Volltext Seite (XML)
so legte Grete hier wie in den Nebenräumen, die mit Lem großen Salon, wo die Bescherung stattsindeu sollte, in Verbindung standen, die letzte Hand an, denn alle sollten einen festlichen Anstrich haben. Heut morgen war sie mit Sven in der Markthalle gewesen. Ganze Berge voll Weihnachtsgrün hatten sie erstanden. Feine Konifercnmedel, rotbeerigen Ilex und eigenartige Mistel zweige mit ihren runden Wachsperlenfrüchten. Das alles gab eine wunderhübsche, echt weihnacht liche Dekoration für Krüge und Vasen, die natürlich im Hause eines Ma olilafabrikanten in großer Zahl und von erlesener Schönheit zu finden waren. Nun hatte sie genug zu tun, das Gezweigs recht gefällig, ja so mit einem Schwung ins Geniale zu ordnen. Denn wo zwei Künstler im Haus als Schön heitskritiker sind, Himmel, es war keine Kleinigkeit, vor denen zu bestehen. „Na, so ganz ohne Pli bin ich am Ende auch micht," redete sie sich zu, als sie ans Werk ging. „Wenigstens fragte mich Vetter Sven gleich am ersten Tage, ob ich meinen entzückenden Hut selber ausgesucht oder mich darin auf den Geschmack meiner Modistin verlassen hätte, wie die meisten jungen Damen. Mit reinem Gewissen konnte ich ja nun sagen, bis nuf die Hutnadel eigene Wahl und Bestimmung, und erntete feuriges Lob über meinen feinen Geschmack. Und er kommt aus Paris, der Urquelle aller chicen Damenhüte. Am liebsten hätte ich noch gesagt: .und eigene Arbeit dazu', aber wer weiß, ob das nicht wieder alles verdorben hätte. Junge patente Herren sind komisch in so was. Ich kenne das von meinen vornehmen Kundinnen. Deren Gatten, Väter oder Brüder sind hochentzückt von einer kostbaren kleidsamen Toilette, solange sie die Ueberzeugung haben, sie stammen aus dem ersten Modeatelier. Ist sie aber eigenhändiges Machwerk, verliert sie sofort allen Charme und die Trägerin ihren dazu. Dio Damen sollen ja wie Lilien vor den Herren der Schöpfung stehen, ohne sich über das Woher — Wohin zu kümmern. Beileibe dürfen ne nichts für sich selber tun. Na, ich bin ja nun keine vornehme Lilie, und dieser Märchenzauber hier zerrinnt vermutlich gleich nach Weihnachten. Es ist keineswegs gesagt, daß ich späterhin hier mal Verwandtenrechte habe» werde. Die nächsten zu allen Börnerschen Haus- und Herzens rechten sind natürlich Sven und Lisa, das gehört sich gar nicht anders, und ich spiele bei mir zu Haus dann wieder Aschenputtel. Ja wahrscheinlich. Schad't auch weiter nischt. Deshalb brauchte ich aber Sven, der ein so prachtvoller Junge ist, nicht gleich meine ganze niedere Erdenmisere zu enthüllen bis auf den letzten Winkel. Man hält doch was von seines Nächsten Meinung. Daß ich keine Tiergarten millionärin bin, habe ich offenherzig gesagt, daß ich aber 'ne richtige Lumpenprinzeß bi», kann er nun felber Heraussinden, wenn er will. Und wenn er dann meint, die kleine Modistin passe in die Pracht dieses Hauses wie das gemeine Huhn in eine kostbare Voliere, so mach' ich mir gar nichts draus und aus ihm selber dann erst recht nichts. Tja!" Unter diesen und ähnlichen Gedanken hatte sie ihr Werk gefördert, bei dem ihr Sven anfangs geholfen, bis er von Mutter Börner abgerufen wurde. Als sie Männerschritte nahen hörte, glaubte sie, er käme zurück, und war baß erstaunt, statt dessen seinen Vater eintreten zu sehen, der dies Zimmer sonst unter tags selten zu betreten pflegte. Freilich, wo sonst sollte er jetzt hin? Rauchzimmer, Bibliothek, selbst leine „Tonbude" wurde von den Mädchen ungemütlich bevölkert mit Bese» und Scheuer tuch. Vorm Salon aber stand „Verbotener Eingang". Mutter hatte den Schlüssel zum Weihnachtsparadies ständig in der Tasche. Im großen Eßsaal war's nicht verlockend, allein zu sitzen. Also — „Sie suchen gewiß Menschen, Onkel Börner," sagte sie nun. Sie nannte ihn wahrhaftig so, nicht nur in ihren Gedanken, die kecke Grete. Das erste Mal war's freilich zaghaft geschehen, und er hatte betroffen gestutzt. Dann, als sie es wieder tat, und zwar mit jener drolligen Natürlichkeit, wie Kinder sie ihren Allerweltsonkeln zeigen, hatte er amüsiert geschmunzelt und es sich fortan gern gefallen lassen. Niemand schien etwas darin zu finden. Selbst Lisa nicht mehr, die ihr wohl anfänglich einen er schrocken warnenden Blick zugeworfen, sich dann aber freute, als das Wagnis gut ablief, und unter vier Augen und stürmischer Umarmung jubelte: „Schlaumeyerchen du, es ist dir geglückt. Vater gewöhnt sich gern daran, wie es scheint, und später, wenn es Ernst wird — ach, Grete, ich hoffe, er wird den Namen dann nicht mehr misse» mögen." Na also. Man hatte sie doch nun mal als bahn brechenden Pionier mitgenommen, und sie tat bloß ihre Pflicht mit dem Brescheschlagen. Jetzt tänzelte sie auf den alten Herrn zu, machte einen niedlichen Knicks und scherzte: „Sie finden nur ein Menschlein hier, Onkelchen. Vielleicht nehmen Sie mit mir vorlieb, da die Hauptpersonen sich in dieser geheimnisvollen Zeit nun mal meistens im Verschwinden üben." „Sie sind ein Schelm, Gretelein." Er strich ihr väterlich die heißen Backen, die Arbeits eifer feurig angemalt, und schaute sie wohlgefällig an. Mit diesen frischen Farben und den blanken Schwarz augen gefiel ihm die kleine Berlinerin besonders. „Kommen Sie denn, Menschlein, sitzen wir ein bißchen gemütlich zusammen. So 'ne kleine Pause können Sie brauchen, sind doch nicht hergekommen, um sich zu strapezieren?" „O," lachte sie, „das ist nicht so schlimm, Weihnachts unruhe macht nicht müde. Auch bin ich ja das Tummeln gewohnt." „Ich hörte schon von Lisa, welch ein fleißige» Bienchen Sie sind. Nun, Arbeit schadet und schändet nicht, liebe Grete. Ein rühriges Dirnchen bekommt mal einen guten Mann." (Fortsetzung folgt.) _ Kirchennachrichten von Dippoldiswalde. 5 Sonntag nach Epiphanias, 5. Februar 1911. Vorm. Tert: Marc. 6, 20-29. Lied Nr. 418. Nachm.-Tert: Matth. lZ, 24-30. Lied Nr. 191. Vorm. 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl in der Sakristei. Vikar Böhme. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Derselbe. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst Sup. Hempel. Nachm. 6 Uhr Predigt-Gottesdienst. Derselbe. Sparkasse zu Seisersdors. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 5. Februar, nachmittags 3-6 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächste Erpedltionstage: Sonntag, 5., und Montag, 6. Februar, nachmittags von V-3-6 Uhr. Letzte Nachrichten. Madrid. Wie der „Liberal" aus Sagunto meldet, soll der Kohlendampfcr „Lepanto" gesunken sein, wobei 22 der Besatzung den Tod fanden. Zwei andere Dampfer sollen schwere Beschädigungen erlitten haben. — Nach einer dem „Jmparcial" zugegangenen Mel dung handelt es sich bei dem Untergange eines Dampfer» vor Sagunto um den spanischen Kohlendampfer Abanto. Die ganze Mannschaft soll ertrunken sein. Das Meer hat bereits 6 Leichen ans Land geworfen. Die Lage der andern Schiffe soll gefährlich sein. Paris. Der sozialistische Abgeordnete Dumas teilte einem Berichterstatter mit, er wisse, daß Rußland beträcht liche Mengen von Wertpapieren für den Bau russischer Staatsbahnen in Frankreich einführen wolle. Es sei dies eine versteckte Anleihe. Er habe dem Minister Pichon ge sagt, daß er eine dementsprechende Frage, sowie auch die Frage der russischen Truppenoerschiebungen an der Weft- grenze in der Kammer zur Sprage bringen werde. Der Minister erklärte, daß er es ablehne, auf beide Fragen zu antworten. — Die „Franc militaire" veröffentlicht einen sichtlich aus dem russischen Botschafter-Palais stammenden Artikel, in dem die über die Organisation der russischen Armee geübte Kritik zurückgewiesen wird. Chardin. Gestern sind hier 23 Personen an der Pest gestorben, darunter zwei Europäer. Prognose: Nordwestliche Winde, zeitweise aufheiternd, etwas kälter, noch zeit- und stellenweise Schnee. „Buren"-Heftpflaster, ges. gesch, Brief 10 Pf., in Drogerien rc. Hierdurch die traurige Nachricht, daß unser guter Vater, Groß- und Urgroßvater Lront Leberevdt kuods, Gutsauszügler, im 85.Lebensjahre sanft verschieden ist. Großölsa, 2. Februar 1911. Viv truaoruckou lliulsrdUodouvo. Die Beerdigung findet Sonntag nachmittags 3 Uhr, statt Dank. Zurückgekehlt vom Grabe unserer lieben guten Mutter, Schwieger-, Groß- und Urgroß mutter, Frau Amlie AugO vem. AmU geb. Rudolph, sagen wir allen für die bewiesene Teilnahme in Wort und Schrift, sowie für reichen Palmen- und Blumenschmuck und zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte unseren herzlichsten und innigsten Dank. Reinhardtsgrimma und Hirfchbach, . den 30. Januar 1911. vlstraaorocken Uintorlssssnov. Für die Beweise herzlicher Teil- ^I^,nahme beim Hinscheiden unserer guten Mutter jagt zugleich im I Namen der trauernden Hinter- " bliebenen innigsten Dank Hodwioävdere, den 3. Februar 1911 Lehrmädchen zur Damenschneiderei werden angenommen bei A. Thiele, Hospitalstraße 152. MU- Fleisch 'M» von jungem Rind wild Sonnabend, von 5 Uhr ab, verpfändet auf Rittergut Berreuth. Otto Lrövort. »vdmloävdorß. in 8»>L 8pvi«v- Iltlollevi-ei Vivk- Uchkltk, UM, PMerMMe fert-gt dis Buchdruckerei Lar! Jekne. empfiehlt die Verkaufsstelle der Saline Friedrich Kadner jun., Drogerie Glashütte i. Sa. Fernruf Nr. 38. Sonnabend von 10 Uhr an Verkauf von frischem Mast- Rindfleisch, Pfd. 65 und 70 Pfg, Ge- wiegtes Pfund 80 Pfg. di. LlwwvrwSvll, Gasthof zur Sonne. Wich frische Psaiinkitchen mit ff. Füllung, ä Stück 6 Pfg., Dutzend 60 Pfg., empfiehlt ^Srko, Bäckerei, Freiberger Straße. Avinkoklvn bi-sunkvklvn knüevtts i allen Sortierungen empkielüt billigst kii> Wen ibrmcr Wallach), 1^/4 Jahre alt, ist zu verkaufen. Reichstädt Nr. 42. Wei frische MW. Paul Aokmsuv, Markt. Vernickelung von Metallgegenständen aller Art führt sauber und billig aus 0. 8. lolvdor, Brauhofstraße 308. Montag eintreffend: billige Backheringe, Pfund nur 12 Pfg. Hühnerfntter, bewährte Mischung, empfiehlt kuul Lotro, »vdmioäodore K M decken llllll M jlcks »st. * Von 8oullndonä lrüd an steht ein großer Transport preiswert zum Verkauf bei Anton Glöckner, Kasthof roter Kirsch. Telephon Nr. 59. Landaufenthalt mit Verpflegung, zwei Erwachsene und zwei Kinder, Zssuvkl. Gutshof bevorzugt. Offerten unter L 2 596 „Jnvalidendank" Dresden erbeten. Suche auf mittleres Landgut in der Nähe Dresden ein einfaches Mädchen als Stütze, welch s das Kochen und Milchvcrkauf über nehmen muß und sich auch sonst keiner Arbeit scheut, bei Familienanschluß. Werte Offerten erbitte koüvwll» bei Dresden, Post Cossebaude, Gut Nr. F. Aelteres, durchaus zuverlässiges Hausmädchen, wenn möglich mit etwas Kochkenntnissen, zum 1. oder 15. März gesucht von Frau Baumeister L kriksod. srMW WHellcn. Zu erfahren in der Erped. d. Bl. Ein Mädchen von 14-18 Jahren aufs Land gesucht. Näheres bei Stenzel, am Markt. Für ein .kräftiges, williges IRselvkvn vom Lande, welches Ostern die Schule ver läßt wird 81oIIung gvsuvkE bei Geschäftsmann oder Beamten. Näheres Wassergasse 5ll. Saathafer, prima Ware, in den ertragreichsten Sorten, Strube u. Leutewitzer, ebenso Prof. Mlinm-vaMrtiiffel« hat abzugeb-n MttSIMt Svrroatb. Leipziger Leöensversicherungs-KM'schaft auf Kegenfeitigkeit (Alte Leipziger) vormals Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig, errichtet 1830. Versicherungsbestand rund 94V Millionen Mark. Vermögen rund 36V Millionen Mark. Neuabschlüsse 1910: 75 Millionen Mark. Neues, vorteilhaftestes Prämien- und Dividendensystem. Unanfechtbarkeit. — Unverfallbarkeit. — Weltpolice. Vertreter Ki-Rkui- kvivl,«!, Telephon Nr 10