Volltext Seite (XML)
«mzeigte. Martin erhielt vorläufig, da« heißt eh« noch eine Untersuchung eingeleitet war, 30 Tage Arrest. Dann erst wartete man das Ergebnis der Erhebung ab. In deren Verlaufe stellte sich nun die Unschuld des Martin heraus, da dieser «in Alibi nachweisen konnte. Er wurde daher außer Verfolgung gesetzt und noch vor Ablauf der Strafe aus dem Arrest entlassen. Martin ist jetzt nach Beendigung seiner Reserveübungszeit ins bürgerliche Leben zurackgekehrt, hat also nach französischen Bestimmungen ein Klagerecht gegen seine ehemaligen militärischen Vor gesetzten. Von diesem hat er Gebrauch gemacht, indem er eine Klage gegen jenen Offizier wegen ungerechtfertigter Freiheitsberaubung eingereicht hat. Der Militärbehörde ist es andererseits immer noch nicht gelungen, die Schuldigen zu ermitteln. Frankreich. Unredlichkeit in der Verwaltung der öffentlichen Gelder wird der radikalen Stadtverwaltung von Toulouse zum Vorwurf gemacht. Der Bürgermeister ist vorläufig seines Amtes entsetzt worden. Eine Kom mission ist mit der Untersuchung der Skandal-Angelegen heit betraut worden. — Die Handelskammer von Oran richtete an den Minister des Aeutzern und an den Generalgouverneur von Algerien ein Telegramm, in dem sie die schlimme Rück wirkung des spanischen Feldzuges auf den französisch marokkanischen Handel lebhaft beklagt und die Regierung bittet, schleunigst entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Angesichts der Verringerung des französischen Einflusses im unmittelbaren Grenzgebiet sei zu befürchten, daß die Ergebnisse langjähriger Bemühungen zum Vorteile eines fremden Staates verloren gehen würden. Petersburg, 25. Oktober. Der russische Militärlenk, ballon, dessen Uebergabe an die Militärbehörden heute er folgen sollte, ist gestern durch einen bei der Prüfung der Motoren entstandenen Brand nahezu völlig zerstört worden. — Der „Rjetsch" erfährt, der Finanzminilter Kokowzew Habe sich gegen die Einverleibung des Wiborger Gouver nements ausgesprochen, weil er befürchtet, diese Maßregel werde den Einspruch auswärtiger Gläubiger Finnlands Hervorrusen. Jakutsk. Die zur Erforschung der Küsten des nörd lichen Eismeeres entsandte Expedition ist hierher zurückge- kehrt. Die Expedition führte auf ungefähr 3600 Meilen Länge Ausnahmen und Messungen des Küstenstriches zwischen den Mündungen der Kolyma und Lena aus und hat viele neue Buchten entdeckt. Sie hat festgestellt, daß die Küstengewässer des nördlichen Eismeeres zum großen Teile seicht sind, dagegen ist die Mündung der Kolyma mit acht Faden Tiefe für Ozeandampfer zugänglich. Serbien. Das neue Kabinett ist nach Ueberwindung von mancherlei Schwierigkeiten gebildet. Das Präsidium hat der Altradikale Pasitsch. — Eine gerichtliche Untersuchung hat das Kriegs- Ministerium gegen mehrere Stabsoffiziere, die Mitglieder der Kommission zur Ucbernahme von Geschützen und Munition von Schneider in Creuzor waren, eingeleitet. Die Osfiziere werden beschuldigt, unbrauchbares Material übernommen und dadurch den Staat geschädigt zu haben. Sie stellen jede Schuld in Abrede und drohen mit Ent hüllungen. Konstantinopel. Die türkische Regierung ließ, wie in gutunterrichteten Kreisen verlautet, durch Vermittelung des türkischen Gesandten in Athen der griechischen Regie rung erklären, daß die Pforte die Zulassung kretischer Ab geordneter zum griechischen Parlament als casus belli betrachten würde. Die griechische Regierung erwiderte darauf, sie sei bestrebt, diese Schwierigkeit zu umgehen, indem sie mit allen Mitteln den Beginn der Wahlen hinauszuschieben suchen, um vorher eine endgültige Lösung der Kretafcage zu ermöglichen. Marokko. Den Feldzug möglichst bald zu beenden hat die Regierung dem General Marina dringend emp fohlen. Sie ist bereit, im Notfall weitere Verstärkungen zu diesem Zweck zu schicken. Gegenwärtig sind, wie der „Köln. Ztg." berichtet wird, alle Operationen und sogar alle Verbindungen infolge des furchtbaren Unwetters unter- brachen. Man erinnert sich nicht, eine solche Regenzeit gehabt zu haben. Die Lager sind überschwemmt und große Proviantvorräte vernichtet. Das Lager von Suk el Arba mußte geräumt werden. Seit Tagen können die Truppen nicht mehr abkochen. Es ist unmöglich, Proviant nach Seluan zu bringen, auch der Verkehr auf dem Mar Ghica ist eingestellt. In Melilla selbst stehen viele Häuser unter Wasser. Tokio. Der japanische Staatsmann und frühere Ministerpräsident Fürst Ito wurde in Chardin von einem Koreaner ermordet. Vermischtes " Wem gehört London? Länger als ein Jahrzehnt arbeitet man jetzt bereits an einer Karte von London, die die Verteilung der Eigentümer des Grund und Bodens von London zur Darstellung bringt. Das Unternehmen ist veranlaßt von dem Londoner Grafschaftsrate und hat bereits viele tausend Pfund Sterling an Kosten verursacht. Nunmehr aber nähert es sich, wie in einer der jüngsten Sitzungen des Grasschastsrates mitgeteilt werden konnte, MdI. Wchi- ii. Wchilmm vom I. November ab gesucht. Angebote mit Preisangabe in die Expedition d. BI. umgehend unter V. V. 99 erbeten. Junge Schweine^ sind zu verkaufen in vonkm», Gut Nr. 27. der Vollendung, indem nämlich von den 1151/2 Quadrat meilen, die die „Grafschaft London" bedeckt, nunmehr 113 Quadratmeilen auf der Grundeigentumskarle fertiggestellt sind. Das Ergebnis dieser langen und mühsamen Unter suchungen ist, daß London im ganzen 34600 Personen gehört. Aber mehr als die Hälfte des Grund und Bodens der Riesenstadt, nämlich 60 Ouadratmeilen, sind im Besitze von nur 187 Eigentümern, unter denen sich die Krone, die kirchlichen Körperschaften, der Grafschaftsrat und die Verwaltung der City befinden. Doch alle diese öffentlichen Körperschaften besitzen zusammen nur etwa 20 Quadrat meilen, und so ergibt sich, daß nicht weniger als 40 Quadratmellen oder ein Drittel der Stadt in den Händen der imens reichen Großgrundbesitzer ist. Welchen Wert hat nun der Grund und Boden der englischen Hauptstadt? Eine genaue Berechnung auf Grund der neuen Karte hat ergeben, daß London, soweit das Grundeigentum in Frage kommt, einen Wert von etwa 12 Milliarden Mark hat. In 20 Jahren wird dieser Wert bereits wieder um mehr als eine Milliarde Mark gestiegen sein. ' Ein 6 Millionen „schwerer" Rentner starb in Rüme lingen (Luxemburg) ohne direkte Erben. Von dieser Summe fielen 11/2 Millionen an eine arme Frau, die bis lang sich ihr Brot mit Schweinehüten verdiente. Als man ihr die Nachricht übermittelte, meinte sie erfreut: „So wird endlich mein Wunsch in Erfüllung gehen: Eine neue Schürze und einen Kartoffelacker!" — Glück ist halt ein relativer Begriff! * Die Probe auf das Exempel. In Latschen bei Weimar hatte man ein Gemeindemitglied, das immer und ewig an der Kommunalverwaltung zu nörgeln hatte. Was taten die Lotschener? Sie wählten ihn einstimmig zum Bürgermeister: „Mach' Du's jetzt besser!" Der Bürger meister wider Willen bat ^jetzt aber den Bezirksausschuß, ihm die Bürde abzunehmen, man habe ihn nur gewählt, um ihm das Leben sauer zu machen. So geschah es denn auch, der Mann soll aber bedeutend ruhiger ge worden sein. * Naiv. „Heute nacht hab' ich wohl gegen 20 Wanzen gefangen." — Wirt: „Wollen S' net noch a paar Tag' dabiciben?" " Eine andere Sache. Frau (ihren von der Reise zurückkehrenden Gatten am Bahnhof in Empfang nehmend): „Schäm' dich, Fridolin, so eine kalte Begrüßung . . . sieh' 'mal, wie der Dicke dort herzhaft seine Frau abbusselt!" — „Ja . . . der fährt aber erst ab!" Auf Sem Reimerhof. Novelle von Fritz Gantzer. (!. Fortsetzung.) Weiter kein Wort herüber und hinüber, nicht einmal eine Frage nach dem Woher und Wohin. Denn die Sitte verlangte, daß der Freiwerber zunächst mit den Alten sprach und in Begleitung des Bauern einen Rundgang durch die Wirtschaft unternahm. Als Hansjakob auf den Hof gefahren war, erschien zuerst der Lindenhofbauer, bot Gruß und Handschlag und schien den Besuch als etwas Selbstverständliches und längst Erwartetes zu betrachten. Dann kam auch die Bäuerin. Ihr rundliches Gesicht trug trotz aller sie beherrschenden Freude ernste, gemessene Züge. Denn man mußte dem Freiwerber doch zeigen, daß der Lmdenhof nicht der schlechteste war und die Katharin Anspruch auf eine gute Partie besaß. Drinnen im sonntäglich strahlenden Wohnzimmer, mit dem knirschenden, silberglänzenden Streusand am Boden und dem farbenreichen Strauße von Vorgarten blumen auf dein Tische, kredenzte Veit Holler seinem Gaste ein Gläschen des selbstgebrannten Kirschschnapses und begann eine Unterhaltung über die beendete Ernte und den Stand der Wertpapiere. Als man auch endlich auf das Vieh zu sprechen kam, erhob man sich und ging in die Ställe. Währenddessen schmorte und briet die Bäuerin in der Küche und maß in Gedanken die Leinwand in den Truhen durch, fand, daß ein überreichlicher Vorrat vor handen sei, und schlug mit einem selbstbewußten Lächeln die nötigen Eier zur Herrichtung der Nach speise, die aus Anlaß der bevorstehenden Brautwerbung unerläßlich war, da der Zuspruch, den ihr der Freier zuteil werden ließ, der sicherste Maßstab für die Neellität seiner Absichten war, in den braunglasierten Stein topf. — Vis zur zweiten Nachmittagsstunde verlief alles wie üblich und hergebracht. Hansjakob tat der Kochkunst der Lindenhofbäuerin alle Ehre, an und nahm von dem Eierfladen, den ihm Katharina zu guter Letzt mit schämigem Erröten zuerst reichte, ein Stück so groß, als begehre er nicht nur die Aelteste Veit Hollers zum Weibe, sondern auch die um zwei Jahre jüngere Barbara und die erst kürzlich konfir mierte Rosel, ein bildhübsches Ding mit kranzförmig aufgesteckten Zöpfen und zwei großen, fragenden Kinder auge» von der Bläue des Vergißmeinnichts am Wiesen bache. Mutter Holler schmunzelte, und Katharinas schä miges Erröten wurde zum glühenden Päonienrot. Nach Tisch unternahmen die beiden Männer einen kleinen Verdauungsgang nach der Fohlenkoppel. Hans jakob suchte ihn möglichstauszudehnen: denn er wußte, daß man nach der Rückkehr die förmliche Werbung um die Braut von ihm erwartete. Und diese Stunde würde die heikelste des ganzen Tages für ihn werden. Veit Holler ließ sich geduldig zweimal um die große Koppel Herumschleppen, war danach auch noch mit einen: Gange zu den des zweiten Schnittes harrenden Wiesen, die ein Stück hinter der Koppel lagen, einver standen und hatte selbst dann noch keine Einwen- dulige», als Hansjakob nach den Wiesen das Flachsfeld zu sehen begehrte. Den neuerlichen Gelüsten seines Gastes auf ein Begutachten des prahlend gelb blühenden Herbstfutters, das ein Stück weiter hinüber in der prallen Nachmittagssonne wie ein goldiger Teppich gleißte, kam er aber nicht mehr entgegen. Er erklärte kurz, daß es nun an der Zeit sei, zu den wartenden Frauen zurückzugehen. Seufzend fügte sich Hansjakob. Und beim Hinüberwandern nach dem Hof schlug sein Herz bang und schwer. Denn nun kam der ent scheidende Moment. (Fortsetzung folgt.) . Geschmackvolle Rechnungs- M- Mitteilnngsformnlare fertigt die Buchdruckerei von Carl Jehne. Letzte Nachrichten. Dresden. Prinz Heinrich der Niederlande begab sich heute früh zur Prüsungssuche für Schweißhunde des Vereins Hirsch mann auf Langebrücker Revier, wo gegen 20 Herren anwesend waren. Auf der Hofewiese begrüßte der König die Herren und fuhr dann nach Dresden zurück. Die Prüsungssuche ist auf drei Tage angesetzt. — Vor der 2. Strafkammer des Landgerichts begann heute die auf mehrere Tage anberaumte Verhandlung gegen den Kunst maler und Kaufmann Emil Adolf Bergmann, früherer Mitinhaber der kosmetischen Fabrik Bombasturwerke in Potschappel, wegen Betrugs und einfachen Bankerotts. Bergmann hat eine Reihe von Personen d-irch Vorspiegelung von Eeistergeschichten zur Her gabe von 466900 M. für die Bombastuswerle veranlaßt. Neusalz. Als in der letzten Nacht der Lehrer Zörner auf dem Heimwegemit 2 jungenBurschen zusammentraf, dieihn belästig ten, zog er seinen Revolver und gab 2 Schüsse auf sie ab. Einer von ihnen brach sofort tot zusammen, der andere erhielt einen Schuß in die Lunge. Sein Leben ist gefährdet. Frankfurt. Das Luftschiff „Parseval III" ilt heute morgen 8,20 Uhr zur Fahrt nach Köln aufgestiegen. Die Fahrt geht über Mainz und rheinabwärts. Die Besatzung besteht aus fünf Personen, dem Führer des Ballons, Oberleutnant Stelling, dem Steuermann, einem Ballonmeister und zwei Maschinisten. Mainz. Das Luftschiff „Parseval III" wurde 8,40 Uhr hier gesichtet und überflog 8,55 Uhr die Stadt in der Richtung auf Gonsenheim. Posen. Der Kaiser von Ruß'and ist heute früh 8>" Uhr in seinem Sonderzuge hier eingetroffen und 8 >5 Uhr weitergefahren. Eastport (Maine). Der englische Dampfer „Hestea" erlitt bei Grand Marnan Schiffbruch. 34 Personen sind ertrunken, 6 konnten gerettet werden. Eingesandt. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Zu welchen verwerflichen Mitteln die Nationalliberalen im 5. städtischen Wahlkreise greifen, um sich für den Durch fall ihres Kandidaten zu rächen, ersieht man aus dem Eingesandt in der letzten Nummer dieses Blattes. Den Herren Nationalliberalen ist jedes Mittel, selbst der Betrug, recht, den Sprecher für unseren Kandidaten und unsere Ortseingesessenen selbst in der frechsten Weise zu verdächtigen. Die Wutausbrüche der in der Sonnabendversammlung anwesenden etwa acht Städter wurden durch die trefflichen Ausführungen des Herrn Generalsekretär Kunze bis zur Grenzenlosigkeit gesteigert und endeten schließlich damit, datz einer derselben, der sich nicht mehr übertreffen konnte, vom Versammlungsleiter aus dem Saale gewiesen werden mußte. Die von den Nationalliberalen angeführten Aeußerungen Bassermanns, nach welchen in diesem Wahlkampf alle« angewendet worden, was an Unverschämtheit, Lüge und Verdrehung möglich ist, hat vor allen Dingen Geltung für die Nationalliberalen, die jetzt aus Dippoldiswalde herauskommen und auf unseren Dörfern herumziehen. Was wollen denn überhaupt diese Leute aus dem städtischen in unserem 13. ländlichen Wahlkreis? Wir in Reinhardtsgrimma haben ja am Sonnabend die Gesinnung, den politischen und persönlichen Anstand derselben kennen gelernt. Sollten welche unter uns bisher, durch die fort gesetzten Verdrehungen der Liberalen und ihrer Presse, schwankend gewesen sein, so ist wohl auch der letzte Mann durch derartiges Betragen eines besseren belehrt worden. Das Unverschämteste bei dem Eingesandt in voriger Nummer besteht aber noch darin, daß diese Herren aus Dippoldiswalde sich zu erlauben wagten, Einwohner unseres Ortes zu verdächtigen, als ob dieses Machwerk von uns ausginge, während doch der Eingesandtschreiber nirgends anderswo zu suchen ist als in Dippoldiswalde. Zu uns brauchen die betreffenden Dippoldiswalder der Wahl wegen nicht herauszukommen, wir würden denselben sonst zurufen: „Kümmert Euch um Euren Kreis, wir haben Euch zur Genüge kennen gelernt." Viele Reinhardtsgrimmaer Einwohner. Täglich frisch gerätich. HeriW empfiehlt NIsi'Ieltkaltv. NWWiiWliiUA Dienstag treffen die ersten Schellfische ein. U» Vail, jetzt Altenberger, Ecke Freib. Straße, früher Joh. Richter. 8«- Sofa billig zu verkaufen ?. Mümvi. W FlrH»M Lseii, 2, 3, 71/2, wie neu, wegen Umbau sofort billig zu verkaufen bei Jod. Livdtor Frenzels Nachf. Dippoldiswalde, Herreng. t ^nsAÄneiigv» llll!3ilvk«n au- guter Familie, 22 Jahre alt, mit etwa« Kochkenntn., sucht zum l Dez. Stellung. Off. u. L 50 postl Dippoldiswalde erb. WMKtlvlldLrtvll "WWW MM stäil ävMWg sicht äst d vuekärneksre! Var! Fvdvv.