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-'M Meißelitz-Ititimg Anzeiger für Dippoldiswalde und Ilmgegend. Sonnabend, den 26. März 1910 Nr. 36 ide iw sseig Limltk, Wahrer «erheit an die ng lieh! tavd. iSdcl t ässe ckions- l-si- -Pos. Aus- itigkeit unter kog- iter >er- wl- ov. ng. n- »L. t. OM- ng! tagen? ill Die Weltlage zu Ostern. Die politische allgemeine Lage präsentiert sich gerade zur diesmaligen Oslerseier zweifellos in einer entschieden freundlicheren Beleuchtung, als dies vor noch gar nicht zu langer Zeit zu erhoffen war. Zunächst darf es gewiß mit Genugtuung verzeichnet werden, daß soeben die monatelangen Verständigungsverhandlungen zwischen den beiden im europäischen Orient am meisten miteinander konkurrierenden Großmächten, zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland, soeben zu einem günstigen Abschlusse ge langt sind Zwar versichern die Wiener wie die Peters burger Offiziösen in merkwürdiger Uebereinstimmung, von einem erzielten neuen österreichisch-russischen Abkommen be treffs des Balkans könne keine Rede sein, es seien ledig lich die früheren normalen diplomatischen Beziehungen zwischen den Kabinetten von Wien und Petersburg wiederhergelteilt worden. Doch verlautet schon jetzt privatim sehr bestimmt, daß tatsächlich die b.iden Kabinette ein vorläuflich noch geheim gehaltenes durchaus formelles Uebereinkommen in mehreren wichtigen Punkten der Bolkanpolitik getroffen hätten. Mindestens aber ist es gelungen, die immerhin bedenkliche Spannung in den österreichisch-russischen Beziehungen, die alsbald nach der Annexion Bosniens und der Herzegowina seitens Oester reich-Ungarns eintrat, wieder zu beseitigen, und dies be deutet selbstverständlich einen merklichen Gewinn sür den europäischen Frieden. Als eine Verstärkung der Frievcns- chancen darf ferner auch der gegenwärtige Besuch König Ferdinands von Bulgarien in Konstantinopel eingeschätzt werden. Das Verhältnis zwischen der Türkei und dem jungen unabhängigen Königreich Bulgarien, dem früheren Vasallenstaats der Pforte, war bisher ein mehr oder weniger schwieriges, und die wiederholten türkisch-bulgari-, schen Grenzzwischenfälle der letzten Zeit legten Vie Gefahr eines kriegerischen Zusammenstoßes der Türkei mit Bulgarien ziemlich nahe. Nunmehr aber ist einer bedroh lichen Zuspitzung der bulgarisch-türkischen Situation durch die Begegnung des Bulgarenherrschers mit dem Padischah die Spitze abgebrochen worden, und man darf von diesem interessanten Ereignisse sicherlich eine Beruhigung der Ge müter in der Türkei wie in Bulgarien erwarten. Gleich zeitig mit dem Besuche des Königs Ferdinand in Stambul ist der vom Zaren Nikolaus erbetene Besuch König Peters von Serbien in Petersburg in Szene gegangen. Die politische Bedeutung dieses letzteren Vorganges steht noch nicht genau fest, indessen gibt er jedenfalls keinen Anlaß zu besonderen Beunruhigungen. Dies erhellt schon aus dem Trinkspruche des Zaren, welchen er bei dem Gala diner in Zarskoje Selo auf seinen hohen serbischen Gast ausbrachte und wobei der Zar hervorhob. die mit dem jetzigen Besuche König Peters erneut bestätigte russisch- serbische Freundschaft werde zweifellos zur Festigung des allgemeinen Frieden» beitragen. Als ein weiteres erfreu- kl. fest , W-II- rst und , kislM ng l, wo- ichael. Die Abteilung für Landesaufnahme des Königlichen Sächsischen Eeneralstabes wird auch im Sommerhalbjahr 19 IO durch ihren Vorstand, mehrere ihm unterstellte Osfiziere, Topographen und Hilsstopographen im Gelände des hiesigen Verwaltungsbezirks topographische Feldarbeiten vornehmen. Die Gemeinden, selbständigen Gutsbezirke, Grundbesitzer, Einwohner, sowie Staats- und Gemeindebeamten des Bezirks werden im Vertrauen auf die früher geleistete Mit hilfe aufgefordert, zur Erreichung und Erleichterung des Zweckes dieses gemeinnützigen und wissenschaftlichen Unternehmens mit gewohnter Bereitwilligkeit auch diesmal kräftig und eifrig mitzuwirken Die dabei zu gewährenden Hilfeleistungen bestehen vorzüglich in folgendem: I., Bei Besichtigung der Gegenden sind auf Verlangen Führer, welche dieselben genau kennen und sonst wohl unterrichtet sind, gegen ortsübliche Bezahlung zu stellen. 2 ., Bei Quartierwechseln oder sonstigen dienstlichen Veranlassungen haben die Ge meinden auf Verlangen Mietsfuhrwerke gegen eine billige, die ortsüblichen Preise nicht überschreitende Vergütung, die sofort bar bezahlt werden wird, zu beschaffen und über haupt für ihr schnelles und sicheres Fortkommen zu sorgen. 3 ., Die Gemeinden und Beamten, welche sich im Besitze von Karten und Aufnahmen solcher Gegenden befinden, die das zu vermessende oder zu prüfende Gelände in sich fassen, werden hierdurch angewiesen, diese auf Erfordern zur Einsicht und allenfalls nötigen Nachbildung mitzuteilen, auch den kommandierten Topographen die erforderlichen Aufzeichnungen zur Anfertigung genauer statistischer Bemerkungen so aussührlich als möglich zu geben. Grundsteuerdokumente und die dazu gehörige« Zeichnungen, sowie Menselblätter und Menselblaltduplikate, sind lediglich in den Diensträumen der mit ihrer Aufbewahrung betrauten Geschäftsstellen zur Einsichtnahme vorzulegen. 4 ., Gegen Vorzeigung des ergangenen offenen Befehls sind sowohl der Vorstand der Abteilung sür Landesaufnahme als auch die genannten Offiziere, Topographen und Hilsstopographen überall, wo sie es verlangen werben, für sich und ihre Diener und Burschen, die rationsberechtigten Ossiziere auch noch für ihre Pferde, mit geeigneten der durch eigene Usberzeugung aus Unglauben und Finsternis zu festem, unerschütterlichem Gottvertrauen und zum Licht gelangt ist. Er wird Ostern recht seiern. — In früherer Zeit halten unser Stadtverordneten - kollegium einerseits weniger Mitglieder als heute, andrer- seit» aber „Ersatzmänner", die bei Behinderung der Stadt verordneten eintraten. Dieser Tage war ein Vierteljahr hundert verflossen, seitdem die Stadtverordneten an dieser Einrichtung rüttelten und Vermehrung der Stadtverordneten und Abschaffung der Ersatzmänner beantragten. Im November 1885 wurde jedoch vom Stadtrat die Wahl wiederum von 4 Stadtverordneten und 3 Ersatzmännern ausgeschrieben. Die Wahlliste wies 205 angesessene und 128 unangelsene Bürger nach (1909 insgesamt 480); von diesen 333 Stimmberechtigten gingen 209 wählen; 98 ver schiedene Bürger erhielten Stimmen. — Ostern 1885 wurden in die hiesige Stadtschule (inkl. 7 von auswärts kommenden älteren) 92 Kinder aus genommen, wodurch die Gesamtzahl auf 647 stieg. — Für diese Ostern wurden bekanntlich 82 Elementaristen angemeldet — also in 25 Jahren nicht die geringste Steigerung trotz Anwachsens der Bevölkerung. — Welch bedeutende Opfer die Diphtherie in früheren Jahren forderte, zeigt ein Bericht über die Sterbe fälle im Medizinalbezirk Dippoldiswalde vor einem Viertel jahrhundert. Darnach kamen 1884 128 Todesfälle an Croup und Diphtherie vor (in den beiden Vorjahren 1883 und 1882 80 bez. 82 Todesfälle, dagegen trat in den selben Scharlach um so bösartiger auf). 122 dieser Todes fälle entfielen auf über 1 Jahr und unter 14 Jahre alte Kinder; in diesem Alter verursachten Croup und Diphtherie rund die Hälfte aller Sterbesälle. Eine über 50 Jahre alte Person erlag einer Masernerkrankung. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade März 1910; Vereinigte Weißeritz: beob. 6, norm. 15, Abwchg. —9; wilde Weißeritz: beob. 7, norm. 21, Abwchg. —14; rote Weißeritz: beob. 8, norm. 20, Abwchg. —12; Müglitz: beob. 9, norm. 20, Abwchg. -II. Ruppendorf. Am Palmsonntag veranstaltete Herr Pfarrer Fischer im hiesigen Gasthofe einen Familienabend, zu dem besonders die Neukonfirmierten und deren Ange hörige, aber auch alle anderen erwachsenen Glieder der Kirchfahrt geladen waren. An der Hand alter Nieder- chriften im hiesigen Kirchenbuche wurde den Erschienenen gezeigt, wie kirchlich und fromm unsere Vorfahren hierorts zelebt. Auf manche schöne Sitte der ölten Zeit wurde lingewiesen mit dem Wunsche, daß diese sinnigen und rommen Gebräuche unserer Altvorderen bei den jetzt Lebenden wieder Eingang und Nachahmung finden möchten. Erwähnt seien aus der Fülle des Gebotenen z. B. zeitiges Taufen der Kinder, sinnvolle Taufnamen, die zu Gottes- Holzversteigerung, Höckendorfer Revier. Gasthof zu Ruppendorf Mittwoch, den 30. März 1SlO, vorm 10 Uhr: 74 h. u. 581 w Stämme, 195 h. u. 4284 w. Klötzer, 1090 w. Derb- u. 440 w. Reisstangen, 5 rm h. u. 8 rm w. Nutzknüppel, 7 rm h. u. 27 rm w. Brennscheite, 11 rm h. u. 124 rm w. Vrennknüppel, 6 rm h. u. 29 rm w. Zacken, 22 rm h. u. 103 rm w. Äste, 64 rm h. u. 980 rm w. Hausenreisig; Kahlschläge in Abt. 5, 12, 14, 20, 36. Res. I u. Elnzelhölzer in Abt. 3, 22, 23, 35, 36, 41, 42, 45, 46, 49 bis 52. Kgl. Forstrevierverwaltung Höckendorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg, ,M«ßeritz-Zeivm^ «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- ÄenAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern L0 Pfg. - Alle Postan- Taubstumme oder der Taubstummheit verdächtige Kinder, die das schulpflichtige Alter erreicht haben und sich nicht in einer Taubstummenanstalt befinden, sind bis zum 10. LprU 6. ck bei dem unterzeichneten Stadtrat anzmnelden. Dippoldiswalde, am 23. März 1910. Der Stadtrat. Inserat« wrtden mit» Pfg., solche au» unsere» Ämtshauptmaimschast mit 12Pfg.die Spalyeü« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen Quartieren und entsprechender Verpflegung zu versehen. Für diese Leistungen hat an ke n B unmittelbar -ine angemessen- Bezahlung zu erfolgen. In Streitfällen ist eine Bezahlung nach ortsüblichen Sätzen von der Gemeindebehörde festzustellen. Di- KoE die Pferde der rationsberechtigten Offiziere ist nach den Sätzen des Naturalleistungsgesetzes herzugeben und wird sofort nach ortsüblichen Preisen bezahlt. Überhaupt wird daß alle anderen Hilfeleistungen, di- zur Beförderung und Erleickteruna des Auftrages nötig sind, werden gewährt werden. und Erleichterung^ ^tshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 21. März 1910. liches politisches Moment in der heutigen Osterzeit aber ist unstreitig der Besuch des Reichskanzlers o. Bethmann- Hollweg in Rom zu begrüßen. Das Ereignis bedeutet eine Bekräftigung der Bündnisbeziehungen Deutschlands zu Italien und mithin der mitteleuropäischen Triple allianz, deren sriedliche Tendenzen ja hinlänglich bekannt sind. Herr v. Bethmann-Hollweg hat in den römischen Hof- und Regierungskreisen und auch in politischen Kreisen Roms eine sehr ehrenvolle und auszeichnende Aufnahme gefunden, die den Schluß gestattet, daß der Kanzler mit voller Befriedigung von seiner österlichen Romfahrt nach Berlin zurücklehren wird. Wenn gleichzeitig mit der An wesenheit des Reichskanzlers in Röm der Ausbruch einer italienischen Kabinetlskrisis infolge des Entlassungsgesuches des Ministeriums Sonnino zusammenfiel, so ist das woh nur eine innere italienische Angelegenheit. Im übrigen präsentiert sich auch der Stand der Beziehungen Deutsch lands zu England, Frankreich und Rußland gegenwärtig als ein durchaus normaler, sodaß die Völker Europas allen Anlaß haben, freudig ihre Osterfeier begehen zu können, ohne kriegerische Störungen derselben befürchten zu müssen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein bedeutungsvolles Fest ist wieder gekommen. Der Helle Klang der Osterglocken dringt ein in die Menschenherzen, er will sie läutern und reinigen von allem, was da häßlich ist und böse. Das Osterfest predigt uns in doppeltem Sinne ein Auferstehen, ein neues Werden. Selbst die Zweifler und Widersprechenden geben zu, daß sie Ostern feiern wollen, und zwar nur draußen in der Natur, wo alles grünt und blüht, wo aus allen Ritzen und Rinden das neue Leben hervorbricht, das auf dem Beete im Garten und an den Zweigen am Baume Allmählich wieder seine leuchtende Pracht entfaltet, das unter Sturm, Regen und Sonnenschein in jedem Früh jahr von neuem das Wunder der Schöpfung darstellt. Oer echte Christ glaubt an dieses Wunder. Die Skeptiker md Atheisten freilich sagen: „Wozu ein kirchliches Oster est feiern, wenn man an all' dem nicht mehr hängt, was ,fu seiner Predigt, seinen Gesängen gestimmt ist? Uns genügt das Osterfest als Frühlingsfeier." Nun wohl, man wehre es Keinem, sich in Wiese und Wald und Feld einer Auferstehung zu freuen. Das enge Menschenherz weitet ich angesichts des Keimens und Knospens, des Grünens und Blühens. Aber will sichs nur weiten, um sich nachher doch wieder zu verengen? Will es nicht selbst auf erstehen? Leider gibt es heute so viel Kampf um den Herrn, Kampf selbst unter seinen Bekennern bis hinein in die Ehen und die Familien- und Freundeskreise. Wohl dem Christen, der feststeht in solchem Kampfe, der sich seinen Glauben an den Heiland nicht rauben läßt trotz aller Einwendungen und verächtlichen Reden. Wohl dem, der sich seinen heiligen Kinderglauben bewahrt hat oder Kalten, Postboten, sowie ÄNfereAustrSgernehmen AmLsötatt jur die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine man e « er Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde. Reisig-Versteigerung. Dienstag, den 29. März, nachmittags 4 Uhr, sollen im „Bödichen", Kahlfchlag Abt. 3 ca. 300 »summetee «vivke» »eisig meistbietend versteigert werden. Sammeloit: Waldhäuschen „Friedewaite." Dippoldiswalde, den 25. März 1910. Die städtische Forstverwaltung.