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Tagesgeschtchtr?* Berli«, 3. Februar. We amtlich gemeldet wird, lind die Verhandlungen mit den Bereinigten Staaten von Nordamerika soweit gediehen, daß dem Reichstag noch heute «in vom Bundesrat genehmigter Gesetzentwurf brtr. die Regelung der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu- gehen wird. — Die Borlage über die Schiffahrtsabgaben wurde einem besonderen Ausschuß de« Bundesrates über wiesen, der dir Vorlage in den nächsten Wochen aus arbeiten soll. Preußen hat seine Auffassung, nach der eine Verfassungsänderung zur Einführung von Schifsahrts- abgaben nicht nötig wäre, fallengelassen. Oesterreich. Eine Vollversammlung der deutschen Landtagsabgrordneten hat einstimmig den Antrag des Klub- Vorstandes vom 29. Januar angenommen, angesichts des Fehlens hinreichender Bürgschaften der Regierung für eine entgegenkommende Behandlung der nationalpolitischen Forderungen der deutschen Abgeordneten von ihrer bis herigen Haltung im Landtage nicht abzugehen. Frankreich. Ueber die Kretafrage schreibt das „Echo de Paris": Die Kreter scheinen nicht gewillt zu sein, den mäßigenden Ratschlägen der Mächte Gehör zu schenken. Das steht ihnen frei, sie werden aber auch alle Folgen ihrer Abenteuerpolitik zu tragen haben. Diese Politik führt notgedrungen entweder zu einer Wiederbe setzung Kretas durch die europäischen Schutzmächte oder zu einer neuen türkischen Besetzung. Diese letztere Mög lichkeit wird bereits von den vier Schutzmächten zugelassen. Darüber dürften sich die Kreter keinerlei Selbsttäuschung hingeben. Malta. Ein englisches Geschwader, bestehend aus einem Panzerschisfe, drei Kreuzern und vier Torpedoboots- zerstörern, ist unter dem Befehl des Konteradmirals Callaghan nach dem Piräus abgegangen. Nordamerika. Der Fleischboykott in New-York ist auf der ganzen Linie gescheitert Die alten Preiss sind wieder in Kraft getreten. Die Hauptleidtragenden sind die kleinen Händler. Vor 50 Jahren. Allerlei aus dem Jahrgang lSbv dieser Zeitung. <Fonsetzung.) Aus Altenberg wird über die Zunahme der Armen- Häusler geklagt, zu deren Unterbringung vier Armenhäuser benutzt werden. Da diese aber viele Mängel haben, u. a. ist nicht einmal die Trennung der Geschlechter der Unver heirateten möglich, wird die Erbauung eines neuen Armen hauses vorgeschlagen. — Die Altenberger Schule entläßt Ostern 27 Kinder, nimmt aber 68 auf. — Dir seit vier Jahren bestehende Kleinkinderbewahranstalt hat in diesem Jahre bei 355 Talern Ausgabe ein Desizit von 9 Talern und bittet edle Geber .... — Zwischen Altenberg und Geising wird eine neue Straße gebaut. Am 5. Januar verunglückt Gutsbesitzer Stirl aus Höckendorf auf der Jagd löblich und auf der „Edlen Krone" der Bergmann Gutte aus Klein-Dorfhain und der Doppelhäuer Richter aus Höckendorf. Die Straße von Frauenstein durch Klein-Bobritzsch usw. wird gebaut. — Auf dem Frauensteiner Frühlings- Biehmarkt kosten die Ferkel 2 bis 3 Taler das Stück. — Nr. 40 der „Sächsischen Schulzeitung" enthält einen Auf ruf zu Geldbeiträgen zur Beschaffung einer Gedenktafel an dem Geburtvhause des Orgelbauers Gottfried Silber mann in Kleinbobriysch (wo sie noch heute zu sehen ist). Am 2. Osterfeiertage wird das Erbgericht zu Ditters bach ein Raub der Flammen. Am I. Juli erfolgt die Einweihung des neuen Gottes ackers in Possen darf — Am 28. Juli fordert der Tod im Possendorfer Steinkohlenwerk sein erstes Opfer, es ist der Maschinenwärter Wolf. Zum Resormationsfeste sindet die Taufe des Schachtes statt; er erhält den Namen „Herrmann-Schacht", und am 5. September wird ein Flöz Pechkohle durchbohrt, das sich 5 Ellen 3 Zoll mächtig er weist, wie sofort durch Inserat bekannt gemacht wird. — Am 7. Juni eröffnet vr. Theile für die Possendorfer Gegend im Expeditionslokale des Dippold-Schachtes einen Kursus sür Stenographie. — Der Possendorfer Frauen verein errichtet mit bedeutenden Opfern eine Strick-, Näh- und Häkelschule. Der anfangs starke Besuch läßt bald so nach, daß die Einrichtung in Frage gestellt ist. — Im März wird das Windmüller-Ehepaar Krumpholz wegen Brandstiftung (Frau Kr. soll auf Anstiften ihres Mannes die Windmühle am 24. Juli des Vorjahres angebrannt haben) zu 5 Jahren 2 Monaten bez. 6 Jahren Arbeits haus verurteilt. Der Ehemann, der die Mittäterschaft be streitet, wird auf seine Berufung später freigesprochen. vr Theile aus Lungkwitz deckt mit seinem Namen «inen Aussatz, nach welchem ein Mädchen aus einem be nachbarten Dorfe in das Krankenhaus einer größeren Stadt (in der es in Stellung war) und nach einiger Zeit als tot in die Leichenhalle verbracht wurde, dort aber, weil nur scheintot, wieder zu sich kam und „zurzeit" bei seinen Eltern im „benachbarten S." der Genesung ent- gegengeht. T. macht den Vorschlag, die Leichenhallen mit leicht erreichbaren Klingelzügen zu versehen. (Wie aus späteren Notizen heroorgeht, handelt es sich um Emilie Bret schneider aus Sayda und das Dresdner Stadtkrankenhaus.) Die Angelegenheit wirbelt noch weiter Staub auf, und vr. T. kommt zu dem Schlüsse, daß das Mädchen von dem Wärlerpeisonal auf eigene Faust (ohne ärztliche Anweisung) in die Leichenhalle geschafft und am anderen Morgen wieder in sein früheres Bett gelegt wurde, so daß den Anstalträrzten der Vorgang zunächst unbekannt blteb. — Line spätere Bekanntmachung der König!. Kreis-Direktion erklärt, daß sich noch eingehender und objektiver Unter suchung di« Angaben der Bretschneider als unwahr und Selbsttäuschung, erklärlich durch die schwere Erkrankung, erwiesen hätten. Nach einiger Zeit macht vr. Theile „auf verschiedene Anfragen bekannt, daß eine Erwiderung seiner seits zurzeit unterbleibe, da „die konventionellen Formen des ösfenllichen Anstande»" ihm „gebieten, für jetzt zu schweigen, nachdem eine königliche Behörd« gesprochen". Damit scheint eine Sache offiziell erledigt zu sein, die großes Aufsehen verursacht hatte. — Am 25. März werden in Lungkwitz Zwillinge geboren, die am Bauche zusammen gewachsen sind; sie sterben aber sofort nach der Geburt. Dem Komponisten Richard Wagner, der infolge seiner Beteiligung am Dresdner Maiausstande 1849 nach Paris flüchtete, wird die nachgesuchte Amnestie verweigert und damit die Rückkehr nach Sachsen verboten. Doch will man ihn nicht hindern, sich in anderen deutschen Staaten aufzuhalten. Der Rechnungsabschluß der Stadt Dresden auf 1858 ergab 56600 Taler Ueberlchuß. O schöne Zeit . . . — Zur Ausschmückung der Treppe der Brühlschen Terrasse mit plastischen Kunstwerken wird «in Wettbewerb veran staltet. (Was damals geschaffen wurde, befindet sich seit einiger Zeit in Chemnitz). — In Dresden tritt ein Komitee zusammen zur Schaffung eines Zoologischen Gartens. Man verspricht sich ein gutes Geschäft, da „der kleine Garten des Vereins für Hühnerzucht an der Ostraattee" schon 17>/2 Prozent abwirft. (In der Praxis kam es anders. Heute, 1910, steht die Aktiengesellschaft „Zoolo- gischer Garten" gewissermaßen vor dem Ruin, wenn nicht öffentliche Mittel flüssig gemacht werden.) — Am 31. März wird in Dresden (im Gehöfte des Amtsgefängnisses) der Brudermörder Schumann aus Bärwalde bei Radeburg hingerichtet. Die Stahlhütte Döhlen geht mit der Absicht um, ihren Betrieb auch auf die Herstellung von Kanonen ein zurichten. — „Eisenschlackenbäder" empfiehlt die König- Friedrich-August-Hütte im Plauenschen Grunde. Im Sommer werden Sonnabends und Sonntags auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn Extrafahrten zum einfachen Fahrpreise für die Hin- und Rückfahrt veranstaltet, die viel benutzt werden. Die Direktion der Eisenbahn (diese waren damals in Privathänd?») hat beschlossen, Meißen an seine Bahnlinie anzuschließen. Am 9. Juli erfolgt der erste Spatenstich, am 27. Oktober wird die neue Zweig bahn zum ersten Male von einer Lokomotive in ihrer ganzen Länge befahren und am 29. November dem Ver kehr übergeben. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Eine originelle Reklame erdachte sich jüngst ein Metzgermeister der Stadt Zürich, der im Begriffe steht, an einer der lebhaftesten Straßen von Zürich lll ein Ver kaufslokal zu eröffnen. Er ging also hin und postierte am Donnerstag um die Mittagszeit bei der Sihlbrücke eine Anzahl Leute, die jedem der zahlreichen Passanten eine nahrhafte Wurst in die Hand drückten. Gewiß eine nicht zu verachtende Reklame, die, würde sie öfters wieder holt, wohl manchen veranlassen würde, einen Umweg zu machen, um an der Sihlbrücke vorbeizukommen. " Ein Hofball in Wien. Unter den Festlichkeiten des Wiener Faschings steht, was den äußeren Glanz anbetrifft, obenan der Hofball, der weniger exklusiv als der „Ball bei Hose", der breiten Masse der „hossähigen" Gesellschaft den riesigen „großen Redoutensaal" der kaiserlichen Hof burg eröffnet und sich Heuer nach Angabe der Hofstatistiker eines besonders starken Besuches erfreut hat Der Hofball nimmt aber auch in kulinarischer Hinsicht, und zwar so wohl nach Menge wie nach Güte der auf den Büfetts dargebotenen leiblichen Genüsse den ersten Platz ein. Da wird zunächst einmal nach alter 200jähriger Ueberlieferung Bouillon gereicht, die aus vielen, genau vorgeschriebenen Ingredienzien besteht. Heuer waren es 250 Liter, und zu ihrer Herstellung waren beinahe 14 Tage nötig, drei Tage allein für das ununterbrochene Kochen. Außer der warmen Bouillon lockten 700 „kalte" Schüsseln mit aus gesuchten Leckerbiisen. Es seien nur genannt: 30 Schüsseln Hummer, 16 Schüsseln Hummer-Mayonnaise, 60 Schüsseln Schinken, 40 Schüsseln Zunge, 10 Schüsseln französische und 25 Schüsseln steirische Masthühner, 10 Schüsseln Reh rücken gespickt, nach Vanderbilt, 30 Schüsseln russischer Schinkel, 10 Schüsseln Asberger Filet, 6 Schüsseln Donau wild, 8 Schüsseln Wildhaschee, je 20 Schüsseln russischer und französischer Salat; je 50 Schüsseln Kompott und Gelee, 60 Schüsseln mit verschiedenen Tunken. Besonders anzuführen wären mehrere Schüsseln, deren Last nur für die kaiserliche Tafel selbst bestimmt war. Zu dieser Legion von Schüsseln gesellten sich noch mehrere tausend belegte Brötchen, Pasteten und andere Herrlichkeiten. Auch die Hofzuckerbäckerei lieferte ihren wohlgemessenen Teil von Leckerbissen und Erfrischungen: 30000 Fafchingskrapfen, 80 Kilo Gefrorenes verschiedenster Art, 4000 Stück Nach tischbäckerei, 500 Kilo Zuckersachen und rund 600 Liter Liköre, Limonaden. Punsch usw. Vierzehn Tage ange- strengter Arbeit brauchten die etwa 100 Personen, Beamte und Köche, die unter dem Kommando des Hoswirtschasts- direktors und des Hofchefkochs stehen, um diese Massen Gaumen- und Magenlabsals herzustellen. Nimmt man nun noch die besten österreichischen, ungarischen, namentlich Tokayer, Rhein-, Mosel- und französischen Weine dazu, womit die kaiserlichen Kellereien aufwarten, so hat man ein vollständiges Bild von den kulinarischen Genüssen, deren sich die Gäste des Kaisers auf dem Hofball erfreuen dürfen, — wenn sie sich nämlich rechtzeitig genug bei den Büffels einstellen und nicht davor zurückschrecken, sich auf die Zehen treten und in die Rippen stoßen zu lassen und dl« Kleider ln Gefahr Zu dringen. D«nn man glatÄt A garnlcht, was sür «ln demokratisches sDedränge selbst ln dieser aristokratischen Bersammlang di« Aussicht erzeugt, sich einen guten Biffen und «inen guten Tropfen Zu verschaffen, und mit welcher plebejischer Geschwindigkeit die Hundert« von Schüsseln abgeräumt werden, so daß den Zurückhaltenden und Schüchternen in der Regel nicht« übrig Lleibt, als sich an der Vorstellung der Genüsse, die die anderen gehabt haben, zu ergötzen. " Drama einer Heimgekehrten. Vor einigen Tagen kam die vor 35 Jahren nach der Neuen Welt ausge wanderte Marie Johab mit einem durch Arbeit und Sparsamkeit erworbenen Vermögen von 22000 Kronen nach Fiume zurück, um den Rest ihres Lebens in der Heimat sorglos zuzubringen. Abends ging sie am Molo spazieren, als ein plötzlicher Windstoß sie erfaßte und in« Meer riß. Wohl gelang es, die Frau zu retten, aber die Tasche, in der sie ihr sauer erworbenes Vermögen ver wahrt hatte, war eine Beute der Wellen geworden. Höhen uns Tiefen. Roman von M. Eitner. (2. Fortsetzung.) Der Baron lächelte. „Ich möchte wohl zuhören," sagte er, „wenn mein junger Seebär mit der alten Wasser ratte sich unterhält. Mit wieviel Schiffen mag der alte Hilgner wohl jetzt schon gestrandet und gescheitert sein? Du erinnerst dich vielleicht noch, daß, als er zum ersten Male von seinen See-Abenteuern erzählte, es nur ein Schiff war, das strandete während seiner See-Laufbahn. Von einem Male zum andern scheint ihm jedoch seitdem die Zahl, die er angibt, zu gering. Bei jedem neuen Be richt setzt er ein gescheitertes Schiff zu. Bald hat er eine ganze gescheiterte Flotte aufzuweisen." „O," sagte die Baronin, „wenn der Alte so erzählt, dann klopft Werner ihm sicher auf die Schulter und sagt ihm, daß auch selten ein Mann so viel durchzumachen hat, wie ihm bestimmt war. Werner versteht es prächtig, den Leuten das Herz abzugewinnen und sie redselig zu machen." „Ja," entgegnete der Baron, „er versteht cs. Es liegt etwas in seinem Wesen, das jede Scheu verjagt bei den Menschen, die den äußeren Verhältnissen nach unter ihm stehen, und dennoch wird er sich nie etwas vergeben. Solch ein Seemann gewinnt eben. §incn freieren Blick. Alle Einseitigkeit fällt hinweg. Erwin wird das nie ver stehen. Er kann den Garde-Offizier nie verleugnen. ES tut mir leid, denn er ivird und muß doch einmal Herr hier werben, wenn ich für immer ansruhcu werde. Nun, Gott allein weiß, wie alles werden wird. Prüfend hat der Blick auf meinen Söhnen geweilt, und was ich ge lesen habe, ist nicht geeignet, der Seele Ruhe zu geben. Erwin trägt in seinen Zügen etwas, das an einen müden Greis erinnert. Dabei brennt es mitunter in seinen Augen, als verzehre ihn irgend eine Leidenschaft. Ehe er wieder geht, muß ich ihn auf Ehre und Gewissen fragen, ob er etwa — spielt. Du iveißt, Elifabeth, was es heißt, wcun ein Mellinghausen spielt. Und Gerhard gefällt mir nicht. Vielleicht sucht er Liebesglück uud behält nur ein blutendes Herz. Nun, dann hat der Sohn, Ivas der Vater durch ein ganzes Leben mit sich herumtrug. Doch gehen wir, Elisabeth, verlieren wir uns nicht ganz in des Lebens Schattenseiten. Die Menschen, die heut kommen wollen und sollen, erwarten keinen düsteren Gastgeber." Der Baron erhob sich und griff plötzlich mit der Hand nach dem Herzen, während eine eigentümliche Blässe sein Gesicht überzog. „Was ist dir, Eberhard?" fragte die Baronin er schreckt. „Es ist nichts, Elisabeth. Wenn man in einer Gruft sitzt, so meldet sich eben auch ungeruseu einmal der Toten wurm. Komm, wir wollen in' die schöne Frühliugsluft zurückkehren." Er bot der Schwägerin den Arm und führte sic in die von Säulen getragene Vorhalle. Er schloß das Gitter ab, steckte den Schlüssel ein und reichte wieder der Baronin den Arm. „Erlaube es mir," bat er, „dir einmal als Stütze zu dienen." Freundlich sah sie zu ihm auf und entgegnete: „Eber hard, durch zwanzig Jahre hindurch bist du meine Stütze gewesen und meine Zuflucht." Der Baron schüttelte den Kopf und sagte: „So war es nicht, Elisabeth. Im Anfang vielleicht, als die Blume, die man mit rauher Hand gebrochen hatte, krankte, habe ich eine geringe Stütze sein dürfen. Später jedoch ist aus der krankende» Blume ein Baum geworden, der nach außen zart erscheint uud der dennoch eine Kraft in sich trägt, die allem Sturm getrotzt und alles Unwetter- über wunden hat." Rollo hatte sich aus seiner ruhenden Stellung erhoben und schritt wieder langsam neben seinem Herrn her, hin und wieder mit dem Kopse an die linke Hand des Barons stoßend. „Komm nur, alter treuer Genosse," sagte der Baron, „komm nur. Ich weiß, daß du da bist und ver gesse dich nicht." Sie gingen die düstere „Totenallee", entlang. So wurde der Gang von den Leuten des Schlosses benannt. Die Stille, die sie umgab, wurde Plötzlich durch den Ge sang der Nachtigall unterbrochen. Leise und schwermütig begann sie ihr Lied, um cs dann in schmetterndem Jubelton ausklingen zu lassen. Das kleine, unscheinbare Vögelchen saß auf einem Taxuszweige und ließ sich durch die nahenden Menschen durchaus nicht stören. „Hier im Totcngangc ein solches Frühlingslied," sagte der Baron leise. „So finden sich im Leben oft die krassesten Gegensätze nebeneinander." „Das Vögelchen will uns zeigen, Eberhard, daß, wenn wir auch von den Toten kommen, wir dennoch dem Leben und den Lebenden angehören." „Ans wie lange ?" gH der Baron fragend zurück und fügte plötzlich hinzu: „Wenn es dazu kommt, Elisabeth, daß ich diese Totenallee unfreiwillig passiere, zum letzten Male, nicht wahr, dann wirst du meiner Hilde eine treue Stütze sein? Du hast sie ja immer mit Liebe umgehen, aber vielleicht braucht sie bald noch mehr Liebe." „Du siehst heute so schwarz in das Leben hinein.