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lichcm Strahl, während um den Mund ein fester, energischer Zug sich zeigte. Der Rittmeister sprang vom Pfcrde, warf die Zügel dem Burschen zu und sagte einige Worte, die eine Ent schuldigung sein sollten für die Belastung, die durch ihn dein Pfarrhaus« zuteil wurde. „Wir bitten," entgegnete der Pastor, „daß Sie mit der Einfachheit unseres Pfarrhauses vorlieb nehmen." Er führte den Gast in das Haus, mo Z-rau Pastor Ebert ihm ebenfalls einen herzlichen Grnß znteil werden ließ. Ehe ter Pastor den Rittmeister in das für ihn her- gerichtete Parterrezimuur sühne, sagte er noch: „Die Herren Ossiziere lieben es, nach der Anstrengung des Dienstes uu- genierr zn sein. Lagen Sic, wie Sie es zu halten wünschen. Wir werden uns jederzeit freuen, wenn Sie miltags und abends an unserer Mahlzeit teiluchmeu. Wünschen Sie je- dvch, in Ihrem Zimmer zu essen, so steht das ganz in Ihrem Belieben." „Ich bitte dringend," entgegnete Senden, „meinet wegen Ihre Hausordnung in nichts zu ändern oder «m- zustoßcu. Soweit der Dienst es zuläßt, werde ich mich Ihren Gewohnheiten mit Vergnügen anpasseu. Wo cs nicht möglich ist, ersuche ich im voraus um Verzeihung." Er wunderte sich über sich selber, als er das gesagt hatte, da er durchaus nicht in liebenswürdiger Stimmung oder mit liebenswürdigen Vorsätzen angclommeu war- „Manchmal sicht sich ein Ding aus der Ferne schlechter an, als cs ili der Nähe ist," sagte er sich und begann schon, sich mit seinem Geschick auszusöhncu. Dieses Gefühl wuchs auch, ehe der Tag sich zur Nacht neigte. Das Pfarrhaus lag sehr freuudlich, der Kirche ganz nahe. Ein mit Geichmack angelegter Garten gehörte dazu. Dort fanden sich reizende Plätze zum Ausruheu, die gleich zeitig köstlichen Ausblick in die Weite boten. Gerade vor dein" Psarrhause befanden sich herrliche Fichteugrnppen^den Eingang in den großen Garten fast verbergend. «eit- wärts, längs der Kircühwsmaucr, standen Akazien, unter deren Schatten ein gemmlichcr Platz zum Verweilen lockte. Das Ganze machte einen überaus idyllischen Eindruck. Um die Pastorsleutc war cs etwas Eigenes. Sie schienen ganz dazu angetan, jedem, dcr in ihre Nähe kam, ein Gefühl der Behaglichkeit zu verursachen. Da war nichts Salbunnsvolles und Gemachlcs. Da war aber auch nichts, das vergessen ließ, daß man sich in einem Pfarrhause befand. Daß Kunst und Wissenschaft hochgehalten wurden, sah man an den umherliegendeu wertvollen Büchern und Bilder sammlungen, an dem Piauino, das den besten Platz im Wohnzimmer einuahm. Jedes fröhliche Wort schien gern ausgenommen und erwidert zu werdeu, aber durch das ganze HauS wehte dabei jener ernste, christliche Geist, der nie zu verkeunen ist, dcr selbst solche, die ihn nicht ver stehen, in einer Weise berührt, daß sie ihn nicht zn ver- spotten vermögen. Er legte sich nicht wie düstere Wolken über blaucu Himmel hin, zeigte sich nicht in cssigsaureu Ge sichtern nnd inhaltlosen Gebärden, sondern er gab dem ganzen Sein und Wesen, das zutage trat, eincu wertvollen Gehalt, ließ keinen Mißton nuftommen, verscheuchte ihn, ehe er sich überhaupt völlig ansbilden konnte. Am Abend saß der Rittmeister mit Pastor Eberts unter den Akazien. Es war ein köstlicher Abend mit sternbesätem Himmel nnd Mondschein, der die Konturen des Pfarr hauses und seiner Umgebung scharf hervortreten ließ. Still war es, so wunderbar still, wie es nur in einer Land pfarre sein kann. Die Stunden waren im Nu vergangen. Nicht für einen Augenblick hatte Senden Langeweile empfunden. Er kam sich ivie verwandelt vor. Es tat ihm leid, als er sich schließlich sagen mußte, daß es Zeit sei, sich zurückzuziehen und seinen liebenswürdigen Wirten Ruhe zu gönnen. Als er am andern Morgen auf dem Rendezvons-Platz erschien, wurde er von den übrigen Offizieren lachend um ringt. „Lebt er noch?" hieß es. „Ist er wirklich noch, was er war? Wie war es im Hause des Priesters?" Die Fragen schwirrten bunt durcheinander. Senden lachte und entgegnete: „Die Sache ist nicht so übel, wenn sie so bleibt und ich gestern nicht etwa bloß die gute Seite zn scheu bekommen habe." Der Rittmeister konnte schnell genug merken, daß es, was er am ersten Tage gesehen, während der ersten Stunden empfunden hatte, das richtige Gepräge Les Pfarrhauses war, daß es keine Enttäuschung nach irgend welcher Seite gab. Er- fühlte sich zufrieden, fühlte sich angeregt. Auch wurde in freundlichster Weise dafür gesorgt, daß er nach den Strapazen der Uebnngcn in seinem Zimmer die Er quickungen vorfand, deren er gerade bednrste. Er würde ans eigenem Antrieb die im Schloß einqnartierten Kameraden nicht besticht haben, wäre er nicht mit Pastor Eberts zu sammen dorthin eingeladeu worden. Es war ihm eine Genugtuung, zn sehen und zu hören, daß seine Wmcraden ihm über sein Urteil in bezng ans seinen Gastgeber beipslichten mußten. Der Pastor, der in freundlicher Weise mit ihnen verkehrte, ohne jedoch in den bei ihnen znr Gewohnheit gewordenen weltlichen Ton einznstimmen, imponierte ihnen. Wenn er sie aniah mit den scharfen, durchdringenden Augen, so hätte keiner vermocht, ein Wort des Spottes über die Lippen zu bringen. Als Herr von Link, wie am 'Abend vorher, die Tische zum Kartenspielen zurechtmachen ließ nnd die Herren zum Spiel aufforderte, dankten mehrere für diesen Abend. Es machte ihnen Freude, sich mit dem Pastor zu unterhalten. Daß dieser Pastor sich nicht mit ihnen zum Kartenspiel hiw setzen würde, war ihnen klar. Sie hätten das selber nicht gewünscht. „Ich glaube," sagte der Major im Lauf des Abends, „ich glaube gar, der Senden hat einen Trumpf ausgckpielt. Der sitzt da im Pfarrhaus wie in Abrahams Schoß." Wcun der Rittmeister sich nach den Uebungen ein wenig ansruhte, oder wenn er abends noch in seinem Zimmer saß, um zn lesen, konzentrierten sich seine Gedanken um das Leben des Hauses, in welches er so unvermutet hineiugeschneit war. Er dachte dann wohl an sein eigenes häusliches Leben, und wie ein Frösteln kam es dabei über ihn. Bald wurde es ein Jahr, daß er Anna von Nohr, um derentwillen er die Baroneß Wellinghausen aufgegeben hatte, als seine Frau in sein Heim geführt hatte. Wie in einein Rausch des Glückes waren die ersten Monate ver gangen. Annas leidenschaftliches Wesen, das Feuer ihrer schwarzen Angen, ihre sprühende Art der Unterhaltung fesselten ihn dergestalt, daß er sich oft fragte, ob er denn ein Blinder gewesen sei, als er geglaubt hatte, Baroneß Wellinghauseu sei diejenige, die ihn glücklich machen müßte, die die rechte Ergänzung für sein ganzes Wesen sein würde. Der Rausch verflog. Langsam, aber stetig schlich ein ödes, leeres Gefühl herbei, das mehr und mehr von ihm Besitz nahm, das wie eine unheimliche Macht war, die immer gewaltiger wurde. Anna gehörte zu jenen Naturen, deren Wesen den Mann für eine Weile reizt und in Auf regung hält, nm ihn dann unbefriedigt und enttäuscht zu lassen. Sie war nicht fähig, jene Liebe zn empfinden, die von einem Tag zum anderen inniger und gewaltiger wird, die von Tag zn Tag fester hält, was sie erworben hat, was ihr geworden ist. Ein solches Gefühl war ihr fremd. In ihr war ein Hasten und Jagen nach immer neuen An regungen. Ihre Gefühle flammten raketcnartig auf, um dann sich in nichts anfznlösen. Sie grollte, wenn ihr Mann bat und verlangte, sie solle in den Gesellschaften nicht gar so viel tanzen, solle nicht mit so ausfallender Vorliebe sich den Hof machen lassen. Sie zürnte, machte Szenen, ver lachte seine Eifersucht und hatte eines Tages im Zorn ge sagt: „Wenn du eine solche heilige Klosterfrau neben dir haben wolltest, dann hättest du Hildegard nicht aufgeben sollen." Da hatte Senden heftig auffahren wollen, war schließlich jedoch ruhig und kalt geblieben. Von diesem Tage an war die Kluft zwischen den jungen Eheleuten größer und größer geworden. Senden vertrug kein Spcttwort in bezug darauf, daß Hildegard seine Braut gewesen war. — Nie war ihm die Baroneß größer und edler erschienen, als da sie ihm sein Wort zurückgab, das Verlöbnis löste. Er sagte sich oft genug, daß es so gut gewesen sei, denn er würde möglicherweise neben Hildegard ein Gefühl empfunden haben, als stehe er in vieler Be ziehung unter ihr, und das war ein Gefühl, das nicht zum Glück in der Ehe beitragen konnte. Doch mochte das auch sein, so gab er dennoch Anna nicht das Recht, jener Zeit mit spottenden Worten zu gedenken. Noch war kein Jahr verflossen seit der Hochzeit, und schon ging er neben seiner Fran gleichgültig her. Ja, das Manöver war ihm sogar willkommen, weil sein eigenes Haus kein Heim war, das ihn befriedigte, weil da ein Etwas um ihn herumschlich, das ihn hinausjagte, nach an deren Zerstreuungen suchen ließ. Ach, ein Heim ohne Mißklaug, wie oft sehnte er sich danach, und mußte sich immer wieder sagen, daß sein Haus nie ein solches sein würde. Daß er an diesem Zustand ebensoviel schuld trug wie seine Frau, sagte er sich wohl mitunter, aber er fand Len rechten Weg nicht, der eine Aeuderung herbeiführen konnte. Seine Liebe war auch nicht jene Gewalt, die Herz zum Herzen unwiderstehlich zieht. Aeußeres Wesen hatte ihn abgezogen, hatte ihn bestochen. Nun mußte er sehen, .vie er mit dem Leben fertig wurde. Er tröstete sich meist mit dem Gedanken, daß unter hundert Ehen bei seinen Kameraden neunundueuuzig nicht anders gestaltet waren als seine. Die Manövertage gingen hin. Mit Bedauern kam es über den Rittmeister, als er am letzten Tage ausritt. Nur noch ein einziger gemütlicher Abend in der Pfarre blühte ihm. In das Herz des Weltmenschen, der auf dem Par kettboden bei einem Meer von Licht, in glänzender Gesell schaft sich bis jetzt am liebsten aufgehalteu hatte, war plötz lich ein Gefühl gedrungen, daß es doch noch etwas Besseres gäbe als äußeren Glanz, als das Jagen nach Lust und Vergnügen. Die sogenannten Frommen, bei deren Nameu- neunung allein ihn bisher ein leichtes Gruseln überfallen hatte, waren ihm in dcr Nähe in einem Licht und einer Gestaltung erschienen, daß er nur bedauerte, nicht länger mit ihnen vereint sein zu können. Die Tiefe und Frische geistigen Lebens waren ihm bisher verborgen geblieben oder ihm nicht in liebenswürdiger, angenehmer Form ent- gegengctreteu, so daß er noch nie im Trubel des glänzenden, oberflächlichen, gesellschaftlichen Lebens irgend einen Mangel empfanden hatte. Wenn ihm vor vierzehn Tagen jemand gesagt hätte, er würde sich in der Stille eines ländlichen Pfarrhauses wohl fühlen, würde mit einem Pastor gern plaudern, so hätte er die Achseln gezuckt und spöttisch gelächelt. Als Scndeu auf dem Versammlungsplatze augekommen war, sagte der Major zu ihm: „Ich glaube gar, Senden, Sie sind schwermütig und Abschiedsweh hat Sie er griffen." „Mögen Sie mich immerhin auslachen, Herr Major," entgegnete der Rittmeister, „aber wahr ist es: es ist zum ersten Male, daß der Wunsch in mir ansgestiegen ist, in einem Quartier länger verweilen zu dürfen, als die Um stünde mit sich bringen." „Können wir ihm nicht irgend ein Leid autnn, daß er genötigt ist, hierzubleibeu?" scherzte der Major, sich an die anderen Offiziere wendend. „Sollen wir ihm bei der Attacke eine Kngel in die Hüfte senden, die ihn unfähig macht zu weiterem Manöver?" Senden lachte nicht. Er war ernst gestimmt und ver mochte nicht, dagegen anznkämpfen. Seinen Kameraden erschien das so wunderlich, daß ihnen das Scherzen verging. „Donner und Dorial" sagte zwei Stunden später der Major, „man sollte keinen Scherz mit solchen Dingen treiben." Der Rittmeister Senden war beim Absitzen ge stolpert, gegen einen Stein gestürzt und hatte sich nach Ausspruch des Arztes eine Erstellung des rechten Beines zugezogen, die jedenfalls vierzehn Tage Ruhe erforderte. Der Oberst mar außer sich: „Donnerwetter, Senden, das ist ja eine verteufelte Geschichte," kam es über seine Lippen, ehe er ein Wort des Bedauerns aussprach. „Wo sollen Sie bleiben? Was werden Ihre Pastorsleutc dazu sagen? Dabei wird wohl die pastorale Geduld und Liebenswürdigkeit flöten gehen. Bei Links können wir nicht um Quartier für Sie bitten, denn die verreisen morgen." Senden, von Schmerzen geplagt, sagte nnr: „Schicken Sie, bitte, meinen Burschen im voraus, Herr Oberst, wnst erschrecken Pastors zn sehr, wenn ich als ein Kranker au- komme." Das geschah. Das Manöver sand glücklicherweise in der Nähe eines. Dorfes statt. Dort war ein Wagen zu erlangen, auf welchen! Senden mit einiger Bequemlichkeit befördert werden konnte. Der Stabsarzt fnhr mit ihm. Alsder Rittmeister beim Pfarrhaus eintraf, fand er nnr teilnehmende, erschreckte Gesichter. „Gott sei Dank," sagte Pastor Ebert, „daß das heute noch geschah und nicht morgen auf dem Marsch." Dcr Rittmeister lächelte matt: „Da sagen Sie auch noch „Gott sei Dank" nnd bedenken gar nicht, daß Ihnen vielleicht eine furchtbare Last aufgelegt wird. Der Doktor behauptet, ich könnte nicht gleich fort." „Sie sprechen doch nicht im Ernst," entgegnete der Pastor schnell. „Ihre Stube steht zu Ihrer Verfügung, solange Sie derselben bedürfen. Uni Ihretwillen wollen, wir boffen, daß die Heilung nicht zu lange canect." Während dieses Gesprächs humpelte Senden, auf den Doktor und den Pastor gestützt, in das HauS und in sein Zimmer hinein. „Vierzehn Tage lang nnr vom Bett auf daS Sofa und vios vsrsa," erklärte der Doktor. „So wird es wahrscheinlich werden. Soviel ich gehört habe," wandte er sich an Pastor Ebert, „haben Sie eine ganz tüchtige Diakonisse im Dorf. Die wird mit dem Verband Bejcheiü wissen, so daß ich unseren Kranken aufs beste ver sorgt weiß." „Ja," entgegnete der Pastor, „Schwester Agnes ist vor züglich. Sie brauchen wirklich keine Sorge nm Ihren Kranken zn haben. Was in unseren Kräften steht, werden wir tun, um sein Leiden zu erleichtern. Es wird keine Kleinigkeit für Sie sein, Herr Rittmeister, hier vierzehn Tage auszuhalten, während Sie Ihre Schwadron im Manöver wissen." Senden mußte lächeln. „Ich würde eigentlich denken, Herr Pastor," sagte er, „es sei keine Kleinigkeit für Sie, mich hier zu behalte«, denn daß Sie das beabsichtigen, geht ja aus Ihren freundlichen Worten hervor." „Wohin wollen Sie denn eigentlich?" fragte der Pastor erstaunt. «enden sagte nichts mehr. Ueber ihn kam cs wie eine Wohltat, daß er in diesen friedlichen Räumen noch einige Zeit bleiben sollte. Er segnete fast den Unfall, der ihn getroffen hatte. Auch nicht ein Wort des Bedauerns kam über seine Lippen, als am Spätnachmittag die im Schloß und Dorf einqnartierten Kameraden im Pfarrhaus er schienen, um ihm ihr Beileid zu bezeigen und sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Er lächelte nur, als es hieß: „Das ist ja eine pechöse Geschichte." Ein einziges Mal hatte Senden Pastors gegenüber von seiner Fran gesprochen. Am Abend Les Unsalltages fragte der Pastor den Rittmeister, ob es ihm nicht erwünscht und lieb wäre, seine Fran hier zu haben. „Uns selber," sagte er, „wird es nur eine große Freude sei«, Ihre Fran Gemahlin hier zu begrüßen, wenn sie mit der Einfachheit unseres Pfarrhauses vorlieb nehmen will." Senden wehrte: „Sie übertreiben Ihre Güte, lieber Herr Pastor," entgegnete er. „Ich bin hier so vorzüglich aufgehoben und in so ausgezeichneter Pflege, daß die Un ruhe, die durch das Kommen meiner Frau hier nnd dort verursacht werden würde, ganz unmöglich ist. Sobald mein Bein wieder in Ordnung, gehe ich meinem Regiment nach, um wenigstens die letzten Mauöverlage noch mit durchzumachen. Es ist gerade Last genug, daß Sie mich hier haben." Pastor Ebert hatte getan, was er unter den Verhält» nisten für geboten erachtete, hielt sich jedoch nicht für be fugt, besonders darauf zu dringen, daß Frau von Senden kam. Er sagte sich, daß das Verbinden Les Kranken, das im Augenblick die Hauptsache war, jdurch Schwester Agnes tadellos gehandhabt werdeu würde. (Fortsetzung folgt.) Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Expeditionstag: Sonntag, den 8. Mai, nachmittag« V23-6 Uhr. Sparkasse zu Dippoldiswalde. Lxpeditwns-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag !m Monat von y-2 bis v-4 Ukr, an allen Wochentagen von 8Vr bis 12 Uhr und 2 bis V-5 Uhr, Sonnabends ununterbrochen nor y bis 2 Uhr. Letzte Nachrichten. Pönitz. Nach einer Meldung der „Leipz. N. N." wurde gestern abend gegen 8 Uhr zwischen Taucha und Pönitz von einem Streckenläufer die 17jährige Tochter Martha des Bahnwärters Hensel in Pönitz mit abge fahrenen Beinen und einer Kopfwunde tot ausgefunden. Ob Selbstmord oder ein Verbrechen oder Unfall vorliegt, ist noch nicht festgestellt. London. Dte Leibärzte des Königs, der erste Arzt Reid und Sir Fr. Laking haben l tzte Nacht im Palais geschlafen. Die Umgebung des Schlosses ist mit Torf belegt, um jedes Geräuscb zu vermeiden. Eine große Menschen menge umlagert das Schloff, in der Hoffnung beruhigende Nachrichten zu erhalten. In mehreren Theatern sang das Publikum die Nationalhymne. Cherbourg. Der Fahrradhändler Guillot unternahm mit drei Freunden in einem Segelboot eine Fahrt. Dar Boot kenterte und alle aier ertranken. Reuyork. Nach einem aus Son Juan del Sur ein- getrosfenen Telegramm ist d'e Stadt Carthago in Costarika durch ein Erdbeben zerstört worden. SOO Personen sind umgekommen. Birmingham (Alabama). Auf der Polosgruöe er eignete sich eine Explosion schlagender Wetter. Nach neueren Meldungen befanden sich 158 Personen in der Grube. Sie sind sämtlich umgekommen. — Von den Bergleuten in der Palosgrube, die sich aus 45 Weiffen und l 00 Negern zusammensetzen, ist, wie bestimmte Nachrichten versichern, niemand mehr am Leben, da die von der Explosion Verschonten den giftigen Schwaden zum Opfer gefallen sein dürsten.