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December 1888. » STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 847 Was die Neubauten selbst anbetrifft, so wird der bei weitem gröfste Theil derselben auf den Niederrhein entfallen. Unterhalb Orsoy sind auf einer Strecke von 8 bis 9 kni Länge Arbeiten im Kostenbeträge von 39 500 JI in Angriff ge nommen; die Neubauten unterhalb Wesel bei Xanten werden sich auf 295 000 6, die unter halb Emmerich auf 589 000 Ji belaufen. Aufser- dem werden die Uferbauten bei Emmerich 64000 JI in Anspruch nehmen. Für die Neumessung des Rheines sind 30 000 Jh ausgeworfen. Die Arbeiten bei Oberwinter, welche sich in gutem Fortgange befinden, werden im ganzen 540 000 •6 erfordern, die jedoch aus einem andern Fonds bestritten weiden. Es berichtet sodann Hr. Commerzienrath Spalter-Coblenz über die Unzulänglich keit der Sicherheitshäfen am Rhein. Der Berichterstatter bringt den Nachweis, dafs die Vermehrung bezw. Vergröfserung der zum Schutze der Rheinflotte bestimmten Häfen nicht gleichen Schritt gehalten hat mit der Zunahme dieser Flotte und dafs demgemäfs die jetzt vor handenen Häfen dem Bedürfnifs nicht genügen. Er weist zu diesem Zweck an ziffermäfsigem Material das riesenhafte Anwachsen der Rhein flotte nach, indem er die officiellen Aufnahmen 1884 mit denen 1888 vergleicht und für die Werthermiltlung bei Holzschiffen 2 J(, bei Eisenschiffen 21/2 J(> für jeden Gentner Trag fähigkeit annimmt. Die Anzahl der deutschen hölzernen Segel schiffe und Schleppkähne stieg von 1126 auf 1389; davon trugen über 5000 Gtr. 266 bezw. 189, die Gesammttragfähigkeit ging zurück von 4172 000 Ctr. auf 3 749 000 Gtr., der Werth von 8 313 000 Jt auf 7 490 000 c% , dagegen stieg die Zahl der Mannschaft von 3059 auf 3305. Bei den ausländischen, also hauptsächlich holländischen und belgischen Schiffen stieg die Zahl von 1892 auf 3036, der Werth von 10 344 000 JI auf 16 58100046, die Mannschaft von 5002 auf 7773. Die eisernen Segelschiffe und Schleppkähne, welche den Rhein befahren, vermehrten sich deutscherseits von 299 auf 574, die Zahl der mehr als 15 000 Gtr. tragenden stieg von 25 auf 132, die Gesammttragfähigkeit von 2903000 Ctr. auf 6 374 032 Ctr. und der Werth von 7 256 232 J(> auf 15 935 278 Jt; letzterer hat sich also mehr als verdoppelt. Die Zahl der Mannschaft wuchs von 1006 auf 1906 an. Ausländischerseits stieg die Zahl der Schiffe von 243 auf 506 und der Werth von 4094102 JC auf 9 079 504 16. Im ganzen also ist die Zahl der Lastschiffe auf dem Rhein in vier Jahren von 3560 auf 5505, ihr Werth von rund 30 Millionen auf rund 39 Millionen Mark und die Zahl der Mann schaft von 9795 auf 14 472 gestiegen; doch giebt selbst diese ungeheure Steigerung noch kein richtiges Bild von dem gegenwärtigen Zustande, weil gerade im jüngstverflossenen Sommer noch ein aufserordentlicher Zuwachs erfolgt ist. Die Zahl der deutschen Räderboote stieg von 112 auf 127, der effectiven Pferdekräfte der selben von 13 435 auf 14172; die Zahl der nur zum Schleppdienst bestimmten Räderboote ging von 53 auf 46 zurück; die Bemannung stieg von 1277 auf 1361. Das Ausland hatte in Räderbooten eine Abnahme von 32 auf 30 zu verzeichnen. Die Zahl der deutschen Schraubenboote stieg von 74 auf 201, der effectiven Pferdekräfte derselben von 3265 auf 7714, die Zahl der nur zum Schleppdienst verwendeten Boote von 56 auf 130 und der gesammten Mannschaft von 450 auf 1157. Hier liegt also eine Verdreifachung der Zahl und mehr als eine Verdoppelung der Maschinenkräfte vor. Die Zahl der ausländischen Schraubenboote stieg von 133 auf 268, der effectiven Pferde kräfte derselben von 4611 auf 7283 und der Mannschaft von 691 auf 1246. Nur zum Schlepp dienst wurden 1888 199 Boote gegen 90 in 1884 verwendet. Demnach steigerte sich die Zahl der Dampfboote überhaupt von 351 auf 626, der effectiven Pferdekräfte von 24202 auf 31 296, die Zahl der nur zum Schleppen verwandten Dampfer von 217 auf 386 und der Mannschaft von 2777 auf 4031. In ähnlicher Weise wie hier zeigt sich die gewaltige Zunahme des Schiffsverkehrs auf dem Rhein auch in den von der Central-Commission für die Rheinschiffahrt aufgestellten Listen, ob gleich diese Ziffern wegen der mangelnden genauen Statistik des Güterverkehrs weniger bestimmt und anschaulich sind. Bei Emmerich passirten 1870 rheinaufwärts 10 Millionen Gentner Güter, 1876 19 Millionen _ und 1883 36 Millionen Gentner. Von diesen Gütern gingen über Coblenz hinaus, also meist nach Mainz, Mannheim und Ludwigshafen u. s. w. 1870 3,4 Millionen, 1876 6,2 Millionen und 1883 14 Millionen Centner. Unter Hinzufügung der aus den Ruhrhäfen kommenden Kohlen und Eisenfabricate und der aus anderen deutschen Häfen aufwärts verschifften Güter gingen 1883 an St. Goar bergwärts vorbei nahezu 40 Mill. Centner Güter und 1887 schon 50,5 Millionen Centner, denen im laufenden Jahre sicher weitere 8 Millionen Centner hinzugetreten sind und bis zum Schlufs des Jahres noch 2 Millionen Centner hinzutreten werden. Keinenfalls hat die Zunahme der Hafenfläche derjenigen des Schiffsbestandes auch nur an nähernd entsprochen. Da es nun feststeht, dafs der Rhein nie Ueberflufs an Häfen halte, mufs jetzt nothwendigerweise ein sehr bedeutender