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WMmit-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Sonnabend, den 12. Februar 1910 Nr. 19 78. Jahrgang Amtsblatt für die Königliche Amlshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu MpPoldiswalde. Mtt achtseitigem „Illustrierten Anterhaltnngsblatt". Mit land- und hauswkrtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. «Htlm wöchentlich drei mal: Dienstag, Donne«- tag und Sonnabend und Wad anden vorhergehend henWendenausgegeben. Preis viert eljShriich 1M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatllch 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. - Alle Postan- Aalten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserats «erb«« mit tt Pfg., solche au- unser« Amtshauptmunnschast mit 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berechn net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei» gespaltene Zeile SS bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizlerteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltcnzeile SO Pfg Am 12. Juni 1906 ist im Walde zwischen Spechtritz und Seifersdorf der bereits in Verwesung begriffene Leichnam eines einarmigen Mannes, dem der rechte Arm fehlte und zwar mit vom Rumpfe getrenntem und ein Stück abseits liegenden Kopfe aufge sunden und an Ort und Stelle beerdigt worden. Eine Anzeige über den Leichensund ist seinerzeit unterblieben. Bei der Leiche wurde u. a. eine silberne Zylinder-Remontoir-Uhr, Fabrikmarke „Mentor", Gehäuse-Nr. 249399, in der Cuvette das eingekratzle Zeichen „ck 1819 ck" und im Hinteren Deckel das Zeichen „K 72967" gefunden. Da der Verdacht eines Verbrechens nicht ausgeschlossen ist, wird gebeten, zur Auf klärung des Sachverhalts dienende Mitteilungen an die unterzeichnete Staatsanwaltschaft zu machen. Königliche Staatsanwaltschaft Freiberg, 5. Februar 1910. Holzversteigerung. Frauensteiner Staatsforstrevier. Frankescher Gasthof in Frauenstein. 21. Februar 1910, vornt. 10 Ahr: II27I w. Klötze 7/15 cm, 28 w. Klötze 16/22 cm, 4809 w. gek. u. 13 h. u. 17 w. Derbstangen i. g. L, 6255 w. Reisslängen. Nachm. 1 Ahr: 2 rm m. Brennscheite, 287 rm h. u. w. Brennknüppel, 5 rm h. u. w. Zacken, 821 rm h. u. w. Äste. Durchforstungen: Abt. I. 6Q. 19. 20. 21. König!. Forftrevierverwaltung und König!. Forstrentamt Frauenstein. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Sehne, Dippoldiswalde. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Earl Jehne. Fortsetzung des amtlichen Teiles in der Beilage. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf die Mitteilung, daß in ein zelnen Städten und Landgemeinden noch immer der § 44 Absatz der Revidierten Städteordnung und der 8 35 Absatz 1 § der Revidierten Landgemeindeordnung eine Aus legung erfährt, wonach Bürgern und Gemeindemitgliedern wegen Steuerrückständen, die aus früherer Zeit als den letzten zwei Jahren vor der Wahl herrühren, die Wahlberechtigung versagt wird, Hot dem „Dresdner Journal" zufolge das Ministerium des Innern die Kreis- hauptmannschasten und Amtshauptmannschaften angewiesen, Lie Gemeindeverwaltungen auf die hierzu ergangene Ent scheidung des Oberverwaltungsgerichts vom 27. März 1907 (Jahrbuch 10, 212), soweit diese nicht ohne weiteres als bekannt vorausgesetzt werden lann, aufmerksam zu machen. — Da der für die neugeschasfene ständige Lchrerstelle gewählte Hilfslehrer Herr König infolge anderweiter Wahl abgelehnt hat, machte sich eine erneute Wahl nötig. Diese fiel auf Herrn Arno Michael, geb. am 31. Juli 1886 in Dresden-Löbtau, seit Ostern 1907 Hilfslehrer in Reichen berg (Bezirk Dresden). Herr Michael hat die Wahl an genommen. — In einer der letzten Schulausschußsitzungen erfolgte die Auswahl der 9 Konfirmanden, die mit der Bieder mannstiftung bedacht werden sollen. — Am Montag, den 7. d. M., hielt die priv. Schützen- gesellschaft nachmittags im Ratskeller ihren Convent ab. Das zum Vortrag gebrachte Rechnungswert erwies ein günstiges Ergebnis, sodaß es der Gesellschaft auch Heuer möglich war, 2 Stück Hallenaklien a 20 M. und 6 Stück solcher ä 10 M. auslosen zu können. Wahrend die Ver sammlung am Nachmiltage bedauerlicherweise nur schwach besucht war, erfreute sich das am Abend vom Vergnügungs- ausschuß im tannengeschmückten Schützenhaussaale arran gierte Conventlonzert eines zahlreichen Besuchs. Die Stadtkopelle bot vortreffliche Orchesternummein dar, ein statt gespielter, heiterer Einakter fand reichen Beifall und der lang ausgedehnte Ball viele Liebhaber. — Der hiesige Gebirgsverein htelt am vergangenen Sonnabend seine leider recht schwach besuchte Generalver sammlung ab. Der erstattete Kassenbericht zeigte einen Rückgang im Vermögen, der entstanden ist einerseits durch die großen Anforderungen, die im vergangenen Jahre an die Kasse gestellt wurden, andererseits durch den Rückgang in der Mitgliederzahl. Es ist außerordentlich zu bedauern, daß so viele unserer Mitbürger, nicht nur Kaufleute und Gewerbtreihende, sondern auch Beamte und Lehrer den Bestrebungen des Vereins so wenig Interesse entgegen bringen. Seine Einrichtungen zu benutzen, scheuen sie sich nicht, wohl aber den geringen Jahresbeitrag zu entrichten. Je mehr Mittel zur Verfügung stehen, umsomehr Aus gaben kann und wird der Verein auch erfüllen. Im ver gangenen Jahre sind bedeutende Aufwendungen für Reno vation und Zugänglichmachung des Tartarcngrabes ent standen, kleine Führer sind gedruckt und verteilt, der Kessinger-Gedenksiein erneuert worden. Verschiedene dem Museum gehörige Gegenstände sind in dankenswerter Weise durch die König!. Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler renoviert worden und teils wieder im Museum teils in der Nikolaikirche zur Aufstellung gelangt. Der hiesige Stenographenverein „Gabelsberger" feierte am Mittwoch den Geburtstag seines Meisters durch eine einfache Abendunterhaltung, bei welcher Gelegenheit er einige Mitglieder des Schmiedeberg» Brudervereins mit Damen begrüßen konnte. Wie Herr Oberlehrer Buckel in der Festansprache erwähnte, und wie die „Weißeritz-Ztg." bereit« an anderer Stelle berichtete, vollenden sich Heuer 50 Jahre, seitdem erstmalig Stenographieunterricht in Dippoldiswalde erteilt wurde. Der damals gegründete Verein hielt u. a. auch bereits im „Stern" Uebungs- abende ab. — Wenn bei Herstellung von Quarkkäse (die ja auch in unserem Bezirke ziemlich verbreitet ist) hier und da der Quark, sei es wegen der leichteren Verarbeitung, sei es des höheren Gewinnes wegen, mit Kartoffeln ver mengt werden sollte (eine Manipulation, die wohl früher ziemlich verbreitet war), so sei darauf hingewiesen, daß der Käser damit nicht nur gegen die von der Vereinigung der deutschen Nahrungsmittelfabrikanten ausgestellten Grundsätze (nach denen die Kartoffelbeimischung weder notwendig noch gebräuchlich ist) verstößt, sondern auch sich strafbar macht, wenn er das Erzeugnis dann einfach als „Quarkkäse" oder „Ouärgel" verkauft, wie das kürzlich ein Käser vor dem Schöffengericht erfuhr. Das Gesetz ver bietet zwar nicht, Kartoffeln zur Käsebereitung mit zu verwenden, aber es verlangt, daß dem Käufer durch ent sprechende Abschrift auf der Verpackung oder auf sonst eine Weise Mitteilung hiervon wird, was aber aus be greiflichen Gründen meist unterlassen wird. Unter Um ständen macht sich aus gleichem Grunde der Händler strafbar. — Der neue Komet 1910A ist ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen. Er hat, von der Sonne aus seiner Bahn im unendlichen All gerissen, unserem Sonnensystem einen Besuch abgestattet und hat unsern Gesichtskreis sehr bald wieder verlassen. Man weiß nicht, von wo er kam und wohin er ging. In der letzten Woche stand er nördlich der Venus, dem bloßen Auge schon nicht mehr sichtbar. Ende März dürfte der Halleysche Koniet sichtbar werden. Jetzt steht er nicht weit vom Saturn, als Nebclhülle dem bewaffneten Auge sichtbar. Potschappel. Der Brandstifter, der vor andert halb Jahren die Brände in der König-Friedrich-August- Hütte und, vorher auf der Grenzstraße verursacht hat, ist endlich durch die Polizei entdeckt worden. Es ist der kürz- lich in Lauchhammer wegen Brandstiftung verhaftete Schlosser Neumann aus Deuben. Neumann gehörte da mals der Hüttenwehr an. Er war immer der erste beim Feuer. Dresden. Der Jnnungsausschutz hat beschlossen, im Jahre 1913 oder 1914 in Dresden eine Handwerks» ausstellung zu veranstalten. Freiberg. Die Frage des Besuches unserer durch den Staat reich dotierten Hochschule durch Ausländer ist seit einigen Jahren ein viel erörtertes Thema. Wenn nun auch Regierung und Landtag das Prinzip der Freizügig- kcit der Wissenschaften durchaus nicht schmälern wollen, so hat nian doch in Rücksicht auf die Höhe der Kosten der Hochschulen für Ausländer die Jmmatrikulationskosten er höht. Diese Maßnahme hat bei der Forstakademie Tharandt den gewünschten Erfolg gehabt. Im laufenden Winter semester ist auf dieser Hochschule die Ausländerziffer aus 39 gesunken, die Zahl der deutschen Forst studenten aber auf 51 gestiegen. Chemnitz. Der Rat der Stadt beschloß, die Hand werkerschule des Handwerkervereins, die vom Handwerker- verein im Jahre 1829 unter dein Namen „Sonntags schule" gegründet wurde, zu verstadtlichen. Die Schule wird an einem noch zu bestimmenden Datum von der Schulgemeinde Chemnitz übernommen und der städtischen Fack- und Fortbildungsschule angegliedert. Chemnitz. Vor kurzem wurde einem Gastwirt im Nachbarort Ebersdorf ein fettes Schwein gestohlen, ohne daß es gelingen wollte, den Dieb ausfindig zu machen. Dieser hat nunmehr seiner Frechheit den Gipfel aufgesetzt, indem er jetzt an den bestohlenen Gastwirt ein großes Paket durch die Post sandte, das fein säuberlich verpackt die Knochen des verschwundenen Borstentieres enthielt. Durch die Sendung hat der Schweineräuber aber eine große Unvorsichtigkeit begangen, denn er hat nunmehr die Polizei auf seine Spur gelenkt. Annaberg. Der hiesige Stadtrat hat für die Er mittelung des Mörders des Uhrmachers Schöne eine Be lohnung von 300 Mark ausgesetzt. Zwickau. Gegen die hier geplante Filial- und Umsatz steuer waren beim hiesigen Rate eine große Anzahl Protest- Postkarten mit anderweiten Vorschlägen eingegangen. Der Rat hat jedoch seine früheren Beschlüsse ausrecht erhalten. Trenen. Recht leichtfertig handeln oftmals Frauen insofern, als ste bei großer Hitze im Ofen beim Wäsche trocknen ihre Kinderchen unter Abschkeßung der Türen allein lassen. Dies tat auch die Frau des Oberschweizers im Rittergut Neuensalz. Als ste zurückkehrte, strömte dicker Qualm aus den Stubenfenstern, und die Feuerwehr konnte sich erst nach Zertrümmerung von Türen den Weg zu den Kleinen — vier Kinderchen in zartem Alter — bahnen. Sie waren dem Erstickungstod nahe, konnten aber ins Leben zurückgerusen werden. Das Feuer wurde bald unterdrückt. Reichenbach i. V. Großen Appetit nach Katzen braten verspürte dieser Tage ein hiesiger Arbeiter. Er suchte eine ihm bekannte Familie auf und forderte im Auftrag eines Dritten deren Katze, die er schließlich auch erhielt. Bald darauf stellte sich der Schwindel heraus. Als die Polizei in der Wohnung des Feinschmeckers er schien, lag der Dachhase bereits bratfertig in der Pfanne. Die Katzenbesitzer sind untröstlich. Die sterblichen Reste ihres Lieblings haben sie sich aushändigen lassen und für ihn ein Grab im Garten bestimmt. Tagesgeschichte. Berlin. Das preußische Abgeordnetenhaus trat am Donnerstag in die Beratung der neuen Wahlrechtsvorlage ein. Ministerpräsident v. Bethmann-Hollweg htelt daber eine Rede, bei der es gleich bei Beginn zu tumultuarischen Szenen kam. — Die sozialdemokratischen Radikalisstmi möchten die preußische Wahlrechtsoorlage mit einem ein- bis drei tägigen plötzlichen Generalstreik beantworten. Der Plan scheitert indes an dem Widerstand der Gewerkschaften, die ein Versagen ihrer Organisierten, ähnlich dem bei der Maifeier, voraussehen. — Nachdem die Entscheidung über die Schisfahrts- abgaben im Bundesrat zu Ungunsten derjenigen Staaten gefallen ist, die ihrer Einführung Widerstand leisteten, tritt die Frage mehr in den Vordergrund, wie sich die unter- legenen Bundesstaaten mit den Tatsachen absinden werden. In diesem Zusammenhang macht die „Badische Landes zeitung" einen Vorschlag, der einen sicher erwägenswerten Gedanken enthält. Sie schreibt: „Die preußische Dialektik hat, um die Widerstrebenden gefügiger zu machen, das Schlagwort von einem großen von Preußen angestrebten allgemein-deutschen Verkehrrsortschritt in die Erörterungen geworfen. Wenn die preußische Politik auch ganz ohne Zweifel nicht von einer solchen löblichen Absicht ausging — § 19 des Kanalgesetzes ist alles andere, nur kein Denkmal der Reichsbegeisterung oder des Föderativ - gedankens — so hat sie sich doch jetzt, gleichviel aus welchen Gründen, aus jenes Schlagwort festgelegt, und daran müssen wir sie nun halten. Wir müssen die Basis