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77. Jahrgang Donnerstag, den 2. März 1911 Nr. 26. lallen, Postboten, sowie «msereAusträgernehmen Bestellungen an. DK »«Klyeritz.Zeitung »scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Sag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ansgegeben. Preis vierteljährlich 1M. LS Pfg., zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Iv Pfg. — Alle Postan- Inserat« werden mit II Pfg., solche aus unsere» Amtshauptmmmschaft mit 12Pfg.dle Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. — Tabellarische mrd komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, bi redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 30 Pfg BHerih-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmamschast, das Königlich- Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseltigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt«. Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. »ür di- Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie nberiwmmen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Zur Anmeldung für Ostern 191 l gelangten in der hiesigen Bürgerschule bis jetzt 86 Elementaristen: 37 Knaben und 49 Mädchen. Im Jahre 1910 waren es 83 — 42 Knaben und 41 Mädchen. — Für das durch Weggang des Herrn Pastor Groß mann hier erledigte Diakonat sind vom Königl. Landes- konsislorium die Herren Hilfsgeistlicher Paul Erich Holstein in Mockau, Predigtamtskandidat Schuloikar Georg Walter Kuckelt in Roßwein, Hilfsgeistlicher Johann Georg Kurt Rietzsch in Weinböhla vorgeschlagen worden und werden in den Vormitlags-Gottesdiensten am 12., 19. und 26. März ihre Probepredigt halten. — Der Wohltätigkeitsverein „Sächsische Fechtschnle", Verband Dippoldiswalde, welcher in diesem Jahre die Feier seines 25jährigen Bestehens festlich begehen konnte, hielt am 18. Februar seine diesjährige Hauptversammlung ab. Dieselbe war aber leider sehr schwach besucht. Nach Vortrag des Jahres- und Kassenberichtes schritt man zur Ergänzungswahl des Gesamtoorstandes. Der Verband zählte in diesem Jahre 323 Mitglieder, gegen 302 im Vorjahre. Ls war demselben möglich, in diesem Jahre in 62 Fällen Unterstützungen an würdige Arme im Ge- samtbetrage von 337 M. zur Verteilung bringen zu können. Dies gibt so recht Zeugnis von der segensreichen Wirksamkeit des Verbandes. — Am vergangenen Sonntag hielt der Bienen- züchteroerein für Dippoldiswalde u Umg. seine General versammlung ab. Nach der Begrüßung durch den Vor sitzenden gab der Kassierer den Kassenbericht. Aus diesem ging hervor, daß das Vereinsoermögen 328 M. beträgt. 200 M. desselben sind zinsbar angelegt. Der Verein zählt 34 Mitglieder. Das verflossene Vereinsjahr war durch die in Dippoldiswalde veranstaltete Hauptvereins- ausstellung besonders bedeutungsvoll. Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf die Wahl eines Schriftführers und wurde als solcher Herr Holfert-Kipsdorf einstimmig ge wählt. Sodann machte der Vorsitzende einige Mitteilungen über die Haftpflichtversicherung des Deutschen Jmkerbundes und den Bezug von Kalendern der Bienenzeitungen. Ebenso wurde auf seine Anregung beschlossen, die Satzungen des Vereins neu zu bearbeiten und drucken zu lassen. Eine Anfrage über Faulbrut und Reformen im Hauptvereine rief eine solch lebhafte und ausgedehnte Debatte hervor, daß wegen vorgerückter Zeit der angesetzte Vortrag über Bienenkrankhciten verschoben werden mußte. — Die Kalliope Musikwerke Ä. G. in Dippoldis walde, deren Aktien nach der diesjährigen Generalver sammlung auch an der Berliner Börse (bisher nur in Dresden und Leipzig) eingeführt werden sollen, konnte im verflossenen Jahre den größten Umsatz seit ihrem Bestehen erzielen. Das Fabrikationserträgnis stieg auf 754323 M. (i. V. 564 615 M), anderseits aber auch die Handlungs unkosten auf 200208 M. (139816 M). Abzüglich 30256 M (23 700 M.) Zinsendienst, 6096 M. (39964 Mark) Delkredere Reserve und 40 000 M. (0) Rückstellung auf Dispositionskonto (diese Rückstellung soll zur Deckung von Aklien-Einführungsspesen und teilweise Bestreitung später fällig werdender Talonsteuern dienen) und 244022 Mark (220902 M.) Abschreibungen, stehen einschließlich 5635 M. Vortrag (7702 M. und noch 7003 M. Zinsen) 239377 M. (154 938 M.) Reingewinn zu nachstehender Verwendung zur Verfügung: 2612 M. (0) zur Abrundung der ordentlichen Reserve, 25 000 M (0) zur Delkrcdere- reserve, 22622 M 19303 M.) zu Tantiemen, 164500 Mark (120000 M.) — 14 Proz. (12 Proz) Dividende, an der 350 000 M. junge Aktien zur Hälfte teilnchmen, 12000 M. (10000 M.) Beamtengrolifikationen, 2644 M. (5635 M ) Vortrag auf neue Rechnung. Das Agio von 157814 M. auf die neuen Aktien wurde dem ordentlichen Reservefonds zugeführt, der dadurch auf 262388 M. an wuchs. Die Uebersiedlung des Fabrikbetriebs von Leipzig nach Dippoldiswalde in die angekauften Fabriklokalitäten der früheren A.-D. Sächsische Holzwarenfabrik Mar Böhme L Co. konnte bei größtenteils oufiechterhaltenem Betriebe erfolgen. Das Leipziger Grundstück nebst Ein- richtung wurde für 500 000 M. verkauft. Der Rest der Obligationsschuld von 457 500 M. wurde zur Rückzahlung für 1. Juli d. I. gekündigt. Ruppendorf. Im Gasthof gab am Sonntag der hiesige Männergesangverein bei vollbesetztem Hause ein Konzert, das auch einen verwöhnten Zuhörer befriedigen konnte. Schon die Auswahl der 3 Theaterstücke ließ er- kennen, daß etwas Gutes geboten wurde. And dann deren Vortrag selbst. Da war nichts von Dilettantismus zu spüren, so natürlich spielte jeder seine Rolle. Und ganz ausfällig geschickt war auch jede verteilt. Von den Männerchören sei besonders das technisch nicht leichte „Sturmwogen" von Wengert hervorgehobcn. Eine Selbst verständlichkeit ist es nätürlich, daß diesen Sonntag das Konzert wiederholt wird. Dresden. In Vertretung des Königs wird sich Prinz Johann Georg zu den Krönungsfeierlichkeiten nach London begeben. Auf Einladung der englischen Majestäten wird auch Prinzessin Johann Georg ihren Gemahl dorthin begleiten. — Der Streit um die Zulassung junger Mädchen zum Besuche der städtischen höheren Knabenbildungsanstalten in Meißen ist in der gemeinschaftlichen Sitzung des Rates und der Stadtverordneten vorläufig zu ungunsten der Mädchen entschieden worden. Der Rat blieb mit allen gegen eine Stimme bei seinem Beschlusse stehen, die gegnerische Mehrheit im Stadtverordneten-Kollegium aber hatte sich, eine Wirkung der in der letzten Woche be triebenen Agitation, erheblich vergrößert. Statt der 17 Stimmen, die bei der ersten Beratung sich Mr die Zulassung der Mädchen erklärten, waren nur noch 13 dafür, und die Gegnerschaft hatte sich von 18 auf 23 Stimmen gesteigert. Wie lebhaft die Frage in weiten Bevölkerungskreisen erörtert wurde, zeigte auch der Besuch des Zuhörerraumes, der kaum jemals eine solche Fülle aufgewieien hatte Die Abstimmung geschah namentlich. Der Rat will sich bei diesem Ausgange der Beratung nicht beruhigen. Leipzig, 28. Februar. Gestern abend verübte die 30 Jahre alte Schneiderin Auguste Scharf auf ihren Ge liebten, den Kaufmann Alfred Habedank, einen Mord versuch, indem sie ihm mit einem Revolver in die Brust schoß. Schwerverletzt wurde er ins Krankenhaus geschafft, wo er in der vergangenen Nacht seinen Verletzungen er legen ist. Die Täterin wurde verhaftet.' — Zeitungsnachrichten zufolge hat vor einiger Zeit im Auswärtigen Amte eine Besprechung über das Kon sulatswesen des Reiches stattgefunden, zu der auch Ver treter von Handel, Industrie und Schiffahrt zugezogen waren. Durch eine Umfrage bei den übrigen sächsischen Handelskammern stellte die Dresdner Handelskammer fest, daß keine sächsische Handelskammer eine Aufforderung zur Entsendung eines Vertreters erhalten hatte. Auf An regung der Kammer erhob die Handelskammer Leipzig als derzeitiger Vorort des sächsischen Handelskammertages wegen dieser Uebergehung der sächsischen Handelskammern beim Ministerium Beschwerde. Leipzig, 27. Februar. Sechs von sozialdemokratischer Seile einberufene Volksversammlungen, an welchen 6000 Personen Icilnahmen, nahmen eine Protestresolution gegen die geplante kommunale Biersteuer an. Chursdorf bei Penig. In dem Befinden der Frau Kretzschmar, auf die vergangene Woche ein Raubanfall von dem Dienstknechte verübt worden war, ist eine Besse rung eingetretcn, sodaß cs ihr unter Berücksichtigung der schweren Verletzungen verhältnismäßig gut geht. Frau K. ist jetzt siebersrei und dürste mit dem Leben davonkommen. Wüstenbrand. Um die Wohnungsnot zu heben, wird sich hier in nächster Zeit eine Baugenossenschaft gründen, oie den Bau von Arbeiterwohnhäusern in eigene Regie nehmen will. Annaberg. Ein nicht genannt sein wollender Bürger hat 10000 M. für milde Zwecke gestiftet. Die Stiftung wird vom Stadlrat verwaltet. Cranzahl i. E. Hier wurde in der Person eines Feuermanncs ein Falschmünzer verhaftet. Er fabri zierte, wenn er Nachtschicht hatte, 2,5-, 10-und 20-Mark- stücke. Abdrücke und Formen rc wurden vorgesunden und beschlagnahmt. Der Fälscher wurde an das Amtsgericht Annoberg und von diesem an die Staatsanwaltschaft Chemnitz abgeliefert. Von ihm verausgabtes falsches Geld wurde in letzter Zeit wiederholt angehalten. Var Jahres frist wurde der Falschmünzer auch wegen Verdachtes der Ermordung des Uhrmacher Schöne in Annaberg festge- nommen, er mußte wegen Mangels an Beweisen aber wieder freigclasscn werden. Schneeberg. Am Abend des 16. Januar wurde an einem Schulmädchen aus Zschorlau auf dem Wege von Zschorlau nach Neustädtel ein Sittlichkeitsoergehen verübt. Der Täter wurde jetzt in der Person eines hie sigen Fabrikarbeiters festgestellt. Tagesgeschichte. Berlin. Mit den durch das Zuwachssteuergesetz für die Veteranenfürsorge bereitgestellten 5 Millionen Mark ist es möglich, 60000 Veteranen mehr zu unterstützen als bisher. Die zu diesem Zwecke zu erlassenden Bestim mungen haben daher die Aufgabe, die gesamte Summe dieser Zahl von Kriegsteilnehmern ohne Einschränkung zukommen zu lassen. Um das zu erreichen, sollen die Be- griffe „Unterstützungsbedürftigkeit" und „Erwerbsunfähig, keit" wesentlich weiter ausgelegt werden als bisher. Unter- slützungsbedürftigkeit wird dann immer als vorhanden an zusehen sein, wenn der Kriegsteilnehmer infolge von Alter, Krankheit oder Gebrechlichkeit nicht mehr imstande ist, durch eine seinen Kräften und Fähigkeit entsprechende Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. — Nach den soeben veröffentlichten Vorschlägen der württembergischen Regierung zur Vereinfachung der Staats- Verwaltung würden durch ihre Annahme im ganzen 2,9 Millionen Mark gespart werden. — Der diesjährige Berussgenossenschaftstag tritt am 27. Mai in Lindau am Bodensee zusammen. — Nach einer Erklärung des Kultusministers hält die preußische Regierung zurzeit an den katholischen Fakultäten, trotzdem die Professoren den Modernijteneid abgelegt haben, fest; im übrigen will sie die weitere Entwicklung der Dinge abwarten. — Halbamtlich wird erklärt, daß ein amtlicher Be schluß über den Termin für die Reichstagswahlen noch nicht gefaßt ist, daß diese aber wuhrscheinlich im Spät- Herbst ftattfinden werden. — Der Vorsitzende der aufgelösten „Lorraine sportive", Samain, kam nach einer Meldung der „Voss. Ztg." aus Metz, Freitag nacht gegen 3 Uhr dort mit fünf Begleitern in das meist von Deutschen besuchte „Cafe Windsor", ver langte in Deutsch seine Getränke, erklärte beim Bezahlen aber, er bezahle nur einem Französisch sprechenden Kellner. Der Kellner konnte aber nur Deutsch verstehen, worauf sich Samain entfernen wollte, ohne zu bezahlen. Um ihn zur Zahlung zu veranlassen, mußte die Hilfe der Polizei in Anspruch genommen werden. — Es macht nicht gerade den Eindruck, als sei Herr Samain durch die Auflösung seines Sportvereins zur Vernunft gebracht worden. Schwerin, 28. Februar. Der Landtag, der heute nachmittag in Malchin eröffnet wurde, erhält von der Regierung zunächst eine Vorlage, in welcher die Regie rung darlegt, wie die Sparsamkeit allzeit der Leitstern der Finanzverwaltung gewesen sei, und dann betont wird, daß die Regierung an der Forderung auf Erhöhung der Pension der Witwen und Waisen der aroßherzoglichen Diener in Höhe von einer Viertclmillion, sowie an der Forderung der Ausbesserung des Gehaltes der großherzog lichen Landesschullehrer unbedingt fefthalten müsse. Trient. Das österreichische Konzessionsgesuch für Schiffahrt auf dem Gardasee ist von den italienischen Be hörden in Verona abgelehnt worden. Die Nachricht er weckt hier großes Aufsehen, da man der Ansicht ist, daß Oesterreich laut Handelsvertrag ein Recht auf Vie Schiff fahrt hat. Frankreich. In politischen Kreisen wird angesichts der verworrenen parlamentarische Lage, welche durch die jüngsten Abstimmungen in der Kammer zutage getreten ist, ernstlich die Frage erwogen, das Parlament aus- z »lösen. Die Schwäche des Parlaments wird auf die große Anzahl der Gruppen und Untergruppen zurück geführt, welche in letzter Zeit fast täglich in großer Zahl entstanden sind. Auch das Blatt „Action Francais" macht sich zum Echo dieser Ansicht und erklärt in einem längeren Artikel, daß das Parlament aufzulösen sei. Rom. Der Justizminister hat einen Ausschuß ein gesetzt mit dem Auftrage, die Abänderung verschiedener Artikel des Strafgesetzbuches vorzubereiten. Die Reform soll sich vornehmlich auf das Familienrecht erstrecken. Wie es heißt, soll nunmehr auch die Ehescheidung in Italien künftig zugelassen werden. Türkei. Ein Pilgerschiff untergegangen. Der Dampfer „Hurryet" ist, wie man aus Konstantinopel meldet, nörd lich von Djedda gesunken. Er hatte 800 Personen an