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Weißeritz-Mtilllg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 77. Jahrgang Donnerstag, den 20. Juli 1911 Rr. 84 n I. r. 1 r heutigen Bundesversammlung geschritten. Die Wahl auf Leiberg, der alsdann auch den Bericht über die vom 43. zum 44. Sängertag erstattet und ausführt, auch in dieser Zeit sich der Bund weiter entwickelt Im letzten Jahre nahm der Bund um 7 Vereine fällt Zeit datz hat. und mit ir e- S- Formulare und andere Drucksachen sür Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde. Der folgende Tag wurde wiederum durch Reoeille der Stadtkapelle eingeleitet. Grau und schwer hingen die Wolken am Himmel und ein leichter Regen rieselte herab. Ein rechter Sänger läßt sich aber dessen nicht verdrießen, und so sand sich denn auch die stattliche Zahl non ca. I00 Mann zur Besichtigung der Talsperre bei Malter ein. In liebenswürdigster Weise wurde ihnen alles Wissens werte durch die Herren Regierungsbauführer Tropitzsch und Peritz und zwei Techniker erklärt und gezeigt und voll- befriedigt kehrten sie, zumal inzwischen der Himmel auch ein besseres Gericht aufgesteckt, in die Feststadt zurück. Sehr zahlreich besucht war auch am Montag nach mittag l/43 Uhr das von Herrn Kantor Schmidt veran staltete Kirchenkonzert, in dessen Dienst sich Frau Bürger meister vr. Weihbach und Herr Chormeister Förster' Lockwitz als Solisten, der Kirchenchor und der Männer gesangverein in dankenswerter Weise gestellt hatten. Herrn Kantor Schmidt, der auher zwei Orgelsätzen auch ein Biolinen-Adagio mit Orgelbegleitung (Herr Oberlehrer Buckel) bot, kann man von Herzen dazu gratulieren, dah ihm Kräfte bereitwilligst zur Seite stehen, mit denen er so grohartige Leistungen zu bieten weih. Nach kurzer Hauptprobe begann am Montag nachmittag 5 Uhr das 2. Festkonzert in der Festhalle, die wiederum von Konzert besuchern voll besetzt war. Das Programm, dessen Leitung wie am Sonntag die vorerwähnten Dirigenten abwechselnd übernahmen, zählte diesmal meist Volkslieder, oder besser gesagt, volkstümliche Lieder auf, die als Massenchöre vorgetragen wurden. Nur die Gruppe Dip poldiswalde trat gewissermahen als Festortsgruppe mit „Frühlingszauber" von Tschirch und Lachners „An den Sonnenschein" einzeln auf. Hatte es der Regen am frühen Morgen gemacht, oder waren nur die eifrigsten und besten Sänger zurückgeblieben, kurz, die Sängerschar war zwar kleiner, aber sein. Sogenannte Schwänzer be merkte man auch nicht. Aus frischer Kehl und voller Brust sang neben dem 20sährigen Jüngling der 70jährige Sängergreis. Es war eine Lust, der sangessrohen Schar zuzuhören, und mit Befriedigung konnte am Schlüsse des Konzerts, zu dessen gediegener Wirkung auch Orchester lätze der hiesigen Stadtkapelle beigetragen hatten, der Bundesvorsitzende, Herr Leiberg, seiner Freude über den schönen Verlauf der Musikaufführungen und seiner Dank barkeit sür alle Mitwirkenden Ausdruck geben. Es war wirklich „ein Lied in die sonnige Welt". Am Dienstag srüh 9 Uhr versammelten sich die Bundes- leilung, die Gruppendlrigenten, Vertrauensmänner usw. in der Sängerhalle zum Sängertage. >/2l0 Uhr er öffnet der Bundesvorsihende, Herr Leiberg, die Sitzung mit begrühenden Worten und bittet sür die Verhandlungen um möglichste Kürze, da ein groher Beratungsstosf vor liegt. Nachdem Herr Leiberg verschiedene Aebergriffe beim Festzuge gerügt hat, wird zur Wahl des Vorsitzenden der Bundesehrenzeichen sind durch den Tod abberusen worden» vor allem auch der treu bewährte Kantor Bieber-Pirna. Zu ehrendem Gedächtnis erheben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Mit dem Wunsche, dah auch die Zukunst dem Bunde reichen Segen bringe, schließt Herr Leiberg seinen Bericht. Der Rechenschaftsbericht liegt gedruckt vor. Aus diesem ist zu entnehmen, daß Einnahme und Aus gabe balancieren mit 4036,44 Mark, daß da» Vermögen Ende I9l0 6224,43 Mark betrug und sich im letzten Jahre um 600,79 Mark vermehrte. An Bundessteuern gingen 19 lO 2796,75 Mark ein. Ein nochmaliger münd licher Vortrag der Rechnung wird nicht gewünscht und der Bericht der Revisoren oorgelegt, die die Kasse in bester Ordnung gefunden haben. Vorstand und Kassierer wird Entlastung erteilt und dem Kassierer sür seine Arbeit bestens gedankt. Punkt 4, eventuelle Beschlußfassung über etwa noch eingehende Anträge, wird hinfällig, da hierzu nichts eingegangen ist, und kommt sofort der 5. Punkt zur Erledigung, Beschlußfassung über Beschaffung von Mitteln zur würdigen Ausgestaltung des 50 jährigen Bundes jubiläums im Jahre 1914. Doppelquartett Rabenau stellt den Antrag, bis zum Jubiläumsjahre eine ertrae Bundessteuer von 50 Pfg. zu erheben, doch wird dieser Antrag lebhaft bekämpft. Eine große Anzahl der Ver treter ist dafür, die Beschlußfassung über diesen Punkt bis zum nächsten Sängertag auszusetzen. Herr Mieth schlägt, vielleicht nicht ganz mit Unrecht, vor, daß auch der nächste Festort für einen Garantiefonds sorgen möge. Auch der Bundeskassierer, Herr Badstübner, ist mit dem Anträge Rabenau nicht ganz einverstanden, da mancher Verein sicher schwer darunter zu leiden hätte. Eine weitere Debatte wird unnötig, da der Antrag für heute zurück gezogen und sür die Tagesordnung des nächsten Sänger tages zurückgestellt wird. Urber die Abführung der Tantieme-Beiträge referiert der Bundeskassierer und bittet um recht pünktliche Ablieferung. Danach sind die Bei träge bis zu 4 Mark an den Bundeskassierer, über diesen Betrag direkt nach Berlin an die Genossenschaft deutscher Tonsetzer abzuführen. Punkt 7 bis 9 betreffen Wahlen. Vor Beginn derselben spricht der 2. Vorsitzende, Herr Langer, den ausscheidenden Ausschußmitgliedern, Herren Müller, Pötzsch und Leiberg, herzlichsten Dank für ihre Geschüftssührung aus. Zu ihren Ehren ertönt der Dip- poldiswalder Festspruch. Bet der Wahl der Ausschuß- Mitglieder, die mit Stimmzetteln stattfindet, werden die drei Herren fast einstimmig wiedergewählt. Sie nehmen die Wahl an,- die dankbaren Sänger aber quittieren mit „Herz und Lied". Einstimmig werden dann die Herren Beyer und Hänel als Rechnungsprüfer und auch der Bannerträger und dessen Stellvertreter, Herren Schmidt und Schulze, per Akklamation wiedergewählt. Die Unter haltung der Bereinsstandarten kostet dem Bunde jedesmal einen ziemlich hohen Betrag. Es wird deshalb von der Bundesleitung der Antrag gesiellt, zu dem diesmaligen Sängerfest von jedem Verein 1 Mark hierfür zu erhrben- Nach längerer Debatte wird dieser Antrag angenommen, ebenso ein erweiterter Antrag, dies auch In Zukunft so zu handhaben. Als Ort für den im Jahre 1912 am ersten Sonntag im Juli stattfindenden Sängertag wird Dohna bestimmt. Frauenstein, das sich noch darum beworben hatte, wird als Festort für den 46. Sängertag gewählt. Um di« Ehre, das 50jährige Bundesjubiläum in seinen Mauern abgehalten zu sehen, entbrennt «in heißer Kampf. Dresden, das hauptsächlich von der Bundesleitung vor- geschlagen wird, Freiberg, Vas in den Herren Kantor Lorenz- Deuben und Stadtverordneter Geyh-Freiberg lebhafte Agita toren findet, Pirna und Radeberg kämpfen um die Auszeich nung. Freiberg trägt nach langer Debatte den Sieg davon. (Im übrigen ist der Bund in Freiberg gegründet worden.) Den Dank sür die Wahl Freibergs spricht Herr Geyh aus. Endlich referiert noch der Bundesvorsihende über die Ver leihung der Bundesehrenzeichen, während Herr Kantor Kettner über die Fest- und Dereins-Spruchhestchen be richtete. Nachdem noch verschiedene Klagen vorgebracht, Sänger. Die Bundesleitung hielt 32 Versammlungen ab. .27 goldene, 22 silberne Ehrenzeichen und ebensoviele Ur kunden konnten durch den Bund verliehen werden. Hier- auf berichtet Bundesvorsitzender Leiberg über die Tätigkeit der einzelnen Gruppen. Sehr oft wird die Klage laut, daß durch die Sportvereine den Gesangvereinen Abbruch getan werde, da da» Interesse sür Gesangvereine durch Beteiligung am Sport abnehme. Ueber die Gruppe Dip poldiswalde wird ausgeführt, daß sie sich hauptsächlich mit den Vorbereitungen zum Sängerfest beschäftigt habe, daß ein Konzert in Rabenau stattgefunden hat und daß sich die Gruppe in Höckendorf an der Feier de» 50 jährigen Jubiläum» des Gesangvereins Eintracht beteiligte. Eine größere Anzahl von Inhabern silberner und goldener Oeffentliche Sitzung -es Bezirksausschusses am 24. Juli 1911, vormittag« '/211 Ahr, im Sitzungssaals der Königlichen Amts hauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Dienstgebäude aus. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am l 8. Juli 1911. 67 Mitglieder zu, so daß er jetzt aus 198 Vereinen 13935 Mitgliedern besteht, davon sind ca. 6000 aktive Lokales und Sächsisches. — Sänger fest (Fortsetzung.) Punkt 4 Uhr war das 25 X 25 m große Podium der Festhalle mit 3000 Sängern und der 25 X 35 m große Zuhölerraum mit Konzertbesuchern bis zum letzten Stehplatz gefüllt. Nachdem unter Leitung de» Herrn Kantor Schmidt die Gruppe Dippoldiswalde die übrigen Sangesbrüder durch Kistler's „Grüß Gott" harmonisch begrüß! hatte, hieß Herr Bürgermeister vr. Weißbach die fremden Sänger im Namen der Stadt mit kurzen, markigen Worten, will kommen, humorvoll in richtiger Auffassung des ganzen Festes beginnend mit Busch's Verse: „Musik wird oft nicht schön empfunden, weil damit viel Geräusch verbunden". Er wünschte den Festtagen einen Verlauf in schönster Harmonie. Die Sängerschar dankte für den freundlichen Gruß durch den Langer-Schmidt'schen Festspruch: „Ein Lied in die sonnige Welt —." Hierauf dankte der Bundes vorsitzende Herr A. Leiberg den städtischen Behörden, den Festausschüssen, Herrn Mieth an ihrer Spitze, und den Gästen für wertvolle Unterstützung und opferfreudige Arbeit zum Gelingen des Festes und verpflichtete die Sänger, ihren Dank durch Treue zum Liede zu bekunden, und aus den 3000 Sängerkehlen erklang der Bundesspruch: „Herz und Lied, frisch, frei, gesund, wahr' dir's Gott, du Sänger bund." Bald darauf erbrausten die Akkorde des Festkonzerts durch dis Festhalle, die trotz Zeltdach und -wände eine schöne Akustik bot. Das Konzertprogramm bestand zum größten Teil in Massenchören und Vorträgen der Gruppen Radeberg, Plauenscher Grund, Dippoldiswalde, Dresden, Dresden-Südvororte, in deren Leitung sich die Herren Bundeschormeister Kantor Kettner Loschwitz, Kantor Heinisch- Klotzsche, Kantor Lorenz-Deuben, Kantor Schmidt-Dippoldis walde und Lhormeister Förster-Lockwitz geteilt halten. Solosätze hatten übernommen Frl. Weißbach-Dresden und Herr Förster-Lockwitz. Sämtliche Chöre zeugten von ver- stündntsvoller Direktion und fleißiger Uebung und brachten eine bald gewaltig packende, bald einschmeichelnd durch rieselnde Wirkung hervor, und alles sreute sich der vor züglichen, ja klangvollen Leistungen. Doch ermahnte das Konzert auch daran, die Anforderungen an die etwas lockeren Gruppenverbände nicht bis an die Grenze des sicher Erreichbaren zu stellen. Eine angenehme, dem Ganzen würdige und künstlerisch ausgestaltete Abwechslung boten die Orchestervorträge der Kapelle des Kgl. Sächs. 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 unter Leitung des Herrn Musikmeister Feiereis. Schon bald nach 8 Uhr eröffnete Herr Stadtrat Süß mit herzlichen Begrüßungsworten den Festkommers und ließ diese Worte in einem Hoch aus Kaiser und König ausklingen. Ein Telegramm das an Se. Majestät den König abgeschickt wurde, ist, wie zum Sängertage bekannt gegeben wurde, durch den kgl. Flügeladjutanten erwidert worden. Die Festrede hatte Herr Superintendent Hempel übernommen. Er wies darauf hin, daß vor 41 Jahren die Mobilmachung angeordnet worden wäre und daß wohl in allen Schlachten, nicht blos 1870/71, nein schon unter Friedrich dem Großen und früher Lieder erschallt wären, zum Anfeuern der Kämpfer und zur Verherrlichung des Sieges. Mit dem Wunsche, daß in Deutschlands Gauen nur immer edle Lieder erschallen möchten schloß der Herr Superintendent seine zu Herzen gehende Rede. Weiter sprachen noch Herr Kantor Brückner-Reichstädt aus den Vorstand des Sächs. Elbgausängerbundes, Herr Leiberg Dankesworte auf di« opferwilligen, nimmermüden Sänger und die Mitglieder der Ausschüsse. Noch viele schöne Worte wurden den Sängern ans Herz gelegt, die durch Gesang von allg«meinen Liedern und Vorträgen einzelner Vereine die Reden verbanden. Um 10 Uhr leerte sich aber die Halle, die anfangs bi» auf den letzten Platz besetzt war, merklich. Viele mußten den letzten Zug (102s) zur Heimkehr benützen. Unter den Zurückgebliebenen aber wuchs sich d«r Kommer» zu schöner Fidelita« au« und dau«rte, wenn auch gegen 11 Uhr offizieller Schluß war, noch lange fort. SAtzeritz-Lewurk'' .Heim wöchentlich drei mal : Dienstag, Donnen rag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendcn ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 2d Pfg-, zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern M Pfg. — Mle Postan- Halten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden Mit 11 Pfg., solche aus unfern, Amt-hauptmu:::'schäft mit 1 'Pfg.die Spaltzeil« oder k-ren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. zv Pfg. - Tabellarisch» und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, i» redaktionellen Teile, di Spaltenzeile SO Pfg. Diphtherie-Sera mit den Kontrollnummern: 1081 bis 1091 aus den Höchster Farbwerken, 213 bis 220 aus der Merckschen Fabrik in Darmstadt, 155 bis 157 aus dem Serumlaboratorium Ruete-Lnoch in Hamburg, 228 und 229 aus der Fabrik vorm. E. Schering in Berlin sind, soweit sie nicht bereits früher wegen Abschwächung pp. eingezogen sind, vom 1. Juli 1911 ab wegen Ablaufs der staatlichen Eewährdauer zur Einziehung bestimmt worden. Dresden, am 13. Juli 1911. Ministerium des Innern, 11. Abteilung. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mil land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Lagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde.