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914 Stahl und Eisen. Vorschläge zu einer Hochofenanlage mit SeUgtrenenerirunf) der Gase. 15. November 1896. an, ob es nicht zweckmäfsig sei, dem Gestell des j Zeit lang mit den zu erwärmenden Körpern in Zeit vollständig gute Ergebnisse geliefert hat. Eig. 1 bis 3 zeigen die Hochöfen von Stomporkow. In allen diesen Hochöfen stellt sich schematisch die ausgebrannte Form dar, wie ich sie in Fig. 6 unter dem Namen „natürliche Hochofenform“ skizzirt habe. Das Ausbrennen des Gestells des Hochofens findet in der ersten Zeit seiner Hüttenreise statt: trotzdem bleibt der Hochofen im Gange und liefert vollständig gute, zuweilen auch glänzende Betriebs ergebnisse (Holzkohlenhochofen Nr. 1 zu Stom porkow). Dieser Umstand regt unwillkürlich zu der Frage j . Fig. 6. Natürliche Hochofenform 1. durch Berührung der Gase mit den zu er wärmenden Körpern; 2. durch Wärmeleitung der Scheidewand, welche die Gase von den zu erwärmenden Körpern trennt; 3. durch Wärmeausstrahlung. Im Hochofengestell findet fast ausschliefslich die erste Art der Wärmeübertragung statt. Die vorwiegende Menge der in dem Hochofen gestell zu erhitzenden Körper besteht aus schlechten Wärmeleitern, daher genügt es nicht, die Gase im Hochofengestell eine gewisse hohe Temperatur erreichen zu lassen, sondern sie sollen eine gewisse Berührung bleiben, d. h. die Gase sollen die zu erhitzenden Körper mög lichst vollständig umhüllen, was nur beim lockeren Auslegen der Schmelz materialien möglich ist. Die Hochofenform mit einer Er weiterung in der Gegend, wo die höchste Temperatur herrscht, und mit einer Verengung über dieser Gegend, wie Fig. 6 zeigt, dürfte die zweck- mäfsigste für die oben angegebenen Verhältnisse sein. Im Gestell, welches sich nach unten zu verengt, zwingt der auf die Schmelzmaterialien ausgeübte Druck dieselben zur Gewölbebildung und zum Zusammenkleben der Stücke der weich - gewordenen Massen. In der Gegend der Achse des Hochofens treten diese Erscheinungen am kräftigsten auf; unter solchen Verhältnissen erscheint es ganz natür lich, dafs sich die Hochofengase im Gestell wie in Kanälen bewegen und in keinem Falle das Verlangen nach rationeller Wärmeübertragung befrie- — digen, da sie nicht einmal bis zu der Achse der Beschickungssäule ein zudringen vermögen; die letzte Er scheinung hat verschiedenartige Gas fangeinrichtungen bedingt, um die Gasströme von den Wänden des Hoch Hochofens die Form eines umgedreh ten, abgestumpften Kegels zu geben? Die Praxis lehrt, dafs die konische Form niemals bewahrt bleibt und dafs trotzdem der Betrieb dadurch gar nicht leidet. Während andererseits früher das Gestell von 2 m im Durchmesser schon als ein sehr weites angesehen war, wird jetzt ein Gestelldurchmesser von 3 m als normal betrachtet,* daher bemerkte Schinz** ganz richtig: „Mit voller Berechtigung hat man deshalb ein allzu enges und hohes Gestell mit einem Hemmschuh ver glichen, welcher einem Wagen auf ebener Strafse angelegt wird.“ Der Gupolofen erfüllt dieselbe Rolle, wie der Hochofen in seinem Gestell: wie im Cupolofen, so sind auch im Gestell des Hochofens die festen Massen vollständig zu verschmelzen. Der Krigarsche Gupolofen*** giebt ausgezeichnete Ergebnisse, obgleich die Schachtverengung über der Schmelz zone des Gupolofens angebracht ist. Professor E. F. Dörret betrachtet die Gupolofenform mit Schachtver engung über der Schmelzzone als die zweckmäfsigste. F. Siemenst hat mit gutem Erfolge im Martinofen das einge bogene Gewölbe durch ein bauchiges ersetzt und diesem Falle sogar eine besondere Theorie über freie Flamm-Entfaltung angepafst, die von K. Eichhorn ttt jedoch in anderer Weise und mit besonderer Klarheit erläutert wurde. Die Verbrennungswärme kann auf die zu er wärmenden Körper auf dreierlei Weise übertragen werden: ofens zu dessen Achse abzulenken; in gleicher Weise erscheint es selbstverständlich, warum diese Apparate gleichzeitig den Zweck haben, die Erze an die Wände des Ofens, den Brennstoff dagegen zu der Achse des Hochofens zu schaffen, denn bei diesen Verhältnissen können die Ofengase die Gewölbestützen durchdringen, weil ein Aneinander * „Stahl und Eisen“ 1895, S. 117. ** Schinz, „Studien über den Hochofen“, S. 80. *** A. Ledet»ur, „Handbuch der Roheisen- und Stahlgiefserei" 1891, S. 112 bis 113. t Siehe sein „Handbuch der Eisengiefserei", 1. Aufl. tt F. Siemens, „UeberdenVerbrennungsprocefs", Berlin 1887, S. 1 bis 19. ttt „Stahl und Eisen“ 1888, Heft VIII und IX. kleben der Brennstoffstücke hier nicht statt finden kann. Diese Betrachtungen zeigen, dafs wir keine engen und hohen Hochofengestelle für die Er höhung des Wärme-Effects der Gase einzurichten brauchen. Aufserdem steht es in unserer Macht, im Gestell des Hochofens so hohe Temperaturen