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820 Nr. 12. «STAHL UND EISEN.“ December 1888. Der Deckel ragt in die Dose hinein und ist durch einen Kautschukring mit derselben abgedichtet. Der luftdicht abgeschlossene Raum zwischen Deckel und Dosen-Innenwand ist mit Wasser vollkommen angefüllt und mit einem Quecksilber-Vacuum meter verbunden. Die Füllung der Dose erfolgt durch eine Verschraubung an der höchstgelege nen Stelle des Hohlraumes, durch welche zu gleich die Luft aus der Dose entweichen kann. Beim Versuch zeigt die Depression der Queck silbersäule des Vacuummeters den auf den Dosendeckel durch den Probestab ausgeübten Zug an. Die Maschine von Emery* ist mit zwei untereinander verbundenen hydrostatischen Mefs- dosen ausgerüstet, von denen die eine mit der dem Probestabe erlheilten Belastung unter Druck gesetzt wird, während der Deckel der zweiten Dose mit einer Hebelwaage in Verbindung steht, auf welcher die Belastung ausgewogen wird. Die beiden Dosen haben einen verschiedenen Quer schnitt, und zwar die erstere den gröfseren, so dafs durch ihre gemeinsame Anwendung gleich sam ein Hebel von der Uebersetzung gleich dem Verhältnifs der wirksamen Deckelflächen der Dosen ersetzt und die Kraftwirkung in demselben Ver hältnifs reducirt ist, bevor sie zur Wirkung auf die Hebelwaage gelangt. lieber die Einzelheiten der Anordnung sei kurz Folgendes erwähnt: Der Antrieb erfolgt durch einen Prefscylinderr (Fig. 6, Taf. XXIV), welcher aufwärts oder abwärts wirkt, je nachdem Zug- oder Druckversuche ausgeführt werden. Derselbe ist mit dem Querhaupt L aus einem Stück ge fertigt und von den Schrauben K getragen, welche auf dem rahmenförmig ausgebildeten Maschinen gestell F stehen. Durch ein Räderwerk bei M kann das Querhaupt mit dem Gylinder der Länge des Probestabes entsprechend an den Schrauben gehoben und gesenkt werden. Die Kolbenstange des Gylinders trägt die obere Einspannvorrichtung des Probestabes, dessen unteres Ende an dein Rahmen A festgelegt wird, welcher durch starke Spannfedern H getragen und durch die Blatt federn G1 Gy an dem Maschinengestell F senkrecht geführt ist. In diesem Rahmen befindet sich zwischen den beiden horizontalen Querstücken B und Bi die hydrostatische Mefsdose C, von der das Rohr D zu der zweiten Dose E führt. Die lichte Höhe des Rahmens A und des Maschinen gestells F ist so bemessen, dafs die Querstücke B und Bi in denselben nur ein geringes Spiel haben. Zur Ausführung eines Zugversuchs wird der Rahmen A durch Anziehen der Federn II soweit gehoben, bis die obere Fläche des Querstücks B, welches ebenso wie B, durch die Blattfedern G am Maschinengestell geführt, der Bewegung folgt, * »A new system of weighing Machinery« 1884, S. 29, mit Abbild. — »Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.« 1886, S. 172. - »Engng.« 1888, S. 481. mit ihren Enden vollkommen an das letztere anliegt. Die hierbei in der Dose erzeugte An fangsspannung wird an der Waage ausgeglichen. Der Probestab zieht nun beim Versuch gleichfalls aufwärts an dem Rahmen A, seine Spannung bewirkt demnach eine Steigerung des hydro statischen Druckes in den Dosen C und E, dessen Zunahme dann durch die Waage angezeigt und ausgeglichen wird. Letztere ist aus zwei Hebeln gebildet, welche statt Schneiden mit Blattfeder- gelenken* versehen sind. — Wie schon eingangs bei der Besprechung der verschiedenen Constructionsbedingungen erörtert wurde, kann in den Unterschieden der allgemei nen Anordnung der Festigkeits-Probirmaschinen, d. h. ob dieselben »stehend« oder »liegend« aus gebildet und mit einer Kraftschraube oder hydrau lischen Presse als Spannwerk ausgerüstet sind, ein grundsätzlicher Vorzug irgend eines Systems vor dem andern nicht gefunden werden. Bei Beschallung einer Maschine wird vielmehr diesen Unterschieden nur insofern Rechnung zu tragen sein, als der verfügbare Raum zur Aufstellung der Maschine und der in demselben vorhandenen, zum Antrieb ausnutzbaren Kraftquellen dies be dingt. Ebenso sind auch die gerade der Maschine beigegebenen Einspannvorrichtungen nicht aus schlaggebend, indem dieselben wohl in allen Fällen leicht durch geeignetere Vorrichtungen ersetzt werden können. Sehen wir daher von diesen unterschiedlichen Umständen ab, so läfst sich das Urtheil über die Einzelanordnungen der vorbeschriebenen Ma schinen gruppenweise wie folgt zusammenfassen. Unter den Maschinen mit Kraftschraube und Hebelwaage unterscheiden sich diejenigen von Mohr und Federhaff und Gravenstaden im Princip nur darin, dafs der Angriff des Probe stabes an die Wägevorrichtung bei der ersteren durch das obere Stabende erfolgt, während bei der Maschine von Gravenstaden die Wäge vorrichtung an dem Probeslabe hängt. Da in dessen die Wirkung des Eigengewichts der Hebel sowohl, als auch der unteren Einspannklaue bei der letzteren durch ein Gegengewicht ausgeglichen ist, so darf füglich bei sonst gleich guter Ar beitsausführung der Genauigkeitsgrad der Kraft- messung bei beiden Maschinen als gleich erachtet werden. Die Verschiebung des Laufgewichts zur Kraft messung erfolgt in beiden Fällen mittels einer von Hand drehbaren Spindel, deren Antrieb bei der Maschine von Mohr und Federhaff inso fern vortheilhafter gelagert ist, als derselbe in der Nähe des Probestabes liegt, so dafs seine Be- thätigung von dem Versuchsleilenden selber er- * »Verh. d. Ver. z. Bef. <1. Gewfl. in Preufsen.« 1884, S. 58. — »Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.« 1884, S. 619, und »Zeitschr. f. Instrumentenkunde« 1884, I S. 261.