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Dresdeu. Oberbürgermeister Geh. Rat vr. Beutler hat in der letzten Gesamtratssitzung dem Rate Kenntnis von den Schritten gegeben, die er zur Herbeiführung eines Besuchs des Zeppelin-Luftschiffs in Dresden unter nommen hat. Danach hat sich die Berührung Dresden» auf der am 29. August erfolgenden Rückfahrt von Berlin deshalb nicht ermöglichen lassen, weil das Luftschiff am 31. August bereits in Bregenz dem Kaiser von Oesterreich vorgesühlt werden soll. Dagegen ist ein späterer Besuch Dresdens von der Frankfurter Ausstellung aus nicht aus geschlossen. Der Rat bewilligte aus der Ratsverfügungs summe 300 Mark zur Herstellung einer Ankervorrichtung für das Luftschiff auf dem Heller, den das Kgl. Kriegs ministerium zur Landung zur Versügung stellt. Dresden. Nicht uninteressant ist eine Vergleichung der Stärken der sächsischen Armee in den Jahren 1859 und -1909. Die Rangliste für 1859 weist folgendes nach: Die Infanterie gliederte sich in 2 Divisionen zu je 2 Bri gaden. Jede Brigade bestand aus 4 Bataillonen. Da außerdem noch die Jägerbrigade mit 4 Bataillonen be- stand, so hatte die Armee also 20 Bataillone Infanterie; heute zählt die sächsische Infanterie einschließlich der beiden Jägerbataillone insgesamt 47 Bataillone. An Kavallerie verfügte man im Jahre 1859 über 2 Brigaden zu je 2 Regimentern; diesen 4 Kavallerie-Regimentern des Jahres 1859 stehen heute 7 Kavallerie-Regimenter gegenüber. An Artillerie haben wir heute 8 Feldartillerie-Regimenter, außerdem ein Fußartillerie-Regiment; die Rangliste des Jahres 1859 zeigt nur ein Fußartillerie-Regiment und 2 reitende Batterien. Wenn schließlich heute- 2 Pionier- Bataillone und 2 Trüin-Bataillone existieren und vor fünfzig Jahren die sächsische Armee 2 Pionier-Kompanien und eine Train-Kompanie nur hatte, so lehen wir besonders deutlich den begreiflichen Aufschwung, den die sächsischen Stärkenverhältnisse in der Armee genommen haben.. ; Dresden. Die Uebungen der auf dem Truppen- Äbungsvlatze Zeithain und den umliegenden Ortschqsten zusammengezogenen Kavallerie-Division sind aus Befehl des Königs abgebrochen worden, weil die Feldfrüchte auf dem zu den Uebungen heranzuziehenden privaten Gelände (Fluren Gohlis, Zschepa, Jacobsthal, Kreinitz, Lorenzkirch) infolge der bisher sehr ungünstigen Witterung zum großen Teil noch nicht abgeerntet werden konnten und deshalb zu hohe Kosten entstehen würden. Alle Kavallerie-Regi menter rücken deshalb in den nächsten Tagen nach ihren Garnisonen ab. : — Wegen umfangreicher Betrügereien und Urkunden fälschung hatte sich der 1881 in Pommern geborene, zu letzt in Heidenau wohnhafte Kaufmann Alfred Paul Eugen Walter yor dem Landgericht Dresden zu verantworten. Der Angeklagte hat in seiner Heimat das Lehrerseminar besucht, wurde jedoch kurz vor dem Abgangsexamen ent lassen und verübte dann in München eine Reihe Schwinde leien, die ihm 1 Jahr 9 Monate Gesängnis einbrachten. Nach verbüßter Strafe trat er als Kaufmannslehrling bei einer Papierfabrik in Heidenau ein und lebte schon damals auf großem Fuße, da ihm ein reichlicher väterlicher Zu schuß gewährt wurde. Gelegentlich gerierte er sich als Osfiziersaspirant, zukünftiger Fabrikdirektor und behauptete, ein eigenes Vermögen von 83000 Mark zu besitzen und von einem Onkel eine Erbschaft von 300000 Mark zu erwarten. Mit Hilse eines gefälschten Bankbuches ver suchte W. zunächst einen Gasthofsbesitzer in Mügeln um 600 Mark Darlehn zu betrügen. Als zukünftiger Direktor engagierte er drei Glasarbeiter aus Johnsbach als Werk meister und nahm ihnen insgesamt 500 Maik ab, einer Frau in Heidenau auf gleiche Weise 70 Mark. Durch Vorlegung gefälschter Zeugnisse betrog er den Ortsgeist lichen in Johnsbach um 500 Mark und versuchte von letzterem, sowie vom Gemeindevorstand weitere 600 Mark zu erlangen. Das Gericht verurteilte den geständigen An- geklagten zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust, 3 Monate Gefängnis gelten als verbüßt. — Die sozialdemokratische Partei in Sachsen. Der Bericht des Zentralkomitees der sozialdemokratischen Partei Sachsens ist jetzt erschienen. Sachsen zählt in diesem Jahre 89 642 eingeschriebene Genossen gegen 86940 im Vorjahre. Der Mitglicderzuwachs ist, verglichen mit dem Vorjahre, ausfällig gering. Zwischen 1906 und 1907 hatte die sächsische Sozialdemokratie einen Zuwachs von fast 7000 und zwischen 1905 und 1906 sogar einen Zu wachs von fast 26000 Mitgliedern zu verzeichnen. Die 3000 Genossen, um die die sächsische Sozialdemokratie in diesem Jahre zugenommen hat, sind wohl größtenteils Nachwuchs. Mit der Werbekraft der Sozialdemokratie scheint es also in Sachsen nicht mehr allzuweit her zu sein. Von den 89642 Sozialisten sind 81588 männlichen und 8054 weiblichen Geschlechts. Den Einnahmen der Partei, die im Rechnungsjahre 1908/09 404978 Mark betrugen, standen Ausgaben von 290510 Mark gegenüber. Der Abonnentenstand der gesamten sozi- Ischen Presse in Sachsen beträgt 159640. 5237 Versammlungen wurden im letzten Jahre von den Genossen in Sachsen abgehaltcn. 1120 Säle stehen zur Versügung. Von besonderem Interesse dürfte schließlich sein, daß in einer ganzen Reihe von sächsischen Kreisen der Mitgliederstand der sozialdemo kratischen Wahlvereine zurückgegangen ist, so im ersten, zweiten, fünften, siebenten, neunten, vierzehnten, einund- zwanzigsten und zweiundzwanzigsten. Im zehnten Kreise blieb sich die Mitgliederzahl gleich. Von „grotzen Erfolgen" kann sonach die sächsische Sozialdemokratie in diesem Jahre nicht reden. — Betresss des Gemeindeverbandes Großenhain- Meißen-Oschatz beziehentlich der Ueberlandzentrale Gröba erfährt das „M. T.", daß insgesamt bisher im Meißner Bezirk 42 Gemeinden und 11 Rittergüter mit einem Bedarf von 5496 Glühlampen, 42 Bogenlampen und 98375 Pferdestärken beigetreten seien. Dagegen be teiligten sich in der Amtshauptmannschast Oschatz 81 Ge meinden ttnd 18 Gutsbezirke, in der Amtshauptmannschast Großenhain 70 Gemeinden und 18 Gutsbezirke. — In Mühltroff i. V. begann das diesjährige Schützenfest mit einer großen Aufregung. Als man sich zum üblichen Festzug anschickte, war die Fahne aus der Schützenwache verschwunden. Man vernahm den Posten, durchsuchte alle Räume und Winkel, aber alles war er gebnislos, die Fahne blieb verschwunden. Der Zug mußte ohne das Heiligtum veranstaltet werden. Aber siehe, nach beendetem Auszug kam ein Arbeiter mit der aufgerollten Fahne an und übergab sie dem Oberschützenmeister mit einem Fünfmarkstück. Die Sache klärte sich nun auf: Die Schützengilde hatte auch Sommerfrischler in Langenbuch eingeladen, und diese, Plauener Bürger, hatten sich den „Spaß" gemacht, die Fahne sortzuschaffen. Sie mußten schließlich jeder 5 Mark blechen und werden nicht wieder eingeladen. — Der Eemeinderat zu Eibau hat beschlossen, den Eemeindearbeitern, wenn sie 3 Jahre beschäftigt worden sind, 3 Tage und nach s6 jähriger ununterbrochener Tätig keit 6 Tage Urlaub zu gewähren. Der durchschnittliche Lohn wird während dieser Zeit gewährt. Pirna. Auf einem Rittergut in der Nähe unserer Stadt gerieten zwei aus Russisch-Polen gebürtige landwirt schaftliche Arbeiter wegen eines Napfes Milch in Streit. Der jüngere, etwa 20 Jahre alte Arbeiter erhob gegen den älteren, der als Vorarbeiter mit der Ausgabe der Speisen an die Leute betraut war, den Vorwurf, er habe ihm eine Portion Milch gestohlen. Darauf stürzte sich der Vorarbeiter auf den Widersacher und bearbeitete ihn mit seinem Leibriemen, an dem sich ein schweres Koppelschloß befand. Zwei Schläge zertrümmerten dem Verletzten die Schädeldecke und führten den Tod herbei. Der 30 jährige Vorarbeiter, dessen Familie in Krakow wohnt, wurde verhaftet und der Staatsanwaltschaft in Dresden zugeführt. Schandau. Nachdem vor Jahresfrist ein aus Frei berg gebürtiger, in Chemnitz aufhältlich gewesener Bau schüler bei Rosendorf spurlos verschwunden ist, wird jetzt wieder das Verschwinden eines jungen Chemnitzers ge meldet. Nach einer an das Tetschener Polizeiamt ge langten Mitteilung ist der 17jähr. Sohn des in Chemnitz, Barbarossastraße, wohnhaften Geschästsbesitzers Otto Steger seit dem 3. August abgängig. Der junge Mann hatte einen Ausflug in die sächsisch-böhmische Schweiz unter nommen, hatte die Edmundsklamm besucht und war hierauf nach Rosendorf weiter gewandert. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Hoffentlich gelingt es den Behörden, Licht in diese dunkle Angelegenheit zu bringen. Kötzschenbroda. Der Ertrag der diesjährigen Erd- beerernte in der Lößnitz ist hinter dem der beiden Vor jahre ganz erheblich zurückgeblieben. Während die Ernte 1907 zirka 100000 lc§ und im Jahre 1908 80 000 ergab, betrug sie in diesem Jahre nur etwa 35000 !<§. Großenhain. Sein 50jähriges Jubiläum als Feuer wehrmann beging der hiesige Branddirektor Karl Gutmann. Vöm einfachen Druckmann hat er es bis zum Branddirektor gebracht. Herr Gutmann bekleidet in unserer Stadt mehrere Ehrenämter; ist Inhaber des Allgemeinen Ehren zeichens und des Albrechtskreuzes. Anläßlich des Jubiläums wurden ihm mannigfache Ehrungen zuteil. Radeberg. Einen fidelen Einbrecher festzunehmen ge lang der hiesigen Polizei. Im Restaurant Feldschlößchen in Wachau bei Radeberg war ein Einbrecher eingestiegen und hatte mehrere Gegenstände, darunter auch eine Flasche Wein, mitgehen heißen. In einem Radeberger Restaurant fand er später einige Freunde, mit denen er tüchtig zechte und mit denen er auch der Flasche Wein den Hals brach. Dies sollte ihm jedoch selbst den Hais brechen. In seiner Trunkenheit machte er sich unliebsam bemerkbar und die Schutzleute nahmen ihn mit zur Wache, wo sich der fidele Zecher, dessen „Päckchen Waren" dem Wirte schon ausge fallen war, als der schon mit Zuchthaus vorbestrafte Ein brecher Schuster entpuppte. Wegen dieses neuen Einbruches wurde er dem Amtsgerichte hier überwiesen. , Radeberg. Einen eigenartigen Unfall erlitt die Rentnerin verw. Romberg hier. Während sie allein in ihrer Wohnung weilte, platzte ihr eine Ader am Bein, wodurch sie einen derartig starken Blutverlust erlitt, daß sie dem Verbluten sehr nahe war. Zufällig kam ein Kassen bote hinzu, der einen Samariterkursus durchgemacht, und somit erfolgreichen Beistand leisten konnte. Nossen. In der sogenannten Herrenaue zwischen hier und der „Burgmühle" soll das Muldenbett nach der Bahn zu verdrängt werden. Jetzt macht der Fluß in der Strecke von 400 Metern einen großen Bogen, der alsdann ver schwinden würde. Nahe der Burgmühle soll dann eine eiserne Fahrbrücke über die Mulde gebaut werden. Döbeln. Ein seltenes Fest wurde dieser Tage in Kleinbauchlitz geseiert. Mutter und Tochter, Vater und Sohn wurden in der dortigen Kirche zu gleicher Stunde getraut. Es heiratete nämlich der Steueraufseher Forbrig aus Döbeln, ein Witwer, die Pauline Schneider in Klein- bauchlitz, während deren Tochter Frieda Schneider, die an diesem Tage ihren 19. Geburtstag beging, dem Sohne des Steucraufsehers Forbrig die Hand zum Bunde fürs Leben reichte. — Das kann eine recht verwickelte Verwandtschaft werden! Leipzig. Eine bemerkenswerte Maßnahme haben hier der Rat und das Polizeiamt getroffen, um praktische Vor schläge sür eine Vereinfachung und Verbilligung der städtt- schen Verwaltung zu «hasten. An alle städtischen Beamten und Hilfsarbeiter ist in einem Rundschreiben die Aufforde rung gerichtet, aus ihrev Kenntnis der Verhältnisse heraus geeignete Vorschläge zur Geschäft-Vereinfachung zu, machen, da, wie in der Aufforderung gesagt wird, jeder Einzelne der Angestellten in der Lage sei, innerhalb seiner Tätig- leit Erfahrungen zü sammeln. Damit möglichst viele Be- amte und Angestellte sich beteiligen und damit sich auch niemand scheut, seine Ansicht offen auszusprechen, wird be stimmt, daß die Vorschläge ohne Namensnennung in einem mit einem Kennworte versehenen Briefumschläge bei der städtischen Hauptkanzlei einzureichen sind. Für die zweck mäßigsten Vorschläge werden Vergütungen in Höhe von 20 bis 100 Mark gewährt werden. Limbach. Die hiesigen Stadtverordneten lehnten die Ratsvorlage, nach welcher für hiesige Stadt ein dritter Geistlicher angestellt werden sollte, ab. Die Anstellung war schon vor einiger Zeit einmal abgelehnt worden. Zwönitz. Schwere Schußverletzung erlitt auf eigen tümliche Weise der 19jährige Fabrikschuhmacher Dotzauer aus Kühnhaide dadurch, daß er auf hiesiger Bahnhof straße vom Rade fiel, wobei sich ein geladener Revolver, den Dotzauer hei sich trug, entlud und ihn schwer verletzte. Reichenbach i. V. Ein wenig erfreuliches Ergebnis Hot das Konkursverfahren über das Vermögen des Kauf manns Robert Bley, des alleinigen Inhabers der Firma E. Weißbach, erbracht. 58415 Mark nichthevorrechtigten Forderungen steht ein Massebestand von nur 2437 .Mark gegenüber, wovon noch die Vergütung sür die Gläubiger ausschußmitglieder in Abzug zu bringen ist. Die-Zahl der Gläubiger bezisfert sich auf 65. Der Inhaber der Firma, der das Geschäft vor einiger Zeit übernommen hatte, war an der straffen Durchführung der Geschäfte durch Krankheit gehindert, ein Verschulden an dieser Miß wirtschaft trifft ihn infolgedessen nur in geringem Maße. Aue. Trotzdem unsere Stadt über 17 000 Einwohner zählt und überdies eine lebhaste industrielle Umgebung hat, mußte das zweite hiesige Lokalblatt, die seit 14 Jahren erscheinenden „Auer Neuesten Nachrichten", sein Erscheinen einstellen. In Aue selbst erscheint als das alleinige lokale Blatt nur das „Auer Tageblatt" weiter. Es beweist dies neue Ereignis auf dem Gebiet der sächsischen Tagespreise, daß es bei den hohen Ansprüchen des Lesepublikums und den dadurch herbeigeführien teueren Herstellungskosten nicht leicht ist, eine Zeitung lebensfähig zu gestalten und zu erhalten. Falkenstein. Einen Gedenktag an die schwerste Zeit, die unsere Stadt im vorigen Jahrhundert durchge macht, bringt uns die kommende Woche. Am 12. August sind es 50 Jahre, seitdem der größte Teil unserer damals schon Pcht betriebsfleißigen Stadt einem verheerenden Schadenfeuer zum Opfer fiel. Das Feuer brach am 12. August des Jahres 1859 morgens l/23 Uhr im Hause des Webermeister Prägler aus, in dem noch die Gäste einer tags vorher abgehaltenen Hochzeit versammelt waren. Die Flammen griffen in den durch langandauernde Trockenheit ausgedörrten meist hölzernen Häusern mit ge waltiger Macht um sich. Ein furchtbarer Schrecken be mächtigte sich der Bevölkerung. Niemand vermochte dem verheerend weiterwütenden Elemente Einhalt zu tun. Aus der gesamten Umgebung war am Morgen Hilfe ge kommen; aber die Spritzen vermochten wegen des großen Wassermangels ihre Tätigkeit nicht zu entwickeln. Um 8 Uhr standen gegen.200 Häuser in Flammen, darunter die massive Kirche, das Rittergut und das Schloß der Herrschaft von Trützschler. Erst gegen 2 Uhr nachmittags wurde man des Feuers Herr, als dieses an einem großen massiven Eckhause, das die Wehrleute mit größter An strengung schützten, nicht weiter zu greifen vermochte. Die größere Hälfte der Stadt lag in Asche. Tischlermeister Wolf und die Bäckersfrau Bühring waren in den Flammen umgekommen, gegen 2000 Menschen abdachlos geworden. Der größte Teil von ihnen hatte alles Hab und Gut ver loren, viele nur das nackte Leben gerettet. Sebnitz. Hier wurde in der letzten gemeinschaftlichen Sitzung des Stadtrats und der Stadtverordneten der erst 1>/2 Jahr amtierende Bürgermeister Vr. Steudtner auf Lebenszeit gewählt. Es ist dies eine erneute Auszeichnung, nachdem im vorigen Winter bei der Regulierung der städtischen Beamtengehälter eine Gehaltserhöhung bis zum Höchstbetrage von 10000 Mark bewilligt wurde. Kamenz. Infolge der zurzeit sehr schlechten Konjunktur der hiesigen zahlreichen Steinbrüche werden fast allgemein Arbeitseinstellungen und Arbeiterentlassungen vorgenommen. So wurden in einem größeren Betriebe bereits 60 Mann entlassen und weitere 140 sollen demnächst folgen. Vorerst werden die unverheirateten Ausländer davon betroffen. Bautzen. Ein Beispiel von Widerstreit zwischen Ge setz und Menschlichkeit berichtet das hiesige „Tageblatt". Der Stadtrat gab einer neunköpfigen Familie (7 Kinder!) auf Grund der Wohnungsordnung für die Stadt am 13. Mai den Befehl, die Wohnung, welche von der Familie seit etwa 7 Jahren bewohnt wurde, bis zum I. Juli wegen Ueberfüilung zu räumen. Vergebens machte sich der Mann, dessen Frau tüchtig mit arbeiten muß, auf die Wohnungssuche, jedoch erfolglos (man kennt ja oben drein die Abneigung der meisten Hauswirte gegen Kinder, geschweige denn, wenn deren 7 vorhanden sind). Es ist auch ganz undenkbar, daß ein so armer Familienvater wirklich die Miete für eine entsprechend große Wohnung bezahlen kann. Vergebens wandte sich der Mann um Fristverlängerung bis zum 1. Oktober an den Stadtrat, beide Ehegatten wurden vorstellig, ihre Bitte wurde ab gelehnt. Die Ehegatten ließen es schließlich darauf an kommen, und nun drohte der Stadtrat eine Ordnungs-