Volltext Seite (XML)
Weißeritz-Mimg un ¬ bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Für die Aufnahme eines Inserats an Druck und Verlag von Carl Irlrne in Dippoldiswalde. 75. Jahrgang Dienstag, den 30. November 1909 Nr. 138 Der Stadtrat Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht« Inserate werden mit 1S Pfg-, solche au« unserer zu benennen sind. Dippoldiswalde, am 23. November 1909 Mit achtseittgem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. leicht annehmen, bah die vor der Tür stehende Reichs tagssession einen im großen und ganzen ruhigen Verlauf nehmen wird. Im Interesse eines ersprießlichen Fort ganges der Reichstagsgeschäfte wäre dies ja auch nur höchst wünschenswert, eine von Erregungen und schweren Kämpfen freie Reichstagssession kann das deutsche Vater- land und Volk sehr wohl gebrauchen. Freilich taucht schon jetzt nach der kaum erst zustande gekommenen Reichs- sinanzreform wieder das Gespenst der Finanznöte des Reiches auf, doch wird dies wohl noch keine Sorge der beginnenden abermaligen Tagung des Reichsparlaments sein. Sämtliche stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt werden hierdurch aufgefordert, an diesem Tage zu der angegebenen Zeit persönlich in dem obenbezeichneten Wahl lokale zu erscheinen und die Stimmzettel abzugeben, auf welchen aus der jedem Stimm berechtigten zugehenden Wahlliste 4 angesessene und 3 unangesessene Bürger mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Schmiedeberg. Auf vielseitiges Verlangen gastiert hier Donnerstag, den 2 Dezember die Dresdner Operetten- gesellschaft „Bunte Bühne", bestehend aus 3 Damen und 6 Herren. Durch ihre vorzüglichen Leistungen vom letzten Austreten her noch bekannt, dürste auch diesmal ein reger Besuch zu erwarten sein. Freiberg. In der letzten Generalversammlung der hiesigen Ortskrankenkasse wurde mit >05 gegen 77 Stimmen ein Antrag auf Einsührung der Familienunter stützung abgelehnt. Gegen diesen Antrag wurde nament lich aus den Kreisen der Arbeitgeber energisch opponiert, weil seine Annahme eine jährliche Mehrausgabe von 52000 Mark verursacht und eine Erhöhung der Beiträge um mindestens 33>/2 Prozent erfordert haben würde. Auch ein Antrag: Verleihung der Pensionsberechtigung an die Kassenangestellten wurde abgelehnt. — Ein Wahlp rote ft ist unter andern auch gegen die Wahl des sozialdemokratischen Abgeordneten Schmidt im l4. ländlichen Wahlkreise (Freiberg-Land) erhoben worden, und zwar, weil es sich hierbei um eine generell falsche Auffassung der Wählerlisten handeln soll. Der be- Stadtverordneten-Ergünznngswahl Dir diesjährige Stadtoerordneten-Ergänzungswahl findet vloustse, äöll 7. Vvromdsr 1909, von vormittags 9 bis mittags 1 Ahr im Ratssitzungszimmer statt. <2- 697 (2. 840, Donnerstag, den 2. Dezember d. 3 , mittags 12 Ahr, sollen in Reinhardtsgrimma nachstehende Gegenstände, als: I Aissvklisvk, S I pßvUsnspivgsI, I «vknsnftokvn, 1 lrlvinvi- Hsvk irnii 1 öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Feistners Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am 29. November 1909. <2. 817/09. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgericht». — Pech in des Wortes vollster Bedeutung hat ein Dienstmädchen in Zittau namens Pech, das den Haupt gewinn der Kreuzbruder Lotterie — eine Wohnstubenein- richtung — gewonnen, den Gewinn aber aus irgend einem Grunde nicht rechtzeitig abholte, sich auch erst einen Tag nach Verlauf der Abholungszeit meldete. So fatal dieser Fall für die Gewinnerin ist, so unangenehm ist er auch für den Verein, der der Konsequenz wegen auf sein Recht, nach dem Gewinne, die während der auf den Losen aufgedruckten Abholungszeit nicht abgeholt werden, zu gunsten des Vereins entfallen, nicht verzichten kann. Um sich nicht einer unliebsamen Kritik auszusetzen, wird der Verein einen Ausgleich herbeizuführen suchen und zwar will man das Los als Versalien erklären, den Gewinn aber dem Mädchen als Geschenk überweisen. — In der alten Petrikirche zu Bautzen, eine der ältesten Kirchen Sachsens, die bereits im Jahre 1215 er' baut worden ist, wurde in der letzten Zeit der Orgelchor der evangelischen Abteilung neu eingebaut Die Kirche ist bekanntlich eine Simultankirche. Der Entwurf der Orgelchors mit den anschließenden Emporen, der sich in reicher architektonischer Durchführung an den alten Fürsten- stuhl und die Loge der Landstände «»schließt, rührt von Professor Fritz Schuhmacher-Dresden her, während Professor Karl Groß von der Königlichen Kunstgewerbeschule zn Dresden die Modelle sür die ornamentalen uns figürlichen Schnitzereien, insbesondere für die mendelnde Treppe mit der Säule für St. Petrus, geliefert hat. Die Hauptarbeiten in Eichenholz wurden von den Hoslischlern und Hofbild- Hauern Udluft und Hartmann in Dresden geschnitzt, dar Orgelwerk stammt vom Orgelbauer Eule und der Prospekt hierzu vom Tischlermeister Walther in Bautzen. Jedenfalls ist es erfreulich, daß die prächtige alte Kirche einen so hervorragenden Schmuck erhalten hat, der sich in harmo nischer Weise an die übrige Gestaltung des Bauwerkes anschließt. Die neue Reichstagssession. Am 30. November tritt bekanntlich der im Januar und Februar 1907 gewählte Reichstag zu seiner zweiten Session zusammen, nachdem seine erste Session am 13. Juli 1909 definitiv zum Abschluß gebracht war. Im Zeichen der parlamentarisch-politischen Krisis, welche der heiße Kampf um die Reichsfinanzreform heraufbeschworen hatte, war damals der Reichstag auseinandergegangen. Die bisherige konservativ-liberale Blockmehrheit der Re gierung war in diesen parlamentarischen Kämpfen zer trümmert worden, und unmittelbar nach dem Reichstags- schlusse hatte sich auch der nicht länger mehr vermeidbare Kanzlerwechsel vollzogen, Fürst Bülow ging, und seine Stelle als erster Beamter des Reiches un > Preußens nahm der bisherige Staatssekretär im Rcichsamte des Innern v. Bethmann-Hollweg ein. Der Reichstag sieht sich also jetzt bei Wiederaufnahme seiner Arbeiten einer gänzlich veränderten Situation gegenüber, es ist eine neue Regierung und auch eine neue Mehrheit, die im Streite um die Finanzreform Sieger gebliebene Gruppierung der Parteien der Rechten, des Zentrums und der Polen, vorhanden. Ob die neue Reichrtagsmehrheit, der „schwarz-blaue" Block genannt, Bestand haben wird, das muß vorläufig dahin gestellt bleiben, jedenfalls existiert sie zunächst, was zweifel los schon der Verlauf der Präsidentenwahl im Reichstage zeigen wird. Für die Entwickelung der Dinge in der am 30. November anhebenden Reichstaqssession kommt es nun darauf an, wie sich die Regierung des Herrn v. Bethmann- Hollweg zu der jetzigen konservativ klerikalen Mehrheit stellen wird, und da darf man wohl mit einiger Zuver sicht behaupten, daß man auf keiner von beiden Seilen ein besonderes Gelüste nach einer Machtprobe besitzt. Ver mutlich werden die Regierung, wie die nunmehrige Reichs tagsmehrheit versuchen, sich miteinander zu vertragen, so lange es geht, nach den Stürmen der letzten Parlaments- session ist offenbar auch nirgends Neigung vorhanden, schon wieder ernste Konflikte in der inneren Politik her aufzubeschwören. Dieser friedlichen Tendenz kann das mutmaßliche Arbeitsprogramm des Reichstages in dessen bevorstehender Sitzungsperiode nur Vorschub leisten, denn was man bislang hierüber vernommen hat, sieht nicht gerade nach schweren Konsliktsstoffen au». Soweit bekannt, sind dem Reichstage an Vorlagen bestimmt der Reichs haushaltsetat sür 1910, die neue Strafprozeßordnung, die Novelle zum Strafgesetzbuch, der deutsch-portugiesische Handelsvertrag, das abermalige Handels-Provisorium zwischen Deutschland und England, der Gesetzentwurf über die Haftung des Reiches für seine Beamten, die Reichs- Versicherungsordnung, der aus der vorigen Session wieder kehrende Entwurf eines Arbeitskammergesetze», ein Nach- tragsetat zum Rcichsetat für 1909, ein Notgrsetz betreffs der Hinausschiebung des Termins des Inkrafttretens der Witwen- und Waisenversicherung, eine Novelle zum Talon steuergesetz und noch verschiedenes sonstiges. Das alles ergibt zwar schon jetzt zusammen wiederum ein ziemlich reichhaltiges Arbeitsmaterial, aber schwerwiegende Fragen weist dasselbe kaum irgendwo auf, und so darf man viel- mit 12 Pfg. die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat» mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Aufgehoben ist der auf Dienstag, den 30. November d. I-, vormittags 10 Ahr, im Gasthofe zu Höckendorf angesetzte Versteigerungstermin. Dippoldiswalde, den 27. November 1909. Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- Balten, Postboten, sowie insereAusträgerneymen Bestellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Kälte der letzten Tage ist völlig gebrochen, bei hestigem Winde ist Tauwetter eingetreten nnd räumt unter den Schneemassen ganz gewaltig auf. — Herr Stadtverordneter Mor Böhme hat, veranlaßt durch geschäftliche Behinderungen und bedauerliche Kränk lichkeit, sich genötigt gesehen, mit Ende des laufenden Jahres um Entlassung aus seinem Amte zu bitten, welches Gesuch das Stadt verordneten-Kollegium auch genehmigte. — In der demnächst statlfindenden Ergänzungswahl sind somit 7 Stadtverordnete zu wählen. — In Ausführung des am 12. Juli d. I. vom Verbandstage des Sächsischen Jnnungsoerbandes in Riesa gefaßten Beschlusses hat der Verband nunmehr einen Statutenentwurf für die geplante Altersrentenkasse der sächsischen Handwerker den Verbandsinnungen unter breitet. Danach errichtet der Sächsische Jnnungsverband einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, der den Namen „Altersrentenkasse für sächsische Handwerker" führen soll Zweck des Vereins ist, seinen Mitgliedern vom Ende des 65. Lebensjahres ab nach satzungsgemäßer Entrichtung von Beiträgen und Zurücklegung der festgesetzten Warte- zeit eine Altersrente auf Lebenszeit zu gewähren. Die Wartezeit beträgt 25 Bcitragsjahre zu 52 bez. 53 Beitrags- Wochen. Eine Haftung der Kastenmitglieder gegenüber den Gläubigern der Kasse findet nicht statt. Der Sächs. Jnnungsverband gewährt der Altersrentenkasse einen Gründungsfonds von 1000 Mark und einen jährlich vom Berbandstage festzusetzenden Beitrag zu den Verwaltunus- kosten. Bei etwaiger Auslösung der Altersrentenkasse fallen die verbleibenden Vermögensbestände dem Sächsischen Jnnungsverbande zu. Die sächsischen Verbandsinnungen sind vom Gesamtoorstand des Jnnungsoerbands nunmehr aufgefordert worden, das im Entwurf vorliegende Statut zu prüfen und ihre Mitglieder aufzufordern, eine vor läufige Erklärung zur Teilnahme an der Altersversicherung abzugeben. — Mit Genehmigung des Königs hat das Finanz ministerium beschlossen, daß die Vermessungsinspektoren in Zukunft den Amtsnamen „Vermestungsamtmann" zu führen haben. — Der in sächsischen Gastwirtskreisen sehr bekannte frühere Sekretär de» Verein» Leipziger Gastwirte, Bern hard Major, ward wegen Unterschlagung von etwa 4600 Mark zu einem Jahre Gefängnis und drei Jahren Ehr- s Verlust verurteilt. 1200 Mark sind zurackerstattet worden. I Die GeflLgelcholera in dem Gehöft Kat.-Nr. I für Schlottwitz ist erloschen. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, den 26. November 1909. Die Berlin-Sächsische Maschinenfabrik und Eisengießereigesellschaft mit beschränkter Haftung zu Schlottwitz beabsichtigt nach Maßgabe eingereichter Zeichnungen und Be- schreibungen bei ihrer zu Schlottwitz gelegenen Fabrik ein« Veränderung der zwischen den Flurstücken 97 b und 108 des Flurbuchs für Schlottwitz befindlichen Stauanlage im wesentlichen in der Weise, daß an Stelle des vorhandenen Wasserrades, das bei mittlerem Wasserstande in der Sekunde 300 l Wasser verbrauchte, eine Turbinenanlage mit einem sekundlichen Wasserverbrauchs von 1300 l eingebaut werden soll. Das in der Müglitz an der Ab zweigung des Obergrabens jener Fabrik vorhandene Wehr bleibt unverändert, nur die alte Wasserradkammer wird entsprechend umgebaut und sowohl der Ober- als auch der Untergraben gründlich gereinigt, sowie der letztere in seinem oberen Teile vertieft. Die Einmündung in die Müglitz bleibt genau auf der alten Höhe. In Gemäßheit von §8 25 und 16 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringen. 1358 ä. König!. Amtshauptmannfchaft Dippoldiswalde, am 27. November 1909.