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1016 Stahl und Eisen. Wilhelm Funcke 7. 15. December 1896. genannte § 113 des Zollgesetzes bezieht sich nur auf inländische Erzeugnisse und Fabricate, nicht aber auf ausländische, in den freien Verkehr des Zollgebietes übergegangene Waaren, und im 118 desselben Gesetzes ist nur ganz allgemein von Zollerlassen und Billigkeitsgründen die Rede, wobei es vollständig dem Ermessen der Steuerbehörde überlassen bleibt, ob in Fällen der fraglichen Art Billigkeitsgründe als vorliegend zu erachten sind oder nicht. Bezüglich dieser Art von Retour- waaren wird mit Recht der Erlafs einer klaren Vorschrift verlangt, dafs die doppelte Verrzollung ausländischer Waaren zu vermeiden ist. „ Wil Ii el in Funcke . Am 14. November d. J. starb zu Hagen in Westfalen, 77 Jahre alt, der Nestor der deutschen Eisenindustrie, Wilhelm Funcke. Er war geboren am 14. Juli 1820 als Sohn des Kaufmanns Bernh. Wilh. Funcke, der kurz vorher von Lüdenscheid nach Hagen gezogen und dort ein Indigogeschäft gegründet hatte. Seine Schulbildung genofs W. Funcke auf der Hagener Rectoratschule und der unter Professor Grothe in grofser Blüthe stehen den Hagener Gewerbeschule. Seiner einjährigen Militärdienstpflicht ge nügte er bei den Ulanen in Düssel dorf. Seine kaufmännische Aus bildung erhielt er in der Firma Carnap & Co. zu Elberfeld, sowie im elterlichen Geschäft. Letzteres bot namentlich durch den Einkauf des Indigos auf dem damals hierfür mafsgebenden Londoner Markt, so wie durch den Verkauf in Belgien, Frankreich und ganz Deutschland vielfach Gelegenheit zu umfassen den Reisen, auf denen er die damals allen anderen Ländern voranste hende englische Eisenindustrie ein gehend kennen lernte. Infolge dessen schritt er 1844 zur Grün dung der Firma Funcke & Hueck in Gemeinschaft mit seinem aus Lüdenscheid stammenden Vetter Fritz Hueck und betrieb zunächst die Fabrication von Holzschrauben mit Maschinen, die aus Bir mingham bezogen wurden. Die Dampfmaschine dagegen, die erste, welche in der Stadt und dem Umkreis Hagen in Betrieb kam, stammte aus der vom alten Fritz Harkort begründeten Kampschen Maschinenfabrik zu Wetter a. d. Ruhr. Damals war die gesammte, schon weit über 100 Jahre alte Kleineisenindustrie der Umgegend Hagens, der Enneper Strafse und des märkischen Landes noch lediglich eine in primitiver Weise betriebene Hausindustrie, deren Betriebskraft, so weit solche namentlich zur Senkschmiederei er forderlich war, von den kleinen Wasserrädern der Ennepe, Volme und deren Nebenflüssen geliefert wurde. Die Funcke & Huecksche Holzschrauben fabrik war die erste, welche Dampfkraft und organisirten, fabrikmäfsigen Betrieb einführte und durch ihr Beispiel vorbildlich und bahn brechend wirkte für die inzwischen grofsartig entwickelte Eisen- und Stahlwaarenindustrie der Hagener Gegend. Als neu in Deutschland durch W. Funcke ein geführte Fabricationsmethoden seien erwähnt: 1851 mechanische Herstellung der Schraubenmuttern auf soge nannter Mutterpresse; 1860 Gesenkschmiederei unter sogenannten Fallhämmern mit Frictionsantrieb ; 1861 Fabrication der Holz schrauben mittels automatisch ar beitender Maschinen, d. h. Maschi nen, welche selbstthätig ohne Mit wirkung von Menschenkraft die ge- sammte Herstellung der Holz schrauben bewirkt nach amerika nischem System. Heute rechnen die in Deutsch land in Thätigkeit befindlichen Mutterpressen nach Hunderten, die Fallhämmer nach oben genanntem System zählen weit über die Tausend, und die Fabrication der Holzschrauben mit selbstthätigen Maschinen beschäftigt in neun gröfseren Fabriken wohl an 4000 der oben ge nannten Automaten. 1856 gründete W. Funcke in Gemeinschaft mit Hrn. Ed. Elbers das Puddel- und Walzwerk Funcke & Elbers, 500 Arbeiter, 1863 die Werk zeugmaschinenfabrik Wagner & Co. in Dortmund, 350 Arbeiter, 1871 die Zeche Westhausen mit einer Belegschaft von 560 Mann. Diesen vier von ihm persönlich ins Leben gerufenen Unternehmungen widmete er bis an sein Ende und auch noch nach seinem Austritt aus der eigentlichen Geschäftsleitung lebhaftes Interesse und thatkräftige Mitwirkung. An kleinen, von ihm allein betriebenen Unter nehmungen sind noch zu erwähnen eine Dampf ziegelei in Hagen-Eckesey und eine Schiefergrube