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mit Rücksicht auf die jetzige anhaltende Trockenheit hiermit die größte Sparsamkeit mit dem Leltungswasser, auch zu hauswirtschaftlichen Zwecken, zur Pflicht gemacht werden. Das Begießen der Gärten, sowie das Besprengen der Straßen mit Leltungswasser, ferner aber auch die Entnahme von Wasser aus den öffentlichen Druckstandern, soweit es sich nicht um Grundstücke handelt, die noch keinen Wasser- leitungsanschluß besitzen, wird bis aus weiteres gänzlich untersagt. Zuwiderhandlungen werden gemütz 8 23 der Wasserleitungsordnung mit Geldstrafe bis zu ISO M. oder entsprechender Haft geahndet. Im übrigen wird von Dienstag, den 15. August d. I. ab bis auf weiteres von abends 9 Uhr bis morgens 6 Uhr die ganze Leitung abgesperrt werden. Dippoldiswalde, am 12. August ION. Der Stadtrat. Wchmtz-Mung Dienstag, den 15. August 1911. 77. Jahrgang. Nr. 85. Amtsblatt für die Königliche Umtshauxtmannfchast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadlrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land-- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keilte Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Inserate werden mit It! Pfg., solche au« unsere Amt-Hallptmanuschaft mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berechn net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (mU von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile SS bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, i« redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 30 Pfg. DK. -weideritz.Zeiwnt-' ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- lag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- SenAbendenaurgegeben. Preis vierteljährlich 1M. Ab Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern w Pfg. - Mle Postan. galten, Postboten, sowie «msereAnsträger nehmen Bestellungen an. Die Maul- und Klauenseuche in Alberndorf ist erloschen. Die für das Sperr gebiet angeordneten Maßnahmen (s. Weißeritz-Zeitung Nr. 72 vom 22. Juni ION) werden aufgehoben. Wegen des Herrschens der Seuche in Dippoldiswalde hat das in der Bekanntmachung vom 8. Juni 19 ll (s. Weißeritz-Zeitung Nr. 67 vom IO. Juni 19ll) festgesetzte Beob achtungsgebiet weiter bestehen zu bleiben. 1345 0. königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 14. August 1911. Stiidtische Wasserleitung vetr. Da in letzter Zeit wahrgenommen worden ist, daß mit dem Wasser aus der städtischen Wasserleituug teilweise noch verschwenderisch umgegangen wird, muß jedermann Die Lehre. Als Kaiser Wilhelm ll. im Frühjahr der Enthüllung des Nationaldenkmals für die Königin Viktoria in London beiwohnte, und später da» deutsche Kronprinzenpaar zur Krönung des Königs Georg V. und der Königin Mary kam, da schien nach dem Inhalt der englischen Blätter auch das letzte Lis, welches die deutsch-britischen Beziehungen bedroht halte, gebrochen. Es war daher von der Leitung der deutschen auswärtigen Politik eine Kurzsichtigkeit, wenn sie für die bald darauf begonnene Marokko-Aktion eine strikte Neutralität Englands annahm, zumal wir ja in keiner Weise irgendwelche englische Interessen zu stören gedachten. Wir wissen, daß es hinterher mal wieder anders kam, daß die britischen Minister gerade keine solchen Worte über Deutschlands Vorgehen gebrauchten, wie man sie nach dem Verlauf der osfizlellen Londoner Festlichkeiten wohl hätte erwarten dürfen. Haben uns die regierenden Herren in London noch nicht gerade einen Knüppel zwischen die Füße geworfen, viel hat nicht daran gefehlt! Und die deutsche Diplomatie weiß nun, daß jen seits des Kanals Festefeiern und praktische Freundschafts - taten zweierlei sind. Nach allen Besuchen und Ver ständigungsreisen sind wir heute gerade so weit wie vorher, wir haben die Lehre erhalten, daß es der Londoner Regierung schwer, fast unmöglich ist, Deutschland gegen über objektiv zu sein. Die eifrigsten Befürworter der deutsch-englischen Annäherung haben das eingesehen, weil sie es einsehen mußten. Wir brauchen uns darüber nicht zu wundern und brauchen es auch nicht tragisch zu nehmen; dieses Ver halten ist ebenso natürlich wie das andere, das unseren Kaiser als einen Mann darstellen will, der gegenüber dem Auslande nur eine Eigenschaft vertreten soll, die der unbegrenzten Liebenswürdigkeit, der keine höhere Aufgabe kennt, als die „brutale" auswärtige Politik seiner ersten Ratgeber zu korrigieren. Der englische Minister Grey hat 1905 die ganze Marokkogeschichte mit seinem französischen Kollegen Delcassee in dem bekannten Geheimvertrage zu- sammengebraut, um uns einen Schabernack zu spielen, und dieser einmal begonnenen Rolle bleibt man an der Themse treu, mag eine Partei am Ruder sein, welche da will. Wir können offen und ehrlich sagen, daß die Fran zosen da honetter handeln, denn am stolzen Albion hat es wahrlich nicht gefehlt, wenn Deutsche und Franzosen sich um Marokko gehörig in die Haare geraten wären. Die englische Volksvertretung hat nach den bekannten Darlegungen des Premierministers Asquith über die Marokkofrage einstimmig erklärt, daß sie die auswärtige Politik der Regierung unbedingt unterstütze. Es besteht also keinerlei Meinungsverschiedenheit über das Kapitel Deutsch land, alle persönlichen Liebenswürdigkeiten, die von einzelnen Briten, wie wir ja gern anerkennen wollen, Deutschen erwiesen wurden, können daran nichts ändern. Darum wird es mit dem Abschluß eines neuen deutsch englischen Handelsvertrages, wegen dessen die Besprechungen schon vor anderthalb Jahrzehnten begannen, gute Weile haben, und an anderweitige nützliche Vereinbarungen können wir leider überhaupt nicht denken. Nach der Probe, welche die Regierung in London wegen Marokko von ihrer Sachlichkeit gegeben hat, können wir uns denken, was bei Vorschlägen über eine etwaige Be grenzung der Kriegsjchisfsbauten herauskommen würde, nämlich verstärkter Zwist und Hader. Auf die sich häufenden Spionagefälle wollen wir nicht weiter eingehen, das sind private Eraltationen, für die keine Regierung etwa» kann. Demnächst wird in Rom wieder ein parlamentarischer Friedenskongreß tagen, von dem schöne Reden erklingen werden, in denen, wie schon so ost, Theorie und Proris in hartem Gegensatz zu einander stehen werden. Alle liegen sie sich in den Armen, die Deutschland was am Zeuge flicken möchten, alle internationalen Verein barungen und Rechte läßt mangelten, nur an unseren mäkelt man. Das Deutsche Reich kann heute nur eine Politik der Vorsicht befolgen, denn zu einer solchen des Vertrauens haben wir leider noch weniger Anlaß, als viele Leute glauben. At BeWU in BMnW kni kt Wins- tMj Ks Hcms in kn 4 ÄntWM-HMn. Durch das neue Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres ist eine Verschiedenheit in der Be lastung der Bevölkerung durch die Friedenspräsenz des Heeres in den vier Kontingentsbezirken Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg eingetreten, die zu Erörterungen in der Budgelkommission des Reichstages und zur An nahme einer Resolution geführt hat, deren Beachtung seitens der Heeresverwaltung zugesagt wurde. Artikel 60 der Verfassung schreibt die Gestellung der Friedenspräsenz durch die einzelnen Bundesstaaten pro rata (verhältnis mäßig) der Bevölkerung vor. Hiernach könnte die Zu lässigkeit der im Verhältnis zur Bevölkerung ungleichen Heranziehung der vier Bundesstaaten mit selbständiger Militärverwaltung zur Friedenspräsenz zweifelhaft er- scheinen. Man hat jedoch diese Bestimmung der Ver fassung als eine provisorische angesehen, die nur bis Ende d. I. 187l Geltung haben sollte. Außerdem aber ist durch das Gesetz über die Ersatzverteilung für die der preußischen Militärverwaltung unterstehenden Bundes- staaten vom Jahre 1893 das Prinzip der gleichmäßigen Belastung bereits verlassen. Trotzdem war, wie uns ge- schrieben wird, die Regierung bisher bestrebt, mit einer Belastung der Bevölkerung durch die Friedenspräsenz des Heeres nach dem gleichen Prozentsatz für die 4 Kontin gente auszukommen. Infolge der Verschiedenartigkeit der Bevölkernngszunahme in den 4 Bundesstaaten waren dadurch in Bayern und Württemberg bei der bisherigen Friedenspräsenz manche Etats niedriger, als es die Rück sichten auf die Ausbildung und Mobilmachung eigentlich zuließen. In dem neuen Ouinquennatgesetz sind daher für die Truppenteile auch dieser Kontingente die gleichen Etats wie in Preußen durchgeführt, woraus sich fast durchweg eine Heraussetzung der Stärken ergibt. Da nun die letzte Volkszählung für Bayern eine geringere Be völkerungszunahme als für Preußen ergibt, ist eine Mehr belastung Bayerns, Sachsens und Württembergs durch die Friedenspräsenz eingetreten. Es ergeben sich für die Belastung der Bevölkerung in den einzelnen Kontingenten folgende Verhältniszahlen: Preußen 0,84, Bcyern 0,87, Sachsen 0,86 und Württemberg 0,87. Diese Besserstellung Preußens ist aber nur eine scheinbare, weil dabei die Heranziehung der Bevölkerung zum Dienst in der Marine nicht berücksichtigt ist. Von dem Marineersatz des letzten Jahres in Höhe von 7759 Mann wurden in Preußen 6653 und in den drei anderen Kontingentsbezirken zu sammen 1106 Mann ausgehoben; die Belastung Preußens war hierdurch also verhältnismäßig erheblich größer. Berücksichtigt man nun für die Belastung der Bevölkerung durch die Friedenspräsenz auch die Aushebungen für die Marine, so ergeben sich folgende Zahlen: Preußen 0,91, Bayern 0,90, Sachsen 0,96 und Württemberg 0,94. Die Belastung ist also, trotzdem die Gestellung der Friedenspräsenz nicht mehr genau pro rata der Be völkerung erfolgt, fast die gleiche. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die anhaltende Trockenheit hat nunmehr auch den hiesigen Stadlrat veranlaßt, durch amt liche Bekanntmachung (vergleiche den amtlichen Teil) eine Einschränkung des Wasserverbrauchs anzuordnen. Nach dieser Bekanntmachung wird sparsames Umgehen mit dem Leitungswasser in der Hauswirtschaft gefordert, während die Verwendung von Wasser aus der städtischen Wasser leitung zum Begießen der Gärten und zum Besprengen der Straßen bis auf weiteres gänzlich verboten worden ist. Dippoldiswalde. Nach Ziffer 4 der Polizeiordnung der Königlichen Amtshauptmannschaft und des hiesigen Stadtrats, den Arbeiterschutz auf Bauten betreffend, vom 12. Dezember 1900 (Nr. 228 der Sammlung amtshaupt mannschaftlicher Bekanntmachungen) ist bei Hochbauten für die Anlage der nötigen Aborte Sorge zu tragen. Die Königliche Amtshauptmannschaft hat neuerlich darauf hin gewiesen, daß mit dieser Vorschrift gleichzeitig ausreichende Pissoiranlagen haben gefordert weroen sollen. — Herr Oberamtsrichter Or. Grohmann hat heute einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten und wird während desselben in Vorstandsgeschästen von Herrn Amtsrichter l)r. Schäfer vertreten. — Wie die Ansprüche, die die Verwaltung auch einer kleinen Gemeinde an den Geldbeutel stellen, innerhalb eines Vierteljahrhunderts wachsen, ergeben folgende Zahlen aus dem Haushaltplane unsrer Stadt. Während die Stadtkasse hiernach 1886 bei rund 22 500 Mark Ausgabe einen Fehlbetrag von 6000 Mark hatte, betragen in diesem Jahre die Ausgaben 79 700 Mark und der Fehl betrag 48000 Mark. Die Schulkasse hatte damals bet 21000 Mark Ausgabe 9000 Mark Fehlbedarf; für 1911 weist der Haushaltplan 51400 Mark Ausgabe und 36 000 Mark Fehlbedarf nach. — Schon seit längerer Zeit war es der hiesigen Be- gräbnirgesellschast „Heimkehr" klar, daß ihr Leichen wagen. der 36 Jahre schon treu dient, inzwischen aller dings eine 800 Mark Kosten verursachende Renovierung erfuhr, nicht mehr allen Ansprüchen der Gegenwart ge nügt, wenn er auch noch nicht ganz außer Dienst gestellt werden soll. Der Umstand, daß Ueberlandtransporte der Gesellschaft ganz unmöglich wurden, da der Wagen den Vorschriften der Fuhrwerksberufgenossenschaft nicht ent spricht, wurde schließlich ausschlaggebend für die Be schaffung eines neuen Wagens. Die Mittel, 2800 Mark, sind von den Gesellschastsmitgliedern auf Anteilscheine aufgebracht worden. Der Wagen, dem ein solcher der Dresdner Gesellschaft „Concordia" als Modell diente, wurde vom Schmiedemeister und Wagenbauer Georg Hermann in Dresden in moderner, nicht ins Kleinliche gehender, aber wirkungsvoller Ausführung hergestellt. Glänzender schwarzer Lack und mattes Grau wechseln ab, Silber ist gänzlich vermieden. Auf einem nicht ungeschickt wirkenden Unterbau tragen acht wuchtige Säulen, die den Blick auf Sarg und Blumenschmuck vollständig frei lassen, ein dem Ganzen angepaßtes Dach mit Holz- stechereien in stimmungsvoller Ausführung: Engelsköpfe usw. Obenauf kniet ein Engel in schöner Ausführung. Bockdecke und Behänge fügen sich in eleganter Weise an. Da» Ganze ist eine Arbeit aus einem Guß: Dem Zwecke angepaßt, wuchtig und von ernstem Eindruck. Wie wir hören, ist die Gesellschaft auch in der Lage, das zur Einäscherung im Dresdner Krematorium Erforderliche zu veranlassen. — Theater. „In obigem Schwanke werden die teilweise veralteten Vorurteile Europas in so humoristischer Weise-gegeißelt" usw. sagte uns der Tageszettel über da» am Freitag abend zur Aufführung gelangenden Blumen- thal-Kadelburgsche Lustspiel „Zwei Wappen". Während man bei gar manchem Lustspiel von einem „Inhalt" kaum sprechen kann, ist er hier mit dem oben Gesagten nicht annähernd erschöpft. Der Schwank schildert nicht nur die teilweise veralteten europäischen Borurtrile, fon-