Volltext Seite (XML)
unvergefslichen Kaisers Wilhelm I. kraftvoll emporgeblühte deutsche Eisenschiffbau, eng verbunden mit den deutschen Hüttenwerken, welche durch ihre ausgezeichneten Leistungen sein Aufblühen unterstützten, unter unserm jugendfrischen, thatenkräftigen Kaiser Wilhelm II., dessen Herz unseren Bestrebungen so warm entgegenschlägt, sich entwickeln möge zu einem immergrünen Blatte in dem Ruhmeskranze unseres herrlichen Vaterlandes! (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Vortragenden für seine äufserst interessanten Mittheilungen und bitte diejenigen Herren, welche nähere Erläuterungen wünschen, sich zum Worte zu melden. — Das geschieht nicht; ich schliefse die Discussion und ertheile das Wort Hrn. Generalsecretär Bueck zu seinem Vortrage über Die Entwicklung der deutschen Eisenindustrie und ihre gegenwärtige Bedeutung auch für die Ausfuhr. Hr. Generalsecretär Bueck-Berlin: M. H.! Ich verkenne nicht die Gröfse der an Sie gestellten Anforderung, nachdem Sie zwei so hochinteressante Vorträge gehört haben, Ihre Aufmerksamkeit noch einem dritten Vortrag zu wenden zu sollen. Wenn Sie aber dennoch geneigt sein sollten, mir Ihr Ohr zu leihen, so bin ich von vornherein überzeugt, dafs Sie das nur thun werden mit Rücksicht auf die Bedeutung des Gegenstandes, den ich zu behandeln habe.* In einer Beziehung kann ich Ihnen jedoch eine Erleichterung verschaffen. Der Liebenswürdigkeit meines sehr verehrten Coliegen Hrn. Schroedter verdanke ich es, dafs ich nicht nöthig habe, meinen Vortrag mit den Zahlen zu belasten, die zur Illustration desselben, aber auch zur Controle meiner Ausführungen und Schlufsfolgerungen erforderlich sind, im Vortrage aber ermüden würden, und doch nicht genügend aufgefafst werden können. Hr. Schroedter hat die Güte gehabt, die Zahlen in Tabellenform hier in der Gröfse anbringen zu lassen, dafs sie von Ihnen bequem verfolgt werden können. (Siehe Seite 685 und 686 d. N.) Soweit die Spuren menschlichen Daseins reichen, stand der Mensch durch den Gebrauch von Werkzeugen über den Thieren; solange er aber nur Holz, Knochen und Steine zu verwenden wufste, war sein Leben gänzlich ausgefüllt von dem härtesten Kampf ums Dasein. Erst mit der Vervollkommnung seiner Werkzeuge durch die Anwendung der Metalle vermochte er allmählich seine höheren Geistesanlagen zu entwickeln, sein gröfseres Uebergewicht zu bethätigen. In den ersten Stadien solcher Culturanfänge beginnt er durch Denkmäler und Auf zeichnungen seine Erlebnisse zu verewigen, und erst damit tritt er in die geschichtliche Zeit ein. Man betrachtet es gegenwärtig als erwiesen, dafs den Völkern das Eisen bereits in ihrer vorgeschichtlichen Zeit bekannt war. Vielfach sind die Stätten vorhanden, welche bezeugen, dafs die vorgeschichtlichen Bewohner Deutschlands Eisen bereitet haben, und in ihren Gräbern sind häufig, neben den Werkzeugen aus Stein und Geräthen aus Bronce, Ueberreste von Eisen gefunden worden. Das erste bekannte Metall ist unstreitig Gold gewesen, noch heute das am meisten begehrte. Wenngleich das Gold aber von jeher, in dem Wunsche es zu besitzen, die Leidenschaften der Menschen erregt hat und dadurch noch heute den wesentlichen Antrieb giebt zum Schaffen und Wirken, zu einer höheren Culturstufe vermochte es die Menschheit nicht zu führen; hierzu war das geeignetste Mittel vermöge seiner Eigenschaften und seiner aufserordentlichen Verbreitung auf und in der Erde nur das Eisen. Die alte Geschichte sieht Völker entstehen, zur Blüthe und verhältnifsmäfsig hohen Cultur emporsteigen und wieder in Bedeutungslosigkeit versinken. Aus der grauenhaften Zeit der Völkerwanderung gehen neue Staatenbildungen hervor und das Mittelalter bricht an. Lange ist das Eisen zu allgemeiner Anwendung'gelangt, denn die furchtbaren Kämpfe jener dunklen Zeiten forderten besseres Material zu Waffe und Wehr, als Kupfer und Bronce. Aus den Schlachten aber übertrug sich das erprobte Metall, das Eisen, auch auf die Werkzeuge des Friedens. Gröfse Fortschritte waren in Bearbeitung des Eisens gemacht, in der Erzeugung desselben keine. In Gruben, auf Herden, in kleinen Schachtöfen vermittelst Blasbälgen, die der Mensch selbst bewegte, wurde ein schmiedbares Eisen durch Reduction direct aus * Als Quellen dienten : Dr. Ingvdld Undvet, Das erste Auftreten des Eisens in Nord-Europa, deutsche Ausgabe von J. Masdorf. Hamburg, Otto Meifsner, 1882. Dr. Ludwig Beclc, Die Geschichte des Eisens. Braunschweig, Friedrich Vieweg & Sohn, 1884. Dr. Max Sering, Geschichte der preufsisch-deutschen Eisenzölle von 1818 bis zur Gegenwart, Staats- und socialpolitischc Forschungen von Gustav Schmöller, dritter Band, viertes Heft (der ganzen Folge 14. Heft). Leipzig, Duncker & Humblot, 1882. »Mittheilungen des Vereins deutscher Eisenhüttenleute« aus der Kölnischen Zeitung 1880: Die Zeitschrift »Stahl und Eisen«.