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Temperatur stattfindet. Sieht man einen Dampf kessel näher an, so findet man, dafs dessen Mantel fläche keineswegs überall einem Kreisumfange entspricht. Man findet im Gegentheil, dafs z. B. beim Zusammenstofsen von Ecken ganz flache Stellen, ja unter Umständen sogar Gegenbiegungen vorkommen. Wurde also das Blech früher auf einen gewissen Halbmesser gerollt, so wird es hier durch das Anrichten und Nieten wieder zurückgebogen, und wenn hier mehrere ungünstige Umstände in der Behandlung Zusammentreffen, so erklären sich leicht nachtheilige Folgen. Werden die Löcher gebohrt oder gar gestanzt, jedoch die scharfen Ränder nicht abgereift, so werden sich sehr leicht kleine Einrifschen bilden, welche das Blech als verletzt und dadurch für das Entstehen von Rissen sehr empfindlich erscheinen lassen. Hieraus ergiebt sich, wie wichtig das Abreifen der Lochränder wäre. Berücksichtigt man ferner die durch die vor stehenden Versuche nachgewiesene Erscheinung, dafs überhaupt durch Biegung in kritischer Tem peratur bei der geringsten vorhandenen Verletzung leichter ein Einreifsen erfolgt, wie aus der Serie 46 bis 52 ersichtlich ist, ein solches eingerissenes Blech aber für jede, auch die geringste Weiter biegung äufserst empfindlich ist, wie bei Probe 47 näher hervorgehoben wurde, so ergiebt sich, welch schlimme Folgen eintreten können, wenn vom Lochen her die geringste Verletzung vorhanden ist und durch das Nieten oder Anrichten ein Biegen in kritischer Temperatur stattfindet. Die Fehlstelle oder das Rifschen wird vielleicht hierbei noch nicht wesentlich weiterreifsen, weil die beim Anrichten oder Annieten verlangte Biegung keine wesentliche ist, aber, durch die hierbei erfolgende Verwandlung des Materials in ein sprödes können später nachtheilige Folgen eintreten. Die nicht vollkommen kreisförmige Gestalt des Querschnitts eines fertigen Kessels hat ohne Zweifel zur Folge, dafs bei der Erprobung durch Wasserdruck das Bestreben vorhanden ist, den gröfsten Quer schnitt bei kleinstem Umfange herzustellen. Hier durch biegen sich unter dem Einflufs der Er probung die Bleche etwas, und nachdem ein spröde gewordener Materialtheil, wie aus Probe Nr. 47 ersichtlich, absolut keine Weiterbiegung im kalten Zustande mehr verträgt, so wird es vollkommen erklärlich, wenn bei einem Kessel, an dem bei der Fertigstellung noch nichts Nach theiliges bemerkt wurde, während der Erprobung durch Wasserdruck ein Rifs entsteht. In ähnlicher Art mag es auch andere Gelegen heiten und Umstände geben, durch welche bei der Erzeugung von Dampfkesseln und verschiedenen Gonstructionsgegenständen ein ungünstiger Einflufs auf das Material entsteht, so wie auch nicht aus geschlossen ist, dafs man unter Umständen einen entstandenen ungünstigen Einflufs durch Nach behandlung (Ausglühen) wieder beseitigen kann. In dieser Richtung zu weiterem Nachdenken an zuregen, um das Ergebnifs dieser Versuche nütz lich zu verwerthen, soll der Zweck vorstehender Mittheilungen sein. Alte Geschichten. Wer hat nicht als Kind gern die alten Ge schichten gehört aus Grofsvaters und Grofsmutters Munde, welche über deren Jugendzeit berichteten? Wer liest nicht gern noch heute wieder und wieder mit stets gleicher Freude die „ollen Kamellen“ Fritz Reuters ut de Franzosentid, ut mine Festungstid, ut mine Stromtid? Auch der Eisenhüttenbetrieb hat seine ollen Kamellen, und die älteren Eisenhüttenleute der Jetztzeit, zu denen ich selbst mich zähle, könnten den jüngeren manche Geschichte aus ihrer Jugend erzählen, welche diese für schier unglaublich halten würden, wenn Flunkerei in dem Munde eines Eisenhüttenmannes überhaupt denkbar wäre. Von den kleinen, mit einer einzigen Form betriebenen Holzkohlenöfen im Gebirge, auf deren Gicht die zuvor mit dem Hammer zerklopften Erze auf einer schiefen Ebene mit Handkarren befördert wurden ; von der Umständlichkeit und Bedenklichkeit der alten Hüttenmeister, welche nicht wagten, eine Windform auszu wechseln, bevor nicht ein für XXI.16 dieses Amt besonders angestellter Arbeiter herbei- I geholt worden war, welcher meilenweit wohnte und in dessen Familie das Amt seit Jahrhunderten erblich war; von dem Hüttenhasen, einem ngrug- liehen“, gespenstischen Wesen, welches nächt licher Weile die einsam auf der Gicht oder „am Tümpel“ beschäftigten Arbeiter entsetzte; von dem „Creditreglement" auf staatlichen Werken, welches vorschrieb, dafs ein Käufer, welcher Credit haben wolle, zunächst in Staatspapieren einen entsprechen den Betrag zu hinterlegen habe, dafs aber, wenn jener Käufer sich zwei Jahre lang als zuverlässig erwiesen habe, ihm die Hälfte der hinterlegten Papiere zurückgegeben werden könne; und von anderen schönen Dingen. In solchen alten Geschichten spiegelt sich die Eigenart des Zeitabschnitts, in welchem sie handeln. Es ist daher nur wünschenswerth, dafs sie der Nachwelt erhalten bleiben. Mehrfach hat auch dieses Blatt über solche alten Geschichten be richtet; so über Schotts Erlebnisse in der Eifel 2