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Beilage M Weißeeih Jeitmg Sonnabend, den 18. Juni 191V. 76. Jahrgang. Nr. 70. Sächsisches. — Ein alter Husaren-Unterossizier, dessen Name in I der Geschichte des l. Kgl. Sächs. Husaren-Regiments Nr. 18 I für allezeit in ehrenvoller Weise verbucht ist, ist am I Sonntag gestorben. Aus Altenberg im Erzgeb. ging, I wie die „Dresdner Nachr." melden, dem Regiment« zu I Händen des Regimentskommandeurs Oberstleutnant I von der Decken ein Telegramm folgenden Wortlauts zu: I „An das Kommando des 18. Husaren-Regiments. Dem I besonderen Wunsche meines Mannes entsprechend, teile ich I dem hohen Kommando des 18. Husaren-Regiments, an I welchem er bis zu seinem Tode in treuer Liebe hing, I hierdurch höflichst mit, daß mein lieber, braver Mann, der I ehemalige Unteroffizier, I. Neumerkel, welcher dem Regi- I mente die Ohre erwarb, ein französisches Geschütz mit I stürmender Hand erworben zu haben, nach schwerem Leiden heute früh 7 Uhr verschieden ist. Das Begräbnis findet Mitwoch, den 15. Juni, nachmittags Z Uhr statt. Alten berg i. Erzgeb. Die tieftrauernde Witwe Marie Neumerke I zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen." Das I Regiment erwiderte: „Frau Neumerkel. Das König-Albert- I Husaren-Regiment betrauert mit Ihnen das Ableben seines I tapferen, im Krieg und Frieden bewährten Kameraden. I von der Decken, Oberstleutnant." Bei der Beerdigung I seines alten treuen Kriegskameraden am Mittwoch in Altenberg war das 18. Husaren-Regiment durch eine Ab- ordnung vertreten. — Mit Bezug auf die nächsten allgemeinen Reichs tag swahlen im Königreich Sachsen hatte vor kurzem die „Kreuzztg." die Frage aufgeworfen, ob es den Kon servativen möglich sei, bei den sächsischen Wahlen für An gehörige der nationalliberalen Partei im ersten Wahlgang einzutreten. Sie verneinte das in entschiedenster Weise, ' namentlich bezüglich einiger Mitglieder der nalionalliberalen Fraktion, wie die Abgeordneten vr. Junck, Weber und Stresemann. Die „Nail. Korr." aber erklärt jetzt: „So viel wir wissen, sind bei den drei Hauptparteien des Königreichs Sachsen Bestredung-n vorhanden, die auf die Herstellung einer möglichst gemeinsamen Schlachtlinie hin- auslaufcn, weil man sich sagt, daß bei dem glotzen Ein fluß der Sozialdemokratie im Königreich Sachsen hier die Parteigegensätze mehr zurücktreten müssen, als das vielleicht in anderen Gebieten des deutschen Vaterlandes der Fall sein dürste und der Fall zu sein braucht." — Das wäre erfreulich. Hoffentlich ist die Nachricht zutreffend. — Im Jahre 1908 sind auf den Sächs. Staats- eisenbahnen 86713886 Personen befördert worden und zwar 142 076 in der 1. Klasse, 4 990818 in der 2. Klasse, 47 077685 in der 3. Klasse und 33460 323 in der 4. Klasse. Militärpersonen wurden 1 042984 befördert. Es entfallen auf den Binnenverkehr 96,01 Prozent, auf den direkten Verkehr 3,64 Prozent und auf den Durch gangsverkehr 0,35 Prozent. Jede Personenwagenachse war durchschnittlich mit 4,83 Personen besetzt, eingenommen wurden für 1 Kilometer für jede Person 2,65 Pfennige, gegen 3.21 Pfennige im Jahre 1891 und 2,79 Pfennige im Jahre 1907. Der Verkehr hatte gegen 1907 um 4,24 Prozent zugenommen. — Der Neubau der Augustusbrücke in Dresden soll in zwei Monaten beendet sein. Jetzt ist man mit der Herstellung der beiderseitigen Zufahrtsstraßen beschäftigt. Die neue Brücke ist in der Mitte etwas höher als die ab gebrochene, um der Schiffahrt auch bei hohem Wasser slande sichere Durchfahrt zu gestatten und unterscheidet sich darin von den übrigen gradlinigen Dresdner Brücken. Die Zufahrtswege erhalten daher auch, zumal das beider seitige Terrain etwas tief liegt, eine nach der Mitte der Elbe ansteigende Lage. In der Neustadt ist der dem Blockhause gegenüberliegende Fußweg an die dort stehen den Gebäude angerückt worden, so daß die Fahrstraße wesentlich breiter wird. — Reiche Ernte hielt der Tod in letzter Zeit in der Familie des städtischen Straßen Wärter» Lange in Wald- Heim-R. Während am 5. Mai ein 23 Jahre alter Sohn starb, folgte diesem 18 Tage später eine 17jährige Tochter in den Tod und jetzt wurde nun auch noch die Mutter der beiden Kinder begraben. Außerdem riß der Tod bei jedem der drei Todesfälle noch ein Mitglieo aus der Langeschen Verwandtschaft fort. — In Falkenau bei Flöha wurde ein vom Oederaner Amtsgericht steckbrieflich verfolgter Verbrecher festgenommen. Der Verhaftete, der in Oederan bei einem Diebstahl eine große Summe erbeutet hatte, trug nur noch 3 Pfennige bei sich. Kreischa. Folgende: Artikel über das Jahressest des Eustav-Adolf-Zweigvereins ging uns leider so verspätet zu, daß wir ihn erst heute veröffentlichen können. Am 29. Mai feierte der Zweigverein Dippoldiswalde des Gustav-Adolf-Verein» in unserem Orte sein Jahresfest. Alle Teilnehmer werden sich noch lange des schönen Festes erinnern. Nachmittags 2/43 Uhr stellte der Festzug im Pfarrgarten zum gemeinsamen Kirchgänge. Es beteiligten sich an demselben die Mitglieder des Kirchenoorstandes, die Lehrer aus Kreischa und Lungkwitz, die Gemeinderats mitglieder aus allen Ortschaften der Ktrchfahrt, ebenso der Miltiäroerein mit Fahne, Sanitätskolonne, Männergesang verein, Feuerwehr, Jüngling»- und Jungfrauenverein. Unter dem Klange unseres herrlichen Glockengeläutes be- wegte sich der Zug zur Kirche. Ein Präludium für Orgel und Oboe von einem schwedischen Komponisten begrüßte die Eintretenden. Die Kirche war festlich geschmückt und besonders das Schiss voll besetzt. Die Festpredigt hielt Herr Sup. Neumann aus Glauchau über Spr. Sal. 25,25: Eine gute Botschaft aus fernen Landen ist wie kalt Wasser einer durstigen Seele. Ja, fragte der Herr Festprediger, ist es denn nicht eine schlimme Botschaft, wenn aus Böhmen, Preußen, Ungarn, Frankreich, Spanien usw. unsere Glaubensbrüder um Hilfe rufen? Es ist eine schlimme und doch auch eine gute Botschaft, geben diese Notschreie doch Zeugnis von der unwandelbaren Treue der Hilfsbedürftigen. Wollen sie doch Hohn und Spott, Verachtung und Entbehrung tragen, nur ihren Glauben wollen sie behalten. Gute Botschaft von dort zu uns und gute Botschaft von uns in die Ferne. Wenn der Gustav-Adolf-Verein Kirchen, Schulen und Pfarrhäuser baut, wenn er Geistliche und Lehrer entsendet, so ist dies eine gute Botschaft und für die nach dem Wasser des Lebens Dürstenden wie ein frischer Trunk. Unvergeßlich wird es vielen bleiben, wie der Festprediger mit erhobener Stimme sagte: Don Rom ist uns nie etwas Gutes ge kommen, nicht zurzeit Hermanns, nicht zurzeit der salischen und hohenstaufischen Kaiser, nicht zu Luthers Zeit, noch viel weniger zurzeit des dreißigjährigen Krieges. — Vor dem Hauptliede sang der Kirchenchor die Motette von Schletterer: Wie lieblich sind- auf den Bergen die Schritte der Boten, die den Frieden verkündigen. — 2/45 Uhr fand die Nachversammlung im Saale des Erbgerichts statt. Nach Gesang und Gebet begrüßte Herr Sup. Hempel die Versammlung und dankte allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen hatten. Er hob es besonders hervor, daß die Kirche in Zinnwald ein Geschenk des Gustav- Adolf-Vereins sei und daß sie ins Böhmerland hinüber ruft: Ein feste Burg ist unser Gott. Seine Ansprache, welche tiefen Ernst mit köstlichen Humor verband, hat viel dazu beigetragen, daß sich Herzen und Hände öffneten. Die Kollekte in Kirche und Nachversammlung betrug 160 Mark. Herr ?. l.ic. Schuster von der Kreuzkirche in Dresden entrollte ein Lebensbild des Schwedenkönigs Gustav Adolf und schilderte in ergreifenden Worten die Not unserer Glaubensbrüder in Spanien, Oesterreich-Ungarn und Böhmen und deren unerschütterliche Treue. Herr Oberförster Taubert erstattete ausführlichen Bericht über die Jahreshauptversammlung in Zittau und Herr Stadt- k^ssierer Schubert aus Dippoldiswalde trug die Jahres rechnung vor. In der Nachversammlung sang der Kirchen chor noch die Motette: Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken, von Finzenhagen, und zwei junge Damen sangen das Duett von Brähmig: Der Herr hat Großes an uns getan. Wenn das Gustav-Adolf-Fest später war, so hätte man erst recht die Wahrheit des Wortes empfunden: Bon Rom ist uns nie etwas Gutes gekommen — seit dem der Papst seine neueste Botschaft veröffentlicht hat Dann wäre der Schlußgesang des Festes: Ein feste Burg ist unser Gott! gewiß noch wuchtiger erklungen. Wir wollen in dieser Burg wohnen, sie mag uns schützen, und in der selben fürchten wir Gott, sonst nichts auf der Welt. Potschappel. Dienstag abend 1/28 Uhr stieß die Maschine des von Wilsdrusf kommenden Personenzuges am Bahnübergänge bei Zauckerode auf einen Bierwagen der Reisewitzer Brauerei. Dieser wurde in den Straßen graben geschleudert. Der Kutscher und sein Begleiter er litten Verletzungen. Ein Pferd mußte getötet werden. Pirna. Daß auch in hiesiger Gegend die Kirschen ernte eine sehr geringe ist, beweisen die gebotenen Be läge bei der stattgefundenen öffentlichen Versteigerung der tädtischen Kirschennutzungen. Hierbei wurden im ver gangenen Jahr Beträge von 1400 Mark und 455 Mark erzielt, während Heuer im ersteren Falle nur 50 Mark, im letzteren 91 Mark geboten wurden. Königsbrück. Aus hiesigem Schießplätze trafen Mitt woch nahezu 2000 Uebungsmannschaften ein. Die Be- örderung erfolgte mit 3 Sonderzügen, von denen der erste, nachm. 3 Uhr 11 Minuten hier anlangend, von Dresden kam, während der zweite, l/25 Uhr eintrefsend, von Chemnitz her und der dritte, abends 7 Uhr ankommend, von Zwickau her verkehrten. Harthau. Lebensgefährliche Brandwunden erlitt )ier eine ältere, kranke Frau, deren Stehlampe am Bett umfiel und das Bett in Brand setzte. Leider konnte sich die kranke Frau nicht bewegen und wäre elend verbrannt, wenn nicht auf ihre Hilferufe Personen herbeigeeilt wären und das Feuer gelöscht hätten. Am Aufkommen der so chwer verbrannten Frau wird stark gezweifelt. Döbeln. Wegen Lohndifferenzen haben sämtliche Glaser und Tischler der Firma Gebr. Petzold (Türen- und Fensterfabrik) hier die Kündigung eingereicht, so daß, falls keine Einigung zustande kommt, in den Streik ein getreten wird. Leipzig. Unsere Kriminalpolizei bemüht sich seit einiger Zeit erfolgreich, den zahlreichen Spielhöllen ein Ende zu machen. In der Nacht zum Sonntag wurden wieder in zwei Lokalen Spielergesellschaften aufgehoben. Ein au» Deutschland ausgewiesener berufsmäßiger Spieler wurde dabei in Haft genommen. Chemnitz. Der Bezirksausschuß unserer Amtshaupt- Mannschaft genehmigte am Dienstag nachmittag die Ver ¬ äußerung des Gemeinde-Elektrizitätswerkes in Nieder zwönitz an die Zwickauer Elektrizität»- und Straßenbahn- Aktiengesellschaft für 280000 Mark. Der Gemeinde Siegmar wurde zur Erweiterung der Wasserversorgungs- anlage die Aufnahme eines Dariehns von 172 000 Mark bewilligt. Ferner bewilligte der Bezirksausschuß r der Ge meinde Lugau die Aufnahme eines Dariehns ims Betrage von 30000 Mark. Ein Gesuch der Gemeinde Neukirchen im Erzgebirge um eine staatliche Einnahmegarantie-Ueber- nahme in Höhe von 10000 Mark, oder eine einmalige Staatsbeihilfe von 3000 Mark bar auf das Probejahr 1910/11 für die geplante Automobilomnibus-Verkehrs- einrichtung Chemnitz-Neukirchen wurde vom Bezirksausschuß befürwortend weitergegeben. Einsiedel bei Chemnitz Die neue Wasserleitung auf der Körnerhöhe wurde feierlich dem Betrieb über geben. Das Quellgebiet liegt 7 Kilometer vom Ort ent fernt im Zwönitztal aufwärts, auf Kemtau-Burkhardts- dorfer Flur, in einer Höhe von 450 Metern. Lauterbach. Die zehnjährige Tochter Emma des Landwirts Geyer goß Petroleum in den Ofen. Dabei explodierte die Flasche und im Nu glich das Mädchen einer Feuersäule. Das Mädchen lief auf die Straße, doch bald brach es zusammen. Nachbarn tauchten das Kind in einen Wassertrog. Nach Stunden unsäglicher Schmerzen starb die Schwerverletzte. Buchholz. Falsche Einmarkstücke sind hier im Umlauf. In verschiedenen Gastwirtschaften wurden der artige Geldstücke ausgegeben. Sie sind ziemlich täuschend nachgeahmt. Zwickau. Ein umfangreicher Mechselfäischungsprozeß begann hier vor der 2. Strafkammer. Die Anklage richtete sich gegen den Kaufmann und Agenten Heinrich Richard Händel von hier, der bereits vor fünf Jahren wegen ähnlicher Vergehen zu mehrjähriger Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Für die jetzige Verhandlung sind zu nächst sieben Tage in Aussicht genommen. Zwickau. Dienstag nachmittag in der 5. Stunde trat hier ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen auf. Aus Kirchberg wird gemeldet, daß dort ein Wolkenbruch niedergegangen sei. Der Rödelbach ist in den Ortschaften bis Wilkau ausgetreten. Glauchau. Als Ausfluß der Freude über das mann hafte Eintreten Sr. Majestät des Königs Friedrich August für die Ehre seines Volkes hat ein hiesiger Bürger, der nicht genannt sein will, dem Stadtrat 1000 M. mit der Bestimmung überwiesen, diesen Betrag mit zu einer würdigen Ehrung unseres Altreichskanzler Fürsten Bismarck, des erfolgreichen Schirmers deutscher Ehre und deutscher Nationalität, zu verwenden. Die Stiftung dürfte jeden falls zur Anschaffung eines Bismarck-Reliefs am Bismarck turm Verwendung finden. Plauen i. V. Das 3 jährige Söhnchen des Gastwirts Paul Lindner im „Schillerschlößchen" stürzte in der Küche der elterlichen Wirtschast durch einen unglücklichen Zufall in einen mit kochend-heißem Wasser gefüllten Topf. Der Kleine wurde derart verbrüht, daß er starb. Kunnersdorf a. d. Eig. Vor einigen Tagen verun glückte beim Turnen das Mitglied des hiesigen Turn vereins, der Dienstknecht Seibt aus Altbernsdorf. Er stürzte vom Gerät und verletzte sich den einen Unterarm ziemlich erheblich, sodag er arbeitsunfähig wurde. Bemerkenswert ist, daß man ihm auf der Krankenkasse die Unterstützung versagte. Darauf hat Seibt die Amtshauptmannschaft Löbau angerufen, weil man ihm auf der Kasse die Unter stützung verweigerte. Letztere wurde ihm dann zuge sprochen. Tagesgeschichte. — Die neue deutsche Militärvorlage befindet sich, wie von authentischer Seite berichtet wird, bereits im letzten Stadium ihrer Vorbereitung. Der Bundesrat wird sich voraussichtlich bereits im Herbst damit befassen. Es soll sich, wie es heißt, um eine Erhöhung des Quinquennats um etwa 80 Millionen Mark handeln. — Der Kaiser hat der Einwohnerschaft von Helgo land für den Bau eines neuen Gemeindekrankenhauses die erforderlichen Geldmittel aus seiner Privatschatulle zum Geschenk gemacht. Das jetzige Gemeindekrankenhaus war baufällig und entspricht nicht im geringsten mehr dem vor handenen Bedürfnis. Das neue Krankenhaus wird nach Art des Döckerschen Pavillonsystems errichtet werden. — Am 18. d. M. tritt die vom preußischen Kriegs- Minister einberufene Kommission zur Untersuchung der Ur sachen, die zum Unglücksfall des Luftschiffes II" führten, behufs mündlicher Verhandlung zusammen. Zur Kom mission gehören: Oberst Schmiedecke, Abteilungschef im Kriegsministerium, zugleich als Leiter der Verhandlungen, Oberst Messing, Vorstand der Bersuchsabteilung der Ver kehrstruppen, Major Sperling von der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen, Geh. Regierungsrat Prof. Busley, Direktor Krell der Siemens-Schuckert-Werke und Ober- ingenieur Dürr der Luftschiff-Baugesellschaft Zeppelin. — Daß ein Wechsel in der Leitung der Werst in Kiel vorgenommen werden sollte, stand schon leit längerer Zeit fest und zwar vor sechs Monaten, als Kapitän z. S. Henckel dem Oberwerfidirektor Vizeadmiral v. Usedom bei- gegeben wurde. Kapitän z. S. Henckel, dessen Ernennung