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DK »weiheritz-ZeMmL^ sichelns wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Psg., zweimonatlich S4Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern iO Psg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie MsereAusträger nehmen Bestellungen an. Meißeritz-Ieitung. Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. Inserat« werden mit II Psg., solche aus unsere» Ämtshauptmunnschast mtt12Pfg.die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene, Zeile SS bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, in: redaktionellen Teile, di» Spaltenzelle 30 Psg AmtsölaLL für die Königliche UmtshaupLmannfchafi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mtt achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. ' Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. " Nr. 149 Sonnabend, den 24. Dezember 1910 76. Jahrgang. England nach dem Wahlkampf. Die über einen Zeitraum von säst drei Wochen hin verzettelte englische Wahlkampagne ist jetzt endlich zum Abschluß gelangt. Was aber gewiegte Kenner der poli tischen Verhältnisse jenseits des Kanals gleich zu Beginn des Wahlkampfes voraussagten, das ist eingetrosfen: Die Neuwahlen zum Unterhause, die zweiten schon in diesem Jahre, haben nichts an der bisherigen Lage geändert. Denn nach wie vor stehen sich die beiden Hauptparteien Englands, die liberale Regierungspartei und die Oppositions partei der Unionisten oder Konservativen, in annähernd gleicher Stärke auch im neuen Parlamente gegenüber, und demnach werden daselbst die irischen Nationalisten und die Arb.iterparlek noch weiterhin das Zünglein an der Wage bilden. Im alten Unterhause zählten die Liberalen 275, die Unionisten 273, die Arbeiterpartei 40 und die irischen Nationalisten 82 Vertreter, im neuen Unterhause sind die Liberalen 271, die Unionisten 272, die Arbeiterpartei 43 und die irische Nationolpartei 84 Mann stark; es haben allo keine sonderlichen Verschiebungen in den gegenseitigen Stärkeverhältnissen der einzelnen Parteien stattgesunden. Die Auslösung des bisherigen Unterhauses war aber von der Regierung des Herrn Asquith doch eigens zu dem Zweck vorgenommen worden, die konservative Partei durch die Neuwahlen auf Grund der Parole: Gegen das Ober haus! so viel wie möglich zu schwächen und dafür der liberalen Partei zu einer ansehnlichen Simkung zu ver helfen. In dieser Beziehung bedeutet nun der Wahlaus fall zweifellos eine Enttäuschung für das Kabinett Asquith und die Liberalen. Die Konservativen sind in alter Stärke in dar Unterhaus zurückgekehrt, und eine Regierungs- mehiheit ist auch jetzt nur immer dadurch möglich, daß die Arbeiterpartei und die irischen Nationalisten wenigstens in allen wichtigeren Fragen noch fernerhin mit den Liberalen zusammengehen. Es ist also auch im neuen Unterhause durchaus keine homogene Regierungsmehrheit vorhanden, Liberale, Arbeiterparteiler, ir sche Nationalisten werden im wesentlichen nur durch ihre gemeinsame Feind schaft gegen die komeroativen Lords des Oberhauses zu sammengehalten, und so bleibt die parlamentarische Situation des Kabinetts Asquith infolge des Fehlens einer in allen Stücken zuverlässigen und einheitlichen Regierungs- phalanr auch nach den Neuwahlen eine unsichere und schwierige. Lintweilen aber wird das Kabinett Asquith zweifellos versuchen, die schon vor einem Jahre begonnene Aklion gegen das Oberhaus — die dann durch verschiedene Umstände, namentlich durch das Ableben König Eduards unterbrochen wurde — wieder aufzunehmrn, wobei es natürlich auf die Hilfe der Arbeiterpartei und der iri'chen Partei zählen kann. Sicherlich werden im neuen Unter- Hause die bekannten Regier ungsresolulionen betreffs der Beschränkung des Vetorechtes des Oberhauses usw wiederum zur Annahme gelangen und bann erneut dem Oberhause zugehen. Die wettere Entwickung der Dinge bleibt indessen durchaus abzuwarten. Nimmt die Pairskammer die Veto- bist endlich an, so ist dann der ganze Streit erledigt. Ver wirft sie dieselbe jedoch abermals, so wird Ministerpräsident Asquith beim König Georg energisch auf Vornahme eines liberalen Pairssckub im Oberhaus« bringen und im Falle einer Weigerung des Monarchen mit seinem ganzen Kabinett zurücktreien müssen. Dann hätte Balfour, der Führer.drr konservativen Unterhausopposition, die Kabinetts- dtlvung zu übernehmen, müßte aber, da er nicht mit einer Minderheit regieren kann, abermals zur Auslösung des Unterhauses und zur Ausschreibung von Neuwahlen schreiten, deren Resultat wahrscheinlich dasselbe wie jetzt sein würde. Wie man in England aus diesem eigenartigen Zirkel endlich heraustommen will, das ist noch ganz un- gewiß. — Da» neugewählte englische Parlament tritt am 3l. Januar 19ll zusammen und wird am 6. Februar vom König Georg offiziell eröffnet. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Für die am 20. Dezember 1910 unter dem Vorsitze de» Herrn Amtshauptmanns vr. Sala abgehaltene 12. diesjährige ösfentllche Sitzung de» Bezirksausschüsse» der Königlichen Amtshauptmann schaft Dippoldiswalde wie» die Tagesordnung außer ver schiedenen Mitteilungen 34 Punkt« auf. Genehmigt — teilweise unter Bedingungen — oder befürwortet wurden da» Ortsgesetz über die Erhebung einer Gewerbesteuer von Automaten in Postendorf, die Bezirksgrenzenveränderung zwischen der Gemeinde und dem Königlichen Staatsforst- reoier Rechenberg, der III. Nachtrag zum Ortsstatute für Altenberg, die Satzung des Elektrizität» Gemeindeverbandes Höckendorf und Umgebung zur Beschaffung elektrischen Stromes, die Grundstücksabtrennung betr. Blatt 57 für Dorf Bärenstein, die Kapitalaufnahme der Stadt Glas hütte, Sarferts Werdau Wasserentnahme aus der Mulde für seine in Rechenberg gelegene Holzschleiferei und die Konzessionsgesuche Butters-Postendorf, sowie Müllers- Lungkwitz und die Anlagenoidnung für Lauenstein. Das Konzessionsgesuch Wolsfs-Großölsa wurde im Mangel Be- dürsnisses abgelehnt, auf das des Kaufmanns Gaudich- Kreischa weitere Erörterungen anzustellen und der Vor stellung von Georgenfelder Einwohnern wegen des Wasser- leitungsbaues daselbst keine Folge zu geben beschlossen. Die wegen der Beaufsichtigung der in Glashütte statt- findenden öffentlichen Tanzvergnügungen erbetene Aus- nahmebewilligung von § >0 des Tanzregulativs lehnte der Bezirksausschuß ab und vermochte auch gegenwärtig eine Unterernährung der ländlichen Bevölkerung hinsicht lich des Milchoerbrauchs nicht anzuerkennen. Anlangend die Wegebau-Unterstützungen aus Staatsmitteln für 1911, die Wahl von Sachverständigen für Ermittelung der Ent schädigungen bei Viehseuchen, sowie für die bei der staat- licken Schlachtviehoersicherung dem Bezirksschätzungs-Aus- schusse obliegenden Schätzungen auf das Jahr 1911, die Bewilligung von Unterstützungen aus der Otto-, König- Albert-, v. Keßinger- und Nitziche-Stiflung, die Veränderung der Stauanlage Fleischers-Höckendorf, die Revision des Verteiiungsplanes für die Wahlen der Abgeordneten zur Bezirksversammlung, die Haushaltpläne für das Vezirks- vermögen und das Wettinstist auf das Jahr 19ll, die Wahl von Sachverständigen, die Vergebung der Lebens mittellieferung für dos Wettinstist auf oas Jahr 19II, die Beleihung des Gasthofs grundstücks zu Großölsa aus dem Bezirksvcrmögen und den Ankauf von Wertpapieren trat der Bezirksausschuß allenthalben den Vorschlägen der Königlichen Amtshaup Mannschaft bei. Nachdem dem Bezirksobstbauverein Dippoldiswalde zur Errichtung eines Musterobstgartens aus dem Bezirksvermögen eine Beihilfe bewilligt worden war, nahm der Bezirksausschuß noch Kenntnis von der die Uebertragung der Befreiungs-Be fugnis von einzelnen Bestimmungen der Gemeindeordnungen auf die Kreis- und Amtshauptmannschaften betreffenden Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern. — Herr Gerichtsassessor vr. Thomas hier wird von jetzt ab an das Königliche Amtsgericht Wilsdruff als Hilfsrichter versetzt. Dagegen wird Herr Referendar vr. Trobitzsch in Rochlitz unter Verleihung des Amts namens Gerichtsassessor dem hiesigen Königlichen Amts gericht zugewiesen und mit Wahrnehmung der amts- anwaltschaftlichen Geschäfte beauftragt. — Am Weihnachtsheiliqabend. „Es ist eine alte Ge schichte; doch bleibt sie ewig neu, und wem sie just passieret, dem — lacht das Herz dabei." So könnte man, von der Weihenacht sprechend, Heine variieren. Ja, es ist eine alte Geschichte, aber eine wundersam an die Seele greifende, eine Geschichte, umflossen vom Strahlenmantel der Poesie, umschwebt von allen guten Geistern der Menschheit und der Menschlichkeit. In jedem Jahre wiederholt sie sich; aber auch alljährlich wird sie zum ersten Male gehört, zum ersten Male erlebt; denn immer wieder stehen neue Kinderscharen zum ersten Male an dem leuchtenden Baum und langen mtt den kleinen Patschhändchen nach all dem süßen und glänzenden Flitter, der sie umgibt. Und die jenigen, die vor einem oder zwei Jahren noch verständnis los in die Pracht des ausleuhtenden Christbaums starrten, ahnen heute wenigslens ihre Bedeutung, und jene, die sie früher nur ahnten, verstehen sie nun. Aber ob nur Ahnen oder Wissen — der Jubel bleibt der gleiche. Und die Großen, die Alten jubeln mit, werden selbst wieder zu Kindern und fühlen, je älter sie sind, umso tiefer den Zauber dieser heiligen Nacht. Und al» ob es gäbe, ihren Frieden nicht zu stören, leeren sich in den Abendstunden bald mehr und mehr die Straßen, mindert sich der Lärm, stücktet, wer nur kann, aus dem geschäftlichen Getümmel de» Tage» in den stillen Port der Familie, der Häuslich keit, und wer draußen noch fürbaß zieht, beflügelt seine Schritte, getrieben von der Sehnsucht nach dem „Zuhause". Auch bis in das ärmste Heim dringt bei uns ein Schimmer des Weihnachtslichtes, ein Stückchen Glück, eine neue Hoff nung. Ja, es ist etwas Herrliches um dieses schönste Fest des Jahres. Weihnachtsfrieden auf Erden! Für zwei Tage, ja für manchen für einige Stunden nur, aber doch genügend für einen Atemzug des Verschnaufen», für eine kurze Rast und für die freundliche Illusion, daß die Menschen trotz all dem sonstigen Daseinskampf doch immer noch — Menschen sein können. — Das kommende Jahr 19 ll hat als ersten und letzten Tag einen Sonntag. Es ist ein gemeine» Jahr mit 365 Tagen. Ostern fällt auf den l6. April, Pfingsten auf den 4. Juni, Fastnacht auf den 28. Febr, das Weihnach'sfest vereinigt, da der erste Weihnachtstag Montags ist, drei Feiertage. Am Himmel können in fernen Zonen zwei Sonnenfinsternisse beobachtet werden. 25 Jahre sind verflossen, seit Ludwig II. seinen Tod in den Wellen des Starnberger See» fand, der Bulgarenfürst Alexander abgesetzt wurde und der berühmte Maler Piloty starb. 30 Jahre ist unser Kaiserpaar vermählt; vor 40 Jahren wurde Wilhelm l. deutscher Kaiser, vor 50 Jahren setzte er sich die preußische Königskrone aufs Haupt. Den 50. Geburtstag feiern Fritjof Nansen und der Künstler Zumbusch; vor 50 Jahren starb der Bildhauer Rietschel. Prinzregent Luitpold leitet als 90jähriger Greis 25 Jahre die Geschicke Bayerns. Vor lOO Jahren wurden geboren: Kaiserin Auguste, Liszt, die Komponisten Lachner und Hiller, der Freiheitskämpfer Hecker, Bischof Ketteler von Mainz, der Bienenzüchter Dzierzon, der Lustspieldichter Benedix, Ser französische Marschall Bazaine, der „König von Rom" (Napoleon II). der Chemiker Bunsen. — Der Theaterzug auf unserer Bahnlinie hatte am 21. Dezember abends eine Verspätung von etwa 25 Minuten, da in Heinsberg ein großer Güterwagen entgleist war. — Der Gesamtauflage unserer heutigen Stummer liegt als Freibeilage der beliebte Almanach für 1911 bei, wie auch eine besondere Weihnachtsbeilage sicher den Beifall unserer geschätzten Leser erhalten wird. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade Dez. 1910; Vereinigte Weißeritz: beob. 16, norm. 14, Abwchg. -j-2; wilde Weißeritz: beob. 20, norm. 19, Abwchg. -s-I; rote Weißeritz: beob. 20, norm. 18, Abwchg. -j-2; Müglitz: beob. 18, norm. 18, Abwchg. 0. Schmiedeberg. In würdiger Weise verlief die am Mittwoch nachmittag tn ver Aula der neuen Schule vom Frauenoerein, unter Mitwirkung der Gemeindeschwester, veranstaltete Weihnachtsbescherung hiesiger armer Familien, Witwen und Kinder, ungesähr 50 Personen an der Zahl. Zwei mächtige Lhristbäume überstrahlten mit ihrem Lichter glanze die beiden mit reichlichen Gaben bedeckten Tafeln. Nach kurzen Einleitungsworten der Vorsteherin, Frau vr. Germar, folgte Harmoniumspiel und Gesang eines Weihnachtsliedes. Darauf hielt Herr Kantor Forkhardt eine zu Herzen gehende Ansprache, wonach die Verteilung der Geschenke, bestehend in Kleidungsstücken, Spielsachen und Eßwaren, staltfand. Die fröhlichen Gesichter der Be schenkten verrieten, daß ihnen durch christliche Nächstenliebe eine wahre Weihnachtsfreude bereitet worden war. Schmiedeberg. Am dritten Weihnachtsfeiertag findet im Hoiel Schenk hier ein Militärkonzert, gespielt von der gesamten Kapelle des 12. Artilleriechores, unter persön licher Leitung des Herrn Musikmeister Göhler statt. Die vorzüglichen Leistungen dieser Kapelle dürften wohl noch von dem letzten Konzert in Dippoldiswalde her genügend bekannt sein und es ist daher der Besuch sehr zu emp fehlen. Glashütte. Die hiesige städtische Sparkasse wird mit dem 1. Januar k I. den Giro-(Ueberweisungs-)oerkehr einführen. Ls können deshalb vom genannten Tage ab Zahlungen sowohl für die städtisch« Sparkassr, wie auch für alle übrigen städtischen Kassen auf dem Wege de» Ueberweisungsverkehres geleistet, sowie Geldleistungen aller Art nach Orten innerhalb Sachsens mit Girostellen durch Vermittelung der hiesigen Verkehrsstelle überwiesen werden. Dresden. Fräulein Elisabeth von Pohlland, die am 4. November d. I. in Pillnitz starb, hinterließ der Stadt Dresden ihr Vermögen von einer Million Mark, deren Zinsen zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden sollen. — Hans Grade und Kahnt unternahmen am Donners tag nachmittag in Anwesenheit de» Königs und seiner Familie drei wohlgelungene Flüge auf dem Heller.