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Leeman st« Nord-Irland ein Mann verhaftet wurde, -er sich dadmch verdächtig gemacht haben soll, daß er allerlei Aufzeichnungen vornahm. Gr braucht wohl kaum bemerlt zu werden, daß der angebliche Spion ein Deutscher war. Der Mann sprach gar nicht Englisch, und aus seinen durch einen Dolmetscher übersetzten Aussagen ging hervor, daß er überhaupt gar nicht wutzte, datz er sich in Fort Leeman befand. Aber der Stationsvorsteher von Llommany, wo der Fremde abgestiegen war, behauptete, der Mann habe sich so gegeben, als ob er mit der Umgegend völlig ver traut wäre. Das Kriegsgericht, das über den Deutschen zu Gericht saß, hielt indessen dafür, datz keine haltbaren Beweise gegen den Angeklagten vorlägen und verfügte seine Entlassung. Fort Leemann ist der stärkste befestigte Punkt an der nordischen Küste. Keinem Zivilisten ist der Eintritt gestattet, weshalb es große Verwunderung heroor- ruft, datz der Fremde bis hinter die inneren Batterien ge langen konnte, ohne von den Wachen bemerkt zu werden. Italien. Die Italien allgemein heimsuchende Wein- krisis ist durch die sich neuerdings ergebenden guten Ernteaussichten im Steigen begriffen. Die Ueberproduktion drückt die Preise in ganz Italien, und die Vorräte sind nicht einmal durch die Alkoholproduktion aufzubrauchen. Die Regierung wurde bereits aufgefordert, Prämien auf die Umwandlung von Weinplantagen zu Weiden anzu setzen. So lange die italienischen Weine den französischen keine Konkurrenz machen können, ist an einen bedeutenderen Export nicht zu denken. Spanien. Zum Riff-Krieg, in dem die Spanier auch bis heute noch keine nennenswerten Erfolge errungen haben, wird weiter gemeldet: Nach einem aus Melilla in Lissabon eingetroffenen Prioattelegramm sind die letzten Angriffe auf die spanischen Militäreisenbahnzüge von einer Marokkanerin geleitet worden. Der außerordentliche Mut und die Wildheit dieses Weibes hat ihm den Namen „Der Panther" eingetragen. Die von ihr angeführten Angriffe sind so heftig und so tollkühn, datz das Erscheinen dieser Frau allein genügt, um unter den spanischen Soldaten einen abergläubischen Schrecken heroorzurufen. Marokko. Der Kollektivschritt des diplomatischen Korps bei Muley Hafid wegen der Grausamkeiten, die an den Anhängern des Roghi verübt werden, ist um einige Tage hinausgeschoben worden, bis alle Mitglieder des diploma tischen Korps von ihren Regierungen Weisungen erhalten haben. — Da wartet man ja hübsch, bis auch der letzte der Unglücklichen zu Tode gemartert ist! Newyork, 30. Angust. Die Ueberschwemmung des Santa Catharinaflusses hat im Gebiete von Monterey allenthalben große Verwüstungen angerichtet. Am Sonn abend morgen stürzten plötzliche Wassermengen im Fluß- bett zu Tal und rissen die Häuser am Südufer mit allem, was sich darin befand, mit sich fort. Vom Nordufer schauten die Menschen zu und waren nicht imstande Hilfe zu bringen. Tausende von Menschen verloren Hab und Gut. Die Zahl der Ertrunkenen erreicht zwölfhundert. Der Sach schaden wird auf zwanzig Millionen Dollars geschätzt. Die Stadtbehörden von Monterey sind vergebens bemüht, für die Notleidenden Nahrung und Kleidung zu beschaffen. Heute beginyt das Wasser sich zu verlaufen, die Gefahr ist vorüber. Bis Sonntag abend waren 500 Leichen ge borgen. — Nach weiteren Meldungen aus Monterey ist das plötzliche Steigen des Flusses Santa Catharina durch unaufhörliche, wolkenbruchartige Regengüsse am Freitag und Sonnabend entstanden. Es sind 171/2 Zoll Regen gefallen. Am Sonnabend morgen wurden die Bewohner am Südufer durch das raschsteigende Wasser von Stock werk zu Stockwerk bis auf die Dächer der hohen Häuser getrieben. Viele von diesen stürzten plötzlich ein und rissen die unglücklichen Menschen in die Fluten. Ein Schul gebäude begrub auf diese Weise 00 Frauen und Kinder unter seinen Trümmern. Die Stadt ist zurzeit ohne Trink- wasser und Beleuchtung, ohne Straßen- und Eisenbahnen. Nach amtlicher Schätzung dürften Wochen vergehen, bis der Bahnverkehr von außerhalb wieder hergestellt ist. — 15000 Menschen sind obdachlos geworden. 8t. Peter. Eine Reisegeschichte von Hedwig Lange. (Nachdruck verboten.) 1. Kapitel. Im letzten Abendschein sah ich dich vor mir liegen, kleines St. Peter. Aus einem schmalen, scharf abfallenden Tal kam ich herein; die dunkelbewaldeten Berge stiegen mauergleich zu beiden Seiten auf und umhegten das wilde Bergwasser, das das steinige Bett hinab rauschte, bald mit weißem Schaum über die Felsblöcke stürzend, bald sich ausbreitend wie ein Waldfplegel, in dem die Sonne golden funkelte.' An dem Bach führte der Pfad dahin, geheimnisvoll umschlossen von schwarz grünen Tannen und den lichtgrünen Büschen des Farnkrauts. Wohl eine Stunde lang währte dieser Weg durch das schluchtartige Tal, immer hinab, immer hinab, als ginge es einer Offenbarung entgegen. Und dann auf einmal traten die Berge auseinander und gaben einen grünen, welligen Plan frei, durch welchen das Klausenwasser, wie lästiger Banden los, breiter, behaglicher sich dehnend, dahinfloß. Da lag St. Peter, ein Dutzend Häuschen, regellos über die Matten ver streut. Tief senkten sich die vorspringenden Dächer über die niederen, holzverkleideten Häuser. Sie schienen mir Menschen gleich, die mit gesenkten Häuptern alles still über sich ergehen lassen, was eine höhere Macht über sie verfügt hat. So etwas eigen Melancholisches liegt über dem kleinen Ort. Ist es, weil die Berge ihn so von allen Seiten umschließen, daß er wie von der übrigen Welt abgeschieden erscheint, oder ist es die dunkle Tannenwaldung der Berghänge, die ihren Schatten auf das Tal werfen? Vielleicht auch ist es die Gefahr, die ewig dräuend über dem Frieden des Dörfchens steht, die ihm dies ernste Gepräge gibt. Wenn im Frühling der Schnee auf dem Gebirge -schmilzt, dann donnert es ringsumher in Gießbächen zu Tale, und das Klausenwasser, das jetzt so zahm er scheint, schwillt zum reißenden Flusse an. Dann rettet eure Habe und euch selbst, ihr armen Bewohner von St. Peter! Am Eingänge des Dörfchens befindet sich in einer nischenartigen Felsenvertiefung ein buntes Bild, roh und drastisch, wie es der kindliche Sinn der Dörfler liebt. Gott — Vater, Gott — Sohn, und zwischen beiden eine Taube mit ausgebreiteten Flügeln. Heilige Dreieinigkeit, erbarme dich unser! stand dar unter. Wie ein banger Aufschrei der ohnmächtigen Kreatur, die sich den unerbittlichen Elementen preis gegeben sieht, schien mir dies Wort. Fromme Seelen hatten, um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen, Kerzen gestiftet. Gestern abend aber spannte sich ein wolkenloser blauer Himmel über St. Peter aus. Im Vordergründe des Tales lagerten schon die Schatten des Abends; im Westen aber verglommen langsam die Reflexe der eben untergegangenen Sonne. Zu bienenkorbähnlichen Hügeln lag das Heu der Wiesen zusammengeharkt; ein starker Duft stieg von ihnen auf wie der Atem kräftig ringenden Menschenfleißes in dieser Bergein samkeit. Spät am Abend öffnete ich noch einmal das Fenster meines Giebelstübchens und betrachtete St. Peter im Sternenschein. Das flimmernde Licht ließ die Kon turen der Berge ins Riesenhafte wachsen. Von den Häuschen hoben nur die mit matten Umrissen sich hervor, in welchen noch ein Licht brannte. Es waren ihrer zwei oder drei. Wie arme Seelen im dunklen Schattenreiche erschienen mir die kleinen, gelben Flämmchen, die von weißlichem Dunst strahlenförmig umgeben waren, wse Seelen, die ihren Körper verloren haben oder auf einen Körper harren. Kein Laut von Mensch oder Tier. Nur die frische Nachtluft strich mit leisem Flügelschlag vorüber, und das Plätschern des Klausenwassers klang wie unterdrücktes Schluchzen durch die Stille der Nacht . . . ." Bis hierher hat Ilse Ruhland flüssig und ohne Aufenthalt geschrieben; nun legt sie die Feder nieder und läßt den Blick über die Berge schweifen, die, vom Morgenlicht beglänzt, minder ernst und melancholisch herübergrüßen. Ein lange nicht empfundenes Froh gefühl, eine an nichts Bestimmtes gebundene Hoffnungs freudigkeit hebt ihr die Brust in langem Atemzuge. „Wie gut muß es sich hier leben," denkt sie, „so allein mit sich und der Natur." Die poetische Märchen stimmung, welche sie gestern auf ihrer einsamen Wanderung begleitet hatte, wirkt noch heute in ihr nach, und sie vergißt, daß sie hier nicht allein bleiben, sondern wie überall mit Menschen zu leben haben würde. Noch aber ist sie — dank der frühen Morgen stunde — die einzige Person auf der Veranda des Logierhauses von Michael Engelbrecht, in dem sie gestern abend todmüde, aber frohgestimmt im Bewußt sein einer besonderen Leistung, angelangt war. Es war keine Kleinigkeit gewesen, der zärtlichen Pflege mutter die Erlaubnis abzuschmeicheln, die letzte Weg strecke allein zu Fuß zurücklegen zu dürfen. Vieler Ueberredung hatte es bedurft, ehe die ängstliche Frau eingewilligt. Eine erfahrene Reisende, welche dem Disput zwischen Tante und Nichte anfänglich still zu gehört, hatte sich endlich, in dem Wunsche, dem jungen Mädchen zu seinem Willen zu verhelfen, eingemischt und geholfen, der Tante ihre Bedenken auszureden. Es seien gar keine Gefahren auf den großen Touristen straßen des Niesengebirges zu befürchten; sie solle nur ruhig dem so begreiflichen romantischen Wunsche der Nichte nachgeben. So hatte man sich denn in Hohenelbe getrennt. Während sich Ilse Ruhland leichten Fußes, un beschwert durch Gepäck und sonstige Reiseausrüstung, auf den Weg machte, bestiegen Tante und Onkel den Postwagen, der sie eine Stunde vor Ilse vor dem Logierhause von Michael Engelbrecht absetzte. 'Die beiden schliefen noch die Strapazen des gestrigen Reisetages aus und Vorrat für die bevorstehenden An strengungen der Weiterreise. Sie hatten die Nichte nur hier unterbringen wollen, im übrigen führte sie ihr Weg weiter hinein nach Böhmen, wo es^ie Erbschaft eines eben verstorbenen alten Verwandten zu regu lieren galt. x Allmählich wird es auf der Veranda des Logier hauses lebendig. Die Gäste finden sich an den ihnen angestammten, für das erste Frühstück gedeckten Tischen ein. Meistens Familien, das Weibliche vorherrschend. Zwischen allen ein lebhaftes Hin und Her; ein Aus tausch von Grüßen, Erkundigungen. Neugierige Blicke streifen die neue Erscheinung, welche den äußersten Tisch im Hintergründe des luftigen Holzbaues ein genommen hat. Der Zauber der Einsamkeit ist ge brochen. Mit einer unbehaglichen Empfindung klappt Ilse ihr Tagebuch zu und schiebt es, als sie auch einem extra diesem geltenden Blick begegnet, unter ihre Serviette. Scheu geht ihr Auge an den stummen Fragern vorbei in die Landschaft hinaus. (Fortsetzung folgt.) Altertumsmuseum. Geöffnet: Sonntags von 11—12 Uhr im hiesigen Rathaus», 2 Treppen. - Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Schuhgasse Nr. 104, Hinterhaus. Eingang: Altenberger Strotze, gegenüber dem Postgut. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr mittag». Sparkasse zu Dippoldischalde. Expeditions-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag im Monat von i/r2 bi» >/-4 Uhr, an allen Wochentagen von 8V- bi» 12 Uhr und 2 bis V-5 Uhr, Sonnabends ununterbrochen vs» 0 bis 2 Uhr. Borschußverein zu Dippoldiswalde. — Herrengasse 47. — (Kassierer: Herr Georg Willkomm.) Täglich (mit Ausnahme des Sonntags) vn > vormittags 8 bi» 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 5 Uhr.) Postkarten mit Aufdruck von allerhand Mitteilungen in jeder gewünschten Art, auch in Kopierdruck, fertigt in sauberster Ausführung Bnchdruckerei C. Jehne, Dippoldiswalde. Letzte Nachrichten. Magdeburg. Die Frau des Maschinenbauers Wulf in Zielen wurde mit Hiebwunden am Kopf im Keller er hängt aufgefunden. Als der Tat verdächtig wurde der eigene Stiefsohn verhaftet. Letschen. In Trebnitz wurde auf heimkehrende deutsche Ausflügler aus dem Hinterhalte geschossen; die Deutschen blieben unverletzt. Friedrichshafen. Direktor Colsmann teilt der Lust- schiffahrts-Gesellschaft aus Bülzig mit, daß „Zeppelin lll" in vergangener Nacht einen schweren Sturm von 21 Sekunden-Metern gut überstanden habe. Die Reparatur- Arbeiten seien bis auf das Einsetzen der Propeller fertig, was am heutigen Vormittag geschehen werde. Die Ab fahrt werde erst am Nachmittage erfolgen, da die Wetter karte um diese Zeit eine Besserung erwarten lasse. — Zu der Blältermeldung, daß Graf Zeppelin dem Kaiser Franz Josef veksprochen habe, ihn im nächsten Jahre mit seinem Luftschiff in Wien zu besuchen, wird von zuständiger Stelle gemeldet, daß auf eine derartige scherzhafte Aeußerung des Kaisers feiten des Grafen keine Zusage geschehen, Überhaupt nicht weiter darüber gesprochen worden sei. Saarbrücken. Auf der Grube Kamphausen stürzte eine Holzbühne, die zur Ausführung von Steinmetzarbeiten errichtet worden war, in die Tiefe. Acht Personen wurden get ötet. Alexandrow. 3n Kriwoj-Rog brach eine gewaltige Feuersbrunst aus. An 400 Höfe sind niedergebrannt. Der Schaden beträgt über 1000000 Rubel. 5000 Menschen sind brot- und obdachlos. Petersburg. Auf der sibirischen Eisenbahn bei Krisowo wurde ein Ueberfall aus einen Personenzug ausgeführt. Die Räuber beschossen den Zug, hielten ihn an und raubten aus dem Postwagen 120 000 Rubel. Bei der Weiterfahrt st eß er mit einem Güterzug zusammen. 18 Wagen wurden zertrümmert; viele Personen sind verletzt, darunter acht vom Personal. Mexico. In Monterey wurden weitere 300 Leichen aufgefunden. Bis jetzt sind über 1000 Leichen geborgen. Bei unserem Wegzuge von Falkenhain nach Frauenstein sagen wir allen unseren Nachbarn, Kunden, Freunden und Ver wandten ein „herzliches Lebewohl" und Dank und bitten um weiteres Wohlwollen. Karl Fischer und Frau. Für sofort oder später ein Schirrmeister gesucht, ledig, welcher selbständig zu wirt schaften versteht. Näheres in der Exped. dieses Blattes zu erfahren. 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