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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Evangelische Arbeiterverein be absichtigt, nächsten Sonntag, den 28. November, abends 8 Uhr im Gasthofe „zum Stern" wieder einen Familien abend zu hallen. Herr Assistent Lüttich-Dresden wird von seiner letzten Reise berichten und einen Vortrag über „Constantza am Schwarzen Meere und seine Zigeuner- niederlassung, ein intimes Stadt- und Vvlksbild nach Selbstgesehenem und Selbsterlebten" bieten. Seine Aus führungen werden von Lichtbildern illustriert. Wer sich -es vorjährigen Vortrags des Herrn Lüttich über „Die Weltmesse in Nischny Nowgorod" erinnert, wird gewiß uicht versäumen, zu vem Abend des Arbeitervereins zu kommen. Sehr genußreiche Stunden lohnen dos Erscheinen. Möchten dem Verein alle Kreise der Bevölkerung ihr Interesse beweisen. — Zu der am kommenden Sonntag stattfindenden Lotterie des hiesigen Turnvereins sind durchweg sehr schöne, preiswerte und praklische Gegenstände als Gewinne ausgewählt worden. Da diese vor der Ziehung ösfen lich ausgestellt sind, kann sch jeder selbst davon überzeugen. Es ist aber niemand zu empfehlen, den Loskauf bis zu diesem Termin aufzuschieben, da die Lose bis auf einen kleinen Rest bereits vergriffen sind. Nur an den bekannten Verkaufsstellen sind noch solche zu Habens — Wieder etwas Neues für hier bietet der Gewerbe verein nächsten Sonntag nachmittag mit seinem „Märchen- und Geschichten-Erzählungsabend", für welchen er die erste deutsche Märchen- und Geschchten-Erzählerin Hedwig Erchenbrecher gewann, der ein ausgezeichneter Ruf als Interpretin wahrer, gesunder Volkspoesie mit angeborenem, einzigartigem Talent oorausgeht. Nach den vorliegenden zahlreichen Rezensionen hatte die Vortragende überall, wo sie sprach, großen Erfolg bei Erwachsenen und Kindern. So schreibt u. a. der „Dresdner Anz." daß die Erzählungs abende im Gesellschaftshause . . „geradezu überfüllt von Kindern und Erwachsenen waren, die olle mit gespanntester .Aufmerksamkeit lauschten." Schuldirektor Marquardt in Mügeln bei Pirna schreibt: „Kaum wagten die Kinder zu atmen, so waren sie gefesselt, dann und wann aber brach sich der Humor gewaltsam Bahn . . ." Die „Bautzner Nachrichten schließen ihren Bericht über eine derartige Veranstaltung mit den Worten: „Dem Gewerbeoerein dürfte der starke Besuch gesagt haben, daß er mit dem Märchenabend eine schöne, willkommene Abwechselung ge schaffen hat" Dem hiesigen Gewerbeoerein aber schreibt Frau Erchenbrecher: „Ich bringe einen ganzen Sack voll köstlicher humorvoller Märchen- und Geschichten aus aller Herren Länder mit in sorgfältiger Auswahl speziell für Erwachsene und speziell für Kinder . . ." Wünschen wir dem Gewerbeverein ein volles Haus. — Das kgl Ministerium des Innern hat den Bureau- assistenten bei der hiesigen kgl Amtshauptmannschaft Herrn Hänel zum Sekretär befördert und ihn vom I.Jan. 1910 ab zur kgl. Amtshauptmaanschaft Ochatz versetzt. — Alles drängt vorwärts! hat auch das Straßen- bild unserer Stadt seit einigen Jahren und besonders auf fallend in neuester Zeit sich sehr verändert durch Entstehung neuer Verkaufsläden und Modernisierung älterer. Große Schaufenster ermöglichen umfangreiche Auslagen und zeigen, daß unsere Geschäftsleute bemüht sind, unsern verwöhnten Ansprüchen auch nach dieser Richtung hin nach Möglichkeit gerecht zu werden. Zu wünschen ist nur, daß ihre Mühen und Opfer auch Erfolg haben; und an der Bewohnerschaft von Stadt und Land, und an dein kauf kräftigeren Teile derselben in erster Linie, ist es, mit dazu beizutragen. Die kommende Weihnachtszeit aber bietet hierzu ganz besonders Gelegenheit! Hierbei sei daran er innert, mit den Einkäufen nicht immer bis zur letzten Stunde zu warten, besonders dann nicht, wenn es sich um selten verlangte Gegenstände handelt, die auf Lager zu halten dem kleinstädtischen Geschäftsmann vielleicht doch nicht immer möglich ist, die er aber bei rechtzeitiger Be stellung gewiß gern und preiswert besorgt. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade Nov. 1909; Vereinigte Weißeritz: beob. 60, norm. 15, Abwchg. -s-45; wilde Weißeritz: beob. 69, norm. 20, Abwchg. -^49; rote Weißeritz: beob. 80, norm. 20, Abwchg. -j-60; Müglitz: beob. 77, norm. 19, Abwchg. -f-58. — Die Schuhe werden teuer! Wie der Verband deutscher Schuhwarenhändler mitteilt, wird auch der Schuh detailhandel ehestens eine Erhöhung seiner Verkaufspreise vornehmen. Er ist zu dieser Maßnahme gezwungen durch die Preissteigerung auf dem Häute- und Ledermarkt und die damit verbundene Verteuerung der Schuhprodukte, die in einem beträchtlichen Anziehen der Schuhpreise im Engrosverkehr zum Ausdruck kommt. — Goldene Hundertmarkstücke! In maßgeben den Kreisen der deutschen Reichrregicrung beabsichtigt man, Versuche mit der Ausprägung von Hundertmarlstücken in Gold zu machen. Obwohl diese Angabe noch der Be stätigung bedarf, klingt sie durchaus nicht so unwahrschein- lich, die neue Münze würde ja nicht viel größer werden als die silbernen Dreimarkstücke, also gar nicht so unhand lich sein. Und der Anblick eines solchen Stückes müßte, selbst wenn es unkünstlerisch gestaltet würde, doch das härteste Herz erweichen. — Der Etat für das sächsische Militärkontingent weist an Einnahmen im ordentlichen Etat 393 050 Mark (plus 3700 Mark gegen das Vorjahr) aus. Die fort dauernden Ausgaben betragen 51292 840 Mark (plus 1577 614 Mark). Nach dem Vorgang Preußens werden 3 Veterinäroffiziersstellen mehr gefordert. Der Pserdeetat sämtlicher Batterien der Feldartillerie wird um je l Reit pferd am 1 Oktober 1910 erhöht. Zum Abschluß der Aenderungen in der Organisation des Reichsheeres werden neugebildet: ein Kaoalleriebrigadestab und ein Kavallerie regiment. Die einmaligen Ausgaben betragen 6044912 Mark (minus 3 589557 M). Zum Neubau von Magazin gebäuden in Ehemmtz werden als 2. Rate (1. Baurate) 15000« Mark, infolge Hinzutritts neuer Formationen zur Beschaffung des Bedarfs an B-kleidungs und Ausrüstungs stücken usw 493804 Mark, zum Neubau eines Winter- und eines Sommerstalls auf dem Remontedepot Ober sohland 112 000 Mark, als erste Rate (für den Entwurf) zur Erweiterung üer H<iz- und Beleuchtungsanlagen beim Kadettenkorps zu Dresden 3500 Mark (Vorbehalten 275 500 Mark), zu Beschattungen für Zwecke der Feld- artillerie 1400000 Mark (plus 376 200 Mark), zur Er- gänzung für Feldartillertezwecke 800000 Mark, zur Be schaffung von Handwaffen u>w für die 1910 neu zu er richtenden Truppen 73000 Mark gefordert. Ern außer ordentlicher Etat iit nicht vorhanden — Aus einer Juitizstatistik, die dem Landtage zu gegangen ist, ergibt sich, daß Sachsen zurzeit 713 fest an- gestellte Richter und 982 Rechrsanwälte hat, von denen 260 zugleich Notare sind Die Geschäfte der Gerichte haben im letzten Jahre wieder außerordentlich stark zuge nommen. So betrug die Zahl der Zivilsachen an den Amtsgerichten im Jahrfünft 1901 — 1906 durchschnittlich pro Johr 380336, im letzten Jahre 395483, ebenso die der Zivilsache» am Landgericht 1901 — 1906 je 38028, 1908 aber 41022 usf. Charakteristisch ist jedoch, daß die Zahl der mündlichen Verhandlungen längst nicht so stark angewachsen ist; nicht die Prozeßsucht ist also stärker ge worden, sondern Mahnverfahren und Klage wurden in vielen Fällen mehr notwendig, einfach weil die Schuldner nicht zahlen konnten. Dieses wird noch deutlicher hervor gehoben durch das enorme Anwachsen der Konkurssachen, die von 169l auf 1969 empw schnellten. Die Zunahme der Recktsdrüche zeigt sich nicht so sehr bei oen Ueber- tretungen und kleinen Vergehen, die vor den Amtsgerichten verhandelt werden — hier haben nur die Prioatklagen wegen Beleidigung sehr stark zugenommen. Den größten Zuwachs zeigen vielmehr die eigentlichen Notvergehen, dis Etrafkammerfachen, die von 8926 im Jahre 1907 au, 10930 im letzten Jahre angeschwollen sind. — Der deutsche Philatelisten-Verband veranstaltete in Plauen i. V. eine Briefmarken Ausstellung, die von 8000 Stück Briefmarken mit einem Werte von 50000 M. beschickt war. Zu sehen war u. a. eine alle sächsische Marke im Werte von 2200 M. Altenberg. Ende dieser Woche wird die vom hie sigen Stad gcmeinderat beschlossene Petition wegen Fort- sührung der Hainsberg—Kipsdorfer Sekundärbahn über Altenberg bis zur Landesgrenze nach Moldau an den Landtag abgehen. Diese Petition ist nicht neu; seit dem Jahre 1881 wurde sie 9mal eingebracht und im Land tage eingehend erörtert; im Jahre 1890 ist ihre Ueber- weisung an die König!. Staatsregierung mit nur 31 gegen 30 Stimmen abgelehnt worden. Seit dem Jahre 1900 hat die Petition geruht, weil nach Lage der Staats finanzen wenig Aussicht auf Erfolg bestand. Durch das im Vorjahre aufgetauchte Konkurrenzpro ekt einer Pöbel- talbahn indessen hat sich der Stadtgemeinderat verpflichtet gefühlt, erneut an die Stände heranzutreten. Er be willigte die nicht unerheblichen Kosten für eine erschöpfende technische Projekt-Bearbeitung, welche vervielfältigt den Druckabzügen der Petition beigefügt ist. Klingenthal, 24. November. Von zwei sächsischen Grenzbeamten wurde ein Schmuggler angetroffen, der große Mengen österreichischen Tabaks und Zündhölzer nach Sachsen einschmuggeln wollte. Die Schmuggeleien sollen schon seit Jahren dauern. Der Missetäter wurde in das Landgerichtsgesängnis Plauen eingeliefert Tagesgeschichte. — Bei der Berliner Schloßgarde-Kompanle steht zum Frühjahr nächsten Jahres eine Personalveränderung bevor, die allgemein interessieren dürste Hauptmann Süß, der vor einigen Monaten sein 60jähriges Dienstjubiläum feiern konnte, tritt in den Ruhestand. Zu seinem Nach folger ist der Oberleutnant v. Pfannenbcrg vom fünften Thüringischen Infanterie Regiment Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) bestimmt, der seit kurzem zur Dienstleistung bei der Schloßgarde Kompanie kommandiert ist. Ober leutnant v. Pfannenberg ist der Verfasser der vor kurzem erschienenen „Geschichte der Schloßgarde-Kompanie". Die Kompanie, die zur Beaufsichtigung der königlichen Schlösser und Gärten, sowie zum Wachldirnst bei feier lichen Gelegenheiten dient, ist gebildet aus halbinvaliden Unterossizieren. Sie wurde 1829 errichtet und zählt zur zeit einen Hauptmann, 7 Feldwebel und 62 Vizefeldwebel Außerdem pflegt eine Anzahl von Oberleutnants und Leutnants, die irgend welche Hofämter bekleiden, zur Dienstleistung bei ihr kommandiert zu werden. Zurzeit sind da» 7 Oberleutnants und 5 Leutnants. — Der Nachtrag zur Marine-Rangliste führt nach dem Stande vom 3. November 1909 als aktiv aus: 1 Großadmiral (Prinz Heinrich von Preußen), 4 Admirale, 12 Vizeadmirale (von denen Borckenhagen inzwischen mit dem Charakter als Admiral zur Disposision gestellt wurde), 18 Kontre-Admirale, 82 Kapitäne zur See, 37 Fregatten kapitäne, 157 Korvettenkapitäne, 445 KapitänltMnants, 610 Oberleutnants zur See, 312 Leutnants zur See, wo zu noch 39 Offiziere z. D. (darunter 2 Kontre-Admirale) in aktiven Dienststellungen kommen. Ferner zählt das Osfizierkorps der Marine-Jnsanterie 103, das Marine- Jngenieurkorps (einschließlich dreier Ingenieure z. D. in aktiven Dienststellungen) 386, das Marine-Sanitätskorp» 219 Köpfe, denen sich noch das Martne-Zahlmeisterkorp» mit 217 Köpfen anreiht. — Der älteste aktive Seeoffizier iit der 1865 in die Marine einaetretene Staatssekretär de» Reichsmarineamts Admiral v Ttrpltz — Die gesteigerte Ausprägung der silbernen Reichs scheidemünzen nimmt ihren stetigen Fortlauf. In den ersten zehn Monaten des laufenden Kalende, jahres sind für nahezu 43 Mill, silberne Reichsschetdemünzen geprägt worden. Davon waren nahezu 36 Mstl. M Dreimark stücke, deren umsalsende Hertellung einem in der Be völkerung vorhandenen allgemeinen Wunsche entspricht; 4,2 Mill M. kamen auf die Einmarkstücke, 2.2 Mill M. auf die Fünszippfennigstücke und rund l/4 Mill. M auf die Fünfmartstücke Von der letzteren Münzsorte hat man im laufenden Jahre weniger hergestellt; ihre Ausprägung war ja überhaupt schon einige Zeit hindurch ganz eist- g stellt. — Die Uebersüllung im bayerischen Justizdienkt iit so groß, daß nach einer E-klärung des Jullizminister» von Miltner sür 50 Richterstellen 600 Bewerber vor handen sind. In allen, den Juristen sonst üorbehaltenest Zweigen des Staatsdienstes müssen deshalb die mit der Note 3 aus dem Staatsexamen Heroorgegangenen bis auf weiteres und rückwirkend ausgeschlossen werden. Beim Zugang zur Staatsanwaltschaft werden schon die Zweier gesiebt. Es ist auch eine Bewegung im Fluß, die den Zugang zur Anwaltschaft durch eine Bedarfsnorm be schränken will. Rußland. 50000 Paar Stiefel mit Papp-Sohlen wurden im Depot der Warschauer Garnison entdeckt. Der Schaden der Krone beträgt etwa ritte halbe Million Mark. Stiefel mit Pappsohlen sind schot, so oft auf den russischen Magazinen entdeckt worden, sogar im japanischen Krieg« wurde der Schwindel von gewissenlosen Fabrikanten gewagt und — durchgesührt. Belgrad. An der türkischen Grenze ist ein neuer UeberfaU von Albanesen auf eine serbische Grenzwache vorgekommen. Die Albanesen schossen aus dem Hinter halt auf das Blockhaus von Preweitz und töteten einen Unteroffizier. Serbin Königin Natalie, die Gemahlin Milans un- Mutter k.. ermordeten Königs Alexander, hat eine Klage gegen - e Erben des Generals Lazar Petrowitsch, der Generaladjutant ihres Sohnes war, auf Herausgabe von fünf Millionen Dinaren angestrengt. Der General erhob diese Summe im April 1903 auf Konto der königlichen Zivilliste, hat jedoch die Summe nie zur Abrechnung ge bracht. Er benutzte die Verwirrung, die durch die Er mordung des Königs Alexander entstanden war, um die Summe für sich zu verbrauchen. Der Prozeß hat bereit« begonnen, und es sind außergewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen, die das größte Erstaunen erregen. Truppen be wachen den Eingang zum Sitzungssaal, während Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett hinter dem Vorsitzenden und dem Staatsanwalt Posto gefaßt haben. Vermischtes. * Ein alter Brauch. Der Kaiser wird Ende dieses Monats, so schreibt die „Neue politische Korrespondenz", nach Beendigung seiner schlesischen Jagden dem O fizier- korps des Leib-Kürassier-Regiments „Großer Kurfürst" in Breslau seinen Besuch abstatten. Der Kaiser pflegt bei diesen Besuchen denjenigen jungen Offizieren des Regi ments, die den Ritterschlag noch nicht erhalten haben, diesen zu erteilen. Dieser Ritterschlag ist ein alter Brauch dieses Osfizierkorps, der sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Gewöhnlich wird jedem Leutnant, der den Ritter schlag erhält, der Kronenorden 4. Klasse verliehen, wodurch sich die große Anzahl dieses Ordens unter den jüngsten Dienstgraden erklärt. Das Leib-Kürassier-Regiment ist da« älteste Kavallerie-Regiment des deuüchen Heeres. Im Jahre 1646 gegründet, geht seine Geschichte bis in die Zeit des Großen Kurfürsten zurück. Kaiser Wilhelm I. pflegte die Uniform dieses Regiments häufig zu tragen. * Neue Scherze der Stimmrechtsweiber in England. Die wirklich bewunderungswerte Phantasie der englischen Stimtnrechtsweiber zeigt sich nicht nur in den verschiedenen Arten, wie sie den leitenden Staatsmännern zu Leibe gehest, sondern sie verfällt auch auf allerlei neue Tricks, um den Gesängnisbeamten so viel Scherereien als nur möglich zu machen. Der Hungerstreik ist zu eine regel mäßigen Erscheinung erhoben worden; eine jede „self- respecting" Suffragette hat bei einem Attentat ihre be sondere Leib- und Magenpumpe in der Tasche, wie neu lich im Kaooy Theater, wo sie den Premierminister an schrien und triumphierend und hcraussordernd Milchflasche und Magcnschlauch schwangen. Das Neueste im Gefäng nistrick ist aber das Folgende: Zwei solche rabiate Frauen zimmer in Bristol versuchen das Gefängnis zu einem Paradiese zu machen, denn sie sitzen im Evakostüm in ihrer Zelle, ohne Hut, ohne Kleider, ohne irgend etwa», außer einer gelegentlichen Decke bei besonderen,Gelegenheiten. Die Gefängnisbeamten sind freilich der Meinung, daß dieser Zustand nichts weniger als paradiesisch sei. Die Regeln verlangen es, daß die Gefangenen Anstaltskleidung tragen. Die Suffragetten weigerten aber, sich auszuziehen, und als sie dazu gezwungen wurden, weigerten sie sich, die Gesängniskleider anzulegen. Dazu zwang man sie nicht, und nun sitzen sie da, wie sie der liebe Herrgott er- schassen hat — und frieren. Eine der Damen machte in diesem natürlichen Zustande einen Angriff auf den Ge fängnisarzt, schlug ihm den Hut vom Kopfe und den Zwicker von der Nase. Für letzteres, so erklärte der Doktor, sei er besonders dankbar, da er sonst den entsetzlichen An blick nicht hätte ertragen können.