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DeilM M WelM KiwW Nr. 131. Donnerstag, den 11. November 1909. 75 Jahrgang. Arveiternotstände in England. Im Auslande fällt es ungemein auf, daß die Not der Arbeitslosen in England in den letzten Jahren eine er schreckliche Höhe erreicht hat, und daß sie bereits vor Jahr und Tag zu eingehenden Untersuchungen in England ge führt hat. Aeußerlich ist der Grund für diese große Not in den englischen Arbeitskreisen sicherlich in der schlimmen Jndustriekrisis zu erblicken, welche seit zwei Jahren alle Industrieländer heimgesucht hat, aber die Tatsache, daß in England die Arbeitslosigkeit und die Notstände unter den Arbeitern viel größer waren und es auch noch sind, als es in Deutschland, Oesterreich, Frankreich, Belgien und Nord-Amerika der Fall war, haben auch zu einer gründ licheren Beurteilung der wirtschaftlichen und sozialen Ver hältnisse bei den englischen Arbeitern geführt, und da hat sich herausgestellt, daß die Ursachen für das Arbeiterelend in England nicht nur wirtschastlicher Natur, sondern auch sozialer und geistiger Natur sind. Die englische Regierung hat zumal im verflossenen Jahre riesige Summen für die Linderung des Arbeiterelendes aufgewandt und viele human denkende Engländer haben auch noch weitere Summen gesammelt, um die hungernden Arbeiter zu unterstützen, aber es ist damit für die Beseitigung des Arbeiterelendes in England nicht viel geschehen, und scharfe Beobachter haben in dieser Kalamität herausgefunden, daß die ganze Erziehung und Ausbildung der englischen Ar beiter, ferner auch deren Ordnungsliebe, Pflichteifer und Leistungsfähigkeit weit hinter den betreffenden Eigenschaften der deutschen Arbeiter zurücksteht. Da diese Behauptung vielen Leuten, welche den englischen Arbeiter bisher sehr hoch eingeschätzt haben, sehr ausfallend und vielleicht auch unwahr vorkommen muß, so sei erwähnt, daß in vielen englischen Kolonien die geringe Leistungsfähigkeit des eng lischen Arbeiters offen dadurch zugestanden wird, daß z. B. in Kanada viele Fabrikanten und Kausleute, wenn sie Ar beiter suchen, unter ihre Zeitungsinserate die Worte setzen „Engländer brauchen sich nicht zu melden". Daraus ist doch ohne weiteres der Schluß zu ziehen, daß die eng lischen Fabrikanten und Geschäftsinhaber die fremden Arbeiter den englischen vorziehen, wenn sie eben fremde Arbeiter genügend bekommen können. Natürlich in Eng land selbst gibt es ja nicht genug fremde Arbeiter und die Arbeitgeber müssen dort schon englische Arbeiter in Dienst nehmen. Die geringe Leistungsfähigkeit der englischen Arbeiter wird auf ihre schlechte Erziehung und die sozialen Mißstände in den englischen Arbeiterkreiscn zurückgeführt. Der Schulzwang besteht in England noch immer nicht vollständig und eine ganze Anzahl sozialer Wohlfahrts einrichtungen und Fortbildungsschulen für jugendliche Arbeiter fehlen in England meistens auch noch Dazu kommt, daß in England sich junge Leute noch viel früher verheiraten können, als cs in anderen Ländern der Fall ist, und aus den Ehen unreifer und armer Menschen muß sich natürlich erst recht die schwerste Armut für die be- tresfenden Familienmitglieder entwickeln. Daß England diese Mißstände in den Kreisen seiner Arbeiter beseitigen kann, darüber kann natürlich kein Zweifel bestehen, denn der gebildete Engländer ist viel zu klug und zu praktisch angelegt, daß er nicht erkennen sollte, daß diese Zustände in den englischen Arbeilerkreisen eine Minderwertigkeit herbeisühren muß, die nachteilig sür ganz England ge worden ist. Sicher werden aber die Reformen auf dem sozialen Gebiete Englands viel Zeit, viel Arbeit und noch mehr Geld kosten, denn die Zustände sind in den eng lischen Arbeiterkreisen derartig versumpst, daß erst von einer neuen Generation eine wirkliche Besserung erwartet werden kann. Sächsisches. — Der Vorstand des nationalliberalen Landesvcreins trat am Montag im Ständehaus zu Dresden zu einer Sitzung zusammen, an der von 6 Uhr an auch die nationalliberalen Abgeordneten teilnahmen, die nicht Mit glieder des Vorstandes sind. Ebenso tagte zu derselben Zeit die sozialdemokratische Fraktion. Die konservative Fraktion dagegen trat erst Dienstag nachmittag, wenige Stunden vor dem Landtagsbeginn, ebenfalls im Stände haus zusammen. Bei den Beratungen der Fraktion handelt es sich um die Besprechung verschiedener taktischer Fragen, auch um die Zusammensetzung des Direktoriums der Kammer. Wer am Mittwoch zum Präsidenten ge wählt werden wird, entzieht sich noch vollkommen der Beurteilung. Nach Lage der Sache dürften mehrere Wahl gänge notwendig sein, ehe die Wahl vollzogen sein wird. — Die Arbeiten an der neuen Augustusbrücke in Dresden, und zwar an der Wölbung des dritten Bogens, der wegen der Schiffahrt bis zuletzt offen gelassen wurde, nehmen rüstigen Fortgang. Auch an der Ausmauerung des zugehörigen Pfeilers wird fleißig gearbeitet. So nähert sich der umfangreiche Brückenbau mehr und mehr der Vollendung, und man darf annehmen, daß der Ein weihungstag, der I. Oktober 1910, auch wird eingehalten werden können. Inzwischen schreiten auch die Arbeiten vorwärts, die mit dem Brückenbau dem Schloßplatze eine veränderte Gestaltung geben. Zunächst handelt es sich hier um die Herstellung der Hochuferstraße, die durch eine starke Kaimauer den Lauf des Stromes reguliert. Später' wird dann auch das bekannte „Italienische Dörfchen" fallen, das bereits am l. Oktober für den Preis von 570000 Mark in den Besitz der Stadt überging, um an dieser Stelle eine Terrassenanlage zu schaffen. — Einen eigenartigen Besuch erhielt am Mittwoch nachmittag 3 Uhr der Gutsbesitzer Reinhard Posselt in Königshain. Letzterer war um die angegebene Zeit in der Scheune beschäftigt, seine Frau befand sich im „Stübl". Da gabs auf einmal einen großen Krach. Höchlichst er schrocken eilte die Frau in die Wohnstube und sah gerade noch, wie ein Reh über den Tisch sauste, die Hängelampe Herunterriß und mit einem Satz durch die Fensterscheiben wieder ins Freie gelangte. Das Tier war erst durch ein verschlossenes Fenster in die Stube gesprungen, hatte die Scheiben samt Rahmen zertrümmert und war dann in derselben Weise durch ein anderes Fenster geflüchtet. Zwei zerkrachte Fenster und die in Trümmern gegangene Hänge lampe behielt Posselt als Andenken an den ungewöhnlichen Besuch. 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Rüstig in der Lebensknospe schönster Fülle, In der Jugend frischer, voller Kraft, Hat dich, ja cs war Gottes Wille, Die Gewalt des Todes hingerasft. Leimet W Kl lugenlj rii MMek. Suche sür Neujahr 1910 einen WM» Pferdeknecht, guten Pfcrdewärter. Nur mit guten Zeug nissen versehene wollen sich melden bei vtto NLkmsvo, Eutsbelitzer, Foduadaod. ZMrWger PfMiW wird zu Neujahr bei hohem Lohn gesucht. Zu erfahren in der Expedition ds. Bl. Ei» smmcs Arbeils-serb, aus Leine gehend, zu kaufen gesucht. Werte Adressen wolle man unter kl. IVO in der Expedition ds. Blattes niederlegen. Jeden Freitag Kartoffelkuchen bei Gietzolt Für Fuhrleute, Radsahrer usw. ertra starke, warme und haltbare riuvvrdtuickWduIiv empfiehlt als eigenes Fabrikat billigst Üemm. kolke, Herrengasse 98. Aufgesprungene Fände. Frostbeulen beseitigt „Samelin", ein vortreffliches Cosmeticum, a Fl. 60 Ps. vr ttorrmsao, Drog, 8cdmiockodorg. WPfM, unter vieren die Wahl, wegen Nachzucht zu ver-^^ V kaufen Röthenbach