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1. SellM M Welßkrltz Mtmi!, Nr. 137. Sonnabend, den 27. November 1909. 76. Jahrg an Die Gährnng in Indien. Eine Reihe mehr oder weniger bedenklicher Vorgänge in Indien der letzten Zeit, wie zahlreiche lokale Revolten und eine Anzahl von Attentaten auf englische Beamte, von denen das versuchte Bombenattentat auf den Vize könig Earl of Minton und seine Gemahlin bei dem Be suche des vizeköniglichen Paares in der Stadt Ahmadabad das bemerkenswerteste war, lassen genugsam erkennen, daß von neuem eine gefährliche rebellische Stimmung unter der eingeborenen Bevölkerung Indiens gegen ihre englischen Herren sich bemerkbar macht. Schon einmal in neuerer Zeit loderte der Hatz der Inder gegen die englische Herr schaft wild auf, in den, furchtbaren Sepoy-Aufstande der Jahre 1857 und 1858, der von E gland nur unter Auf gebot außerordentlicher Kraftmittel unterdrückt werden konnte. Allerdings hatten die Inder damals auch Grund zu ihren Klagen und Beschwerden gegen England, denn die Verwaltung der ostindischen Kompanie, welche damals über Indien herrschte, war nichts als ein bis zum äußer sten getriebenes Aussaugungssystem gegenüber dem indi schen Volke, auf welchem dieser Druck ein Jahrhundert schwer gelastet hatte. Es war daher nur ein Gebot poli tischer Klugheit, daß die englische Regierung nach der Niederschlagung der Sepoy-Rebellion — deren hauptsäch lichsten Träger die Sepoys, die eingeborenen Soldaten — waren, Indien zur Kronkolonie erklärte und hiermit die Verwaltung des großen Landes selbst übernahm. Dies hatte wesentliche Reformen und Fortschritte für Indien zur Folge und man muß anerkennen, daß die Engländer seitdem viel für die geistige und wirtschaftliche Hebung des indischen Volkes getan haben. Aber mit der zunehmenden Bildung und Aufklärung der Inder, wenigstens in ihren oberen Klassen, ist auch das nationale und politische Selbstbewußtsein der Inder erheblich gestiegen, ihr nächstes Ziel ist die Autonomie Indiens, was ja von den Wort führern der Partei der indischen Unzufriedenen offen zu- gestanden wird; die Erringung der völligen Selbständig keit und Unabhängigkeit Indiens würde dann nur noch eine Frage der Zeit sein. England kann indessen den Indern unmöglich den außerordentlichen Grad politischer Bewegungsfreiheit zugestehen, den sie fordern, wenn es nicht selber mit eigener Hand seine Herrschaft in dem alten Wunderlands untergraben will. Dies Zögern der englischen Regierung mit weiteren Zugeständnissen an die indische Bevölkerung machen sich nun die fanatischen nationalen Agitatoren unter den Hindus zu nutze und Hetzen nach Kräften gegen England. Sie schüren derge stalt immer mehr die in weiten Kreisen des indischen Volkes entstandene politische Unzufriedenheit, welche Stimmung sich nun schon seit Monaten in Unruhen und Attentaten auf den verschiedensten Punkten des Landes Luft macht. Ob bereils wirklich eine weitverzweigte organisierte geheime Verschwörung in Indien gegen die Engländer besteht, wie in englischen Blättern behauptet wird, dies mag vielleicht noch nicht der Full sein, aber kritisch bleibt die Situation in Indien für England auf jeden Fall. In den Londoner Regierungskreisen täuscht man sich denn auch nicht über den Ernst der Lnge und hat unauffällig schon Vorbereitungen getroffen, um dem etwaigen Ausbruche einer Empörung sofort kräftig und erfolgreich entgegentreten zu können. Bei den großen Hilfsmitteln der Engländer und ihrer anerkannten Energie und Zähigkeit darf kaum bezweifelt werden, daß es it nen auch dies al wieder gelingen wü'de, eine Erhebung gegen ihre Herrschaft in Indien niederzuschlagen. England würde sicherlich alles daran setzen, sich diese seine wert vollste und wichtigste Kolonialbesitzung zu erhalten. Aber schließlich wird doch einmal der Tag kommen, an welchem es den sich nach Unabhängigkeit und politischer Freiheit lehnenden Millionen und Abermillionen von Indern ge- lingen wird, die britische Oberherrlichkeit abzuschütteln und aus eigenem Entschlusse ihre Geschicke zu bestimmen. Diese Entwickelung der Dinge in Indien entspringt der Natur der ganzen Verhältnisse, und selbst das mächtige Albion wird die Selbstbefreiung der Inder nicht mehr verhindern können, wenn es ihm auch bis auf ferneres noch gelingen mag, einen solchen natürlichen Entwickelungsgang der Dinge zu hemmen. Sächsisches. — Alljährlich läßt sich die Beobachtung machen, daß zur Deckung des Weihnachtsbedarfes in der Regel erst in den letzten Tagen oder Wochen vor dem Feste zum Ein käufe geschritten wird. Diese Gewohnheit bringt mannig fache Unzuträglichkeiten mit sich, von denen zunächst die Allgemeinheit selbst betroffen wird. Naturgemäß kann es bei dem lebhaften Geschäftsgänge kurz vor dem Feste nicht die sorgsame Behandlung seitens der Verkäufer finden, die man in Zeiten normalen Geschäftsganges fordert. Auch ist hierbei der Nachteil verknüpft, daß viele Käufer nicht mehr eine ihrem Geschmacks oder ihren Bedürfnissen ent sprechende Auswahl von Waren finden. Die Gepflogen heit, mit den Weihnachtseinkäufen zurückzuhalten, hat aber namentlich auch für die Angestellten erhebliche Nachteile im Gefolge. Der besonders zur Weihnachtszeit hervor tretende starke Bedarf stellt an die Arbeitskraft der Geschäfts inhaber und Angestellten außerordentlich hohe Anforde rungen. Es wird während dieser Zeit fast in allen Ge schäftszweigen mit einer fieberhaften Anspannung aller verfügbaren Kräfte gearbeitet. In diesen Verhältnissen Wandel -zu schaffen und die damit verbundenen Unzuträg lichkeiten auf ein angemessenes Maß zurückzusühren, ist das kaufende Publikum selbst berufen. Es vermag durch frühzeitige Dispositionen und eine angemessene Verteilung der Weihnachtseinkäufe zu seinem Teile dazu beizutragen, daß die geschäftliche Hochflut während der Weihnachtszeit sich nicht in den unliebsamen Folgen äußert, wie sie heute vielfach zu beobachten sind. — Die Ziehung der 1. Klasse der 157. König!. Sächs. Landeslotterie findet am Mittwoch, den 8. und Donnerstag, den 9. Dezember, statt. Der höchste Haupt gewinn dieser Klasse ist einer von 30000 M. Schmiedeberg. Verklungen ist für dieses Jahr Trommel- wirbel und Büchsengeknall Still und friedlich liegen die Gewehre unserer Schützen daheim. Schon hat die Zeit der winterlichen Veranstaltungen in den Vereinen begonnen. So fanden sich denn am Dienstag abend zahlreich die Mitglieder der Schützengesellschaft von Schmiedeberg und Umgebung mit ihren Damen im Gasthofe ein, um das 36. Stiftungsfest zu feiern. Eine stattliche Tafelrunde füllte den mit Tannengrün geschmückten Saal. Herr Kauf mann Otto Krönert, als Vorstand der Schützengilde, er öffnete dis Tafel mit kurzer Begrüßung, gedachte zunächst des Landcsherrn und forderte auf, in ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät den König einzustimmen, dem die An wesenden mit herzlicher Begeisterung nachkamen, worauf die Sachsenhymne gesungen wurde. Herr Hotelier Starke, Schmiedeberg, ihnen eine recht glückliche Regierungs zeit wünschend. Herr Reißmann toastete auf das Blühen und Gedeihen der Schützengesellschaft und Herr Bretschneider auf die Damen. Unterstützt von den Herren Petermann und Baier sorgte Herr Müller in bekannter Weise durch den Vortrag eines selbstverfaßten Liedes für guten Humor. So verlief dieser Teil des Festes in schönster Harmonie. Eine willkommene Abwechselung bot nun der nachfolgende Tanz, dem rührigst gehuldigt wurde. Man verweilte in bester Laune und bei fröhlichem Scherzen noch lange bei einander und trennte sich schließlich mit dem Bewußtsein, einen äußerst fidelen Abend verlebt zu haben. Beim nächsten Schützenfeste wird die Festwiese durch die in diesem Herbste begonnene Vergrößerung eine wesentliche Veränderung erfahren. Die Schützengesellschaft hofft da her, dem Publikum verschiedenartig Neues bieten zu können. Frauenstein. Der am 18. d. M. in Kleinbobritzsch erschlagene Hund an dem die Tollwut fest gestellt worden ist, hat außer den bereits bekannten Personen auch einen reisenden Handwerker, den 35 jährigen Müller Ehrlich aus Geising gebissen. Ehrlich konnte bis jetzt trotz eifrigsten Suchens nicht gefunden werden. Er ist in Kleinbobritzsch gebissen worden und von dort weiter gegangen. Dresden. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am Mittwoch stand die Interpella tion des Abg. Günther, betr. die Einführung von Schiff- fahrtsabgaben, die derselbe in längerer Rede begründete. Hierauf erläuterte Staatsminister vr. v. Rüger den Stand punkt der sächsischen Regierung. Der Bundesrat habe den neuen Entwurf über die Einführung von Schiffahrts abgaben noch nicht beraten, sondern ihn dem zuständigen Ausschüsse überwiesen. Auch dieser habe noch keine Be ratungen über den Entwurf gepflogen. Infolgedessen hätten die Verbündeten Regierungen noch keine Gelegen heit gehabt, ihre Stellungnahme zu dem Entwurf zu er klären. Die sächsische Regierung habe sich aber mit anderen Bundesstaaten über diese Stellungnahme bereits ins Einvernehmen gesetzt. Hierüber könne er jedoch keine Auskunft erteilen, da die Beratungen streng vertraulich ge- wesen seien. Jedoch könne er erklären, daß die sächsische Regierung in dem Entwurf eine Durchbrechung der Reichs verfassung erblicke, sowie daß sie besorge, die Einführung der Vorlage werde schwere wirtschaftliche Nachteile bringen und das Verhältnis der Bundesstaaten zueinander trüben. Die sächsische Regierung verhalte sick also nach wie vor dem Entwürfe gegenüber völlig ablehnend. Die sächsische Regierung habe deshalb auch im Bundesrat den Antrag gestellt, die Beratung über den Entwurf zunächst noch aus zusetzen. Ein Beschluß drs Bundesrates liege hierzu noch nicht vor. Die preußische Regierung wolle in nächster Zeit noch eine Denkschrift über den sächsischen Antrag und über die ganze Frage der Schisfahrtsabgaben überreichen. Bei der darauf folgenden Besprechung der Interpellation begrüßten es die Abgg. vr. Spieß (kons), Langhammer (natlib.) und Schulze (soz.) namens ihrer Fraktionen freudig, daß die Kammer in der vorliegenden Frage einmütige Haltung zeige, und die Regierung ihre bisherige Stellung nahme der Einführung von Schisfahrtsabgaben gegenüber nicht geändert habe, und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen möge, der Meinung der Slaatsregierung im Bundesrate zum Siege zu verhelfen. Hierauf sprachen die Abgg. Greulich (kons) namens eines großen Teiles der W. Mü ler trank auf das Wohl der beiden Schützenkönige, sächsischen Landwirte, vr. Hähnel (kons) namens des der Herren Clem Reißmann aus Dresden und Otto ' Landeskulturrats, Schreiber (kons) namens der Mittel- lolspkoa k^r. 86. Ker>Mnre!t: VoodvalLß» 8-12, 2-5, Sovusdanä« 8—4. VgrsinskM keselMLlokAl neben äsr alten koliaeL^s-eks. IsIspdtM IVr. 86. Uojollshsak-Mrokovto. Läodsisoks vLuk-Mrokcmto. AM" Auslüknuog alle»» kankmskigon Kvsvkstto "WH ru kontanten Lätren, Zuverlässig und unter strengster Verschwiegenheit. Unnokmo von Sponoiologon, M M je vaed Lünäisunx. Karl Schöne, Msnlr« 4S, empfiehlt sich zur Anfertigung allar Lrl ?olstor»rdoltvll in nur solider Arbeit unter Garantie als passendes Weihnachtsgeschenk. Gleichzeftia empfehle ich"mein "großes Laäer "von -M^SpSvgvIn, Slllklvn, sowie sämtliche Artikel zur Innen-Dekoration. l GeschSfts-Uevernahme. Einer geehrten Bewohnerschaft von Stadt und Land zur gefälligen Kenntnisnahme, daß ich mit heutigem Tage die meinem verstorbenen Vater gehörige Buchbinderei, Wpier- und Schmbwamchandlung erwarben habe. Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, das Geschäft in der bisherigen reellen Weise weiterzuführen. Indem ick hierdurch für die meinem lieben Vater erwiesene treue Kundschaft herzlichst danke, bitte ich hierdurch ergebcnst, das geschenkte Vertrauen auch auf mich gütigst übertragen zu wollen. Es zeichnet mit vorzüglichster Hochachtung U Dippoldiswalde, den 26. November 1Y09.