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Heinz Bongartz: „Japanischer Frühling“ Aus dem Japanischen übertragen von Hans Bethge Leis senkt sich Schnee auf uns herab und dennoch weht lauer Windhauch zart an unsre Stirnen. Geschah ein Wunder denn? 0 welch ein Schnee, des Heimat nie der Himmel war! Es ist ja der holde duftgeborene Frühlingsschnec der Kirschenblüten. Nimm diesen Blütenzweig! In jedem Blatte der zarten Blüten schlummert hundertfach ein Liebeswort aus unruhvoller Brust. O weise meine Liebe nicht zurück! Ich will den Frühlingswind, o Nachtigall, mit weichen Blumendüften zu dir senden, damit sie dir den Weg herüberweisen in unsre Flur, wir warten schon so lang. Mein Ärmel duftet köstlich, da ich Blüten vom Pflaumenbaume pflückte. Dicht bei mir hebt plötzlich eine Nachtigall melodisch zu singen an, vom Duft herbeigelockt, die Holde meint, es sei ein Baum erblüht. Die Liebe rast durch meine Brust so wie durch weite dunkle Wälder ein Berggewässer unterm Laub der ungeheuren Bäume rast. Die Fichte wächst auf Felsenhöhen fast ohne Nahrung in Wind und Wetter. Die Liebe braucht noch weniger Reichtum, um froh zu trotzen aller Welt! Ich lehne mich an deine Brust, Geliebter, und das Vertrauen, das ich in dich setze, ist so, als ob ich einem großen Schiff mich anvertrautc. Lang und immer länger denk ich an dich, so wie die Efeuranken hinkriechen an der Mauer lang und länger. 0 wären wir vor Unheil stets bewahrt! Ich schlinge meine Ärmel um die Schultern und stelle fromme Weihgefäße auf und flehe zu den Göttern, die im Himmel und auf der Erde walten, daß sie dir und mir und unsrer Liebe gnädig seien. Noch einmal laß mich, o Geliebter, bevor ich diese Welt verlasse, dein liebes Antlitz wiedersehn, daß ich es tief in meine Seele einpräge und es mit mir nehme ins dunkle Land der Ewigkeit! Vorankündigung: Sechste Serenade Sonnabend, den 8. Juli und Sonntag, den g. Juli 1950. Dirigent: Walter Stoschek: Solist: Oskar Christmann (Klarinette). Weinberger: 6 böhmische Tänze; Carl Maria v. Weber: Klarinettenkonzert op. 26; Franz Schubert: 8. Sinfonie h-moll (Unvollendete). Mittwoch, den 19. Juli 1950, 19 Uhr: 2. Bach-Abend im Schloß zu Pillnitz „Bach und seine Söhne“. Dirigent: Prof. Heinz Bongartz. Werke von Friedemann Bach, Emanuel Bach, Christian Bach und Johann Sebastian Bach. Nach jeder Serenade günstige Rückfahrt mit Sonderdampfer 30 Minuten nach Konzertschluß. Fahrpreise: Erwachsene 0,70 DM, Kinder 0,35 DM. Außerdem verkehren Straßenbahn-Sonderwagen der Linien 2 und 18.