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Sehr in die Augen springend und die Richtigkeit meiner Entstehungserklärung beweisend war die aufserordentlich ungleiche Vertheilung der eingefressenen Löcher. Dieselben waren nur sehr sparsam auf der einen — ganz gewifs unteren —, dicht gedrängt hingegen auf der andern — jedenfalls oberen Hälfte — des Rohrstückes vorhanden. Diese auch an den Bouilleurs — aber in minderer Deutlichkeit — wahrnehmbare Ungleichheit der Verlheilung der Einfressungen ist nach richtiger Deutung des chemischen Vorganges unschwer zu verstehen. Wollte man die Einfressung unmittelbar von anhaftenden Luftblasen, d. h. in Wasser ge löstem Sauerstoff herleiten, so wäre vorab nicht zu erklären, warum dieses Anhaften nicht rings um das Rohr gleichmäfsig statt- gefunden hat. Weiterhin wäre überhaupt nicht zu erklären, wienach jeweiliger Auf zehrung des in den Luftblasen enthalten gewesenen Sauerstoffs eine so tief greifende weitere Einfressung hätte stattfinden können. Leicht zu begreifen hingegen ist, dafs ein fester Körper — hier im Falle das primär gebildete Eisenoxydhydrat, und zwar an rauhen Stellen vorzugsweise, und namentlich aber auf der oberen Hälfte der Rohre sich absetzen konnte und mufste. Also nur an Stellen, wo das anfänglich gebildete Eisenoxydhydrat in einiger Ruhe sich stetig auf das metallische Eisen absetzen konnte, vermochte der Vorgang der Wasserzer setzung stattzufinden, also immer neuer Sauerstoff auf das Eisen oxydirend zu wirken und continuirlich Wasserstoff sich zu entwickeln, aus welchem die nachher sich umkrustenden Blasen bestanden haben müssen. Um Mitte September d. J. nahm ich Ver anlassung, in einer Sectionssitzung der Versamm lung deutscher Naturforscher und Aerzte (in Köln) über die in Rede stehende besondere Er scheinungsform von Eisencorrosion zu sprechen. Hrn. Dr. Polis-Aachen verdanke ich den bei dieser Gelegenheit mir gemachten Hinweis auf bezügliche Literaturangaben in der Zeitschrift bezw. Wochenschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Obwohl ich mir es zum Vorwurf machen kann, in der technischen Literatur nicht vordem gründ licher Umschau gehalten zu haben, so brauche ich diese Unterlassung andererseits minder zu bedauern, weil in den betreffenden Mittheilungen und Referaten, aus denen ich die hierher ge hörigen Stellen in chronologischer Reihenfolge citiren und besprechen werde, die Erscheinungen im wesentlichen zwar richtig beschrieben, aber selbst bei z. Th. richtiger Erkennung der Grund ursache eine richtige Erklärung des ganzen Vor ganges dennoch nicht gegeben ist. 1. Wochenschrift 1879, pag. 282/283. Kirch weger: „Sehr räthselhaft erscheint sodann das Vor- „kommnifs, dafs mitunter Kesselplalten auf „der inneren, also der Wasserseite, zerstreut „pockennarbige Ausfressungen zeigen, welche „tief in die Blechstücke eindringen.“ K. betont danach, dafs solche Corrosions- erscheinungen unter wesentlich gleichen Bedin gungen oft in dem einen Kessel und nicht dem andern auftreten. K. macht dabei auf zwei bei der Erklärung solcher Erscheinungen zu beachtende Factoren aufmerksam, nämlich 1. die chemische Qualität des Eisens und 2. die Wärmewirkung bei ver schieden wechselnden Temperaturgraden. K. führt als Beleg für 1. als interessantes Beispiel einen alten abgerostelen Schiffsbolzen an, der, ursprüng lich ein voller Rundstab, nachher aus bündelartig vereinigten Fasern bestand. Und für 2. (Wärme wirkung) führt K. eine Anzahl von Analogieen vor, die aber weder überhaupt noch ihm selbst volle Befriedigung zu gewähren scheinen, und schliefst mit den Worten: „Mit vorstehend Gesagtem soll nicht aus- „geschlossen sein, dafs an jenen Corrosionen „auch sonstige physikalische wie chemische „Einwirkungen ihren Antheil haben können.“ 2. Wochenschrift 1880, p. 66 ff.: Holzapfel spricht a. a. 0. über weitgehende Zerfressungen eines Warmwasser - Kessels durch Rostnarben, welche Erscheinung er zwar nicht für genügend aufgeklärt erachtet, von der er aber glaubt, „dafs bei der (von oben stattgehabten) continuirlichen Zuführung kalten Wassers viel Luft mit in den Kessel gedrungen sei, die, an einzelnen Stellen haftend, Veranlassung zu der Rostbildung gegeben habe“. (Ecker constatirt eine ähnliche Erscheinung, und Kirchweger macht Hinweisungen derselben Art wie oben sub 1.) Zeitschrift 1881, p. 191. — Unter Ueber- gehung der a. a. 0. auch zur Sprache gebrachten Corrosion durch Mineralbestandtheile der Speise wasser citire ich nur folgende hierher gehörigen, in bezug auf Beschreibung der Erscheinung sehr hübschen und jedenfalls mehr als die vorigen befriedigenden Ausführungen der HH. Abel und Vogt. Dieselben sind der eigentlichen Erklärung,* wie ich sie im ersten Theil der vorstehenden Abhandlung gegeben habe, schon sehr nahe ge kommen. Abel: „Wird bei Anwendung von Ober- und „Unterkesseln das Speisewasser in den von „den Feuergasen zuletzt bestrichenen Unter- * Einwirkung von Eisenoxydhydrat auf metallisches Eisen u. s. w.