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»Wllbekitl-ZeUnna» rMckik wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend Und wad anden vorhergehen- denMendenausgegeben. Preis viert eijübrlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern »V Pfg. - Alle Postan- Palten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. Weißeritz-Mung. / Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit H Pfg-, solche aus unsere» Amtshauptmaimschaft mit 12Pfg. die Spaltzelle oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch und komplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche "Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tage», wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 80. Donnerstag, den 15. Juli 1909. 75. Jahrgang. Sicherung der Baufordcrunge». Nachdem das Reichsgesetz über die Sicherung der Bauforderungen vom t. Juni 1909 in Kraft getreten ist, werden die von diesem Gesetz betrosfenen Kreise auf die ihnen durch die 88 1—4 des Gesetzes auferlegten Verpflichtungen, namentlich auf die Ber- pflichtnng zur Führung eines Baubuchs und auf die Strafbestimmungen in den 88 5 flgd. hierdurch noch besonders aufmerksam gemacht. Zur Führung eines Bau buchs ist verpflichtet, wer die Herstellung eines Neubaues oder Umbaues unternimmt und entweder Baugewerbetreibender ist oder sich für den Neubau bez. Umbau Baugeld gewähren läßt. Der 8 139 des Allgemeinen Vaugesetzes ist nach einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern durch den 8 4 des eingangserwähnten Reichsgesetzes nicht aufgehoben, sondern nur dahin ergänzt worden, daß auf dem landesgesetzlich vor geschriebenen Anschlag der Eigentümer oder Erbbauberechtigte und der Unternehmer auch dann besonders als solche zu kennzeichnen sind, wenn sie mit den Personen des Bauherrn oder Bauleiters oder Bauaussührenden zusammenfallen. - ! Dippoldiswalde, am 12. Juli 1909.Der Stadtrat. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- nnd andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde. Die Vollendung der Reichssinanzreform. Der Reichstag hat am letzten Sonnabend in einer letzten und dritten Lesung alle die Steuern bewilligt, welche zur Vollendung der Reichsfinanzreform notwendig sind, und da auch der Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Herr o. Bethmann-Hollweg, bereits am Sonnabend im Namen der verbündeten Regierungen die Erklärung ab gegeben hatte, daß sich der Bundesrat einstimmig für die Weiterversolgung der Reichssinanzreform entschieden und entschlossen sei, die vereinbarten Verbrauchssteuern zugleich mit den zugestandenen Besitzsteuern unter Ausschluß der Kotierungssteuer als ein Ganzes anzunehmen, so kann kein Zweifel mehr darüber obwalten, daß die Reichs sinanzreform nach den Beschlüssen der Konservativen, der Zentrumspartei und der Polen und nach der Verein barung mit der Regierung in den streitigen Punkten nun mehr eine vollendete gesetzgeberische Tatsache ist. 500 Millionen neue Steuereinnahmen für das Reich sind be willigt und müssen hauptsächlich vom Tabak, Bier und Branntwein, und dann noch von der Erhöhung der Stempelabgaben und der Einführung der Talonsteuer ge tragen werden. Man kann sagen, daß die Not der Finanzen und der Zwang der politischen Umstände die Finanzreform in einer Weise zustande gebracht haben, an welcher viele Reichsbürger und auch die Vertreter der Regierung keine rechte Freude haben. Da aber die Regie rung der Meinung war, daß eine Auflösung des Reichs tages und eine Neuwahl desselben die parlamentarischen Verhältnisse für die Vollendung der Finanzreform in einem der Regierung annehmbareren Sinne nicht herbeigeführt haben würde, und dann die Finanznot des Reiches noch schlimmer geworden wäre, so ist eben nach der Klugheils regel die Annahme der Reichssinanzreform in der nun vollendeten Weise genehmigt worden, indem man von zwei Uebeln das kleinere wählte, um gröberen Schäden vorzubeugen. Richtig ist ja, daß erstens das Ansehen des Deutschen Reiches, zweitens das Lebensinteresse der deutschen Nation und drittens die Unsicherheit und Un ruhe in unseren wirtschaftlichen Verhältnissen und im Handel und Verkehr dringend die Reichsfinanzreform er forderten, und ist durch die endliche Durchführung der Reformen schweren Schädigungen vorgebeugt worden. Um diese schweren Schäden vom Reiche fernzuhalten, sind eine ganze Anzahl Mängel und Bedenken bei den neuen Steuergesetzen mit in den Kauf genommen worden Es ist auch die dringend wünschenswerte Festlegung der Matrikularbeiträge, welche die Bundesstaaten an das Reich zu erstatten haben, leider immer noch nicht erreicht worden, spätere Reichstagssitzungen werden daher wohl für die Finanzreform noch manche Verbesserungen zu er reichen suchen, jetzt mutz aber die Reichssinanzreform eben fo in den Kauf genommen werden, wie sie ist, und wir wollen nur wünschen, daß die hohen neuen Verbrauchs steuern das wirtschaftliche Leben der einzelnen Berufs zweige nicht so sehr schädigen, wie es vielfach befürchtet worden ist. Im Reichstage fanden natürlich am Sonn abend während der dritten Lesung der Reichsfinanzreform vorlagen noch scharfe Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Parteiführern statt, und klang cs dabei sehr merkwürdig, daß der konservative Abgeordnete von Heyde brand und der Lasa zu beweisen versuchte, daß die kon servative Partei nur deshalb den alten Block habe fallen lassen, um die Finanzreform zu Ende zu bringen, während es doch eine Tatsache ist, daß der alte Block die Reichs sinanzreform im Sinne der Regierung der Hauptsache nach bewilligt haben würde, wenn die Konservativen die Erbschaftssteuer bewilligt hätten. Erfreulicher klang schon die Versicherung dieses Abgeordneten, daß die konservativ« Partei kein enge» Bündnis mit der Zentrumspartei ab geschlossen habe und auch in Zukunft mit den liberalen Parteien in wirtschaftlichen Fragen zusammenarbeiten t wolle. Die Konservativen wollen auch nicht an dem jetzt so unerwünschten Rücktritte des Reichskanzlers Fürsten Bülow schuld sein, sondern sie schieben die Ursache seines Rücktrittes auf die Ari seiner gesamten Politik zurück. Vielleicht wird die Welt noch einmal aus des Fürsten Bülow Munde oder aus seiner Feder die Ursachen für seinen Rücktritt genauer erfahren. Jedenfalls hat das deutsche Volk in seinen politischen Verhältnissen jetzt die ver drießlichsten Dinge erlebt, und nur das kann noch erfreu lich sein, daß alle politischen Kreise die finanzielle Not des Vaterlandes beendigt sehen wollen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde kehrte am Sonntag nachmittag von Rehefeld, wo am Vortage der 40. Geburtstag des Prinzen Johann Georg gefeiert worden war, über Dippoldiswalde und Kreischa nach Hosterwitz zurück. Die Prinzessin, die be kanntlich eine Künstlerin im Zeichnen und Malen ist, zeichnete hier das Hauptportal unserer Stadtkirche in ihr Skizzenbuch. 7 — Das gegenwärtige Sommersemester der Deutschen Müllerschule wird von 67 Schülern besucht. Bon diesen haben 50 ihre Heimat in Deutschland (6 stammen aus dem Königreich Sachsen), 7 kamen aus Oesterreich- Ungarn, je 2 aus Bulgarien, aus der Schweiz und aus Rußland, und je einen Schüler schickten Belgien, Frank- reich, Holland und Serbien. Dippoldiswalde. Das Reichsgesctz über die Sicherung der Bauforderungen vom I. Juni d. I. ist nunmehr in Kraft getreten und werden die von dem Gesetz betroffenen Kreise durch amtliche Bekanntmachung des hiesigen Stadt- rats in der heutigen Nummer unserer Zeitung auf die ihnen durch das erwähnte Gesetz auferlegten Verpflichtungen, namentlich auf die Verpflichtung zur Führung eines Bau buchs, sowie auf die Strafbestimmungen hingewiesen. Das Gesetz selbst kann wie jedes andere Gesetz im Rathaus jederzeit und von Jedermann eingesehen werden. Das sogenannte Baubuch haben nicht nur Baugewerbetreibende, sondern auch andere Personen zu führen, die die Herstellung eines Neubaues oder Umbaues unternehmen und sich hier zu Baugeld gewähren lassen. Baugeld sind Geldbeträge, die zum Zwecke der Bestreitung der Kosten eines Baues in der Weise gewährt werden, daß zur Sicherung der Ansprüche des Geldgebers eine Hypothek oder Erundschuld an dem zu bebauenden Grundstücke dient oder die Ueber- tragung des Eigentums an dem Grundstücke erst nach gänzlicher oder teilweiser Herstellung des Baues erfolgen soll Als Geldbeträge, die zum Zwecke der Bestreitung der Kosten eines Baues gewährt werden, gelten insbe sondere: 1. solche, deren Auszahlung ohne nähere Be stimmung des Zweckes der Verwendung nach Maßgabe des Fortschreitens des Baues erfolgen soll; 2. solche, die gegen eine als Baugeldhypothek bezeichnete Hypothek ge währt werden. Der Empfänger von Baugeld ist ver pflichtet, das Baugeld zur Befriedigung solcher Personen zu verwenden, die an der Herstellung des Baues auf Grund eines Werk-, Dienst- oder Lieferungsoertrags be- teiligt sind. Ueber alle diese Personen, die Art der ihnen übertragenen Arbeiten und die vereinbarte Vergütung, sowie über die geleisteten Zahlungen rc. hat das Baubuch Ausschluß zu geben. Zuwiderhandlungen gegen die Vor schriften des neuen Gesetzes über die Sicherung der Bau forderungen sind mit empfindlichen Strafen bedroht. Dippoldiswalde. Hat auch ein Erdenjahr 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 45 Sekunden (eine immerhin nicht kleine Zahl), so ist es doch wieder einmal 'rum und der Sonntag nach dem 15. Juli naht und mit ihm die „groge Woche" unserer Stadt und der umliegenden Orte, das Dippoldiswalder Vogelschießen. Und gerade jetzt, wo man auf den verschiedensten Gebieten mit großem Fleiß dahin strebt, und, wo nicht über das Ziel hinausgeschossen wird, mit Recht dahin strebt, das Alte, soweit es gut und geeignet ist, deutsche Sitte und Art, allerdings angepeßt den derzeitigen Verhältnissen, dem deutschen Volke zu er halten, hat auch die Erhaltung der Schützenfeste als Volksfeste eine besondere Bedeutung und einen be sonderen Wert. Und schon aus diesem Grunde, aber auch aus angeborenem oder anerzogenem Ortspatriotismus wird man der hiesigen privilegierten Schützengesellschast gewiß nur Anerkennung zollen dafür, daß sie seit jeher und auch dieses Jahr wieder bestrebt ist, ihr Vogelschießen zu einem wirklichen Volksfest zu gestalten. Die verschie denen Ausschüsse haben sich wiederum mit Fleiß ihrer nicht immer dankbaren Arbeit unterzogen. Indem wir auf das im Inseratenteil der vorigen Nummer abgedruckte Festprogramm Hinweisen, wollen wir aber auch schon er wähnen, daß die nunmehr aus der Aue entstehende Buden- und Zeltstadt (deren Aufbau von unsrer Einwohnerschaft ja mit ganz anderen Augen betrachtet wird, als seinerzeit die Jahrmarktsbudenstadt auf derselben Stelle) uns des Sehens- und Genießenswerten gar vieles bieten wird. Zur Belehrung können wir das Museum, das Panoptikum oder das Panorama, zur Unterhaltung den Kinemato- graphen, das Katzen- und Hundetheater besuchen; aber auch das Karussell, die Planeten-Tunnelbahn und > die amerikanische Schaukel laden uns ein zu einer lustigen Fahrt, nicht minder Schießhunden zur Prüfung der Sicher heit und Ruhe von Äug' und Hand. Ihnen reihen sich an Spiel- und Radbuden, Galanteriewaren-, Pfefferkuchen-, Fisch- und Wurstwaren-Verkaufsstände usw. usw. Natür lich werden auch die Bewirtschafter der verschiedenen „Trink-Gelegenhetten" alles ausbieten, um jedem Appetit und Geschmack, die sich ja bekanntlich an sich schon nicht gleichen, zum Vogelschießen aber ganz besonders verschieden sind, gerecht zu werden. Kurzum, für alles ist gesorgt, sogar eine Vogelwiesenzeitung ist wieder zu erwarten unt> wird am Sonnabend gewissermaßen als Fest-Einleitung erscheinen. Hoffentlich macht auch der Himmel ein freund liches Gesicht; denn wenn sich auch der echte Dippoldis- walder selbst durch Regen nicht ganz vom Vogelwiesen besuche abhalten läßt, hübscher ist es doch, wir haben. „Bierwetter". — Theater! Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, eröffnet am Sonntag, den 25. Juli, das hier bestens be kannte Bruno Zahnsche Ensemble mit der Schwank-Novität „Eine lustige Doppelehe" die Saison. Es sind durchweg recht tüchtige Kräfte seilen der Direktion engagiert worden» teilweise kehren auch solche wieder, die noch vom vorigen Jahre in guter Erinnerung stehen. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade Juli 1909; Vereinigte Weißeritz: beob. 91, norm. 27, Abwchg. ->-64; wilde Weißeritz: beob. 112, norm. 31, Abwchg. >81; rote Weißeritz: beob. 104, norm. 31, Abwchg. >73; Müglitz: beob. 106, norm. 30, Abwchg. >76. — „Da strömt unendlicher Regen herab." Das war die bisherige Signatur fast des ganzen heurigen Juli, wenig tröstlich für die Landwirte, die noch Heu einzu bringen haben, wenig tröstlich für die bevorstehende Roggen ernte, da die schweren Regengüsse das hohe Getreide während der Körnerbildung fast alles zum Lagern ge- bracht haben, wenig angenehm für die Sommerfrischler» die gerade in dieser Zeit ihren Urlaub genommen hatten und nun auf dem Lande, in den Bädern und in den Tälern eingeregnet sind, wenig aussichtsreich für die un mittelbar bevorstehenden Sommerferien, da sich die schlechte Witterung fast über ganz Mitteleuropa ausbreitet, in den Hochgebirgen in beträchtlichen Schneefällen und Stürmen» in den tieferen Lagen überall in erzrssiven Güssen sich äußernd. Nach der ertrem langen Trockenperiode dieses Frühjahres smd die auf einmal so andauernden Regen güsse besonders ausfallend. Eine Fortdauer der ab-