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77. Jahrgang. Sonnabend, den 22. April 1911. Nr. 47. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfettige« „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. DK. »«elßeritz-Zettunt'' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie «nsereAusträgernehmen Bestellungen an. Inserate werden mkt I» Pfg., solche au» unser« Amtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Sette <mu von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 85 bez. 3V Pfg. - Tabellarische und komplizierteJnserat, mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, i« redaktionellen Telle, di Spaltenzeile 8V Pfg. Wtzerid-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Der amtliche Teil befindet sich in der 2. Beilage. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Trotz des bestehenden Verbotes, da« aber in Vergessenheit gekommen zu sein schien, war der Besuch des Talsperrengebietes bei Maller während der Osterfeiertage ein ganz gewaltiger. Die vorhandenen Barrieren blieben einfach unbeachtet. Das Talsperren- Bauamt erläßt daher in heutiger Nummer erneut das Verbot des Betretens des Baugebietes, wonach in Zukunft zu achten! — Der Anbau an unsere Bürgerschule ist nach Ge hör aller maßgebenden Körperschaften und Sachver ständigen Herrn Raugeschäftsinhaber Nitzsche übertragen worden. — Herr Ralskellerpachter Starke hat gebeten, ihn vor- zeitig am I. Oktober d. I. aus seinem Pachtverhältnis zu entlassen. Seilen des Stadtrats ist seinem Gesuche ent sprochen worden. — Die Hauptbezirksversammlung der Militärvereine des Bundcsbezlrkes Dippoldiswalde findet Sonntag den l l. Juni in Frauenstein statt. — Nach einer Bekanntmachung der König!. Kreis- Hauptmann schast Dresden im Dresdner Journal tritt die Verordnung über den Achtuhrladcnschluß in Dippoldis walde am 15. Mai in Kraft. Reichstädt. Von nächstem Sonntag an beginnt der Hauptgottesdienst vormittags 1/29 Uhr. Posfendorf. Nach 14 tägigen Osterferien beginnt nächsten Montag der Schulunterricht wieder und zwar in den Oberklassen früh 7 Uhr. An diesem Tage werden auch die Neulinge ihren ersten Schulgang halten. Möge das neue Schuljahr 1911/12 für Lehrer und Lernende ein reich gesegnetes sein! — Die durch den Weggang des Herrn Mühlmann frei gewordene Hilsslehrerstelle wird mit Beginn des neuen Schuljahres von Herrn Schulamtskandidat Oehler, bisher Echuloikar in Kipsdorf, verwaltet werden. Dresden, 20. April. Das Landgericht verhandelte heute nachmittag gegen den in Zschieren bei Pirna wohn haften Hutmacher Erwin Kurt Quellmalz, der am 29. Januar daselbst auf Ratten schießen wollte und dabei aus Fahr lässigkeit seine Frau erschoß. Da ihm ein strafbares Ver schulden nicht nachgewiesen werden konnte, erfolgte die kostenlose Freisprechung. Freiberg. Hier wurde ein 60jähriger Gewerbsgehilse aus Böhmen festgenommen, weil er offenbar seit längerer Zeit Zehnpfennigstücke aus Zinn hergestellt und mit diesen falschen Münzen besonders die Inhaber von Automaten geschädigt hat. Die Falschmünzerwerkzeuge wurden be schlagnahmt. Leipzig, 20. April. In der vergangenen Nacht wurde in der Wohnung ihrer Stiefeltern in Leipzig Connewitz die 25 Jahre alte Frau des Ingenieurs Brandt tot auf gesunden. Man nimmt an, daß sie in der Nacht wegen Unwohlseins Natron nehmen wollte und versehentlich Vitterkleesalz ergriffen hat. Die so jäh ums Leben ge kommene Frau war erst seit gestern verheirat. Leipzig. Die umfangreichen, in großartigem Stile durchgesührten Umbauten des Leipziger Bahnhofes sind nach mehr als dreijähriger Arbeit so weit gediehen, daß der Neubau des riesigen Hauptgebäudes nunmehr fast völlig unter Dach gebracht ist. Allerdings wird der innere Ausbau des gigantischen Werkes noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, doch hoffen die ausführenden Architekten noch vor Ablauf der ihnen gestellten Frist den Bau sertigstellen zu können. Der neue Hauptbahnhof wird nach seiner Fertigstellung da» größte Bahngebäude der Welt darstellen; er bedeck mit seinem Gebäude und den Bahnsteighallen einen Flächenraum von mehr als 96000 qm, das ist mehr als der doppelte Flächeninhalt des Augustusplatze» in Dresden. Ehrenfriedersdorf. Hier ist der seltene Fall zu ver zeichnen, daß sich in einem Taubenschlag ein Eulenpaar eingenistet hat und daselbst seine drei munteren Jungen eifrig füttert. Hnndsgrün. Die Jagdreviere von Ober-Eichigt und Unter-Eichigt wurden am Donnerstag neu verpachtet. Ober-Eichigt, wofür Privatier Keilhack-Raschau bisher 460 Mark bezahlte, erhielt Fabrikant Moritz Hendel jun- Oelrnitz für 700 Mark. Unler-Eichigt wurde dem bis herigen Pächter Stickeretbesitzer Fuchs-Ellefeld zugeschlagen. Er zahlt in Zukunft 350 Mark, bisher betrug sein Jahres pacht 250 Mark. Arnoldsgrün. Um 120 Mark gesteigert wurde der Pachtbetrag für die hiesige Gemeindejagd. Baumeister Hertel-Schöneck zahlte bisher 750 Mark. Drr neue Pächter Stickereibesttzer Eschenbach-Grünbach gab am 18. April das Höchstgebot mit 870 Mark ab. Kamenz. Nach altem Brauch fand am Ostermorgen punkt 6 Uhr auf dem Eulenberge das Ostersingen des hiesigen „Sängerbundes" statt. Großhennersdorf. Der Neubau der königl. Landes- anstalt schreitet vorwärts. Dieser Tage trafen die Kessel für die Küche ein, die in vier Zimmer eingeteilt ist. Der Leiter der Landesanstalt, Direktor Melzer, trifft am 1. Juni hier ein. Bautzen. Mit dem Offenhalten der Schaufenster an den Sonn- und Festtagen hat sich das Stadtverordneten- kollegium in seiner letzten Sitzung wiederum beschäftigt. Das Ortsgesetz war bereits am 16. März in der Form beschlossen worden, daß die Schaufenster an den Sonn- und Feiertagen ohne jede Einschränkung offen bleiben sollten. Hiergegen hat jedoch der Kirchen vorstand von St. Petri Einspruch erhoben und ersucht, am Karfreitage, am Totensonntage und an den beiden Bußtagen das Offenhalten der Schaufenster nicht zu gestatten. Infolge dessen hatte auch die Kreishauptmannschast das Ortsgesetz in der ursprünglichen Form nicht genehmigt, weshalb es nunmehr nach den Wünschen des Kirchenvorstandes zu St. Petri abgeändert worden ist. Ebersbach. In der der Firma Hermann Wünsche gehörigen, sogenannten Dreßlerschen Fabrik wurden am zweiten Feiertag die Kessel geputzt und hierzu elektrisches Licht verwendet. Dabei scheint ein elektrischer Leitungs draht mit dem Wasser in Berührung gekommen zu sein, denn der Feuermann Wehner ist dabei durch den elektri schen Strom am Arme verbrannt worden. Wehner blieb besinnungslos liegen und kam erst nach einer Stunde wieder zu sich. Ob der Unfall sonstige Folgen hat, muß erst abgewartet werden. Tagesgeschichte. i Berlin. Zu der Frage, wann die Legislaturperiode des gegenwärtigen Reichstages abläuft, wird der „Täglichen Rundschau" bestätigt, daß man in Regierungs kreisen der Ansicht ist, daß die gegenwärtige Legislatur- Periode erst am 25. Januar 1912 abläuft und daß d'e Regierung damit rechnet, die Hcrbstsesston des Reichstages vielleicht bis in den Januar 1912 hinein zu verlängern, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte. — Als die deutsche Marine das erste Unterseeboot, das sie von der Eermaniawerft erworben hatte, in Dienst stellte, beschloß sie den Bau eines Bergungsschiffes, und ehe das zweite Unterseeboot fertig wurde, war der im September 1907 vom Stapel gelaufene „Vulkan" dienstbereit. Er ist Hebeschiff und Mutterschiff vereint. Die österreichische Marine hat sich ebenfalls einen „Vulkan" erbaut, der 950 Tonnen groß ist und eine Fahrgeschwindig keit von 15 Seemeilen besitzt. Das Fahrzeug dient als Unterseeboots-, Rettungs- und Vorratsschiff und ist auf der Fiumer Werst erbaut. Frankreich, das Land der Experimente im Kriegsschisfsbau, hat für den Hafen von Toulon ein Dock von 350 Tonnen erhalten, das angeb lich gesunkenen Unterseebooten Hilfe bringen soll, nach dem Urteil Sachverständiger aber für diesen Zweck nicht zu gebrauchen ist. Ein weiteres Hebedock von 98 Meter Länge und einer Tragfähigkeit von 1000 Tonnen be findet sich im Bau. Es ist eigentlich erstaunlich, daß die französische Marine, die wie keine andere durch eine Reihe schwerer Unterseebootskaiastrophen heimgesucht worden ist, nicht durch den Druck der öffentlichen Meinung veranlaßt werden konnte, ausreichende Hilfsmittel zu beschaffen. England benutzte bisher alte Kreuzer als Mutterschiffe für Unterseeboote, läßt aber jetzt ein 3600 Tonnen großes Werkstattschiff und zwei Tender von je 935 Tonnen als Begleitschiffe für seine Unterseebootsflotte erbauen. Ein Schiff, das Imstande wäre, nach dem Muster des deutschen „Vulkan" gesunkene Unterseeboote zu bergen, besitzt die englische Marine nicht. — Gelegentlich der Konfirmation seiner beiden Söhne hielt der Erbprinz von Reuß ä. L. in Gera eine An sprache, in der er u. a. folgende» sagte: „Wir begehen heute einen ernsten und bedeutungsvollen Tag. Unsere beiden lieben Konfirmanden haben soeben an heiliger Stätte in der ehrwürdigen Schloßkirche ihren Taufbund erneuert und sind nunmehr als vollwertige Glieder unserer evangelisch-lutherischen Kirche in die Zahl der erwachsenen Lhriften ausgenommen worden. Da» ist ein großer und wichtiger Abschnitt in Eurem noch jungen Leben! Jeder Mensch, gleichgiltig, in welchen äußeren Verhältnissen er geboren und ausgewachsen ist, muß bestrebt sein, im Leben Tüchtiges zu leisten und eine Persönlichkeit zu werden. Von Haus aus ist man gar nichts, durch eigenes Be streben brav und tüchtig zu werden, bedeutet man erst etwas, und dazu ist der Augenblick gekommen mit dem wichtigen Lebensabschnitt bei der Konfirmation. Hier heißt es: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Das Ererbte besteht darin, daß Ihr von einem alten Geschlecht den Namen tragen dürft und treffliche und gottesfürchtige Vorfahren habt, auf welche Ihr mit Ehrfurcht blicken sollt. Aber diese Erb schaft muß erst erworben werden, sonst hat sie wenig Wert. Wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern. Haltet fest an dem Glauben Eurer Väter auf dem guten Grund unserer evangelisch-lutherischen Kirche und werdet tüchtige Männer mit freiem, unbefangenem Geiste und Gemüt, mit offenem Blick für alles Gute und Schöne und für das Wohl der Menschheit." — Der Maulkorbzwang in Berlin aufgehoben. Durch eine in den nächsten Tagen zur Veröffentlichung kommende Polizeiverordnung wird der Maulkorbzwang für Hunde im Landespolizeibezirk Berlin, also in Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf, Nixdorf, Lichten berg, Vorhagen'.Rummelsburg und Stralau mit dem I. Mai d. I. aufgehoben. Das Polizei-Präsidium trägt damit im wesentlichen einem Anträge des Deutschen Tier schutzvereins Rechnung, der den lebhaften und erklärlichen Wunsch hat, die etwaigen Mißhelligkeitrn und Streitig keiten des Publikums mit dem Fangbeamten und seiner Depotverwaltung möglichst einzuschränken. — Die alljährlich von russischen und galizischen Schnittern in Mecklenburg ein geschleppten schwarzen Pocken nehmen in diesem Jahre eine außergewöhnliche Verbreitung an. — In Deutsch-Ostafrika hat die Gleisspitze der Zentralbahn Anfang April, wie das „Kolonialblatt" berichtet, km 4202 hinter Morogoro erreicht. In den Matiimbibergen hat der Vorsteher der Bezirkrnebenstelle Kibata dicht bei der 1909 entdeckten Nangomahöhle drei weitere zusammenhängende Höhlen aufgefunden. In einer davon ist die Tropfsteinbildung stellenweise sehr be trächtlich In einer anderen sind die fliegenden Hunde so zahlreich, daß sie den Entdeckern das weitere Vordringen unmöglich machten, weil sie sich ihnen auf Kopf, Brust und Rücken setzten, und gegen die Laternen flogen, sodaß deren Erlöschen zu befürchten stand. Pest. In den letzten Tagen ist eine ausfallende Preissteigerung des Hafers erfolgt, die durch den Haser- ring hervorgerufen wurde, der zirka 300000 Zentner Hafer per Aprillieferung gekauft hat. Bisher sind 200 00O Zentner geliefert worden. Bis zur Monatswende dürste cs sich entscheiden, ob die Ablieferung des vorverkauften Quantums glatt erfolgen wird. England. Die übertriebene Größe der englischen Schlachtschiffbauten findet auch im Jnselreiche selber gegnerische Stimmen. Eine maßgebende Stimme wies darauf hin, daß man für die gleiche Summe Geldes, die heute ein Riesenpanzer kostet, entweder drei kleinere oder zwei größere Typen bauen könne. Die letzteren seien aber zusammen den kleineren an artilleristischer Kraft um ein volles Drittel überlegen. Außerdem koste ihr Betrieb und ihre Unterhaltung erheblich weniger. London. In England wächst die Bewegung gegen die Mormonenmisston immer mehr. In Birkhead stellte eine aufgeregte Volksmenge den Mormonenpredigern das Ultimatum, innerhalb acht Tagen die Stadt zu verlassen oder die Konsequenzen zu tragen. Nach Abhaltung einer Protestversammlung marschierte die Menge vor das Haupt-