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das „Danke" des Photographen machte der Protestkund. gebung ein Ende." Die photographierte „Empörung" über die „Dreiklassenschmach" gibt der ganzen Sache einen recht bezeichnenden Anstrich. Schließlich waren die „Empörten" ja auch weiter nichts als Statisten, die sich auf Kommando empören muhten und die sogar solange „empört" blieben, wie der Photograph es wünschte. Dessau, 23. April. Auf einen auf den Schießständen vor der Stadt stehenden Militärposten wurde gestern früh «in Schuß abgegeben. Die Kugel zerriß dem Soldaten zwei Finger. Schwerin (Mecklenburg). Die Großherzogin ist am 22. April nachmittags von einem Prinzen entbunden worden. Damit ist die Thronfolge im Großhcrzogtum gesichert. Karlsruhe, 22. April. Die Budgetkommission der Zweiten Kammer lehnte einstimmig die Forderung von 150000 Mark für die Umwandlung von Eisenbahnwagen dritter Klasse in solche vierter Klasse ab. Oesterreich. Der Wiener Gemeinderat wählte den ersten Vizebürgermeister Neumayer mit 127 von 146 Stimmen zum Bürgermeister. Trebnitz. Der nordböhmische Tschechisierungsverein hat eine Millionensammlung zum Ankauf deutschen Grund besitzes in Nordböhmen eingeleitet. Italien. Im Vatikan weiß man noch nicht, wie man «s machen soll, um gegen die Romfahrt des Fürsten von Monaco zu protestieren, ohne der Lächerlichkeit ans heimzufallen. Die Protestnote wird aber jedenfalls erst nach der Rückfahrt des Fürsten erlassen werden. Der Fürst kommt am 25. April in nicht offizieller Form in Rom an. Am 26. ist er vom König zur Jagd im Wildpark von Castelporziano geladen. Tags darauf findet nach dem Vortrage des Fürsten in der Gesellschaft für Ozeano graphie eine Galatafel im Quirinal statt. Am 28. abends oder am 20. früh kehrt der Fürst nach Monaco zurück. Frankreich. Seit dem Beginn des französischen Kulturkampfes drangen die Antiklerikalen immer wieder darauf, dem „Skandal von Lourdes" ein Ende zu machen. Aber die Gesetze gegen die Kongregationen waren für Lourdes unwirksam: rechtzeitig hatten sich die Väter von der unbefleckten Empfängnis aufgelöst, „säku larisiert". Es waren keine Mönche mehr, die Lourdes in Händen hatten, sondern einfache Priester, die dem Bischof von Tarbes unterstanden. Dann jedoch kam die Trennung von Staat und Kirche. Das Gesetz fand auch auf Lourves Anwendung. Die Stiftungen, die „Kirchengüter", die Ge bäude — da es sich ja nicht um eine Pfarrkirche handelte und die besonderen nachträglichen Bestimmungen nicht in Betracht kamen — mußten liquidiert werden. Jetzt ist die rechnerische Arbeit beendet. Die Basilika, das Rosaire, die Grotte fallen den „öffentlichen Wohltätigkeitsanstaltcn" der Stadt Lourdes zu. Der Stadtrat hatte sich nunmehr über die Verwendung schlüssig zu machen. Der Stadtrat von Lourdes ist radikal. Einstimmig aber hat er be schlossen, alles zu belassen, wie es ist: Grotte, Basilika, Rosairekirche und Nebengebäude ihren „ursprünglichen religiösen Bestimmungen zu erhalten", sie nach wie vor dem Bischof von Tarbes zur Verfügung zu stellen. Der „Gaulois" ist des Lobes voll für die „Weisheit" des Stadtrats und seinen „Liberalismus". Ach, er ist nicht nur weise, der Stadlrat von Lourdes: ec ist sehr schlau. Die Stadt Lourdes profitiert ja am meisten von den Pilgerzügen; sie lebt von dem Wundergeschäft! Da kann «in radikaler Stadtrat sich auch einmal den Luxus leisten, „liberal" genannt zu werden, was nach der heutigen französischen Parteiterminologie soviel heißt wie kirchen- freundlich. Paris. Nachrichten aus Madrid zufolge ist der drei jährige spanische Kronprinz Alfons, Herzog von Asturien, der bisher noch kein Wort gesprochen hat, taubstumm zur Welt gekommen. Berühmte Aerzte wurden konsultiert, konnten aber keine Aenderung herbeisühren. Serbien. Immer neue schreckliche Einzelheiten au« dem Ueberschwemmungsgebiet werden bekannt. Am schlimmsten scheint die Stadt Kragujevatz mitgenommen worden zu sein. Hier stehen 530 Häuser, Kirchen, Fabriken, die amtlichen Gebäude, die Strafhäuser und Spitäler unter Wasser. Ganze Straßen sind durch das Wasser vernichtet worden. Zum Glück konnte die Gewehr fabrik und das Pulverarsenal gerettet werden. In der Umgegend von Kragujevatz sind 20 Dörfer völlig über schwemmt. Ungeheuren Schaden hat das Hochwasser unter dem Viehbestände angerichtet. Der Schaden, der allein in der Stadt Kragujevatz angerichtet wurde, be ziffert sich über zwei Millionen Dinar. Der König unter stützt aufs kräftigste die Eeldsammlungen, ebenso beteiligt sich die Regierung mit großen Geldunterstützungen. Zwei Minister weilen an der Unglücksstätte. Dänemark. Um die jungen Wehrpflichtigen gegen die Versuchungen durch den Alkohol mehr schützen zu können, hat der dänische Kriegsminister angeordnet, daß fortab jeder Verkauf von alkoholischen Getränken in den Kasernen und seitens der Marketender zu verbieten ist. England. Die englische Regierung hat auf diploma tischem Wege alle Kulturstaaten eingeladen, zu dem 12. Internationalen Kongreß gegen den Alkoholismus, der vom 18. bis 24. Juli in London stattfinden wird, Vertreter zu entsenden. Bis jetzt hat nur die deutsche Regierung es abgelehnt, sich vertreten zu lassen. Das „Bierland" Deutschland könnte auch seinen Ruf schädigen. In England hat man für dieses Verhalten allerdings außerhalb der alkoholindustriellen Kreise kein Verständnis. Moskau, 23. April. Die verwittwete Großfürstin Sergius, geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, legte gestern das Gelübde ab, sich dem Dienst der Nächstenliebe zu widmen. Japan. In dem japanischen Unterseeboot, das vor einigen Tagen in der Bucht von Hiroschima unterging und Mittwoch mit seiner erstickten Mannschaft von anderen Kriegsschiffen aus der Tiefe geholt wurde, hat sich, wie aus Kobe telegraphiert wird, ein detaillierter Bericht über den dem Schiffe zugestoßenen Unfall vorgefunden. Der Bericht ist von der Hand des kommandierenden Leutnants und schildert ausführlich, wie plötzlich das Unterseeboot nicht mehr gehorchen wollte und was für Mittel ange wendet wurden, um es wieder zum Aufsteigen zu be wegen. Der Leutnant drückt sein tiefes Bedauern über den Verlust des Schiffes und des Lebens seiner Kameraden und der Mannschaft aus, von deren Mut und Aufopfe rung er im Tone höchsten Lobes redet. Am Schlüsse des Berichtes erwähnt der Schreiber, daß sie alle dem Ersticken nahe seien. Die letzten Worte des tragischen Dokumentes sind eine Bitte der Sterbenden an den Kaiser, daß er sich ihrer Familien annehmen möge. Vermischtes * Durch Diebstahl zu Reichtum gekommen ist ein Mann, der heute noch in London lebt, ein prachtvolles Haus be sitzt und zu den reichsten Bürgern der Weltstadt gerechnet wird. Er war vor vielen Jahren, so berichtet die „Arena", Kassierer einer großen amerikanischen Bank, unterschlug 800 000 Mark, floh, wurde festgenommen und zu einigen Jahren Zuchthaus verurteilt. Aber das unterschlagene Geld war und blieb verschwunden. Mit Hilfe einiger Freunde und Mitwisser hatte cs der Dieb vor seiner Ver haftung in Minenpapieren angelegt. Als er nach ver büßter Strafe das Gefängnis verließ, waren die Werte gewaltig in die Höhe gegangen, und heute verfügt der einstige Dieb dank seines Verbrechens über eine Rente von einer Viertel Million. Und so gibt es viele, die sich durch geschickte Tricks ihre Beute sicher stellen, um nach ver büßter Strafe die Frucht ihres Diebstahls zu genießen. " Französische Sludentensitten. Aus Paris wird dem „Berl. L.-A." gemeldet: Am Montag abend begann Or. Doyen, der bekannte Pariser Chirurg, vor einer Zu hörerschaft von mehr als 3000 Personen eine Vorlesung I über chirurgische Anatomie. In das Beifallsklatschen, das den bekannten Arzt empfing, mischte sich das Pfeifen der Gegner, bei denen sich Or. Doyen mißliebig gemacht hatte. Eine volle Stunde hindurch (?) konnte Doyen nicht zum Vortrage gelangen. Endlich schrieb der Arzt auf die Wand tafel mit Kreide die Worte: „Heißt man das eine freie Vorlesung?" Darauf brach der Spektakel von beiden Seiten aufs neue los. Or. Doyen schrieb nun: „Wenn Sie derart Vorlesungen hören, werden Sie nie etwas anderes werden als Pfuscherärzte!" Nachdem ein paar Studenten noch mit den Assistenten des Professors Ohr feigen gewechselt hatten, endete die Vorlesung mit einem allgemeinen wilden Tumult. ' „Do steht's ganz genau drinne!" Aus Mainz wird der „Frkf. Ztg." folgendes nette Geschichtchen erzählt: Kam da kürzlich aus einem Dorfe des Untermains eine biedere Bauernfrau zu dem Photographen des Nachbarortes und ersuchte ihn um Herstellung eines Bildes ihres verstorbenen Mannes. Als der Photograph sie fragte, ob sie eine Photographie des Verstorbenen mitgebracht habe, meinte das naive Mütterchen recht treuherzig: „Na, Herr Fotograff, a Bild hunn ich nit, awer sein Militärpaß hunn ich mitgebracht, do steht's ganz genau drinne, wie er ausge- siehn hat." Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. Dienstag, den 27. April, vormittags 10 Uhr: Wochen kommunion. Wochenplan der königlichen Hoftheater zu Dresden. Opernhaus: Dienstag: Tristan und Isolde (6). — Mitt woch: Fra Diavelo (V28). Donnerstag: Das Glöckchen des Ere miten. Belamy: Herr Rudow a. E. (V28). — Freitag: Tann- Häuser (7). — Sonnabend: Der Dämon (V-8). — Sonntag: Aida (V28). — Montag: Eugen Onegin (V-8). Schauspielhaus: Dienstag: Die Nibelungen (7). — Mitt woch: Leidenschaft (V28). — Donnerstag: Brand (7). — Frei tag: Hanneles Himmelfahrt (8). - Sonnabend: Das Konzert (V28). — Sonntag: Minna von Barnhelm ('/28). — Montag: Kriem- hilvs Rache (7). GMe-kasse zn WstuhKrStsgriMMK. Nächster Lrveditlonstag: Mittwoch, den 27 April, 2—5 Uhr. Ferkelmarkt zu Dippoldiswalde vom 23. April. Von den 64 ausgetriebenen Ferkeln wurden 43 verkauft im Preile von 28—51 M. pro Paar. Letzte Nachrichten. Dresden. Der König gedenkt sich am 4. Mai nach Tarvis zu begeben. Paris. Die Blätter melden, daß der Aviatiker Baron de Catre mit seinem Zweidecker von Mourmelon le Grand gestern nachmittag nach Chambouf geflogen ist. Die zurückgelcgte Strecke beträgt 205 I<m. Baron de Catre, der auf seinem Fluge von seinem Mechaniker begleitet war, hatte die Absicht, in Dole zu landen, mußte aber infolge eines Motordefektes in einer Höhe von 206 m sich mit einem Gleitsluge niederlassen. Der Zweidecker wurde schwer beschädigt. Paris. Entsprechend dem ungewöhnlich leidenschafts losen Wahlkampfe ist der gestrige Tag ruhig verlaufen. Im allgemeinen war die Wahlbeieiligung recht lebhaft. Nach den vorliegenden Ergebnissen haben die einzelnen Parteien keine besonderen Gewinne oder Verluste zu ver zeichnen. Vis heute früh 4 Uhr waren 531 Wahlergeb nisse bekannt. Gewählt sind 40 Republikaner, 138 Radikale und Sozialisten, 11 unabhängige Sozialisten, 30 geeinte Sozialisten, 35 Progressisten, 30 Nationalisten, 48 Kon servative und Liberale. 207 Stichwahlen sind erforderlich. Eognac. Das hier von einem Wähler getötete Mit glied des Wahlbureaus ist der Bürgermeister von Eraville. Die Tat ist auf Gründe privater Natur zurückzuführen.I Lake Charles (Luisiana). Eine große Feuersbrunst hat mehrere hundert Häuser in Asche gelegt, darunter das Rathaus, die katholische Kirche und die Schule. Der Schaden beträgt 2 Millionen Dollar. Die Beerdigung der Frau Wiik AiWslt UM Berger in Barenfels findet Mittwoch, den 27. April, nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause aus statt. vlo trunoruckon Slutvrdllodooon. Für die uns anläßlich unserer Vsn- snAKIung zuteil gewordenen Glückwünsche sagen wir hierdurch unseren herzlichsten Dank. Kamenz, Sa., April 1010. Gerichtsaktuar vottdolä 8edll0lävr und Frau Varl», geb. Schneider. Eine Wohnung, Stube, Kammer und Küche für sofort oder später zu vermieten Lckmln FLKol, Backerei Schönfeld. Auch ist daselbst eine noch gut erhaltene Niivkuolsednvläowsnodlllv zu verkaufen kutsksuß. Ein Gut, bis 30 Acker groß, wird zu kaufen gesuvkt Werte Offerten mit Preisang. werden bis 5. Mai u. L. L 1VV i. d. Erp. d. Bl. erbeten. Agenten verbeten. Hu Mmb, gebracht, M. 20 —, zu verkaufen Markt 24. Ltatt besonckerer ^nreij;e! ergebens! anru- im Hpril 1010. Drau 18s, §eb. Klemm. Nttau beekren sieb reifen Vlppolükvuläv, Vse*! 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