Volltext Seite (XML)
gedeckt, wozu derzeit Stückkohle, in vielen Fällen sogar magere Stückkohle, verwendet wurde. Dieses wenig wirthschaftliche Verfahren, bei welchem ein Ausbringen an benutzbarem Hochofen-Brennmaterial von höchstens 45 % aus der Kohle erzielt wurde, ist heute fast ganz verlassen und wird nur noch in Fällen der Noth angewendet. Nachdem in der Gegend von Zabrze viele Jahrzehnte hindurch vornehmlich die Kohle der Königin Luisegrube in Bienenkorböfen verkokt worden war, die zwar einen ausgezeichneten Koks ergaben, aber sehr hohe Herstellungskosten bei geringem Ausbringen verursachten, ist man während der letzten 12 Jahre zu verbesserten Einrichtungen in der Koksfabrication übergegangen und es ist hier in Oberschlesien aufserordentlich viel geschehen, um die in so beschränktem Mafse zur Ver fügung stehende Kokskohle in bester Weise auch durch Gewinnung von Nebenproducten auszunutzen. Hr. Fritz Friedländer in Gleiwitz hatte zuerst (im Jahre 1884) den Muth, die in Westfalen damals im Entstehen begriffene Nebenproducten-Industrie nach Oberschlesien zu übertragen. Der überwiegend gröfste Theil der oberschlesischen Koksproduction entstammt Koksöfen, welche nach dem System Dr. Otto-Hoffmann mit Nebenproducten-Gewinnung eingerichtet sind. Zur Zeit sind im Lande 720 Otto-Kammern im Betrieb und 150 im Bau begriffen. Der Kohlendurchsatz in Otto- Oefen beträgt jährlich über 700 000 t. Aufser den Ottoschen Koksöfen sind im Revier noch folgende Arten von Koksöfen mit Nebenproducten-Gewinnung im Betrieb: Appolt-Oefen in Donnersmarckhütte, Hubertushütte und Falvahütte, stehende Gollin-Oefen in Donnersmarckhütte und Falvahütte, Winzek- Oefen in Friedenshütte, Dillasche Oefen in Königshütte, Fritsche-Oefen auf der Koksanstalt Glückauf. Obwohl in Oberschlesien alle Anstrengungen gemacht werden, aus der gegebenen Kohle Koks mit möglichst guten Eigenschaften zu erzielen, so ist es doch, so lange die Steinkohlengruben zur Versorgung der Kokereien noch Kohle aus ihren hängenderen, nicht oder nur wenig backenden Flötzen zumischen, unmöglich, ein Product zu erzielen, welches an Festigkeit und Tragfähigkeit demjenigen annähernd gleich ist, das den Hochöfen in anderen Revieren zur Verfügung steht. Trotz der grofsen Reinheit und des geringen Gehalts an Schwefel und anderen schädlichen Beimengungen läfst sich leider bis jetzt mit dem oberschlesischen Koks noch nicht diejenige Leistung im Hochofen erzielen, wie man sie in anderen Revieren gewohnt ist, und es dürfen sich deshalb die Herren Hochöfner aus Westfalen und vom Rheine nicht wundern, dafs ihre Erzeugungsziffern in Oberschlesien nicht annähernd erreicht werden. Eine Besserung der Koksqualität wird in Zukunft erst in dem Mafse eintreten, als die Gruben bei weiterem Fortschreiten des Abbaues der hängenderen Flötze dazu übergehen werden, die liegendsten Flötze in gröfserem Umfange für die Versorgung der Kokereien heranzuziehen. Im Jahre 1895 wurden auf oberschlesischen Koksanstalten rund 938 000 t Stück-, Würfel und Kleinkoks und etwa 84 000 t Zünder hergestellt. Die oberschlesischen Hochofenwerke ver brauchten davon 712 000 t Stückkoks. Die der oberschlesischen Montanindustrie im Inlande zur Verfügung stehenden Erze treten sämmtlich in der Muschelkalkformation auf. Wie bereits erwähnt, ist am Fufse des Nordabhanges des Zabrzer-Myslowitzer Flötzsattelzuges die Steinkohlenformation durch Buntsandstein und Muschelkalk überlagert. Der ziemlich regelmäfsig anhaltende Buntsandstein ist nicht von grofser Mächtigkeit und für die Industrie bedeutungslos. Die ihm auflagernden Schichten der Muschelkalkformation bilden mächtigere Massen. Als liegendstes Glied derselben ist der sogenannte Sohlenkalk von Wichtigkeit. Er bezeichnet den untersten Horizont der werthvollen und reichen Vorkommen an Zink- und Bleierzen und der Eisenerzlagerstätten. Unmittelbar auf dem Sohlenkalk und in den überlagernden Dolomitschichten eingebettet, treten reiche Vorkommen von geschwefelten und oxydischen Zink- und Bleierzen, Schwefel kies und Brauneisenerzen auf. Die reichen Zinkerze, weifser und rother Galmei und Blende sind die Grundlage für die überaus mächtige und blühende Zinkindustrie des Landes. Oberschlesien ist mit weit über 40 % an der ganzen Zinkerzeugung der Erde betheiligt. Die reichen Vorkommen von Bleiglanz und Weifsbleierz haben schon am Ende des vorigen Jahrhunderts Veranlassung zur Gründung der berühmten Friedrichsgrube und der Friedrichshütte bei Tarnowitz gegeben und sind aufserdem die Grundlage für die Bleihüttenbetriebe der Gewerkschaft Georg von Giesches Erben bei Rosdzin. Die in der Muschelkalkformation auftretenden Brauneisenerze, wahrscheinlich Erzeugnisse der Oxydation von Schwefelkies und der Zersetzung von eisenhaltigem Dolomit, sind jetzt das einzige Erzmaterial, welches das Revier selbst seinen Eisenhochöfen zur Verfügung stellt, da die früher vielfach zur Verwendung gelangten Thoneisensteine aus der Steinkohlenformation fast abgebaut sind und der Spärlichkeit des Vorkommens halber nicht mehr in Betracht kommen können, ebensowenig wie die in der Rosenberger Gegend, nördlich von Tarnowitz gewonnenen Eisensteine aus der Jura formation. Die Eisenerzlagerstätten treten in dem ganzen Revier von der Südgrenze der Muschelkalk- fermation bis nördlich von Georgenberg und westlich bis Wieschowa in unregelmäfsigen Nestern und Lagern auf und werden durch Tage- oder Duckelbau bis zur Teufe von 40 m gewonnen. Der mit