besten Sinne des Wortes. Sie besteht aus IO kleineren Sätzen, die alle programmatischer Natur sind und sich der großen Überschrift „Die Ko mödianten“ unterordnen. Das Werk ist in seiner Grundhaltung heiter und lustig, von einem oft stark aufgetragenen Humor und gibt sich durch aus handfest und hemdsärmlig. Ein Prolog (Vorspruch) eröffnet den Ablauf der Szenenfolge eines kabarettistisch aufgezogenen Zirkus’. Lebhaft und laut ist dieser Prolog, der mit einem unüberhörbaren „Seht her, wir sind’s!“ den Reigen beginnt. Der folgende Galopp übertrifft an Geschwindigkeit und Präzision den Vorspruch. Der Marsch darauf hat einen eindeutig grotesken Einschlag, wie auch der Walzer trotz süßer Kaiitilene einen etwas ironischen Humor zeigt. Die Pantomime hat ein eigenwilliges Profil durch ihre dynamischen Effekte, während das Inter mezzo wiederum einen scherzhaften, ins Ulkige hinüberspielenden Cha rakter aufweist. Bestimmt werden die Hörer dabei schmunzeln, wenn nicht gar lachen. Eine kleine lyrische Szene schließt sich an, schlicht und einfach, wahrscheinlich mit der folgenden Gavotte als Musik für eine Ballettsolistin gedacht. Das Scherzo (als Nummer 9) beschwört wieder die gute, ausgelassene Laune und mit einem feurigen Epilog, der noch einmal die etwas übermütig lärmende Atmosphäre des Ganzen zusam menfaßt, schließt das Werk. Viel Schlagzeug neben den Pauken und ein Klavier im Verein mit dem großen Orchester sorgen für eine Klangfarbe, die dem Titel völlig angemessen ist. Modest Petrowitsch Moussorgskij lebte von 1839 bis 188X. Er gehört neben Tschaikowsky zu den größten russischen Komponisten, ob gleich er niemals eine strenge Lehre und Schule im Tonsatz durch gemacht hatte, sondern als Autodidakt seine große Bedeutung errang. Er war von 1856 bis 1859 Offizier in Petersburg, wo er Eintritt in den Komponistenkreis um Dargomyschkij, Cui und Balakirew erlangte. Balakirew unterwies ihn etwas in Komposition. Moussorgskij wuchs bald, dank seiner Genialität, in die führende Rolle der „jungrussischen Schule“, wie sich das „Mächtige Häuflein“ der 5 Novatoren (Erneuerer) Balakirew, Cui, Borodin, Rimski-Korssakoff und Moussorgskij selbst nannte, hinein und bezeugte dies in einer Reihe von schönen Werken. Das Musikdrama „Boris Godunoff“ hat seit der Uraufführung 1874 seine tiefe Wirkung nicht eingebüßt. Unvollendet blieben die Opern „Der Jahr markt“ und „Chowantschina“. Genial sind seine „Lieder und Tänze des Todes“, die „Lieder aus der Kinderstube“ und andere Einzellieder, wie det „Gopak“ ünd „Der Seminarist“. Ebenso bedeutend sind die „Bilder einer Ausstellung“ für Klavier, die Moussorgskij als überragenden, realistischen Meister zeigen. Sein Einfluß auf Debussy und gewisse Kreise der Neuen Musik nach 1920 war sehr stark.