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WHerilkMmlg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Dienstag, den 11. April 1811. 77. Jahrgang Nr. 43. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschast. das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit 1t PW-, solche aus unsere! Ämtshauptmanuschast niit 12 Pfg. die Spaltzeit« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- , gespaltene Zeile 35 bcz. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierteJnserat» mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, iu redaktionellen Teile, di Spnltenzeile 30 Pfg DU. »Welßerltz-ZeUunL'' Alcheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Sag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich Z4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ^0 Pfg. — Mle Postan- Kalten, Postboten, sowie gnsereAusträger nehmen Bestellungen an. Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Liebenau erloschen ist, werden die für Hennersbach und Waltersdorf «»geordneten Maßnahmen (s. Weitzeritz-Zeitung Nr. 25 den Sperrbezirk Liebenau und das Beobachtungsgebiet Stadt, Dorf und Rittergut vom 28. Februar d. I) hiermit aufgehoben. Bärenstein, Lauenstein mit Kratzhammer und Unterlöwenhain, Rittergut Lauenstein, Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 6.April 1911. Börnchen bei Lauenstein, Breitenau mit Walddörfchen, Fürstenwalde mit Rudolphsdorf, Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am gestrigen Palmsonntag wurden in unserer Stadtkirche 38 Knaben und 58 Mädchen kon firmiert. Aufgrund von 2. Tim. 2, 8: „Halt im Ge dächtnis Jesum Christum" zeigte Herr Pastor Böhme den Konfirmanden, wie Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist und illustrierte seine Dispositionen mit den Liedanfängen: „Jesu, geh voran", „Solls uns hart er gehn, latz uns feste stehn" und „Jesu, hilf siegen, du Fürst des Lebens". Mögen die jungen Christen ihr Leben auf diesen Grund aufbauen! — Als Geschworene für die im zweiten Kalender vierteljahre stattfindende Sitzungsperiode des kgl. Schwur- gerichts Freiberg sind aus dem Verwaltungsbezirk Dippol diswalde ausgelost worden die Herren Gutsbesitzer Lotze in Spechtritz, kgl. Oberförster Merz in Wendischcarsdorf, Privatmann Enderlein in Dippoldiswalde, Oelmühlen- besiher Krönert in Kleinbobritzsch, Rittergutsinspeltor Kolbe in Pretzschendorf und Freigutsbesitzer Ullrich in Wendisch- carsdors. — Eine Zeit frohgemuter Hoffnungen ist wieder herangekommen für alle Losinhaber der K. S. Landes lotterie, deren Hauptziehung ihren Anfang nahm. Groß sind wieder die Hauptgewinne, denn ein jeder Mitspieler hat die Anweisung auf einen solchen Riesengewinn in der Tasche. Wenn es auch nicht jedem vergönnt ist, den einen oder anderen Hauptgewinn einzuheimsen, so darf doch jeder sich in der Hoffnung auf einen solchen sonnen und Hoffnung läßt nicht zuschanden werden. — Da der Geburtstag des Königs, der 25. Mai, dieses Jahr mit dem Himmelfahrtstage zusammenfällt, so hat das König!. Ministerium des Kultus und ösfcntlichen Unterrichts angeordnet, daß der Geburtstag am Tage vorher, am 24. Mai, in den Schulanstallen Sachsens ge feiert werde. — Die norddeutschen Arbeitgeberverbände haben über einstimmend die Aussperrung aller am l. Mai ohne Ur laub von der Arbeit fortvleiberden Arbeitnehmer be schlossen. Die Dauer der Aussperrung beträgt 3 bis l-t Tage. Sie richtet sich nach der jeweiligen Stellung nahme der verschiedenen Arbeitgeber-Berussvereine. — Mit dem I. April d. I haben die Einnahmen Sachsens aus der Erbschaftssteuer eine wesentliche Aenderung erfahren. Am 31. März 191 l ist nämlich die Uebergangszeit abgelaufen, für die nach § 7 des Reichs gesetzes über die Ordnung des Reichshaushalts und die Tilgung der Reichsschuld vom 3. Juni 1906 den einzelnen Bundesstaaten von der durch sie vereinnahmten Reichs- erbschastssteuer mindestens der Betrag ihrer Durchschnitts einnahmen aus der Landeserbschastssteuer in den Rech nungsjahren 1901 bis 1905 verbleibt. Nunmehr sind die Bestimmungen des erwähnten Reichsgesetzes in Kraft ge- treten, wonach die einzelnen Bundesstaaten von dem Roh erträge der von ihnen vereinnahmten Neichserbschaftssteuer nur noch ein Viertel behalten. Der finanzielle Effekt von alledem ist etatsmäßig für Sachsen folgender: Der bereits erwähnte jährliche Durchschnittsertrag der sächsischen Landeserbschastssteuer ist auf 1859925 Mark berechnet gewesen. Diese Summe erhielt der sächsische Staatssiskus 1910 noch voll und für 1911 bekommt er davon bis 31. März ein Viertel, also 456231 Mark, wozu für den Rest des Jahres drei Sechzehntel von der aus 5400000 Mark berechneten Roheinnahme der Reichssteuer oder 1012500 Mark kommen. Borausstchtiich beträgt also das neue Opfer Sachsens für das Reich rund 400000 Mark. — Line Konfirmandin in Klingenberg, die jetzt entlassen wurde, hat in ihrer achtjährigen Schulzeit die Schule nicht ein rinzigesZMal versäumt. Schmiedeberg. Auch diesmal konnten sich die öffent lichen Osterprüfungen wieder eines zahlreichen Besuches erfreuen. Ist es doch für viele Eltern eine willkommene Gelegenheit, selbst einmal dem Unterricht ihrer Kinder bei wohnen zu können. Ebenso fanden sich in der Fort bildungsschule eine Anzahl Meister und Lehrherren ein. Während der Prüfungstage waren in einigen Klassen zimmern die Zeichnungen und Nadelarbeiten ausgestellt. Diese Ausstellung, welche die Handfertigkeit aller Klassen stufen zeigte und großen Fleiß erkennen ließ, erregte viel Interesse. Den Prüfungen folgte am Dienstag nachmittag 5 Uhr in der Turnhalle unter Leitung der Herren Kantor Forlhardt und Lehrer Siegmund eine musikalische Auf führung, bei der außer verschiedenen mehrstimmigen Kinderchören als Solisten die Herren Lehrer Söldner (Vaßsolo) und Mildner (Violine) miiwirkten und so durch ihre Vorträge eine hübsche Abwechslung boten. Der am Mittwoch erstmalig abgehaltene Turnerinnen bildete eine ganz besondere Anziehungskraft. Die von Knaben und Mädchen exakt ausgeführten turnerischen Uebungen ernteten allgemeine Anerkennung. Den Schluß der Prüsungstage bildete am Freitag vormittag die Entlassung von 65 Kon firmanden. Die Feier begann mit dem Liede: „Himmelan geht unsre Bahn". Hieran anschließend gab Herr Schul direktor Kadner in längerer Rede, unter Zugrundelegung oer Worte aus der Epistel St. Jacobus I, 13—17, den Scheidenden ernste Mahnungen mit auf den Lebensweg. Ein Gesang des Lehrerkollegiums erhöhte die weihevolle Stimmung. Zu bemerken ist noch, daß die beiden Kon firmanden Krönert und Uhlemann während ihrer acht jährigen Schulzeit nicht einen Tag versäumt haben. Possendorf. Am Palmsonntag wurden 154 Kinder — 82 Knaben und 72 Mädchen — in unserem Gottes- Hause konsirmiert. Möchten die liebevollen Ermahnungen der Herren Geistlichen sowie die Wünsche und Gebete der Eltern an den Kindern reiche Früchte bringen. Am Gründonnerstag nachmittags 5 Uhr werden die Neu konfirmierten zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten. Dresden. Die Stadtverordneten lehnten die Rats vorlage, eine Mädchensortbildungsschule für Mädchen aller Berufe ins Leben zu rufen, ab. Dagegen soll die Regie rung ersucht werden, die Schülerinnenabteilung an der Ge werbeschule auf breiterer Grundlage auszubauen. — Eine Verordnung über die Fahrten mit Flugzeugen und Luftschiffen veröffentlicht soeben das König!. Sächs. Ministerium des Innern. Die Verordnung regelt die Frage der ort-polizeilichen Genehmigung, der Prüfungs- zeugnisse, der Fahrten mit Fahrgästen usw. — Eine freisinnig-sozialdemokratische Landtagsmehrheit. „Wenn die Fortschrittspartei sich so hält, wie in Leipzig- Land, kann ohne Schwierigkeit eine freisinnig-sozialdemo kratische Landtagsmehrheit auch unter dem Pluralrecht erobert werden", so schrieb unter dem Eindruck der in Leipzig-Land erfahrenen fortschrittlichen Stichwahlhilfe die „Chemn. Volksst". Wir verstehen es, wenn anderenorts diese Ausgeburt „außerordentlich blühender Phantasie" die Genossen unangenehm berührt. Die weiter rechts stehen den Parteien können nur dasür dankbar sein, daß das Chemnitzer, etwas revisionistisch angehauchte Organ der Sozialdemokratie ihnen einen solch interessanten Einblick in seine verborgensten Herzenskammern gestattet hat. — Lin seltener Fund aus der Urzeit wurde in der Nähe von Chemnitz gemacht. Etwa 1>/2 m tief fand man einen 22 m langen versteinerten Baumstamm, an dem noch Reste von Wurzeln und Aesten bemerkbar waren. Teile versteinerter Bäume werden in der dortigen Gegend oft gefunden; die umfangreichste dieser Ver steinerungen war jedoch nur 12 m lang. Der gegen- wärtig ausgegrabene Stamm ist der längste der bisher in Deutschland gefundenen. Radeberg. Durch einen nichtswürdigen Buben streich kam das Personenaulomobil des Kommerzienrats Großmann in Großröhrsdorf hier in ernste Gefahr. Zwei junge Leute hatten auf der Großröhrsdorf—Radeberger Straße einen am Straßenrands liegenden ziemlich starken Stamm quer über die Straße, auf der das Auto heran kam, gelegt. Nur der Aufmerksamkeit des Wagenführers, der das Auto kurz vor dem Hindernis zum Stehen brachte, Ist es zu verdanken, daß ein Unglück verhindert wurde. Glücklicherweise gelang cs durch einen dritten, die Namen der Uebeltäler festzustellcn. Meißen. Ein HcimatLfest für das Meißner Spaar- gebirge ist für den 10. und 11. September 1911 geplant. Schon jetzt ist man eifrig an der Arbeit. Am 10. Sep tember wird Gott Bacchus in stattlichem Wlnzerzuge ein geholt werden, der den alten Meißener Weinbau durch sein Erscheinen zu neuer Blüte bringen will. Auf der Festwiese entwickelt sich ein eigens zu dem Zwecke ge dichtetes heimatliches Festspiel, das Freud und Leid des Weinbauers schildert. Montag werden die eigenartigen Vorführungen wiederholt und Höhenfeuer und Berg beleuchtung werden das ganze idyllische Spaargebirge in märchenhaften, Zauber erglühen lassen. Roßwein. Der Haushaltplan der Stadt Roßwein für das laufende Jahr erfordert 168 547,79 Mark an Steuern, das sind 8383 Mark mehr als 1910. Die Stadt verordneten beschlossen die Aufhebung der bestehenden städtischen Umsatzsteuer für den Konsumverein „Haushalt". Slebenlehn. Der frühere hiesige Pfarrer Hildebrandt hat der Kirche 500 Mark gestiftet, deren Zinsen für arme Konfirmanden bestimmt sind. Oschatz. Von größter Bedeutung für die Entwick lung unserer Stad, ist ihre weltbekannte Filzindustrie, die mit der Firma Ambrosius Marthaus eng verknüpft ist. Diese Firma beabsichtigte nun, ihre Anlagen bedeutend zu erweitern und hatte hierzu mit der Stadt wegen An- kaufs städtischen Areal« Verhandlungen angeknüpft. 'Da solche nicht zum Ziele führen wollten, hat die Firma be schlossen, den Fabrikationszweig nach Gröba bei Riesa zu verlegen, doch ist auch hier das letzte Wort noch nicht ge sprochen Man hofft, die Firma dem hiesigen Platze er halten zu können. Frohburg bei Borna. Durch einen umstürzenden Torpfeiler wurde im nahen Bubendorf der 20 Jahre alte Gutsbesitzerssohn Atsred Ledig getroffen. Er trug einen Unterschenkelbruch, sowie eine Brustquetschung davon und mußte mittels Krankenautomobils in das Leipziger Kranken haus übergeführt werden. Leipzig. Wie aus dem Jahresbericht des Königin- Carola-Gymnasiums zu Leipzig hervorgeht, haben sich innerhalb des letzten Schuljahres von 17 Oberprimanern drei das Leben genommen. Ueber die näheren Umstände bei den drei Selbstmordfällen gibt der Jahresbericht eine eingehende Schilderung. Darnach sind alle drei befähigte, fleißige Schüler gewesen, die „nach inneren harten Kämpfen Kraft und Mut zum Leben verloren haben". Der be kannte Pädagoge, Professor l)r. Ludwig Gurlitt, bemerkt hierzu: Es muß doch in unserer gesamten Jugenderziehung ein Fehlerhaftes stecken, wenn sich bei uns dergleichen Schrecksymptome häufen, für die es in anderen Kultur ländern, wie England, Dänemark, Norwegen, Schweden und Italien, keine Analogien gibt. Leipzig. Die im vorigen Jahre nach Beendigung des großen Kampfes im Baugewerbe getroffenen Tarif- bestimmungen haben nur bis zum Jahre 1913 Galligkeit. Daß die Arbeiterschaft ernstlich an eine Wiederholung der gewaltigen Bewegung denkt, geht aus einem Beschluß des gegenwärtig in Leipzig tagenden Verbandstages der Zimmerer Deutschlands hervor. Die Zimmerer beschlossen, um für den neuen Kampf gerüstet zu sein, die Mille! zur Führung dieses Kampfes durch besondere, neben den lausenden Verbandsbeiträgen von jetzt ab aufzubringende Leistungen zu beschaffen. Leipzig. An Milzbrand ist ein 18jähriger Roßhaar- spinncr erkrankt und nach dem Hospital gebracht worden. Ls ist natürlich alles getan worden, um einer Weiter verbreitung der gefährlichen, ansteckenden Krankheit zu be gegnen. Leipzig. Infolge der staatlichen Gehaltsreform für die Lehrer und Lehrerinnen der höheren Mädchenschulen erwächst der Stadt eine erhebliche Mehrausgabe, die nahezu ausgeglichen werden soll durch die Erhöhung des Schulgeldes für die auswärtigen Schüler aller höheren städtischen Lehranstalten, die fortab das Doppelte zahlen sollen, wie hiesige Schüler (bisher 2/z mehr). Zwickau. Wie im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier und bereits früher in Westfalen sind auch im Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier die Bergarbeiter mit Forderungen heroorgetreten, die zunächst vom sozial- demoklatischen Verbund der Bergarbeiter Deutschlands dann auch zum Tei! durch die Arbeiterausschüsse vor»