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Referate und kleinere Mittheilungen. Ostasiatische Eisenindustrie. üeber die in dieser Zeitschrift schon früher be schriebenen chinesischen „Hanyang Iron and Steel Works“* erhalten wir noch folgende, für die dortigen Verhältnisse charakteristischen Mittheilungen: „Die bisher dem Vicekönig Chang chi tung ge hörenden Eisenwerke in Hanyang (Hupeh) sind am 1. Juni dieses Jahres pachtweise an ein chinesisches Consortium übergegangen, da die vicekönigliche Kasse nicht mehr in der Lage war, den monatlich etwa 150000 Ji betragenden Fehlbetrag zu decken. Wie es möglich ist, dafs der Fehlbetrag diese Höhe erreicht, trotzdem nur selten einige Betriebe arbeiten und die Gesammtausgaben im Durchschnitt weit hinter dieser Summe Zurückbleiben müfsten, wird nur für diejenigen erklärlich, welche mit chine sischer Beamtenwirthschaft vertraut sind. An der Spitze des chinesischen Consortiums be findet sich der bekannte Taotai von Tientsin Sheng Hsüen huai, welcher ferner sowohl Director der sich über ganz China erstreckenden Staats-Telegraphen als auch Director der grofsen chinesischen Dampf- schiffahrts-Gesellschaft (China Merchants Steam Navi gation Co.) ist. Er ist einer der fähigsten und unter nehmendsten Chinesen und ist bemüht, seine Er nennung zum Director der zu bauenden Eisenbahn linie Peking-Hankow mit Hülfe der beiden Vicekönige Chang chi tung in Wuchang und Wang wen shao in Tientsin durchzusetzen, was natürlich für die Hanyang- Werke von allergröfster Bedeutung sein würde. Von der Uebernahme der Werke durch Sheng Taotai, sind die dort beschäftigten Europäer zunächst kaum betroffen worden, da sie mit ihren alten Ver trägen von Sheng übernommen werden mufsten und die Erfüllung dieser Verträge vom Vicekönig garantirt ist. Da man jedoch bisher keinen Vertrag eines Europäers erneuert und fast ausnahmslos alle Europäer nach vollendetem Vertrage entläfst, ohne Ersatz zu engagiren, so hat es den Anschein, als ob Sheng es für besser halte, ganz ohne Europäer zu arbeiten und eine reine Ghinesenwirthschaft einzurichten. So be finden sich schon heute keine Europäer mehr im Puddel- und Walzwerk und in den mechanischen Werkstätten, wo zwei Chinesen an der Spitze stehen, die nach ihrem Vorleben „einem Feinde jeglichen Rechnungswesens“, wie der „Shanghai Mercury“ vom 15. September 1896 den Sheng Taotai treffend be zeichnete, sehr willkommen sein müssen. Wie aber die übrigen Theilhaber dabei zu einem Gewinnantheil kommen sollen, ist vorläufig noch nicht klar zu sehen und wird die Zukunft das Weitere lehren müssen. Wenngleich nach Allem nur von einem Personen- und nicht Systemwechsel hier die Rede sein kann, so scheint man sich doch nicht jeder besseren Ein sicht wie bisher verschliefsen zu wollen und hat so gleich die Lösung der für das Leben und Gedeihen der Werke wichtigsten Frage, der Koksfrage, energisch in Angriff genommen. Man hat nach allen Punkten der Umgebung, wo Kohlen sich finden, Beamte zur Untersuchung geschickt und diese Kohlen probirt, wenn auch bisher ohne nennenswerthen Erfolg. Diesen verspricht man sich von einer gröfseren Expedition, die unter Leitung des Bergassessors Marx unter Assistenz des Bergingenieurs Leinung am 25. Juli von Hanyang nach Ping siang aufgebrochen ist. Ping siang liegt im südlichen Theile der Provinz Kiang-si, nahe der Grenze der Provinz Hunan, und kommen * „Stahl und Eisen“ 1896, Nr. 4, S. 141. von dort her, die Wasserwege dieser letzteren Provinz benutzend, seit langem Kohlen nach Hanyang, die zum Theil sich als gute Kokskohlen erwiesen haben. Man ist hier auf den Ausgang dieser Expedition mit Recht sehr gespannt, doch wird man sich wohl noch etwas zu trösten haben, da die Rückkehr des Hrn. Marx kaum in diesem Jahre erfolgen dürfte, und ob selbst im Falle eines günstigen Befundes in Ping siang alle daran geknüpften Hoffnungen in Erfüllung gehen, erscheint mehr als zweifelhaft, wenn man die Länge des Transportweges und die Schwierigkeiten desselben bei niedrigem Wasser in Rechnung zieht.“ Bezüglich Japans Eisenindustrie geht die Mit- theilung durch die Zeitschriften, dafs in St. Francisco eine Gesellschaft von japanischen Ingenieuren und Hüttenbeamten eingetroffen ist, welche den Auftrag hat, die grofsen Stahlwerke Europas und Amerikas zu besichtigen. Die Reise steht im Zusammenhang mit dem Plan, in dem Kohlengebiet Südjapans mit einem Aufwand von 2 Millionen Dollars ein Stahl werk zu errichten. T. Die Roheisenerzeugung Grofsbritanniens im 1. Halbjahr 1896. Die Roheisenerzeugung Grofsbritanniens betrug nach den Ermittlungen der „British Iron Trade Asso ciation“ im ersten Halbjahr 1896 4 397 699 t, was auf das Jahr gerechnet rund 9 Millionen Tonnen aus machen würde, eine Zahl, die bisher noch nie erreicht worden ist. Wie aus der nachstehenden Tabelle er sichtlich, sind an der Zunahme gegen das Vorjahr sämmtliche Bezirke betheiligt. Die Erzeugung betrug: im 1. Halb jahr 1896 im 1. Halb jahr 1895 in Cleveland 1 626 575 1 480 995 Schottland 629 920 488 066 n Cumberland 357 692 312 924 » Lancashire 374 948 264 729 n Süd Wales 405 369 336 670 Lincolnshire 158 060 140 187 n Northamptonshire . . . 133 299 118 161 » Derbyshire 111 683 96 063 » Leicestershire 123 267 128 199 Nord Staffordshire . . . 105 217 139 812 Süd Staffordshire . . . 155 704 151 163 Süd- und West Yorkshire 150 746 71 226 n Shropshire 27 147 22 440 Nord Wales 26 649 19 364 n den übrigen Bezirken . 11 423 11 420 Zusammen . . 4 397 699 3 781 419 Am 30. Juni waren 666 Hochöfen Vorhände von denen während der Berichtszeit durchschnittlich 359 unter Feuer standen oder nur 15 mehr als im Vorjahre. Diese geringe Zunahme der Zahl der be triebenen Oefen würde die bedeutende Mehrerzeugung nicht erklären; die letztere ist vielmehr darauf zu rückzuführen, dafs die Werke in den einzelnen Hoch öfen die gröfstmöglichsten Leistungen zu erzielen suchten und, wo es angängig war, mit höherem Wind druck arbeiteten. Die Jahresproduction des laufenden Jahres wird nach den bis jetzt vorliegenden Zahlen um etwa 2 Millionen Tonnen gröfser sein, als diejenige von 1892. Im Jahre 1882, als die Productionsziffer eine ähnliche Höhe erreichte, wie in diesem Jahre, waren 570 Hochöfen in Betrieb, während jetzt zum Erblasen einer noch gröfseren Menge 211 Hochöfen weniger unter Feuer stehen. Wenn wir bis 1873 zurückgehen, finden wir, 'dafs damals 683_Hochöfen an einer Er-