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Bau von 66 X 50 m gleich 3 300 qm innerer Fläche verdient eingehende Beachtung. Die Werkstatt ist fünfschiffig mit prachtvollem Oberlicht ausgeführt. Ueber dem 19 m breiten Mittelbau, der für die Montage der gröfsten Schiffsmaschinen ausreicht, laufen 2 Krahne von 30 bezw. 10 t Tragfähigkeit. Zu beiden Seiten desselben haben die bedeutendsten Arbeitsmaschinen, eine Drehbank von 1,25 m Spitzenhöhe und 17 m Spitzenweite, sowie eine grofse Stofs- und Hobelmaschine Aufstellung gefunden. Die beiden mittleren Seiten schiffe, von 6,66 m Breite, von je einem Laufkrahn mit 50 Ctr. Tragfähigkeit überspannt, nehmen die sonstigen Arbeitsmaschinen auf. In den äufseren Seitenschiffen sind die Dreherei und die Schlosserei untergebracht. Die Abends durch Bogenlicht erleuchtete Werkstatt enthält aufser 2 Dynamos 107 Werkzeugmaschinen und 154 Schraubstöcke. Auf dem diesen Werkstätten gegenüberliegenden Ufer des Baubassins reihen sich die Segelmacher- und Takler-Werkstatt, sowie die Mastenbau- und Bootsbau- Werkstatt mit den zugehörigen Lagerhäusern für Rundhölzer und Boote aneinander. Beide Lagerhäuser stehen durch überbrückte Kanäle und Slips mit dem Baubassin in Verbindung, so dafs die Rundhölzer und Boote direct aus dem Wasser in ihre Lagerstellen verbracht werden können. Die Boote stehen, durch Laufkrähne gehoben, in 3 Etagen übereinander und zwar die schweren Barkassen und Pinassen unten, die Kutter in der Mitte und die leichten Gigs und Jollen oben. Nach Südwesten wird das Baubassin durch die 4 Trockendocks begrenzt, deren Sohlen länge von 120 m beim gröfsten bis 100 m beim kleinsten variirt, und in welcher bei normalem Wasserstande Schiffe von 8,6 m bis bezw. 5 m Tiefgang gedockt werden können. Die innen mit schwedischem Granit ausgekleideten, mit festen Kielstapelungen, Kimm schlitten, Verhol- und Aufzugs-Vorrichtungen versehenen Docks werden gegen das Bau bassin durch eiserne Verschlufspontons abgesperrt, deren Breite in der Wasserlinie von 22 bis 19 m schwankt. In dem gröfsten Dock kann demnach noch gerade das gröfste, augenblicklich in fertigem Zustande schwimmende Panzerschiff Italiens »Lepanto« von 122 m Länge und 22 m Breite stehen, wenn es nach Entleerung seiner 24 Kessel, oder der 3000 t Kohlen fassenden Bunker auf seinen Constructions-Tiefgang von 8,6 m gebracht worden ist. Im vollständig ausgerüsteten Zustande mit 9,24 m Tiefgang würde es in Kiel nicht gedockt werden können. Es verdrängt dann 14860 t Wasser und läuft mit einer Maschinen kraft von 16 150 indicirten Pferdestärken 18,4 Knoten. Zum Auspumpen der Docks dienen 3 Gwynnsche Centrifugalpumpen, welche durch 3 liegende Dampfmaschinen von je 90 indicirten Pferdestärken mittels Riemen angetrieben werden. Das gröfste Dock, bis zum normalen Wasserspiegel gefüllt, enthält ohne Schiff 26000 t Wasser und wird von den drei Pumpen in nicht ganz 6 Stunden trocken gelegt. Hinter den Docks liegt die Schiffbau-Schmiede und Schlosserei, ein Gebäude von 136 m Länge und 32 m Breite. Die Schmiede zählt 32 verschiedene Feuer und 3 Dampfhämmer von 270 bis 1250 kg Bärgewicht; die Schlosserei 83 Schraubstöcke und 25 verschiedene kleine Werkzeugmaschinen, wie Drehbänke u. s. w. In Verbindung mit dieser Werkstatt besteht eine Verzinkungsanstalt mit 2 Wannen von 2,2 m Länge, 0,5 m Breite und 0,6 m Tiefe bezw. 5,15 X 0,6 X 1,1 m. Hie letztere ist zum Verzinken von Aufsenhautblechen für Torpedoboote bestimmt, deren verzinkte Bleche selbst dann noch vor dem Verrosten geschützt werden, wenn Theile ihrer Oberfläche schon von dem Zinküberzug entblöfst sind. Zwischen den Docks und den nordwestlich davon liegenden 3 Hellingen sind in langer Reihe die wichtigsten Schiffbau-Werkstätten erbaut. Sie umschliefsen 2 Platten- Glühöfen für Bleche, 2 Feuereisen-Glühöfen und eine Richtplattenfläche von 200 qm. Für die Bearbeitung des Schiffbaueisens und Stahls sind 20 Schmiedefeuer, hydraulische Schmiege- und Biegemaschinen, Walzwerke, Scheere für Winkeleisen und Bleche, Loch- und Bohr-, Kanten- und Planhobelmaschinen u. s. w., im ganzen 50 Arbeitsmaschinen in Thätigkeit. Den Abschlufs dieser Werkstätten bildet die hydraulische Panzer plattenpresse mit eigenem Glühofen. Die Presse kann einen Druck von 4200 t aus üben, sie hatte bisher aber nur 25 cm starke eiserne Panzerplatten zu biegen und zu richten, wozu ein Druck von 2600 t ausreichte. Parallel der Schiffbauwerkstätte läuft das Gebäude der Tischler- und Maler werkstätte, von welcher die erstere mit 23 der neuesten Holzbearbeitungs-Maschinen, die letztere mit 7 Farbemühlen und einer Kittknete-Maschine ausgerüstet ist. Ueber beide Werkstätten zieht sich ein geräumiger und heller Schnürboden von 115 m X 19 m = 2185 qm Fläche, wie ihn in dieser Ausdehnung wohl nur wenige Werften besitzen. Die unmittelbar an der Kieler Bucht gelegenen, ebenfalls durch Pontons verschliefs-