Volltext Seite (XML)
oer Teuren Lebewohl zu sagen? Und dann die Reise so allein, das ist so traurig." Und nun stürzen die lang verhaltenen Tränen mit aller Macht hervor. „Komm, sei vernünftig, Asta. Ein Mann hat seinen Beruf und kann nicht jeder Stimmung nachgeben. Jetzt gehe hin und packe, und dann werdend wir ja wohl bald was zu essen bekommen, ich habe einen Bären hunger." Traurig geht Asta hinaus. Sie fühlt sich schon wieder nicht von ihm verstanden. — Mit recht wechselnden Gefühlen kehrt Leo vom Bahnhof in die Stadt zurück. Asta hatte ihn beim Ab schied so tieftraurig angeschaut. Diesen Blick konnte er nicht wieder los werden. Merkwürdig, noch nie waren ihm ihre Augen schön erschienen bis heute sie weckten in ihm eine Erinnerung an die klaren, blauen Augen seiner schönen, so jung verstorbenen Mutter. Auch die schlanke, biegsame Gestalt glich etwas der vor nehmen, zarten Erscheinung der Verstorbenen. Asta hatte sich riesig herausgemacht in dem einen Jahre, seit dem Tage, da er sie kennen lernte. Vorhin, in ihrem grauleinenen Kostüm und dem einfachen, weihen Pikee hut, hatte sie wirklich hübsch ausgesehen. Wie schwer war ihr der Abschied von ihm geworden, er schämt sich ordentlich, wenn er daran denkt. Das hatte er wahr lich nicht verdient. Und dann mitten in ihrem Schmerz um die kranke Großmutter doch noch die liebende Für« sorge für ihn: „Schone dich, Liebster, du siehst blaß aus. Ich habe Friedrich noch mal ermahnt, daß er ordentlich für dich sorgt, und der Köchin habe ich deine Lieblings gerichte ausgeschrieben. Adieu, Leo denk' auch manchmal an mich" tönte es noch aus dem fahrenden Zuge zu ihm herüber. Da ließ er sie nun allein dahinsausen mit dem Dienst, das war ja nur ein willkommener Vorwand gewesen von dem hätte er sich schon dispensieren lassen können, aber er fürchtete die durchdringenden Augen des alten Herrn, ein Kreuz verhör wäre ihm recht peinlich gewesen — das dumme Geld! Warum ist es nur so infam rund und rollt einem immer gleich wieder zwischen den Fingern Lurch! Einen Augenblick streift ihn der Gedanke, wenn's doch der Großvater wäre — Asta einzige Erbin Pfui! Degenhardt, bist du schon solch gemeiner Kerl geworden? Wenn doch der Mammon nicht solche Rolle spielte! — — Ohne auf den Weg zu achten, ist er aus instinktiver Gewohnheit in die Nähe des Kasinos gelangt. Ein Schlag aus die Schulter schreckt ihn aus seinem Selbstgespräch auf: „Na, das nenne ich einen guten Riecher haben, Degenhardt. Wir feiern heute Werders zehnjähriges Dienst ubilüum und haben eine kleine Bowle angesetzt." „Trisst sich famos bin auf dem Wege zum Kasino. Habe eben meine Frau zur Pahn gebracht, sie will ihre Großeltern besuchen." Vertraulich legt Leo seinen Arm in den des Kame raden. Sein sanguinischer Leichtsinn gewinnt schon wieder die Oberhand! Beim Wein und Spiel ist er unter den Lustigen der Lustigste. Geldsorgen Gewissensbisse — — alles ist vergessen! -fr * „Mein Liebling, du bfft's? Willst du dem alten Größing noch einen Abschiedskuß geben? Gott! Wie dank' ich dir für diese Freude nun kann ich mich zur Ruhe legen — — habe nun keinen Erdenwunsch mehr ." Ein heftiger Hustenanfall, der den ganzen Körper erbeben läßt, hindert die Kranke am Weitersprechen. Weinend ist Asta am Bette der Großmutter nieder gesunken, kein Wort kann sie hervorbringen, sie küßt nur unaufhörlich die schlaffen, mageren Hände, die sie sonst immer so tätig gesehen und die nun heute kraft los auf der Bettdecke ruhen. Welche Veränderung ist mit der geliebten Gestalt oorgegangen, kaum erkennt sie die frische, rüstige Frau in diesem bleichen, ein gefallenen Gesicht, das schon vom Tode gezeichnet ist, wieder. „Mein Großmütterchen!" Sie kann vor Schluchzen nicht sprechen. „Asta," flüstert der Großvater warnend, „nimm dich Um der teuren Kranken willen zusammen, sie darf nicht erregt werden." - „Verzeih' meine Unbedachtsamkeit, Großväterchen," bittet die also Gemahnte, und ihre Selbstbeherrschung wiedergewinnend, legt sie liebevoll den Arm um die Hustende, schiebt ihr die Kissen zurecht, stützt sie und versucht ihr die furchtbaren Qualen zu erleichtern. Kaum hat sich die alte Dame von dem Anfall erholt, so hebt sie, wieder zu Asta gewandt, an: „Wir haben uns so oft nach unserm Liebling ge sehnt — Das Haus war so öde und leer ohne dein Lachen, dein Singen treppauf, treppab — aber wir gönnten dir dein junges Glück von Herzen — — und wollten dir auch nicht das Opfer auferlegen, dich vom geliebten Gatten einige Tage zu trennen — — nein, geduldig wollten wir bis zum Manöver warten — — aber gezählt haben wir die Tage bis dahin, mein Asting! Nun ist's aber doch gut, daß du früher gekommen bist, sonst hätte ich mein teures Kind nicht mehr gesehen " Bei den Worten: „Dein junges Glück," war Asta innerlich zusammengezuckt, während sie zu lächeln ver suchte. Die lieben Alten durften ja nicht ahnen, wie durchsichtig ihr sogenanntes Glück daheim war, und wie sie so manche Stunde von ihrem Gatten getrennt ver brachte. „Mein Großmütterchen, das Sprechen greift dich an, sei nun lieb und ruhig, sonst muß deine Asta wieder hinausgehen, und möchte doch so gern still neben deinem Bette fitzen und dein liebes, teures Gesicht sehen. Ach! Ich bin ja so glücklich, wieder bei euch zu sein, auch ich habe mich oft, oft nach euch gesehnt." Asta macht sich schnell mit den Kissen der Kranken zu schaffen, um ihre tiefe Bewegung zu verbergen. „Vatting, dürfen wir das glauben? Aber sieh, Alterchen, wie unsere Asta noch gewachsen ist und schön ist sie geworden — — aber wo sind die roten Backen, Kindchen?" „Laß nur gut sein, Muttchen, die werden schon wiederkommen," wehrt der besorgte Großvater ab, er sieht, wie Asta ihren Tränen nicht mehr Einhalt ge bieten kann. Auch ihm waren Astas schmale Wangen und ernste Augen ausgefallen, und er hatte sich ge fragt, ob es allein die Sorge um die erkrankte Groß mutter sei, die ihr Gesicht so umschattete. „Nicht weinen, Kindchen," tröstet die Kranke, „ich habe das Leben hinter mir und fürchte mich nicht zu sterben. Aber für dich hat das Leben ja erst begonnen, lachend und sonnig liegt es vor dir — oie alte Großmutter spielt keine Rolle mehr darin. — Und mei i guter Alter bleibt nicht lange ohne mich zu rück er folgt mir bald nach." „Nein, so darfst du nicht sprechen, teure Großi, du darfst uns noch nicht verlassen ich ich kann es nicht ertragen, ich habe dich ja noch so nüiig. Sieh mal, ich bin ja gekommen, um dich wieder gesund zu pflegen bald wird alles wieder gut." „Ja, bald wird alles gut." Erschöpft läßt die Leidende den Kopf zurück,allen und schließt die Augen. Fast schien es am folgenden Tage, als habe die Freude die schwachen Kräfte der Kranken gehoben, sie nahm wieder Speise zu sich und sprach ohne große Anstrengung. Nene Hoffnung bestelle die bange Um gebung. Asta hatte sich auf die dringenden Bitten des Großvaters für einige Stunden hingelegt und ihm die Nachtwache überlassen. Ruhig liegt die Kranke da, sie scheint zu schla en — — da überfällt sie plötzlich ein krampfartiges Husten,- der den ganzen, schon gejchw ichten Körper erschüttert und eine große Mattigkeit zurückläßt. Die Sterbende läßt ihre Augen noch einmal im Zimmer umherschweifen. Der letzte liebestrahlende Blick bleibt auf dem Gatte» ruhen, der ihre treue Stütze bis zum Tode gewesen, ihre Lippen bewegen sich, bringen aber keinen verständlichen Laut mehr hervor. Den Kopf über die treue Lebensgefährtin gebeugt, die bleiche, abgezehrte Hand in seiner Rechten, sitzt er still neben dem Sterbebette immer kälter, immer schwerer fühlt er die Hand in der seinigen werden. (Fortsetzung folgt.) Bolks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Schuhgasfe Nr. >04, Hinterhaus. Eingang: Altenberger Straße, gegenüber dem Postgut. Jeden Sonntag von 1l—>2 Uhr mittag» Sparkasse zu Dippoldiswalde. EepediNons-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag im Monat von 'K2 bi« '/,4 Uhr, an allen Wochentagen mm 8'/, bi» 12 Uhr und 2 bi« V-5 Uhr, Sonnabends ununterbrochen von S bis 2 Uhr. Bereinsbank zu Dippoldiswalde. — Herrengasse 47. — (Kassierer: Herr Georg Willkomm.) Wochentags vo> 8 bis 1 und 3 bis V26 Uhr, Sonnabends von 8 bis 4 Uhr (auch über Mittag). Svarkalle in Reinüarütsarimma. Nächster Erpeditionstag: Mittwoch/den 14. Septbr., 2-5 Uhr. «ochenpla» der königlichen Hoftheater zu Dresden. Opernhaus: Dienstag: Tiefland (>/-8). — Mittwoch: Der Zlgeunerbaron (V-8). — Donnerstag: Hofsmanns Erzählungen E/-8). — Freitag: Die Boheme (Vr8). - Sonnabend: Tann häuser (7). — Sonntag: Madame Butterfly <>/rö). Schauspielhaus: Dienstag: Der Misanthrop Advokat Pathelin (Vr8). — Mittwoch: Minna von Barnhelm C/28). — Donnerstag: Der verlorene Vater C/28). — Freitag: Uriel Acosta (V28). — Sonnabend: Der verlorene Vater (V-P. — Sonntag: Der verlorene Vater (V28). klMte HtchMMsM liefert Zehne. Letzte Nachrichten. Dresden. Der Ministerialdirektor im Finanzministerium Geheimer Rat von Seidewitz ist zum sächsischen Finanz minister ernannt worden. Frankfurt. Die „Franks. Ztg." meldet aus Wien: Der Wiener Tourist Lehmann ist vom Hocharm bei Ramis abgestürzt und war sofort tot. Angers. Ein auf dem Naimessluß verkehrend« Dampfboot stieß unterhalb einer Brücke mit mehreren Fischerbooten zusammen, von denen zwei untergegangen sind. Man befürchtet, daß mehrere Personen ertrunken sind. Melaulen. Der Kaiser ist heute früh kurz vor 8 Uhr hier eingetrosfen und hat sich sofort ins Elchreoier begeben. Montreal. Der eucharistische Kongreß fand gestern durch eine Prozession von der Kirche Notre Dame nach Fletchers Field, an der Kardinal Banutelli, mehrere Erz bischöfe, ISO Bischöfe, vieltausend Priester und Ordens leute, 2S000 Laien und Vertreter der Regierungen aus Kanada und den Vereinigten Staaten teilnahmen, einen feierlichen Abschluß. Der Zug, an dem sich auch der Premierminister beteiligte, durchzog die festlich geschmückten Straßen, in denen zahlreiche Fahnen in den päpstlichen, französischen und britischen Farben wehten. Auf Fletcher» Field fand ein Gottesdienst statt, bei dem der Erzbischof von Saint Louis die Predigt hielt. — Prognose: Nördlich bis nordöstliche Winde, zeit weise aufheiternd, wechselnde Bewölkung, wärmer, kein erheblicher Niederschlag. ff. mW ZMartchlii verkauft in Zentnern und auch im einzelnen M. Einhorn, Rosengasse. - Heute frische Bücklinge, selbst geräucherte Heringe bei kaul UolMLUN. Markt. AM^WtmitfferWrm MvnNsttn »Ovlr«, Schuhgaffe. Solinger Siahlwarenlager. la. Ikülssedrot uuü KvrÄviwodrot (garantiert rein) traben billig abrugeben NrmäLuü L l28vköokvl. Uche PrchelbktM bei kaul Nokmsuu, Markt. Eine Melkziege ist zu verkaufen im 8»ge«vr»Ie VbenpSkvI. Isuvkv kann abgefahren werden bei Carl Marschner, Kirchplatz. Freibank. Mittwoch, den 14. d. M , von nachm. 4 Uhr an WM" Verkauf von rohem und gekochtem Rindfleisch. ^ovlnvon wurde Sonnabend nachm. ein HkNMkU Portemonnaie m. 3 M. Inh. Bitte dasselbe auf der Polizeiwache adzug. VMvrttmrtraüv Xr. 28S. KM" Mbliertts Nüimr für zwei Herren zu vermieten. Zu erfahren i d. Hrp. d. BI. Tüchtiger Vertreter, bei Kolonialwarenhändlern und Hotels der Amtshauptmannschaft bestens eingeführt, von erster süddeutscher Konservenfabrik ge sucht. Offerten mit Referenzen unter v. 1.138 an Rudolf Mosse, Dresden. Ein^ Fleischergeselle gesucht bei Fleischermeister SvkmrsnUv, Wegen Erkrankung meines jetzigen suche ich für sofort oder spätestens den I. Oktober rin älteres, tüchtiges Hausmädchen. Frau Bürgermeister Voigt. Mems Nbam-Pmm, prima Fabrikat, fast neu, ist wegzugshalber billig zu verkaufen. Gefl. Offerten in der Expedition ds. Blattes niederzulegen. Kin» 6>gll>0 J o«, lucht zu kaufen VlUk SilllN, Niederfrauendorf Rr. 22. I.WS 8t!l!1lil!t, Fabrik mb 8M Wischer Mzemitel. » » Firma gegründet 1850. m- - m Zur Herbstsaatzeit empfehle ich meine Is. ilmmIl-HMsfflmpkgte, sowie sämtliche andere Düngemittel in trockner, malchinestreu barer Ware. Die Analysen aus unter Zeugen gezogenen Mustern liegen jederzeit zur gefl. Einsichtnahme aus. Hausmädchen für einen Haushalt ohne Kinder per 1. Ok- Ine große Sendung hochfeiner böhmischer Pflaumen loder nach Dresden gesucht. Zu melden in VM» LSvlg, SLroukvIs. Heute Dienstag "Wß Mr Schellfisch bei Otto Urönort, Lodmlockodorg. Markt 78 sind KM" ein neuer schwarzer Anzug, DM" ein getragener Winterüberzieher, DM" ein Sommerüberzieher für mittle Figur billig zu verkaufen. und schwedischer Preiselbeeren ist am Bahnhof Schmicdeberü eingetrosfen. Emil Kühnel. Ferkel sind abzugeben Reichstädt Nr. 83.