Volltext Seite (XML)
December 1888. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 827 Zur Bestimmung des Phosphors und Schwefels im Eisen. Von Dr. M. Bestimmung des Phosphors. Jeder, der sich mit der Bestimmung von Phosphor in Flufseisen beschäftigt hat, wird wissen, mit welchen Schwierigkeiten die voll ständige Entfernung des Eisens aus dem Molyb dänniederschlag verknüpft ist; wenn auch bei 8- bis 10 maligem Auswaschen des Niederschlages der Durchlauf mit Rhodankalium keine Färbung mehr giebt, so färbt sich doch der Magnesia niederschlag beim Behandeln mit Schwefel ammonium schwachgrünlich, ein Zeichen, dafs noch Eisen vorhanden ist. Obwohl, wie später nachgewiesen werden soll, die Mengen desselben so klein sind, dafs sie bei der technischen Analyse vollständig vernachlässigt werden können, so vermögen sie doch dem geglühten Magnesia niederschlag eine mehr oder weniger starke rothe Färbung zu ertheilen, die um so stärker hervortritt, je geringer der Phosphorgehalt ist. Bei viel Phosphor, etwa über 0,1 % , erscheint der Niederschlag rein weifs, obwohl derselbe eisenhaltig ist; bei Roheisen ist von Eisenfarbe ebenfalls nichts zu sehen. Obwohl ohne wesent liche Bedeutung, bringt die rothe Farbe beim Beobachter das Gefühl des Unbehagens und der Unsicherheit hervor, weshalb ich in Verbindung mit M. Esser ein Mittel suchte, um die letzten Spuren von Eisen zu entfernen. Nach ver schiedenen Versuchen wendete einer von uns Citronensäure an, und es gelang in der That, mit Hülfe dieser die Niederschläge nahezu eisenfrei und reinweifs zu erhalten und nebenbei Zeitersparnifs und Verbilligung der Arbeitsmethoden zu erzielen. Wenn auch in der analytischen Praxis der Geldfrage nur Nebenbedeutung zukommt, so spielt sie doch eine nicht zu unterschätzende Rolle in einem Hüttenlaboratorium, wo die monatlichen Analysen nach Tausenden zählen. Die Aus führung geht folgendermafsen vor sich: Nachdem das Eisen gelöst', der Phosphor gefällt ist und der Molybdänniederschlag sich vollständig abgesetzt hat, wird die überstehende Flüssigkeit vorsichtig abgehebert; dies geschieht mit einem Heber, der ein paar Millimeter von dem zugeschmolzenen Ende mit seitlichen Löchern versehen ist. Haben die angewendeten Bechergläser ganz flachen Boden (dies ist Bedingung), so gelingt es, die Flüssigkeit bei schwacher Neigung des Glases bis auf 5 cc zu entfernen, ohne dafs das Geringste vom Nieder schlag mitgerissen wird. Die Flüssigkeit wird sammt dem Niederschlag aufs Filter gegossen und das Glas durch dreimaliges Auswaschen A. von Reis. mit je etwa 10 cc Salpetersäurewasser (50 Cc Salpetersäure 1,4 zu einem Liter verdünnt) vom Niederschlage befreit. Ist aus irgend einer Ursache die Flüssigkeitsmenge nach dem Ab hebern etwas grofs, so darf das Filter jedesmal nur halbvoll gegossen werden, damit die Ränder sich nicht mit Eisenlösung vollsaugen. Ist der Niederschlag auf das Filter gebracht, so wird dasselbe einmal gründlich — besonders die Ränder — gewaschen; es ist nun fertig zur Lösung. Diese erfolgt, indem man 15 cc Citrat- lösung aus einer mit weiter Oeffnung versehenen Stechpipette auf das Filter fliefsen läfst. Die Citratflüssigkeit besteht aus einer Lösung von 10 g Citronensäure, die mit 100 cc Ammoniak von 0,91 zu einem Liter verdünnt wird. Stärkere Citronensäurelösungen sind hier nicht zu ver wenden, da sonst bei niedrigem Phosphorgehalt die Ausscheidung des Magnesianiederschlages nur langsam oder auch gar nicht vor sich geht. In diesem Falle müfste man zu dem lästigen Um rühren der Flüssigkeit greifen. Nach Zusatz der Citratlösung wird wie gewöhnlich mit 21/2 % Ammoniak ausgewaschen. In der Regel bleiben die Filter ganz weifs, eine schwache Röthung von dennoch ausgeschiedenem Eisen oxyd ist ohne Bedeutung. 100 Stück Filter, die bei Vorversuchen stark geröthet waren, wurden mit Salpetersäure ausgelaugt; die Aus laugeflüssigkeit gab mit Molybdän nur einen äufserst geringen Niederschlag. Nach dem Aus waschen werden 2 cc Magnesiamixtur hinzugefügt, worauf nach einigen Secunden eine feinkrystal- linische Ausscheidung des Magnesianiederschlages erfolgt; nach 15 Minuten kann abfiltrirt werden. Beifolgende Tabelle zeigt, dafs die Ergebnisse der Citratmethode ein klein wenig niedriger als die der gewöhnlichen Methode ausfallen, was ihrer gröfseren Reinheit zuzuschreiben ist. 1 11 I 1' 0,038 0,036 0,103 0,096 0,048 0,043 0,113 0,109 0,057 0,057 0,124 0,120 0,060 0,059 0,132 0,131 0.064 0,060 0,149* 0,140 0,066 0,063 0,180 0,170 0,075 0,071 0,264 0,251 0,087 0,084 0,296 0,283 0,095 0,092 0,454 0,432 0,097 0,093 Dasselbe Verfahren läfst sich mit Vortheil bei Roheisen und Schlacke unter Benutzung * Diese und die folgenden sind sämmtlich Schöpf proben.