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850 Stahl und Eisen. Ueber Blauwärme. 1. November 1896. gegenüberliegenden Rande als zäh. Die chemische Analyse ergab: Kohlenstof = 0,061, Mangan = 0,21, Phosphor = 0,022. Diese Zusammen setzung stand also mit der Sprödigkeit in vollem Widerspruche. Biegeproben durch Schlagen mit dem Vorschlag hammer auf unter dem Dampfhammer eingespannte Stücke, die dem spröden Rande entnommen worden waren, ergaben folgendes Resultat: Naturzustand, so wie das Blech zurück gekommen war, mit einem Meifsel eingehauen, ohne jede Biegung kurz gesprungen. Bruch fein körnig glänzend. Naturzustand, nicht eingehauen, bei einem Biegewinkel von 170° gebrochen; Bruch zur Hälfte sehnig, zur anderen Hälfte gestauchtes Flufseisenkorn. Ausgeglühte Probe, nach dem Erkalten eingehauen, bei einem Biegewinkel von 140° gebrochen; Bruch 1/4 sehnig, 84 gestauchtes Flufseisenkorn. AusgeglühteProbe und nicht eingehauen, vollkommen zusammengeschlagen bei tadellosem Verhalten. Die Zerreifsproben lieferten folgende Ergebnisse: geglühten Zustande verlassen hatte, so kann kein Zweifel obwalten, dafs die höhere Festigkeit und Elasti- Festig- Deh- Con- grenze keit nung traction kg kg % 0/o Naturzustand längs 28,6 40,7 20,5 56,5 Ausgeglüht längs . 25,2 37,0 31,25 60,3 Nachdem das Blech < as Eise nwerk m aus die Sprödigkeit beim Biegen durch das Rollen in der kritischen Temperatur entstanden war. Biege versuche zeigten, dafs die Sprödigkeit vom spröden Blechrande aus gegen die Blechmitte zu sich schon in verhältnifsmäfsig geringer Entfernung verlor. Da dieses Blech seiner chemischen Zusammen setzung nach ein vollkommen weiches Material darstellte und trotzdem so spröde werden konnte, so war gerade dieses Material ein geeignetes Versuchsobject zur Anstellung von Studien über die Ursachen, welche solche Sprödigkeit hervor rufen konnten, und es wurden daher die Versuche über den Einflufs einer kritischen Temperatur zunächst nur mit dem Material dieser Bleche angestellt. Zu den Versuchen wurden durchwegs Streifen aus diesem 12,5 mm dicken Bleche von 200 mm Länge und 50 mm Breite verwendet. Die Seitenflächen wurden polirt, und von den scharfen Kanten nur der scharfe Grat abgezogen. ' Das Format der Zerreifsproben war 630 X 40 mm, Markenentfernung 200 mm. Das Biegen erfolgte auf einer von Hand getriebenen Biegemaschine, bei welcher Biegestempel von der in Fig. 1 und 2 ersichtlichen Gestalt verwendet wurden. Die Biegung erfolgte stets in demselben Sinne, in welchem eine Biegung im Bleche schon vom Rollen her vorhanden war. Bei den Proben der Figuren Nr. 4 bis einschl. 10, 12 bis einschl. 16, 19 sowie 23 und 24 war ein Biegestempel von der Gestalt der Fig. 1 verwendet worden. । "V ) Bei allen übrigen ] ft- > Biegeproben war Fig. 3. ein Biegestempel von der Gestalt der ~ ~ 7 Fig. 2 in Verwen- v— düng, welche Ver- Fig- 4 schiedenheit für den Ausfall der Proben von keinem besonderen Einflüsse sein kann. Die Behandlung kann daher als eine gleichartige an gesehen werden. Jene Biegeproben, welche im verletzten Zu stande gebogen wurden, erhielten die Verletzung nicht durch Einhauen mit einem Meifsel, weil 1 hierdurch die Kerben leicht verschieden tief hätten । ausfallen können und aufserdem ein Einflufs durch Stauchung hätte eintreten können, sondern es | wurden die Verletzungskerben durchwegs mit einem [ scharfen Meifsel eingehobelt und die äufseren . Kanten derart abgereift, dafs sich die Einkerbung am Rande gerade verlor. Um sich über das Aussehen eines durch schnelles Brechen hergestellten Bruches zu über zeugen , wurde eine vorher ausgeglühte Lamelle einseitig 1 mm eingehobelt, eine zweite ringsherum (also auch seitlich) 1 mm und eine dritte rings herum 2 1/2 mm tief eingehobelt, unter dem Dampf hammer eingespannt und durch kräftigen Schlag mit einem Vorschlaghammer zu brechen versucht. Die beiden ersten Proben konnten nicht zum Brechen gebracht werden, sondern liefsen sich unter Entstehung eines Einrisses ganz zusammen schlagen. Die dritte Probe brach bei einem Biegewinkel von 10° ab, wie es in Fig. 3 er sichtlich ist, und wies einen vollkommen sehnigen | Bruch auf, auf welchem Sehnenpartien stark heraus-