804 Nr. 11. „STAHL UND EISEN.“ November 1888. „Still, still, man hört sonst unsere Verhandlungen, fünfzehn Jahre sind mir lieber als zehn, also das ist abgemacht; wir wollen jedoch einstweilen über die Verlobung schweigen, bis ich als Vormund meiner Schwester damit selbst hervortrete.“ Das ängstliche Julchen wurde inzwischen von Amanda über den glücklichen Ausgang verständigt und wäre beinahe der Schwägerin aus Dankbarkeit um den Hals gefallen, aber diese mahnte zur Vorsicht. Herr Fundberg empfing die Gesellschaft ziemlich unwirsch, für seinen Appetit erschienen wir viel zu spät, mit einigen Vorbissen hatte er seinen knurrenden Magen schon in etwa beschwichtigen müssen. Nun ging endlich die Schmauserei los, die in fröhlichster ■Weise verlief. Die Wagen bestiegen wir in gleicher Ordnung wie auf der Herfahrt. Trautwein drehte sich um und rieth: „Hüllt Euch nur gut in die Decken, es ist kühl, aber beleckt Euch die Mäulchen nicht zu häufig, ich werde anstandshalber öfter um schauen.“ Den dritten Tag nachher feierten wir Sedansfest wie heute. Als der officielle Theil erledigt und die Ge sellschaft in engere Kreise sich geschieden, da erhob Amandas Mann das Sektglas und verkündete die Ver lobung seiner Schwester Fräulein Julie Trautwein mit Herrn Hüttendirector Carl Biedermaier. Die Pfropfen knallten, die Gläser klangen aneinander; dem glück wünschenden Lieutenant flüsterte ich zu: »Vivat sequens!« Amanda versicherte frohen Herzens: „Julchen wird Carl glücklich machen und umgekehrt, Carl sein Julchen, das ist die rechte Frau für Dich — wir duzten uns von jetzt an — im übrigen sind wir quitt, ich habe meine Schuld abgetragen.“ Die kluge Schwägerin behielt recht, ich wünsche Jedem ein ebenso treffliches Weib, wie mir die gütige Vorsehung beschieden hat. * * * Als meine Geschichte beendet, da streckte ich der treuen Gattin die Hand entgegen: „Julchen, hat’s Dich jemals gereut?“ „Nein, Carl, niemals!“ sprach sie herzlich und schlug ein. Auf der Rückreise machten wir einige Stunden Halt in der Stadt Schleswig, wo Herr von Zeppernitz als Rittmeister steht, mit dessen Gemahlin Julchen einen regelmäfsigen Briefwechsel unterhält. Frau Else erzählte, dafs ihr Vater sich von den Geschäften zurück gezogen, in einer schönen Villa bei Uhlenhorst wohne. Bruder Bob stehe nun an der Spitze der Handlung. Trautweins sind noch immer in Berlin ansässig, leider verhinderte die plötzliche Erkrankung eines Kindes die beabsichtigte Herüberkunft nach Sylt. Carl Biedermaier.