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uar, «des. rten »nd »hr. one" I ierg. adel I. — Die Nachfeier des Geburtstags S. M. des Kaisers l seitens des Vaterländischen Arbeitervereins im > Sternsanle, die sehr zahlreich besucht war, wurde vom Vorsitzenden, Herrn Monteur Hornuff, mit Begrüßung der Anwesenden und einem Hach auf den Kaiser eröffnet, dem sich der Gesang des deutschen Liedes anschloß. Nach schwungvollem Bortrag des Gedichts „Der Untergang der I!i,s" von Herrn Stadlkassierer Schubert, hielt Herr Schuldirektor Ebert in seiner praktisch anschaulichen Weise einen Vortrag, in welchem er, unterstützt durch scharfe Lichtbilder, die Entwicklung der Kruppschen Werke in Essen und seiner Filialen, die Erzeugung der Werke des Friedens und des Krieges und die Wohlfahrtseinrichtungen des W rkes besprach und dafür reichen Beifall erntete Darauf i tr»a Herr Stadtkassierer Schubert noch ein Gedicht „Ein i Hohen?,oller fährt über die See" vor. Nachdem die Ver sammlung noch ein Vatcrlandslied gesungen, sprach Herr Bezirksschulinspektor Kuhne markige Worte über die deutsche Arbe-t in den letzten 40 Jahren, dabei Bismarck als Arbeiter, wie er das scharfe Schwert schmiedet, dar stellend. Er forderte, ein Hoch auf den Vaterländischen Arbeiterverein ausbringend, zum Beitritt zu diesem Vereine auf und bewirkte dadurch, baß sich eine Anzahl der An wesenden als Mitglieder anmeldeten. — Die Erörterungen der königlichen Staatsanwalt schäft am Freitag, sowie die Sektion am Sonnabend haben keinen bestimmten Anhalt ergeben, ob bei dem erschossen aufgefundenen Stadtförster Schieritz ein Mord oder eine SeWlöiung vorliegt, ein Unglücksfall erscheint aber aus geschlossen. Der mit zur Stelle gebrachte Polizeihund ver sagte diesmal völlig und nahm keine Spur auf. — Zu nächst bleibt der Fall noch in Dunkel gehüllt und wird die Untersuchung fortgesetzt. — Seitens des Stadtrates wird dem Verstorbenen das Zeugnis eines durchaus tüchtigen, pslichtgetreuen Beamten ausgestellt, gegen welchen auch nicht der mindeste Anlaß zu Argwohn in irgend einer Beziehung vorliegt. — Die teuerste Schule Sachsens ist die 18. Bezirks- schulc für Knaben und Mädchen in Chemnitz, welche 780000 Mark kostete. Ihr folgten hinsichtlich der Höhe der Baukosten die 19. Bezirksschule in Leipzig mit 540 000 Mark und eine Bezirksschule in Crimmitschau für 470 000 Mark, dann zwei weitere Schulbauten in Chemnitz für 450000 bezw. 440000 Mark, endlich die Hilfsschule in Leipzig für 260000 Mark. Aber auch kleine Städte bringen für Schulbauten ganz beträchtliche Opfer. So erbaute Tharandt eine neue mittlere Volksschule für 275000 Mark, Borsdorf für 150000 Mark, Rötha für 115 000 Mark. — Einen Sieg des Heimatschutzes über die Reklame hat jetzt die Gruppe Naturschutz des Sächsischen Heimat- schutzcs erzielt, indem nach einem Streite durch alle Instanzen schließlich das Oberverwaltungsgericht die Entfernung der von einer Dresdner Zigarettenfabrik längs der Eisenbahn in der an Naturschönherten so reichen Lößnitz angebrachten Reklametafeln verfügt hat. Dunkele Schattenbilder in Japan. Der hochverräterische Anschlag des Or. Kotoku und seiner Helfershelfer auf das Leben des Kaisers und der kaiserlichen Familie in Japan und zugleich auch auf das Leben der japanischen Minister erweckt ein so großes Interesse für die Zustande in Japan, daß diese ganze An gelegenheit in der ganzen Welt mit einen, wahren Feuer eifer erörtert wird, denn man ist in Europa und Amerika geneigt, den verbrecherischen Anschlag des vr. Kotoku uns seiner Genossen nicht als eine bloße anarchistische Untat aufzufassen, sondern man erblickt darin die Anzeichen einer großen politischen und sozial-revolutionären Gärung in Japan. Geben doch die japanischen Zeitungen selbst zu, daß der verbrecherische Anschlag des vr. Kotoku als ein Ereignis von außerordentlicher Bedeutung und Tragweite aufzufassen ist. Zwar ist auch in Japan gleichwie in anderen Ländern ein Attentat auf den Monarchen oder auf einen Minister nichts Neues, aber es fällt in Japan, wo unter der kaiserlichen Regierung und den leitenden Ministern so große Erfolge für das gesamte Staatswesen in den letzten Jahrzehnten erzielt worden sind, auf, daß Vertreter der gebildeten japanischen Volksklassen einen solchen Mordanschlag fassen und mit einem wahren Fanatis- mus auszusühren entschlossen waren. Es ist daher wohl auch nur ein diplomatisches Kunststück, wenn die japanische Regierung das Komplott des l)r. Kotoku als die Tat fanatischer Anarchisten hinzustellen sucht. Anarchisten in dem Sinne, daß sie auf jeden Preis nur die herrschenden Personen und Zustände vernichten wollten, uni dadurch ihrer fanatischen Unzufriedenheit einen blutigen Ausdruck zu geben, waren der vr. Kotoku und seine Genossen wvhl nicht, denn er wird in Japan von der Partei des Ostens als Freiheitshcld und als eine Art Netlungsengel hin- gestellt. Wo ist aber in irgend einem anderen Kultur lands ein Anarchist in dieser Weise gefeiert worden?! — Die Partei des Ostens ist nämlich die Hälfte der japani schen Bevölkerung, die von den großen staatlichen Fort schritten in Japan keinen Nutzen, sondern nur die Steige rung schwerer Lasten gehabt hat. Spricht doch diese Partei des Ostens, die man die altjapanische Volkspariei nennen kann, geradezu von dem schweren Gegensätze, der in Japan die Partei des Ostens von der des Westens trennt. Es fragt sich daher nur, ob die unzufriedene alte japanische Bolkspartei wirklich die politische und geistige Kraft in sich trägt, eine große radikale Opposition zu machen, oder ob nur in einzelnen Köpfen dieser Partei revolutionäre und anarchistische Ideen spuken und fanatische Attentate erzeugen. Im letzteren Falle wird die Partei des Westens, also die japanische Reformpariei, am Ruder bleiben und alle Bestrebungen der Reoolutionspartei mit den strengsten Mitteln, wie soeben die Hinrichtung des vr. Kotoku und seiner Frau und zehn seiner Genossen be wiesen hat, Niederhalten. Falls aber in der Partei des Ostens eine große volkstümliche Bewegung stecken sollte, so besteht in Japan doch die Gefahr einer Revolution, denn daß die Unzufriedenen in Japan vor keinem Mittel zurückschrecken, um ihre Pläne zu verwirklichen, das hat soeben das groß angelegte Attentat des vr. Kotoku und seiner Genossen bewiesen. Die Unzufriedenheit in der alt- japanischen Volkspartei scheint daher zu rühren, daß die soziale und wirtschaftliche Lage der mittleren und unteren ichten in Japan noch ebenso traurig und gedrückt ist, wie vor dreihundert Jahren, und daß alle Reformen , Hermsdorf bei Dippoldiswalde. Am vergangenen Freitag vormittag ist das Anwesen des Wirtschaftsbesitzers Paul Stiller bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. Die Entstehungsursache ist zurzeit noch unbe kannt. Zur Hilfeleistung von auswärtigen Spritzen waren erschienen die der Gemeinden Reinberg, Oberhäslich, Hirsch bach, Reinhardtsgrimma und Reinholdshain. zurrchnen. Ms Rechnungsprüfer werden gewählt die Turngenossen Wehner und Mehlhorn. Nachdem man über Anlegung des Verein-Vermögens Beschlüsse gefaßt hat, wird zu den Wahlen geschritten. Die ausscheiüenden Turnratsmitgüeoer Stadirat Reichel, Sekretär Porstarfer, Buchdruckereibesitzer Jehne jun. werden wieder-, Turnwart Zimmermann und Vorturner Scherz an Steile der aus- geschiedenen Turngenossen Breitfeld und Schieritz neu- gewählt. Nach Vortrag des Arbeitsplanes auf 1911 und verschiedenen Mitteilungen erreichte die Hauptversammlung nach Mitternacht ihr Ende. Dippoldiswalde. Mit dem Kinderchor „Dem Kaiser", einer alten italienischen Weise, begann am Freitag die Bürgerschulfeier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers. Nach folgender Psalmverlesung durch Herrn Schuldirektor Ebert und nach dem allgemeinen Gesang der Kaiserhymne hielt Herr Lehrer Michael die Festrede über die Entwick lung der deutschen Flotte vom Großen Kurfürsten an und ließ darauf eine tiefergrsisende Schilderung vom Unter gang des „Iltis" und vom Tag von Taku folgen, nach dem die Kinder das deutsche Flottenlied gesungen hatten. Mit den, Vortrag des Gedichts: „Die Helden vom Iltis" durch Herrn Oberlehrer Krüger und den, Bittgesang: „Gott sei des Kaisers Schutz" schloß die Feier, zu der sich auch mehrere Danien und Herren als Gäste cingesundcn hatten. — Am Abend versammelten sich im Hotel „Stadt Dresden" etwa 60 Herren zu einem Festessen, bei welchem Herr Schulinspektor Kuhne mit begeisterten Worten in formvollendeter Rede des hohen Geburtstagskindes ge dachte und unser deutsches Volk glücklich pries, einen solchen tatkräftigen Kaiser sein Eigen zu nennen. Seiten des Militärverein war der Festtag, der aber leider kein „Kaiserweiter" brachte, durch Revcille eingeleitet worden. W Ueber das Vermögen des Bäckers Albert Paul Wallter in Dippoldiswalde wird heute am 28. Januar 1911, vormittags N Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Johannes Lahode in Dippoldiswalde wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 18. Februar 1911 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, sowie zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Montag, den 27. Februar 191 l, nachmittags i/r4 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von den, Be- sitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 18. Februar 1911 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Dippoldiswalde. Achüchr-LaacuWufr vetr. Nachdem von einer Anzahl Geschäftsinhaber in Dippoldiswalde der Antrag auf Einführung dcs Achtuhrladenschlusses für sämtliche Geschäftszweige in Dippoldiswalde ausgenommen die Konditoreien mit lediglich selbsterzeugten Konditorwaren, für das ganze Jahr, mit Ausnahme der Werktage vor Sonn- und Festtagen, sowie der in § 139e Absatz 2 Ziffer 1 und 2 der Gewerbeordnung vorgesehenen Fälle gestellt und der Unter zeichnete von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden zum Kommissar für die Absetzung des voigejchriebenen Verfahrens ernannt worden ist, hat derselbe eine Liste der beteiligten Geschäftsinhaber ausgestellt, aus welcher ersehen werden kann, welche Geschäftsinhaber den Antrag gestellt haben. Diese Liste liegt vom 1. Februar -Keses Jahres an 2 Wochen lang wahrend der Geschüftsstm-den im Rathaus, l Obergeschoß, Zimmer Nr. Il, zur öffentlichen Einsicht aus. . , „ . . . Einspruch gegen die Nichtigkeit und Vollständigkeit derselben kann von den be teiligten Geschäftsinhabern bis zum Ablauf der Auslegefrist schriftlich oder zu Protokoll erhoben werden. Nach Ablauf der Auslezcfnst vorgebrachte Einsprüche bleiben unberücksichtigt. DippoMsumlde, am 28. Januar 1911. vr. Weißbach, Bürgermeister. die seit 1868 in Japan nach europäischem Muster durch geführt worden sind, nur dem Staatswesen als solchem und den bevorzugten Bevölkerungsklassen zum Vorteile ge reicht haben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Hauptversammlung des Turn vereins am vergangenen Sonnabend eröffnete der Vor sitzende Herr Nud. Reichel mit einer kurzen Ansprache, in der er des ReiHsgründungLtages und des Geburtstages des Kaisers gedachte. Zum Schluß fordert« er die An wesenden zu einem dreifachen Hoch auf. Weiter wurde des vor wenigen Tagen verstorbenen Turnratsmitgliedes Schieritz Erinnerung getan, und erhoben sich zum ehrenden Gedächtnis an den Verstorbenen die Anwesenden von den Plätzen. Hierauf erstattete Turnwart Zimmermann einen sehr ausführlichen und sür den Verein sehr erfreulichen Jahresbericht. Nach ihm ist die Zahl der Vereins- angehörigen von 21 i auf 289 gestiegen, die Turnabende zeigten regen Besuch, auch sonst wurde wacker gearbeitet. Die 50jührige Jubelfeier war in allen Teilen schön ver laufen. Auch der Kassenbericht des Kassierers Jäckel konnte nur erfreuliches melden. Einer Einnahme von 1668,89 Mark stehen 1453,50 Mark Ausgabe gegenüber, sodaß ein Kaßenbestand von 215,39 Mark verbleibt. Außerdem besteht noch ein Fahusnfonds mit 45,82 Mark und eine Vergnügungskasse mit 52,01 Mark. Der Turn hallenbaufonds betrügt zurzeit 6423,28 Mark, das Gesamt vermögen des Vereine, das sich im letzten Jahre um nahezu 800 Mack vermehrt hat, 6736,50 Mark. Hierzu ist noch ein Jnocntarvermögen von 1656,45 Mark hinzu- t an Ein- ngs- bend rittet, WeWtz-Mmlg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 77. JahkgaW Dienstag, den 31. Januar 1911 Mr. 13. Inserate werden mit Id Pfg., solche au» unsere» Amtshauptmattüschast mit 12Psg.die Spaltzeile oder deren Raum berech- »Welberitz-Zeitun^ «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- ÄenWendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich Mit achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aust,ahme eines I,Herats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie «vernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörde,!) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische 34 PfgV eblinonatlich 42 ' und komplizierte Inserate Psg. Einzelne Nummern V»-/ bM M mit entsprechendem Aus LV Pfg. - Alle Postan- Id d schlag. - Eingesandt, i» ALLNÄL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "NSLM Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde.