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sie den Sinn seiner letzten Worte nicht, dann fliegt ein Schatten tiefer Enttäuschung über ihr Gesicht. „Leo, das kann dein Ernst nicht sein, heute wolltest du deine Asta allein lassen? Heute an ihrem Geburts tage? Und ich hatte mich schon so sehr auf das Plauderstündchen gefreut." Es zuckt verräterisch um ihren Mund — wie unschön sah sie in diesem Augen blicke ausl „Ich bitte dich, Asta, werde nur nicht elegisch — Gefühlsduselei und nun gar Tränenergüsse sind mir in den Tod zuwider. Wenn du solche sentimentalen An wandlungen bekommst, so verschone mich wenigstens damit. Doch, da fällt mir ein, ich muß noch in die Stadt, ehe ich mich zum Ball rüste; Also vorläufig auf Wiedersehen l Ich schicke den Burschen zu Heines und lasse dich entschuldigen." Flüchtig berühren seine Lippen ihre Stirn. Dieser Ausweg war ja der denkbar günstigste. Als die Tür sich hinter ihrem Gatten geschlossen, kann Asta ihren Tränen nicht mehr gebieten. Das also ist ihr achtzehnter Geburtstag! Wie festlich war solch ein Wiegenfest sonst im großelterlichen Hause be gangen worden! Mächtig regt sich, wie schon manch mal in den drei verflossenen Monaten, das Heimweh in der Seele der jungen Frau. Ach! wie ganz anders hatte sie sich doch die Ehe gedacht! Solch inniges Für- «inanderleben, wie sie es bei den teuren Großeltern gesehen. Sie fühlt es heute nicht zum erstenmal, daß sie zu unbedeutend, zu linkisch, zu uninteressant für ihn sei. Leo ist so viel in der Welt herumgekommen, hat so viel gesehen und gehört und weiß über tausend Dinge so schön zu sprechen, von denen sie nichts weiß. Nein, es ist doch besser, daß er auf den Ball geht, für ihn wäre sie doch eine langweilige Gesellschaft, und sie ist im Grunde ganz froh, daß sie nicht unter all die fremden Menschen zu gehen braucht. Ach, wie beneidet sie die anderen Damen, die so Zwanglos mit Leo plaudern und scherzen — und wie bewundert sie seine Schlagfertigkeit und Unterhaltungs gabe. Warum wird es ihr nur so schwer in einer großen Gesellschaft, etwas zu sagen und vergnügt zu sein? Kein Wunder, wenn er sich da seiner unge wandten Frau schämt! War das der Grund, daß er so ohne weiteres auf ihre Begleitung heute abend ver zichtete ? War sie ihm eine lästige Fessel im Ballsaal? Eine einzige Bitte seinerseits, und sie wäre bereitwillig mitgegangen, eigentlich müde fühlte sie sich doch gar nicht. Ob er fürchtete, daß ihre Toilette wieder nicht schön genug sei? Vorgestern war er beim Zurückfahren von einem Ball sehr ungehalten gewesen: „Du siehst immer aus wie eine Pute vom Lande. Sieh doch mal die anderen Damen an — z. B. Frau Herter, die ist immer tadellos angezogen. Könntest dir überhaupt ein Beispiel an ihr nehmen, liebenswürdig, flott und elegant, mit einem Worte: schick! Aber du sitzest in irgendeiner Ecke wie zehn Tage Regenwetter, natürlich wagt sich keiner an dich heran." Diese harte» Worte hatten ihr sehr wehe getan, und sie hatte vor Weinen nichts antworten können. Warum half er ihr nicht mit seinem Geschmack, wenn sie nach seiner Meinung keinen hatte? Sie will ja alles so gern tun, um ihm zu gefallen. Wenn sie nur wüßte, wie es anfangen? Hält Leo es schon für hoffnungslos? — Ein Blitzstrahl fällt in Astas trübselige Grübeleien: Frau von Gernsbach! Morgen gehe ich zu ihr und erbitte mir ihren Rat. Sie ist so gütig, und ihr kluger, praktischer Sinn wird meine Unerfahrenheit leiten. Leo hat recht, ich gab zu wenig acht auf meine äußere Erscheinung, und sein Schönheitssinn wurde dadurch verletzt. Er soll künftig mit seiner Frau zufriedener sein. Das gute Größing war in Toilettenfragen wohl nicht die röchle Lehr meisterin gewesen! Bei diesem Gedanken muß sie lächeln. Aber nicht nur ihre weibliche Eitelkeit ist er wacht, sondern auch der Stolz. Sie will dem geliebten Manne beweisen, daß sie nicht das unbedeutende Gänschen ist, für das er sie hält, fühlt sie doch, daß strebsame Kräfte in ihr ruhen. O, sie will sich solche Mühe geben, mehr aus sich herauszukommen, wenn sie doch nur erst die törichte Verlegenheit überwunden hätte! — Und nun hellt sich ihr Gesicht vollends auf, sie hat den herrlichen Flügel mit dem Blick gestreift, den der Großvater ihr zur Hochzeit geschenkt. In Stettin hatte man ihre gute Altstimme gelobt, die es wohl verdiene, ausgebildet zu werden. Frau von Gernsbach, die selbst so musikalisch — Asta hatte kürz lich Gelegenheit gehabt, ihren selten schönen Sopran zu bewundern —, würde ihr auch nach dieser Richtung hin behilflich sein und einen guten Gesanglehrer für sie finden. Welche Freude hatte der Großvater an ihrem Singen gehabt! Die alten Volkslieder waren ihm die liebsten gewesen, und sie hatte sie frisch und fröhlich hinausgesungen, wie der Vogel im Walde singt. Im Geiste sieht sie das altmodische, aber so trauliche Wohn zimmer in Stettin. Im lederüberzogenen Lehnstuhl ruht Großväterchen, seine lange Pfeife rauchend, und ihm zur Seite sitzt seine treue Gattin in der Sofaecke. Sie liest die Zeitung und strickt dabei, — jetzt ist die Brille auf die Nasenspitze gerutscht, — die liebe Alte ist über ihrer Zeitung eingenickt, — kein Wunder; sie hat tagsüber so fleißig gewirtschaftet und für ihren lieben Mann so treu gesorgt. — Da ist das Heimweh schon wieder — die dummen Tränen drängen sich hervor, — aber nein — sie will nicht traurig und mut los sein. „Weinen macht häßlich", sagte Großmutter immer, und sie will nicht häßlich sein, Leo soll Freude an seiner Frau haben nein, nie wieder soll er die ihm so verhaßten Tränen zu Gesicht bekommen. Rasch entschlossen öffnet sie den Flügel und sucht ihre Vereinsamung in Tönen zu vergessen. — (Fortsetzung folgt.) Ferkelmartt zu Dippoldiswalde vom 3. September. Von den 5b ausgetriebenen Ferkeln wurden 56 verkauft tn» Prelle von 36—48 M. pro Paar. Bereinsbank zu Dippoldiswalde. — Herrengalle 97. — (Kassierer: Herr Georg Willkomm.) Wochentags vo» 8 bi» I und 3 bi» Vr6 Uhr, Sonnabends von 8 bis 4 Uhr (auch über Mittag). Letzte Nachrichten. Berlin. Der Kaiser und die Kaiserin sind heute früh 71/2 Uhr vom Stettiner Bahnhof nach Stolp abgereist. Parks. Nach Blättermeldungen hat der Kriegsminister 30 Aeroplane bestellt, von denen 10 Eindecker und 20 Zweidecker sind und die noch vor Ablauf dieses Jahre» geliefert werden müssen. Sie müssen ein Mindestgewicht von 300 kg, eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km die Stunde besitzen und mindesten» 300 km in ununterbrochener Fahrt zurücklegen können. Für jeden Aeroplan, dessen Geschwindigkeit 60 Km übersteigt, wird dem Erbauer eine mit der Kilometerzahl wachsende Prämie gezahlt. Jeder der Zweidecker mutz autzer dem Führer noch zwei Personen mitsühren können. Bis Ende des Jahres wirb das fran zösische Heer dann 60 Aeroplane besitzen. — Aus Algier wird gemeldet, daß in Blidah die Kasse eines auf dem Durchmärsche befindlichen Schützen- bataillons gestohlen wurde. Die Kasse, die 10000 Francs enthielt, war in einem Vronzekasten untergebracht, der von einem Soldaten bewacht wurde. Dieser ist verhaftet worden. Boston. Unter der Leitung der Haward Afronautical Society beginnt heute ein bis den 13. September währen des Flieger-Meeting. Von ausländischen Fliegern sind die Franzosen Dassan und Delasse, von Engländern Graham Wright und Roe anwesend. Die Preise haben einen Ge samtwert von 40000 Dollars, darunter einer für da« beste Werfen von Bomben aus Aeroplanen auf eine ge gebene Fläche, ein anderer Preis von 10000 Dollars für einen Flug vom Platze der Universität Cambridge nach dem Bostoner Hafen und zurück. Prognose: Veränderliche Luftbewcgung, wechselnde Bewölkung, kühl, noch zeitweise Niederschläge wahrscheinlich. Wohnung gesncht. 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