Volltext Seite (XML)
Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Glück zu! Zur Feier der 25 Wieder lehr des Gründungstages hatten sich am Freitag abend im Reichskronensaale zahlreiche Freunde und Gönner des Vereins mit ihren Familien eingesunden, um mit oen Angehörigen des Vereins das Stiftungsfest zu begehen, das in der üblichen Weise abgehaltcn wurde. Den ersten Teil bildete ein Kommers mit verschiedenen Reden. Ein heileres Duett und ein sehr hübsch ausgcsührtcs Theeterstück „Robert und Bertram" leiteten dann zum Ball über, der durch Ver losung und Kotilion unterbrochen, sich bis in die frühen Morgenstunde» ousdehnte. — Die musikalische Abendandacht am vergangenen Sonntag, in der Frau Bürgermeister vr Weihbach (Sopran), Herr Organist Hollinger-Dresden (Orgel), Herr Lehrer Przioda (Violine) und der Kirchcnchor wirklen, slellte Advent und Weihnachten dar. Eingeleitet durch ein Präludium von Bach, wechselten Schriftverlesung des Herrn Pastor Böhme, Chor, Solo- und Gemeindegesang in Melodien und Bearbeitungen von Händel, Bach und Gesins u a. mit einander ab. In seiner Ansprache lieh Herr Superintendent Hempel Zeugen für Christus, den Menschenfreund, reden, und nach Gebet und Segen stimmte die Gemeinde mit andächtigem Herzen an: „O du fröh liche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit". Mit „Hosanna", Marche religioso für Orgel, schloß die erbau liche Andacht, für deren Zusammenstellung und Ausführung außer den Mitwirkenden vor allem Herrn Kantor Schmidt herzlicher Dank der Kirchgemeinde gebührt. — Gewerbeveretn. Das Austreten der Frau Eichenbrecher am Sonntag erfreute sich nachmittags wie abends eines verhältnismäßig guten Besuchs Die Er zählerin hat ein eigenes G schick zum Interpretieren und holt aus den einiachsten Sachen für den Erwachsenen Gedanken und Pointen heraus, die ihm bisher verschlossen blieben. Wie sie zu fesseln versteht, konnte man besonders nachmittags an d^n Kleinsten beobachten. Eine Stecknadel hätte man fallen hören können. Damit wcchselie ab herzlichste Freude, die ihren Höhepunkt erreichte, als Knecht Rupprech erschien. — Dern auf dem Wendischcarsdorfer Staatsforst reviere langjährig beschäftigten Waldarbeiter Friedrich August Bormann in Seifersdorf ist vom Ministerium des Innern das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen und durch den Reoierverwalter in dessen Amts wohnung in Gegenwart von Beamten und Arbeitern in feierlicher Weise ausgehändigt worden. — An den beiden Wochen vor Weihnachten und am Sylveslertage dürfen offene Verkaufsstellen in hiesiger Sladt an den Werktagen bis um 10 Uhr an den Adventssonn tagen nur bis 8 Uhr offen gelassen werden. — Heimlichkeiten. Was flüstert und kichert, raunt und knistert an allen Ecken und Enden des Hauses? Niemand soll's wissen und niemand soll's sehen! Das sind die Heimlichkeiten der Adoenlswochen. Das ist das süße, bange Hassen und Harren der seligen fröhlichen, gnadenbringenden Weihnachtszeit. Nicht allerorten geht sie mit der Festfreude Hand in Hand. Besonders für manchen Ehegatten bedeutet es geradezu eine Qual, über ein Geschenk für seine bessere Hälste nachzudenken und es zu besorgen. Ihm fehlt die Gabe oder Zeit, andern ihre Wünsche und Bedürfnisse abzulauschen, und deshalb wählt er mit tödlicher Sicherheit ein Geschenk, das weder schön noch zweckentsprechend ist, über welches sich seine Ehehälste aber notgedrungen unbeschreiblich freuen muß. Aus diesem Grunde läßt sich manche Haussrau lieber Geld schenken, um sich davon nach eigenem Belieben etwas zu kaufen. Andern wieder Ist nichts recht zu machen. Wenn diese sich ihr Weihnachtsgeschenk in der Form von Moneten er bitten, nun, dann ist eben des Menschen Wille sein Himmelreich! Bon einer Ueberraschung beim Empfang des Gegenstandes ist dann natürlich keine Rede Aber wo eine» des andern Wünsche zu entdecken sucht, und wären sie noch so tief im Herzen verborgen, wo man im Geheimen eine Sehnsucht erfüllt, die der andere gar nicht aüszusprechen wagt, daß sie am heiligen Abend wie her- gezaubert erscheint, da herrscht köstliche Ueberraschung. Deshalb sollte man seine Geschenke möglichst geheim halten. Ein Geschenk, das man schon vorher kennt, bereitet nur halb so viel Freude. Ebenso ist es unbegreiflich, wie manche Leute es fertig bringen, über die ihnen zuge dachten Geschenke nachzuforschen und dadurch sich und den Geber um die Freude der Ueberraschung zu bringen. Höckendorf. In der Gemeinderatssitzung vom 19. No vember wurde der seit 22 Jahren zum Wohle der Ge meinde amtierende Gemeindevoisland, Gutsbesitzer Moritz Hartmann, einstimmig auf Lebenszeit gewählt. Schmiedeberg. Die letzte Versammlung des Evange lischen Männervereins in diesem Jahre findet Dienstag, den 13 Dezember, statt. Damit wird ein Vortrag des Herrn Pastor Hickmann mit Vorführung von Lichtbildern »der „Weihnachten in der Kunst" verbunden sein. Ver schiedene musikalische Darbietungen werden ferner für weitere Unterhaltung sorgen. Altenberg. Gegenwärtig weilt eine große Tele graphenbaukolonne hier, um die durch den Anraum ver ursachten Leitungsschäden zu beseitigen. Die Leitung nach Kipsdorf hatte sehr gelitten und in Zinnwald war strecken weise die Telephonleitung vollständig zerstört. Dresden. Die Rückkehr des Prinzen Johann Georg und Gemahlin und der Prinzessin Mathilde von ihrer Orientreise nach Dresden wird am 23. Dezember erfolgen. Dresden. Dem Handbuch für Schulstatistik für das Königreich Sachlen zufolge gibt es jetzt im Königreiche Sachsen 2382 Volksschulen mit 14191 Lehrern und 812 510 Schülern. Von diesen 2382 Volksschulen haben 746 Schulen nur je einen Lehrer, 57 l Schulen je zwei Lehrer. Pirna. Ein schauerlicher Fund wurde im Gasthof zu Weißig bei Bühlau gemacht. Dortselbst beschäftigte Schlosser nahmen beim Arbeiten in der Nähe des Musik podiums eine» starken Verwesungsgeruch wahr. Beim Suchen nach der Ursache sanden sie unter dem Podium ein verschnürtes Paket, das einen schon stark in Ver wesung übergegangenen Kindeslcichnam enthielt. Durch die polizeilicherseits sofort angestellte Untersuchung wurde ein im Gasthof bedienstetes Mädchen als Täterin ermittelt, das die Tat, die schon vor langer Zeit begangen worden ist. auch bereits eingestanden hat. Ob das Kind bei der Geburt gelebt hat oder bereits tot war, dürste die Unter suchung ergeben. Leipzig. Ein „netter Sohn" ist der 22 Jahre alte Buchdrucker Wastau. Vor kurzem stahl er seiner alten Mutter ein Sparkassenbuch über 500 Mark und verjubelte das Geld. Die Mutter sah von einer Anzeige ab; bald daraus aber waren ihre drei Sparkassenbücher, auf denen sie die Ersparnisse aus 25jähriger harter Arbeit stehen hatte, verschwunden und der Herr Sohn mit ihnen. Er schasste sich hier nach Abhebung von 900 Mark zunächst eine Geliebte an und fuhr dann mit dieser nach Berlin, wo er das Geld innerhalb weniger Tage durchbrachte. Dann wandte er sich um Geld an den früheren Arbeit geber seines Vaters, einen hiesigen Kommerzienrat, und ward verhastet, als er dessen Antwort bei ter Post ab holte. Diesmal wurde der Leichtsinnige mit einem Jahre Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust belegt. — In Seebenisch bei Markranstädt trat in einem Garten eine sehr ausfallende Erscheinung zutage. Die Bienen sämtlicher Stöcke — es sind einige über 30 — fingen an auszufliegen und cinzutragen, und zwar setzten sie diese Tätigkeit den ganzen Tag ununterbrochen fort und kamen mit voller Tracht zurück. Sie trugen in der Hauptsache Tau ein. Hauptsächlich beflogen sie das Kraut der Erdbeeren. Der Imker, Herr Wort, schließt aus dieser außergewöhnlichen Naturerscheinung, daß wir in diesem Winter überhaupt keine bedeutende Kälte mehr bekommen, obgleich bekanntlich berichtet wird, daß wir einen strengen Januar erhalten würden. In dem weitverzweigten Garten Ist noch eine andere Naturerscheinung beobachtet worden; es haben sich nämlich die Blätterknospen der Sträucher und Bäume bereits soweit entwickelt, daß z. B. die Haselnüsse und die Weiden, an denen auch Bienen bemerkt wurden, blühen. Wslmh-Mnng Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Dienstag, den 13 Dezember 191V Nr. 144 Für hie Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Vertag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. net. Bekanntmachungen aus der ersten Seit^(nur von Behörden) die zwet- gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat» mit entsprechendem Auf- 76. Jahrgang. DK .Welßerltz.Zeltnne'' -Meint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- SenWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern >i0 Pfg. — Alle Postan- > — kMaa — Elnaelandt iw Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Inserat« werden mit II H Pm., solche au» unsereß I Ämtshauptmannschast' ZA mit 12 Pfg. die Spaltzett« H oder deren Raum berechn M Crossen. Ein Rätsel bei der Gemeinderatswahl! Unter dieser Spitzmarke schrieben die „Zwickauer N. N.": Ein sonderbares Wahlergebnis trug sich bei der dies jährigen Gemeinderatswahl, und zwar bei der 2. Klasse der Ansässigen, zu. Laut geführter Namensliste wählten in dieser Klasse 60 Wähler und ebensooiele Stimmzettel gab beim Auszählen derselben die Wahlurne zurück, jedoch beim Vorlesen, siehe da, waren es 62. Wo die anderen zwei Stimmen hergekommen sind, ist eben ein Rätsel. Voraussichtlich dürfte die Kgl. Ämtshauptmannschast ihre Bestätigung zu diesem Ergebnis versagen. Zittau. Großes Aufsehen erregt in den Kreisen der Ladeninhaber die am Donnerstag sestgestellte Tatsache, daß an diesem katholischen Feiertage (Mariä Empfängnis) am hiesigen Bahnhofe die von Reichenberg und Warns dorf ankommenden Reisenden von österreichischen Grenz beamten in Zivil gemustert wurden. Die Beamten folgten sodann den Reisenden in die Stadt und beobachteten deren Einkäufe in den Ladengeschäften, besonders auch den Ver kehr in den Lotteriekollektionen. Weibliche Grenzdetektivs sollen ebenfalls schon in dieser Weise mit Erfolg tätig ge wesen sein. Man erblickt in dieser Ueberwachung der österreichischen Käufer eine schwere Belästigung der Laden inhaber und ihrer Kunden. Nieder-Ruppersdorf. Zu dem Raubmord in Ruppersdorf werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Die ermordete Witwe Gedlich war 69 Jahre alt; ihre Tochter Pauline (nicht Ernestine) 37 Jahre. Die Täter haben unter dem Vorwand, etwas lausen zu wollen, den Laden betreten. Auf dem Ladentisch wurde noch für 10 Pf. Wurst, die die Verbrecher zweifellos gefordert haben, vor gesunden. Anscheinend ist die Frau, die das Gewünschte verabreicht hat, zuerst erschlagen worden. Sie wurde hinter dem Ladentisch aufgefunden. Die Tochter, die vermutlich ihrer Mutter zu Hilfe eilte, ist sodann von dem Verbrecher niedergeschlagen worden. Sie wurde im Laden dicht an der Tür der Wohnstube noch röchelnd auf gesunden, starb aber bald darauf. Die Kleider der beiden Erschlagenen waren mit Petroleum begossen und darauf angezündet worden. Der Oberkörper der Mitter war ziemlich verkohlt, während die Tochter weniger schwere Brandwunden aufwies. In der Kasse wurden nur einige Pfennige aufgefunden. Die furchtbare Mordtat ist zweifel los wohlvoibereitet worden. Vielleicht kommen mehrere Täter in Betracht, die gewußt haben, daß in den Morgen stunden nach 7 Uhr der größte Teil der Nachbarschaft schon auf Arbeit gegangen war. Ls sollen auch zwei verdächtige Personen am Abend vorher bemerkt worden sein, die sich um das Haus geschlichen haben. Die Polizei- und Gerichtsbehörden stellten sofort Nachforschungen nach den Verbrechern an Um II Uhr wurden bereits in Leutersdorf zwei Personen verhaftet, ein jüngerer Oester- reicher und ein Mann, der aus Neugersdorf stammen und sich schon seit Wochen in der Oberlausitz vagabundierend herumgelrieben haben soll. Beide sind zusammen in Ruppersdorf gesehen worden. Löbau. In Köblitz bei Cunewalde mar in ein Hausgrundstück eingebrochen worden, wobei sich der Ein brecher blutig verletzt hatte. Die Verletzung führte zur Ermittlung und Festnahme des Täters, des im Ort woh nenden Hilfsfeuermanns Jung. In derselben Nacht und kurz nach dem Einbruch ist ein anderes Hausgrundstück niedergebrannt worden, wobei ein junger Mensch erstickt ist. Die an der Brandstelle vorgefundenen Blutspuren ließen darauf schließen, daß beide Verbrechen ein und die- - selbe Person ausgeführt habe. Jung behauptete aber hartnäckig, daß er überhaupt nicht an der Brandstelle ge wesen sei. Auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft zu Bautzen traf vor acht Tagen der Schutzmann Müller von Rade beul mit seinem Polizeihund „Here" in Köblitz ein, wo die „Here" von der Blutspur an der Brandstelle Witte rung nahm. Die „Here" ging zunächst über einen Bach und durch den Schnee eine Anhöhe nach einem Gehölz, blieb an einem Baum stehen, wo wieder Blut vorge funden wurde, lief dann etwas zurück nach recht» um einen Teich. Dort hörten die Blutspuren auf, und „Here" ging weiter nach der Eisenbahnhaltestelle, verfolgte die Veffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 20. Dezember 1910, vormittags 1/411 Uhr, im Sitzungssaal- der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Diensigebäude aus. Königliche Ämtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 10. Dezember 1910.