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MeMritz-Mtuilg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 77. Jahrgang. Sonnabend, den 30. Dezember 1811. Nr. 183. — Insemte werden mit 1» M., solche ari« unseres ÄmtshauptmuMschast mit17Pfg.dieSpal^ril« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur E" von Behörden) die zweb gespaltene Zeile SS bez. Z0 Pfg. - Tabellarisch« und konlplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, i< redamonellen Teile, dt Spaltenzeile SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast. das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Mppoldiswake. «« achtfeMgem „Illustrierten Anterhaltungsblatt-. Mit land, und hau-wirtschaftlicher Monats-Beilage- Für dir Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle mid an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. iaa und Sonnabend und wkd anden vorhergehen. denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LO Pfg. — Alle Postan- jjtalten, Postboten, sowie MsereAusträger nehmen Bestellungen an. Mit dem 1. Januar 1912 Keten die Vorschriften des 4. Buches der Relchs- versicherungsordnung vom ly. Juli lyli, die die Invaliden- und Hinterbliebenen- Versicherung regeln, in Kraft. 233 l k". König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 27. Dezember 191 l. Der gesamte Bahnbesitz der Kipsdorser Bahn von Station 238, das ist der Weißeritz-Brücke oberhalb der Buschmühle, an aufwärts bis zur Station 262, das ist bis zum Bahnhofe Kipsdorf, einschließlich der Bahnhäuser, wird vom 1. Januar 1912 an aus dem Standesamtsbezirk Schellerhau ausgeschieden und mit dem Stnndesamts- bezirt Kipsdorf vereinigt (B.O. der Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden v. 22. Dezember 1911 — Nr. I606sl — Dippoldiswalde, am 27. Dezember I9ll. Nr. 1637 K. Königliche Amtshauptmannschast. Nachtrag zn KuW w BchWc» AMWtmuM An itie WtiM «MM« M «ktitktn Am »m A. Mz IM. Bom I. Januar !9l2 ab werden Lie in 8 4 Absatz l und in 8 5 Absatz 3 für die Beseitigung — d. i. die Vernichtung einschlietzlich der Abholung — von Großvieh geregelten Sätze aus 8 M. und die in 8 6 Absatz l Satz 2 geordnete Vergütung auf 4 M. festgesetzt. Dippoldiswalde, am 28. Dezember 1911. Königliche Amtshauptmannschast. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Fortsetzung der amtlichen Bekanntmachungen in Ml" beiden "MG Beilagen. Die Reichsversichernngsordmmg. Mit dem l. Januar 1912 treten an Stelle des Jn- validenversicherungsgesetzes vom 13. Juli 1899 die Vor schriften des IV. Buches der Reichsversicherungs ordnung vom 19. Juli 1911 über die Invaliden- und Hinter bliebenenoersicherung in Kraft. Neu zu versichern sind: a. Gehilfen und Lehrlinge in Apotheken, b. Bühnen- und Orchestermitglieder ohne Rücksicht auf den Kunftwert der Leistungen, sie müssen aber über 16 Jahre alt sein und Barlohn erhalten, das Entgelt darf nicht 2000 Mark übersteigen. Vom 1. Januar 1912 ab sind erhöhte Beiträge zu zahlen. Die Wochenbeiträge betragen in Zukunft in den — unverändert gebliebenen — Lohnklassen l 16 Pfennig, „ II 24 „ Ill 32 „ IV 40 „ und V 48 Außerdem kann in Zukunft jeder Versicherte zu jeder Zeit beliebig durch freiwillige Zusatzversicherung und Ver wendung von Zusatzmarken im Werte von ie I Mark Anspruch auf Zusatzrente für den Fall der Invalidität erwerben. Die Leistungen sind erweitert worden: a. Neben der Invaliden- und Altersrente haben die Versicherten auch Anspruch auf Hinterbliebenen- Fürsorge. Sie besteht in Witwen-, u. U. Witwer- Rente, Waisenrente, Witwengeld und Waisenaussteuer. Witwenrente erhält nur die invalide Witwe nach dem Tode ihres versicherten Mannes. Witwerrente erhält nach dem Tode der ver sicherten Ehefrau nur der erwerbsunfähige Witwer, wenn die Ehefrau aus ihrem Arbeitsverdienste den Lebensunterhalt der Familie bestritten hatte, solange er bedürftig ist. Waisenrente erhalten nur Kinder unter 15 Jahren, sowie unter besonderen Umständen elternlose Enkel. Witwengeld erhält die versicherte Witwe nach dem Tode ihres versicherten Ehemannes. Waisenaussteuer wird den Waisen bei Voll endung des 15. Lebensjahres ausgezahlt. Keinen Anspruch auf Hinterbliebenen-Fürsorge haben die Hinterbliebenen solcher Versicherten, die am I. Januar 1912 bereits verstorben sind und die Hinterbliebenen solcher Versicherten, die am 1. Januar 1912 bereits dauernd erwerbsunfähig sind und dann sterben, ohne inzwischen die Erwerbsfähigkeit wieder erlangt zu haben. b. Hat der Empfänger einer Invalidenrente Kinder unter 15 Jahren, so erhöht sich die Invaliden rente sür jedes dieser Kinder um Via bis höchstens zum 1 >/2fachen Betrage der Invaliden- rente. Diesen Anspruch haben aber nur die Emp fänger von Invalidenrenten, deren Invalidität nach dem 31. Dezember 1911 eingrtrckn ist oder deren Krankenrente nach diesem Tage beginnt. Die Rückerstattung der Hälfte der Jnvaliden- versicherungsbeiträge bei Todesfall oder durch Unfall verursachten dauernder Erwerbsunfähigkeit oder Ver heiratung der weib.ichen Versicherten (88 42—44 des alten Jnvalidenversicherungsgrsetzes) fällt vom 1. Januar 1912 ab grundsätzlich weg. Die wiibltchen Versicherten können aber nach der Verheiratung sich freiwillig weiter versichern, so- datz sie sich den Anspruch auf sämtliche Leistungen aufrecht erhalten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die andauernden Niederschläge der letzten Tage dürften dem Erdreich die längst ersehnte Durchfeuchtung gebracht haben. Es ist dies wenigstens ein Trott für die unfreundliche Witterung der letzten Tage. -Und so wenig gern schlechtes Wetter gesehen wird, so ist es diesmal doch noch auf längere Zeit um besserer Wasseroerhältnisse willen zu wünschen. — Der neue Hundertmarkschein Im benachbarten Dorfe O. traf vor einiger Zeit ein dortiger Holzhändler im Gasthofs mit einem Dresdner Gärtner zusammen, dem er wieder, wie schon wiederholt, ein großes Quantum Deckreisig geliefert hatte. Die Geschäfte wickeln sich in einfacher Weise auf Treu und Glauben ab. Der Gärtner übergab dem Holzhändler hier ein Papier mit den Worten: „Da hast du hundert Mark als Anzahlung!" Dankend und verständnisinnig lächelnd steckte letzterer das Papier in die Westentasche. Sein kundiger Blick hat sofort die „Blüte" erkannt; ihn kann man nicht verulken. Man kneipt weiter. Da auf dem Heimwege übergibt dem Holzhändler ein Bekannter seinen „Hundertmark schein", den er versehentlich aus der Westemasche verloren. Zu Hause liegt er einige Tage auf dein Fensterbrett und wird schließlich, nachdem er durch verschiedene Hände ge- gangen, vom Sohne in Besitz genommen, der damit seinen Jur Altersgenossen gegenüber macht. Ziemlich zwei Wochen später rechnen die Geschäftsfreunde in der Wohnung des Gärtners in Dresden ab, wobei dem Holz- Händler zur Gewißheit wird, daß die „Blüte" ein richtiger — neuer Hundertmarkschein war. Der Appetit zu dem bereits aufgetafeltcn Abendbrot ist ihm sofort geschwunden. Er hat nur noch einen Gedanken: Bahnhof — nach Hause! „Ja, das Papier hat hier gelegen, aber . . . ." Da besinnt man sich. Der Bruder .... Am andern Morgen mit Siebenmeilcnftiefeln nach Sch, wo der junge Mann auf einem Neubau beschäftigt ist. Und hier kommt man gerade noch zurecht. Er ist noch im Besitze des Scheines, den er vor wenigen Tagen im Scherz für eine Mark vergebens ausgeboten hatte. — Der zur stehenden Redensart gewordenen Be hauptung von der zunehmenden Verderbtheit der Jugend widerspricht die Statistik über die gerichtlichen Bestrafungen Berliner Schulkinder. Ihre Zahl sinkt beständig 1898 wurden 0,18, 1910 nur noch 0,07 von 100 Schulkindern gerichtlich bestraft. Die meisten Bestrafungen erfolgten wegen Diebstahl. — Ein blühender Apfelbaum zur Weihnachtszeit ist gewiß eine Seltenheit Bei Herrn Schmiedemeister Kreher in Ntederfrauendors steht ein solcher voller frischer Blätter und trägt auch Blüten. — Im sechsten Verzeichnis der bei der Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer einge- gangrnen Petitionen finden sich solche des Gemeindevor- stands Müller in Halsbrücke, des Gemeinderats zu Klingen berg, des Bürgermeisteramts zu Ojsegg i. B. und des Stadtrats zu Teplitz-Schönau i. B., die sämtlich den Aus- bau der Schmalspurbahnen des Königreichs Sachsen zu einem Netze betreffen. Lauenstein. Bei der außergewöhnlich großen, an haltenden Trockenheit im letzten Sommer erwies sich auch unsere Wasserleitung, wie wohl in den meisten Orten, al- unzureichend. Um in Zukunft ähnlicher damit verbundener Kalamitäten enthoben zu sein, beschloß der Stadtgemeinde rat, eine neue Zuleitung zu bauen. Auf einer Herrn Gutsbesitzer Fischer-Liebenau gehörigen Wiese, südöstlich von der Stadt, zeigten sich reichlich wasserspendende Quellen, sodaß man von da aus eine neue, zirka 1000 Meter lange Leitung baute und sie an das Rohrnetz am Friedhöfe anschloß. In diesen Tagen sind die Arbeiten beendet worden und erhofft man, datz man damit allem Wassermangel hier begegnen kann. Die Zuleitung ist mit einem Kostenaufwand von ca. 7000 Mark erbaut. Dresden. Für die Erweiterung der Hauptmarkthalle an der Weißeritzstraße bewilligte der Rat in seiner letzten Sitzung die Summ« von 156461,47 Mark. Hierfür soll eine Erweiterung des Gleisanschlusse«, der Bau einer 105 Meter langen Entladerampe und ein 1650 Quadratmeter großer Verkaufsplatz hergestellt werden. — Der Kirche zu Mohorn hat die verstorbene Guts besitzerswitwe Schumann 6000 Mark vermacht mit der Bestimmung, datz die Zinsen dieses Kapitals «st nach 50 Jahren angegriffen werden dürfen. — Die älteste Einwohnerin Stolpens, Frau Maaz, Mutter des Herrn Wagenbauers Maaz, ist Sonntag früh verstorben. Frau Maaz ist am 24. Februar 1822 ge boren, würde also in zwei Monaten 90 Jahre vollendet haben. Die Greisin war bis zum letzten Tage ihres Lebens überaus rüstig. Kötzschenbroda. Am Dienstag wurden von den Lößnitzbergen aus mehrfach Gewittererscheinungen beob achtet. In der Zeit gegen 6 Uhr abends wurde über den Höhenzügen von Ober war tha-Weißtropp mehrere Male das Aufleuchten von Blitzen wahrgenommen, was in längeren Zwischenräumen bis in die 8. Abendstunde währte. Pirna. Elektrische Bahnprojekte stehen zurzeit wieder sehr lebhaft zur Erörterung Zunächst handelt es sich dabei um die Herstellung einer Rundbahn Dresden— Pillnitz—Graupa—Pirna—Mügeln—Dresden, wosür in den in Frage kommenden Ortschaften sehr eifrig agitiert wird. Das zweite Projekt betrifft die Erbauung einer elektrischen Bahn durch das Bielatal von Königstekn aus nach Schweizermühle—Rosenthal. Die Kraft zu dieser letzteren Bahn soll durch das ehemalige städtische Elektri zitätswerk zu Königstein geliefert werden. Reichenbrand. Hier wurde am ersten Weihnacht»- feiertage ein Kind mit zwei Köpfen geboren, welches aber noch am gleichen Tage gestorben ist. Tagesgeschichte. Berlin. Die Zahl der an Nergiftungserschelnungen im und außerhalb des Asyles sür Obdachlose in Berlin erkrankten Personen beträgt nach den neuesten Ermittelungen gegen 100, von denen etwa 50 gestorben sind. Die ge naue Zahl anzugeben Ist ganz unmöglich, da sortgesetzt neue Krankheitsfälle gemeldet werden. — Die türkische Kabinettskrise mutz in Deutschland interessieren, da für die Neubildung des Ministeriums durch Said Pascha die Bedingung gestellt ist, datz der Regierung kein Mitglied des ehemaligen Ministeriums Halki Pascha angehören darf. Diese Bedingung darf als ein Beweis der Mißstimmung gegen Deutschland an gesehen werden; denn das Kabinett Hakki Pascha hat in der ösfenttichen Meinung der Türkei stets als spezifisch deutsch-freundlich gegolten. ; Cassel, 28. Dezember. Einen tragischen Ausgang »ahm hier der Wettstreit zweier Fußballvereine. Der 22jährige Hans Schäfer wurde so unglücklich vor den Unterleib getreten, daß er kurze Zeit darauf verstarb -