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1. November 1896. Ueber Blauwärme. Stahl und Eisen. 853 dabei die Einkerbung auf der blaugemachten, oder aber auf der nicht erwärmten Seite gemacht wird, ob man in diesem Falle bei der Biegung die Kerbe auf der bei der Biegung gespannten oder gedrückten Faser macht u. s. w. Alle diese Proben gaben keinen wesentlichen Unterschied gegenüber der Bearbeitung in Blauwärme über haupt, daher wird das Ergebnifs dieser Proben hier nicht angeführt. Nachdem durch vorige Proben sich gezeigt hatte, welches Mafs der Bearbeitung bezw. blofsen Biegung schon genügt, um ein sonst weiches Material spröde zu machen, ging man daran zu untersuchen, wie weit sich die Temperatur von der Blauwärme nach Fig. 27. oben oder unten ent fernen mufs, damit eine Bearbeitung bezw. Bie gung nicht mehr schäd lich ist. Alle diesbezüg lichen Proben wurden wieder in der kritischen Temperatur mittels einer Matrize von 0,5 m Halbmesser einmal hin, einmal her gebogen, dann geradegerichtet, nach dem Erkalten 1 mm tief einseitig ein gehobelt und dann auf der Biegemaschine ge bogen. Bei folgenden Pro ben wurde das Ein richten bezw. Biegen in der Matrize mit einem Vorschlagham mer vorgenommen und zwar bei folgenden Temperaturen: beim Erscheinen der ersten Spuren eines blafs- gelben Anlaufens (Fig. 25), bei sehr schwach Blafsgelb (Fig. 26), bei ausgesprochen Blafsgelb (Fig. 27), bei Bronzefarbig (Fig. 28), bei Blafs- violett (Fig. 29), bei Violett (Fig. 30). Diese Proben zeigen die vielleicht noch nicht oder noch wenig bekannte Thatsache, dafs nicht allein die Blauwärme eine kritische Temperatur ist, sondern eine Anarbeitung auch bei anderen Anlauffarben gefährlich ist, und dafs die gelbe Anlauffarbe gefährlicher zu sein scheint, als An lauffarben einer höheren Temperatur, und dafs die ausgesprochen blafsgelbe Anlauffarbe die be denklichste zu sein scheint. Um die Fehlerquelle zu vermeiden, dafs etwa durch den Vorschlaghammer örtlich stärkere Biegungen stattlinden könnten, wurde diese Ver suchsreihe nochmals wiederholt in der Art, dafs mit dem Vorschlaghammer nicht unmittelbar auf die Lamelle geschlagen wurde, sondern auf eine Patrize, so dafs das Blech sich während des Biegens zwischen Patrize und Matrize befindet und beim Zurückbiegen und Geraderichten zwischen zwei ebenen Platten. Die Resultate zeigen die Figuren: 31 bei den ersten Spuren einer gelben Anlauffarbe, 32 bei sehr schwach Blafs gelb, 33 bei ausge sprochen Blafsgelb, 34 bei Messingfarbig, 35 bei Morgenroth, Kupfer farbig, 36 einerseits Kupferroth, anderer seits Violett mit etwas Blau. Fig. 33. Auch diese Proben zeigen, dafs die ge fährlichste Temperatur die der ausgesprochen blafsgelben Anlauf farbe ist. Es war nun inter essant zu wissen, wel chen Einflufs das Bi egen in einer kritischen Tem peratur auf das Ver halten des Materials beim Zerreifsen haben mag. Hierüber erhielt man Aufschlufs durch die in folgender Tabelle enthaltenen Zerreifs- proben, in welcher Zusammenstellung der Ueber- sicht halber auch die schon früher angeführten Zerreifsproben aufgenommen wurden. Diese Zerreifsproben zeigen wieder, dafs das Hin- und Herbiegen im kalten oder im glühenden Behandlung Festigkeit Deh ¬ nung Con- trac- tion % an der Elastici- täts- grenze kg an der Bruch grenze k? Naturzustand des zurückge- kommenen Bleches vor sichtig geradegerichtet. . 28,6 40,7 20,50 56,5 Ausgeglüht u. geradegerichtet 25,2 37,0 31,25 60,3 Die folgenden Proben wurden ausgeglüht u. gerade gerichtet und dann zwischen Patrize und Matrize auf einen Radius von 0,5 m einmal hin, einmal zurückgebogen und dann zwischen zwei Platten geradegerichtet u. z. bei fol genden Temperaturen: Im kalten Zustande .... 26,5 38,2 25,5 61,0 Bei der Temperatur der aus gesprochen lichtgelben An- 41,8 aufserhalb der Marken, gerissen laulfarbe 47,5 47,7 •4, • desgleichen 41,7 15,25 54,7 Bei der Temperatur der bronzefarbigen Anlauffarbe 37,0 44,0 aufserh Marken alb der gerissen 53,7 Bei der Temperatur der violetten Anlauffarbe . . 38,1 44,5 19,0 54,7 Im glühenden Zustande . . 29,9 38,2 28,0 61,8