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WtWtz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 76. Jahrgang. Sonnabend, den 31. Dezember 1910 Nr. 1S1. - PL r i 3. Superintendent Hempel-Dippoldiswalde - 4. vr. mecl. Krapf-Kreischa, 5. Fabrikant und Stadtrat Reichel-Dippoldiswalde. als Vertreter der Höchstbesteuerten aus die Zeit bis Ende 1916 gewählt worden. 60 c 8. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 28. A-zember 1910. Landeslynode, die bereits jetzt in beteiligten Kreisen vor bereitet wird, mit großer Spannung entgegensehen. — Der Präsident der königlichen Brandversicherungs kammer, Geheimrat vr. Bonitz, tritt am 1. April in den Ruhestand. / Weinböhla. Ein Wilderer, der Tellereisen auf Naundorfer Revier aufgestellt hatte, wurde in einem dort wohnhaften Prioatus ermittelt. Auch sollen die Wilderer, die im Moritzburger Tierpark einige Rehe erlegt hatten, ermittelt sein. Ein Dresdner Herr und ein Moritzburger Torwächter, der schon eine sehr lange Dienstzeit hinter sich hat, werden sich mit zu verantworten haben. Geyer. Das hiesige Elektrizitätswerk ist aus städtischem Besitz in die Hände der Zwickauer Elektrizitäts werk- und Straßenbahnaktiengesellschaft zum Preise von 100 000 M. übergegangen. Grünhain, 28. Dezember. Die Verwendung von Petroleum beim Feueranzünden hat im benachbarten Waschleithe wieder einen schweren Unglücksfall verursacht. Die beiden 14 und 11 Jahre alten Söhne des dortigen Gutsbesitzers Hermann Schreier benutzien, um den Back ofen anzuwärmen, Petroleum. Vermutlich sind sie dabei mit der Flasche dem Feuer zu nahe gekommen. Die Flasche explodierte plötzlich und beide Knaben erlitten ent setzliche Brandwunden. Aus dem Erzgebirge. Der wechselseitige Verkehr mit Rindergespannen entlang der sächsisch-böhmischen Landesgrcnze von Jöhstadt bis Oberwiesenthal wurde wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Böhmen sächsischerseits verboten. Desgleichen sind die Vicheinfuhr- stellen Weipert und Hammerunterwiesenthal für die Ein fuhr von Rindern nach Sachsen gesperrt worden. Eibenstock. Unter dem Verdachte der Brandstiftung ist jetzt auch der Bauunternehmer Anton Schimann ver- haftet worden. Er soll an verschiedenen Brandlegungen beteiligt sein. Gegenwärtig sind 12 Personen in Haft. Ein Verdächtiger ist noch flüchtig. Zwickau. Der Rat hat die Veranstaltung von See fisch-Kochkursen in den beiden hiesigen Kochschulen ge nehmigt. Die Beschaffung der Seefische zu dem Unter richt erfolgt auf Kosten der Stadt. Zwickau. In einer hiesigen Restauration wurde bei einem Streit ein Beteiligter in ein Bein gestochen, wobei die Schlagader verletzt wurde. Nur mit Mühe konnte der Verletzte vor Verblutung geschützt werden. Hohenstein-Ernstthal. Der Bau einer elektrischen Bahn vom hiesigen Bahnhof nach Oberlungwitz—Gers- dors—Lugau—Oelsnitz i. Erzgeb. ist gesichert. Er dürste voraussichtlich im Frühjahre beginnen. Die Konzessions erteilung durch die sächsische Regierung steht demnächst bevor. Geplant ist Personen- und Güterverkehr auf der ungefähr 14 Kilometer langen Strecke. Die Gesamt anlagekosten dürsten sich auf ungefähr I>/2 Mill. Mark belaufen. Werdau Ein armes verfolgtes Hä sie in wollte ge legentlich einer in der Umgegend von Werdau stattge fundenen Treibjagd über die Straße setzen in dem Augen blicke, als ein Kraftwagen vorübersauste. Das geängstigte Tier sprang direkt in den Kraftwagen und dem einen der beiden darinsitzenden Herren an den Kopf. Darauf wurde im Gasthof angehalten und der betreffende Herr suchte sich hier mit blutigem Gesicht beim Jagdpächter zu beschweren Röhrsdorf. Nicht weniger als 160 Personen hatten sich um die hier freigewordene Schutzmannsstelle be worben. Gewählt wurde Handschuhzuschneider Rüdiger von hier. Reihe kleinerer Gesetze. Mit der zweiten Etatsberatung wird erst begonnen werden, wenn die Budgetkommission einige Etats erledigt haben wird. Die erste Lesung des elsaß-lothringischen Versassungsgesetzes wird ebenfalls noch im Januar stattfinden. — Zum 90. Geburtstage des Prinzregenten von Bayern erläßt der Landesausschuß für die festliche Begehung des Geburtsfestes (12. März) einen Aufruf zu einer Stiftung für gemeinnützige und wohltätige Zwecke. — Das Grobherzogtum Baden hat nach der letzten Volkszählung vom 1. Dezember 2140605 Einwohner» gegen 2 010728 am 1. Dezember 1905. — Die Einwohnerzahl des Staates Hamburg beträgt 1020000 gegen 874 878 im Jahre 1905. — Die deutsche sozialdemokratische Parteipresse hat am Schlüsse des Jahres 1910 im ganzen über 1160000 Abonnenten, die sich auf 78 Blätter verteilen. Im Jahre 1904 betrug die Abonnentenziffer nur rund 600000; sie hat sich also in sechs Jahren verdoppelt. — Mit den alten Kriegsschiffen ist in den letzten Jahren tüchtig ausgeräumt worden, haben doch allein die letzten fünf Jahre die Ausrangierung von 32 Schiffen gebracht, darunter allein 1 l in diesem Jahre. Es wurden aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen 1906 die Panzer schiffe „Kaiser" („Uranus"), „Deutschland" („Jupiter"), „Friedrich der Große" und „Preußen" („Saturn"), die Kanonenboote „Wolf" und „Habicht" sowie der Artillerie lender „Hay"; 1907 Fregatte „Stosch", Korvette „Aleran- drine", Panzerkanonenboot „Brummer" und Minenschiff „Otter"; 1908 die Fregatten „Stein" und „Blücher" sowie die Korvette „Sophie"; 1909 die Fregatte „Charlotte", die kaiserliche Jacht „Kaiseradler" (die erste „Hohenzollern"), die Panzerkanonenboote „Wespe", „Viper", „Camaeleon", „Salamander" und der Artillerietender „Ulan"; 1910 die an die Türkei verlausten Linienschisfe „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Weißenburg", die ehemaligen Ausfall korvetten „Sachsen", „Bayern", „Baden", Fregatte „Moltke", Panzerkanonenboole „Biene", „Basilisk", „Hummel", kleiner Kreuzer „Jagd" sowie Flußkanonenboot „Vorwärts". Von den beim Regierungsantritt des Kaisers in der Liste der Kriegsschiffe geführten Schiffen und Fahrzeugen be finden sich im Dienste nur noch di« ehemaligen Panzer „König Wilhelm" (als Schisfrjungenschulschiss), „Württem berg" (als Torpedoschulschifs) und „Oldenburg", die Panzer kanonenboote „Mücke", „Skorpion", „Krokodil" und „Natter", die kleinen Kreuzer „Prinzeß Wilhelm", „Irene", „Schwalbe", „Sperber" (auf der ostasrikanischen Station), das Kanonen boot „Hyäne", die ehemaligen Avisos „Blitz", „Pfeil'* (beide als Tender der Hochseeflotte), „Greif", „Zielen" (als Fischereikreuzer) und „Grille" (als Spezialschiss für Küsten kunde), das ehemalige Artillerieschulschiss „Mars", die Korvette „Nire" sowie das Minenschulschisf „Rhein". — Aus Anlaß der Nachrichten von den Karolinen sind die Kriegsschiffe „Emden" und „Nürnberg" nach Ponape in See gegangen. — Die Reichspostoerwaltung beabsichtigt, den Eilbestell dienst in den größeren Städten dahin zu erweitern, daß sie aus Antrag die Eilsendungen bei den Auftraggebern abholen läßt. — Ein heftiger Sturm hat im Westerwald, in der Pfalz und in Süvdeutschland gewütet. Große Störungen im Telegraphen-, Fernsprech, und Eisenbahoerkehr sind infolgedessen eingetreten. — Die deutsch russischen Ansiedler in Leganga am Meru, die der Leipziger Missionar Schachschneider zu einer lutherischen Gemeinde gesammelt hatte, sind zum größten Teile wieder fortgezogen. Aber die Gemeinde hat sich deshalb nicht aufgelöst, sondern neu zugewanderte deutsche Ansiedler sind an Stelle der Deutsch-Russen ge treten. Gegenwärtig besieht die Gemeinde aus 12 selbst ständigen Männern, die zum Teil Familienväter sind. Ls Ist zu hassen, dcß die Familien, welche diese Gemeinde bilden, durch einen sittlich ernsten Lebenswandel den Ein geborenen ein gutes Vorbild geben und dadurch die moralische Autorität der Weißen bei den Eingeborenen stärken. Unter dem Titel „Großstadtmoral am Kilimand- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. „Fangen die Tage an zu langen, kommt der Winter erst gegangen", sagt eine alte Bauern- regel. So scheint es auch in diesem Jahre werden zu sollen, denn seit Donnerstag abend schneit es, zunächst etwas spärlich, aber es schnell doch wenigstens etwas und die Schlittenbahn, die noch nicht brillant war, wird da- durch angebessert, sodaß sür nächsten Sonntag, den ersten Tag im neuen Jahre, reger Verkehr auf den Straßen sich entwickeln wird. Hoffentlich trifft diese Annahme aber auch zu, denn dem diesmaligen Winter ist nun einmal nicht so recht zu trauen! — Die hiesige Ortskrankenkasse hielt am vorigen Mittwoch eine außerordentliche Generalversammlung ab, in der nach kurzer Debatte eine Neufestsetzung der Beitrags klassen, Beiträge, Eintrittsgelder und Kassenleistungen be schlossenwurde. Darnach kommt künftig (ab 1. Januar 1911) die VIll. Klasse mit einem Tagesverdienst bis mit 85 Pf. in Wegfall, da sie sowieso nur in ganz wenigen Fällen zur Anwendung kommt. Um den über 3,25 Mark pro Tag Verdienenden bessere Krankenunterstützungen usw. zu gewähren, weiden zwei neue Klassen aufgesetzt. Die jetzige I. Klasse wird einen Tagesverdienst von 3,25 Mark bis 3,75 Mark umfassen, Beiträge und Unterstützungen bleiben die gleichen. Neu gebildet werden die Klassen mit einem Tagesverdienst von 3,76 Mark bis 4,25 Mark und 4,26 Mark und mehr. Die Beiträge betragen in der ersteren 72 Pf„ in der letzteren 81 Pf„ die Unterstützungen pro Tag 2,40 Mark bez. 2,70 Mark, dos Sterbegeld 80 Mark bez. 90 Mark und das Eintrittsgeld 2,10 Mark bez. 2,40 Mark. Man hofft, durch diese Neuordnung vielen Wünschen der Versicherten gerecht zu werden. Weiter wurden noch 10 Mark Entschädigung an den Schriftführer bewilligt. Nach 2/4 Stunden hatte die Ver- sammlung schon ihr Ende erreicht. Sadisdorf. Am 28 Dezember feierte Herr Kantor Stein sein 25jähriges Ortsjubiläum. Vormittags 10 Uhr fand in der Schule ein Festaktus statt, der durch Gesänge und Deklamationen verschönt wurde. Anwesend waren Vertreter ver politischen, Kirch- unv Schulgemeinde. Nach der Festrede des Herrn Pfarrer Kahl wurde dem Herrn Jubilar vom Schulvorstande eine Ehrenurkunde als An erkennung seiner 25jährigen segensreichen Tätigkeit am Orte überreicht. Von verwandter Seite wurde Herr Kantor Stein noch durch eine künstlerisch ausgesührte Mappe mit vortresslich gelungenen Aquarellen von Sadis dorf erfreut. Possendorf. Am Mittwqch, den 28. Dezember, fand im Vereinszimmer des Völknerschen Gasthofes eine Weih- nachtsbescherung statt, welche der hiesige Frauenverein be dürftigen Erwachsenen und Kindern hiesigen Ortes ver- anstallet hatte. Auf Grund der Lngelsbotschaft aus dem Weihnachtsevangelium hielt Herr Pastor Pflugbeil eine herzliche Ansprache, die von Vorträgen einiger Weihnachts lieder in schönster Weise umrahmt wurde. Hierauf wurden die Geschenke — Geld, Kleidungsstücke und Nahrungs mittel — verteilt und von den Bedürftigen mit sichtlicher Freude in Empfang genommen. — Das Stiftungsfest unseres Männergesangverein „Arion" findet am 15. Januar >911 statt und wird in Gesangskonzert und Festball bestehen. Schönfeld. Nach fast einjähriger Pause war es uns wieder einmal vergönnt, die Leistungen unserer Kinder durch ein Konzert zu beurteilen. Am 1. Feiertag gab Herr Lehrer Gemeiner mit seinen Kindern ein solches; alle Deklamationen, Gesänge, sowie zwei kleine Theater stücke gaben Zeugnis von der guten Schulung der Kinder. Dresden. Die evangelisch-lutherische Landessynode wird im Herbst 1911, voraussichtlich kurz vor dem Meder zusammentritte de» sächsischen Landtages, eine Tagung in Dresden abhalten. Aus der Tagesordnung stehen diesmal außerordentlich wichtige Gegenstände, z. B. die Reform des Religionsunterrichtes, eine Besprechung des Berichtes über den Stand der evangelisch-lutherischen Landeskirche usw. Man darf infolgedessen der bevorstehenden Tagung der Dit. AMintwöch^ mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und PrrlsvIerteljäbrllchlM. IS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Nsg. Einzelne Nummern zv Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie «njereAusträgernehmen Bestellungen an. Bezirksversammlmig vetr. Bei der heute vorgenommenen Ergänzungswahl der Höchstbesteuerten zur Bezirksversammlung sind die Herren 1. Fabrikant Burkhardt-Glashütte, 2. vr. meck. Germar-Schmiedebera, Inserat« werden Mit Iß PK., solch« au* unfM» ÄmtshauptmuimWtfr mit 12Pfg.die SpalWle oder deren Raum berech» net. Bekanntmachung«» aus der ersten Seite (nut von Behörden) die zwel- gespaltene Zelle 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, in redaktionellen Teile, di» Spaltenzeile 80 Pfg. Tagesgeschichte. Berlin. Es besteht im Reichstage die Absicht, vor dem Beginne der zweiten Etatlesung noch eine Reihe der vorliegenden Gesetze teils in zweiter, teils in dritter Lesung zu verabschieden. In Frage kommt zunächst das Haus- arbeltsgesetz, das Zuwachrsteuergesetz, das Reichsbesteuerungs- gesetz, das Arbeitskammergesetz, das Gesetz über die Er richtung eines obersten Kolonialgerichtshofes und «ine Amtsblatt fiir die Königliche AmtslMplmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat M Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hausmirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle »md an bestimmten Tage», wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde.