ „ Sicherheitshafen 2,85 „ Hochfeld .... • • 2,4 „ Johanneshütte . • • 0,4 „ Duisburg .... . . 16,39 „ Ruhrort . . 43,59 „ Ruhrort-Homberg . • • 2,5 „ Emschermündung . • • 1,0 „ Orsoy . . 0,65 „ Wesel . . 0,75 „ „ städt. Hafen . • • 1,3 „ Emmerich .... • • 8,3 „ Cleve • • 0,8 „ Die königl. Strombauverwaltung sei vor wie nach bemüht, die Hafenflächen zu vergröfsern bezw. neue zu schaffen. Nachdem noch ver schiedene Commissionsmitglieder die Bedürfnifs- frage mit Beispielen erörtert, wird die Spaltersche Resolution angenommen. Man kommt darauf zum 4. Punkt der Tagesordnung: „Einführung einer P ol i z ei - Verord n u n g, betr. die Wartung der Dampfkessel auf den den Rhein und die Mosel befahrenden Dampf schiffen nach Anleitung der für das Strom gebiet der Elbe und Oder bestehenden gleichen Verordnung vom 14. April 1887.“ Nach kurzer Debatte, welche die in Rede stehende Polizei-Verordnung als unthunlich für die Verhältnisse des Rheins bezeichnet, zumal eine die Durchführung überwachende Aufsichts behörde fehle, wird der Gegenstand bis zur nächstjährigen Sitzung vertagt und beschlossen, Gutachten von den Dampfkessel-Revisionsvereinen, von dem Centralverein für die Rheinschiffahrt und von der Binnenschiffahrts - Berufsgenossenschaft einzuziehen. Aufserhalb der Tagesordnung wird beschlossen, „beim Herrn Minister für Handel und Gewerbe