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Lokales und Sächsisches. — Bon Mitwoch, den 8. d. M., ab wird bis auf weiteres in den Tageszeiten von 10 bis I Uhr das elek trische Leitungsnetz zwecks Anstrich der Masten und Ge stänge ausgeschaltet. Die Inhaber von Motoren werden darauf aufmerksam gemacht, die Motoren nicht eher ein zuschalten, bevor sie sich von dem Vorhandensein des Stromes, was am besten durch Einschalten einer Lampe geschieht, überzeugt haben. — Herr Referendar Schmidt wird vom 1. Oktober d. I. ab an das Kgl. Amtsgericht Meißen versetzt. — Theater. Nach längerer Zeit gelangte am Frei tag auch einmal eines der modernen Schauspiele zur Auf führung, Sudermanns „Ehre". Fast möchte man glauben, daß unser hiesiges Theaterpublitum für derartige Stücke mehr Interesse habe, als für manches andere schöne Schau oder Lustspiel, denn der Saal war besser, als in den vor- hergegangenen Aufführungen besetzt. Ob freilich ein solch ausgeprägter Realismus, wie er ja überhaupt den Suder- mannschen Stücken eigen ist, auf die Bühne gehört, das ist eine andere Frage, nach unserem Erachten sicher nicht. Wohl oder übel muß man sich aber damit absinden, daß es der Theaterwelt gegeben worden ist und man muß der Direktion für die Aufführung dankbar sein, umsomehr, als letztere wirklich eine ganz besondere Leistung des Ensembles umstellte. Herr Fritz Ziedeck beherrschte seine Rolle als Robert Heinecke von Anfang bis zu Ende vollkommen, auch Herr Oskar Zahn zeigte als Graf Trost eine schön ausgeglichene Ruhe, sogar nichts von der leider manchmal etwas fühlbaren Nervosität. Von den Damen gefielen ganz besonders Fr. Wittkowski als Leonore Mühling und Frl. Häßner, die sich mit ihrer Rolle als Alma Heinecke famos abgesunden. — Heute Montag wird „Die Grille" aufgesührt, am Mittwoch „Lorbeerbaum und Bettelstab" als Benefiz für Herrn Oskar Zahn. Ein volles Haus wird dem talentvollen Schauspieler und Regisseur sicher sein. — Nach dem amtlichen Berichte der Kgl. Kommission für das Veterinärwesen herrschten am 31. August d. I. im Königreiche Sachsen überhaupt 8 verschiedene ansteckende Tierkrankheiten, und zwar: der Milzbrand in 4 Ge meinden mit 4 Gehöften (darunter in l Gehöft in Nassau, Amtshauptmannschäft Dippoldiswalde),- die Tollwut in 8 Gemeinden; der Rotlauf der Schweine in 4 Gemeinden mit 6 Gehöften; die Schweineseüche einschl. Schweinepest in l Gehöft; die Geflügelcholera in 12 Gemeinden mit 14 Gehöften; die Brustseuche der Pferde in 6 Gemeinden mit 6 G-Höften; die Rotlaufseuche der Pferde-in 6 Ge meinden mit 7 Gehöften und die Gehirnrückenmarksent zündung der Pferde in >4 Gemeinden mit 14 Gehöften. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 3. Dekade August 1909; Vereinigte Weißeritz: beob. 20, norm. 21, Abwchg. — 1; wilde Weißeritz: beob. 28, norm. 25, Abwchg. -s-3; rote Weißeritz: beob. 26, norm. 24, Abwchg. -s-2; Müglitz: beob. 15, norm. 24, Abwchg. —9. — Die Pojlagentur in Barenburg (Trzgeb.) wird für das lausende Jahr am 30. September geschlossen. An ihrer Stelle tritt für die Zeit vom I. Oktober 1909 bis 30. April 1910 wieder eine Post- und Telegraphenhilf- stelle in Wirksamkeit. — Man klagt in diesem Jahre über den schlechten Ausfall der Hopfenernte. Wenn auch in unserer Gegend die Pslanze nicht mehr gebaut wird, so war sie doch früher allgemein und manche Orte beschäftigten sich stark mit dem Hopfenbau. Daß selbst im Mittelalter der Hopfen eine große Rolle spielte, beweist die Notiz des Chronisten, der vom Jahre 1549 meldet, daß die Ernte gut geraten sei. Der Scheffel Hopsen wurde für 6 Groschen verkauft. Schmiedeherg Schon von jeher können sich die Schulfeste unseres Ortes einer allgemein großen Beliebt heit von feiten der Einwohnerschaft erfreuen und wer je Gelegenheit hatte, in seiner Schulzeit selbst daran teilzu nehmen, dem wird es gewiß immer in angenehmer Er innerung bleiben. So war denn nach 6 jähriger Pause der 2. September wieder einmal einem solchen Feste ge widmet, was jedoch an Schönheit die früheren bei weitem übertraf. Die Launenhaftigkeit der Witterung ließ am Vormittag wenig erhoffen, ja die Temperatur war schon allzu spütherbstlich; aber schließlich spendete doch noch die Sonne ihre wärmenden Strahlen. Als Sammelplatz für die Festzugteilnehmer war die Wiese hinter der neuen Schule bestimmt. Bald nach 1/21 Uhr trafen unter den Klängen der Musik die Niederpöbeler Kinder ein und nun entwickelte sich ein reges Leben. Der Festzug, gebildet von über 600 Schulkindern in Begleitung ihrer Lehrer, mehrerer Schulvorstandsmitglieder, einer Anzahl junger Damen und zwei Musikkapellen, nahm seinen Weg über den Lutherplatz nach allen Teilen des festlich geschmückten Ortes. Noch nie ist hier ein so buntfarbiges, abwechselungs reiches Bild gesehen worden. In kostümierten Gruppen wurden die verschiedensten Gewerbezweige vorgeführt. Da gab es Bäcker, Fleischer, Schmiede, Elektromonteure, Zimmer leute, Bergmänner mit Gnomen und Berggeistern, Land wirte, ein schwer beladener Erntewagen, umgeben von Schnittern und Schnitterinnen. Es fehlten auch nicht die Förster, Waldarbeiter, Holzsammler und Beerensucher. Eine jugendliche Feuerwehr führte ihre Feuerspritze mit und Soldaten aller Waffengattungen marschierten stramm da her. Sie hatten sogar eine Kanone mit. Nachdem nun den Kindern im Gasthofe und im „Hotel zur Post" Kaffee und Kuchen verabreicht worden war, begannen die Be lustigungen auf den beiden Festwiesen, bestehend in aller hand Spielen und Vogelschießen. Die gesamten Turn- klassen führten unter Leitung ihrer Lehrer in exaktester Weise rechl anerkennungswerte Freiübungen und die Mädchen anmutige Reigen vor. Alles klappte vorzüglich. Die Zu schauer bekundeten lebhaften Beifall. Den Schluß bildeten Gesangsvorträge in Massenchören. Herr Schulrat Bang beehrte das Fest mit seiner Anwesenheit. Allzuschnell ent schwanden die Stunden fröhlichen Spieles und mit cin- tretender Dunkelheit rüstete man sich zum Lampionzuge, der wie immer, verbunden mit einer Illumination des Ortes, einen besonderen Glanzpunkt bildete. Das war ein Leben, als Hunderte von Lampionträgern unter Trompetenschall und frohem Kindergesange durch das Tal zogen. Bei groß und klein herrschte Jubel und volle Befriedigung über die wohlbedachte Gestaltung und den Verlauf des schönen Festes. Dank den Veranstaltern, dank allen Gebern und dem Lehrerkollegium für die große aufopfernde Mühe. Schmiedeberg. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate August d. I. 149 Einzahlungen im Betrage von 13656 M. 22 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 45 Rück zahlungen im Betrage von 6174 M. 62 Pf. Reichstädt. Der Sedantag ward hier in herkömm licher Weise durch vormittags stattfindende Feiern in den Schulen des Nieder- und Oberdorfs begangen, bei denen seitens der Lehrer Ansprachen gehalten wurden, die von patriotischen Deklamationen und Gesängen der Schulkinder umrahmt waren. Es ist sehr wünschenswert, daß an solchen Veranstaltungen die Einwohnerschaft des Ortes mehr als bisher teilnähme. Am Nachmittage unternahmen die Kinder der 3. und 4. Klasse des niederen Schulbezirks in Begleitung vieler Mütter einen Ausflug nach dem schön gelegenen Kurhaus bei Seisersdorf, wo sich die kleine Schar, nachdem sie sich an Kaffee und Kuchen gelabt, in den weiten schönen Gartenanlagen die Zeit bis zum Rückmärsche mit allerhand Spielen aufs angenehmste ver trieb. Ungeteiltes Lob fand hier die vortreffliche billige Bewirtung und kann genannte Gastwirtschaft allen Schulen und Vereinen der Umgegend aufs wärmste empfohlen werden. — Infolge des günstigen Wetters ist die Getreide ernte im Niederdorf« größtenteils beendet. Auch die großen Rittergutsfluren sind bereits abgeerntet. Im Oberdorfs wird es aber noch ungefähr vierzehn Tage dauern, ehe die Ernte, günstiges Wetter vorausgesetzt, glücklich einge bracht ist. Kreischa. Die für den hiesigen Ort ausgestellte Land tagswahlliste zählt 319 Wähler und zwar 158 mit einer Stimme, 101 mit zwei, 20 mit drei und 40 mit vier Stimmen. Stadt Barenstein. Die von Herrn Bürgermeister Galle aufgestellte Liste der Wähler für die Zweite Kammer für den hiesigen Bezirk, der da» Gebiet der Stadt nebst dem Rittergut, umfaßt, führt 118 wahlberechtigte Personen auf, von denen 13 je 4, 8 je 3, 38 je 2 und 59 je 1 Stimme haben, was zusammen 211 Stimmen ergibt. Barenburg. Die oberhalb des Gasthofs Tal-Bären- bürg befindliche Riedelsmühle ist durch Kauf in den Be sitz des Herrn Vr. Vogel in Dresden übergegangen und soll einer umfassenden Renovation unterzogen werden. Das Sägewerksgebäude ist bereits abgebrochen worden. Rehefeid. Der hiesige Schulneubau ist soweit vorge schritten, daß am Sonnabend Dachstuhl und Turm auf gesetzt werden konnten. Das Gebäude wird von Herrn Amtsbaumeister Fritsch, Dippoldiswalde, in heimatlicher Bauweile ausgeführt. Börnersdorf. Auf einem Acker des Gutsbesitzers Mar Kühnel hier wurde von einem Knaben ein noch wohl erhaltenes silbernes Geldstück aus dem Jahre 1808 ge funden; es trägt die Bezeichnung: „Land-Münz. 6 K. 1808" und führt das bayerische Königswappen mit der Umschrift: „Mar. Joseph König von Baiern". — Die Wählerliste für die Wahlen der Zweiten Kammer der Ständever- sammlung des Königreichs Sachsen im 12. Wahlkreise des platten Landes weist >in der Gemeinde Börnersdorf ins gesamt 71 Wähler auf; von diesen haben 22 je eine Stimme; 17 je zwei, zusammen also 34 Stimmen, 5 je drei, zusammen also 15 Stimmen; und 27 je vier Stimmen, zusammen also 108; alles in allem 179 Stimmen. — Am Mittwoch und Donnerstag voriger Woche waren in der Frühe nur 5 Grad nach Reaumur zu verzeichnen. Dresden. Der König hat sich Sonnabend abend 10 Uhr 45 Minuten vom Hauptbahnhof über Nürnberg, Rothenburg nach Stuttgart zur Teilnahme an der Parade des 13. kgl. Württemberg. Armeekorps begeben. — Für Gewährung von Stillprämien will der Rat der Stadt Dresden in den nächsten Haushaltplan ver suchsweise 10 000 Mark einstellen. — Die Vereinigung der Gastwirte und die Saal inhabervereine von Dresden und Umgebung beschäftigten sich Freitag nachmittag in einer von 1500 Gastwirten besuchten öffentlichen Versammlung in der Zentralhalle mit der Bierpreiscrhöhung seitens der Brauereien und dem Verhältnis zwischen den Wirten und den Ring brauereien. Nach einem diesbezüglichen Vortrag und nach längerer Debatte wurde beschlossen, eine Kommission zu wählen, die, nachdem mehrfache Versuche in dieser Richtung bisher kein Resultat ergeben haben, noch einmal mit den Vertretern der Brauereien wegen Herabsetzung des Auf schlages auf den bisherigen Bierprcis verhandeln sollen. Die Stimmung in der Versammlung war eine recht kr egerische den Brauereien gegenüber, und niehrcre Redner traten auch für einen Vierboykott ein. Das Ergebnis der Versammlung zeigte jedoch, daß die Dresdner Brauereien eine Position einnehmen, die >0 leicht nicht zu erschüttern sein wird. — Der neue Gasometer der städtischen Gasanstalten in Reick ist nunmehr nahezu vollendet. Er dürste eine der größten derartigen Anlagen sei», die existieren, denn er faßt nicht weniger als 110000 Kubikmeter Gas. Seine Höhe beträgt 73, seine Tiefe 10 und sein Durchmesser 65 Meter. Der Jnnenraum des neuen Gasbehälters bietet so viel Platz, daß die Dresdner Frauenkirche bis auf die Laterne in ihm aufgebaut werden könnte. — Der Kaiser trisft, wie nunmehr feststeht, am 20. September, vom Manövergelände kommend, in Meißen WeWH-Multg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Dienstag, Ken 7. September 1909. 78. Jahrgang Nr. 103. Amtsblatt sm die Königliche Amisljauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Aedaktrur: Paul Jehns. — Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde. DA .«tiheritz-Zeitung' rrschelnt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeoen. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie »nsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate wrÄen mit 1L Pfg., solche aus unsere» Amtshauptmaiiischaft mit 12 Pfg. die Spaltzell« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Holzversteigerung. Wendischcarsdorfer Revier. Gasthaus „zur Heidemühle" in Wendischcarsdorf Montag, den 13. September 1909, vorm. 10 Ahr: 144 h. u. 2559 w. Stämme, 10 h. u. 749 w. Klötzer, 315 w. Derb- u. 10 w. Reisstangen, 72 rm h. u. 37 rm w. Brennscheite, 10,5 rm h. u. 47,s rm w. Brennknüppel, 3,5 rm h. u. 3,5 rm w. Zacken, 22,5 rm w. Äste; Abt. 32, 33, 41, 42, Flügel O, Schneise 17 u. 19, Abt. 72, 74, 75, 77, 102 u. 103 (Dippoldiswalder Heide, Poisen u. Vorholz). Kgl. Forstrevlerverwaltung Wendischcarsdorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Holzversteigerung. Nassauer Staatsforstrevier. Gasthof zu Bienenmühle. 14. September 1909, vorm. 9 Ahr: 59 w. Stämme, 30 h. u. 21110 w. Klötzer, 220 w. Reisstangen, 92 rm w. ungesp. Nutzscheite, 11 rm w. Schleifknüppel. Nachm. 2 Ahr: 230 rm w. Brennscheite, 277 rm w. Brennknüppel, 84 rm h. u. w. Zacken, 82 rm h. u. w. Äste, 845 rm h. u. w. Brennreisig. Kahl» schlage: Abt. 6, 16, 60. 69, 76, 85. Durchforstungs- und Einzelhölzer: Abt. 14, 17, 20, 21, 35—43, 45-53, 55, 67, 70, 79, 82, 84, 85, Res. I. Kgl. Forstrevierverwaltung Nassauzu Bienenmühle. Kgl. Forstreniamt Frauenstein.