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Der Tote. Roman von Reinhold Ortmann. (4. Fortsetzung.) Eva sah ihn an. Sein Gesicht war ohne Zweifel sehr interessant, ja schön zu nenne». Das glänzend blauschwarze Haar trug er tief in die stark gewölbte Stirn gekämmt. Die seltsam irisierenden Auge», deren Farbe schwer zu bestimmen war, weil sie beständig zu wechseln schien, lagen unter edel gezeichneten Brauen, und die schmale, kühn gebogene Nase mit den nervös vibrierenden Flügeln gab dem länglichen, blassen Ge sicht etwas vornehm Rassiges. Aber seine Lider waren schwer und sein Lächeln nicht angenehm. Es hatte etwas Blasiertes und Zynisches, das Eva peinlich berührte. Aber sie gab sich Mühe, es nicht zu sehen. Sie wollte sich die Freude an dem mieder gefundenen Bruder nicht durch solche Beobachtungen beeinträchtigen lassen. Er war der einzige Mensch, den sie auf Erden hatte, darum mußte und wollte sie ihm vertrauen. „Vielleicht hast du recht," sagte sie unsicher, „ich als Frau habe darüber wohl kein zutreffendes Urteil." „Na, du darfst mich darum natürlich nicht gleich für einen Wüstling halten. Ich werde dir hoffentlich Gelegenheit geben, mich auch von einer vorteilhafteren Seite kennen zu lernen. Denn vorläufig bleibe ich hier — und wenn mir's nur Halbwegs »ach Wunsch geht, wahrscheinlich sogar für immer. — Aber du bist so still. — Erzähle mir doch was von euch. Es muß euch ja glänzend gehen. Dein Mann verdient, wie ich höre, ein riesenhaftes Geld." „So? — Glaubst du? — Ich weiß nicht " Er lachte wieder. „Du bist komisch, Evchen I — Willst du mir viel leicht ein Geheimnis daraus machen? — Ich sprach gestern zufällig jemanden, der geschäftlich mit deinem Manne zu tun hat — einen Makler oder so was. Der war ganz Bewunderung für Ravens. Ein Teufelskerl — sagte er. — Sag' mal: verdient er das alles mit seinem Bankgeschäft?" „Ja — wahrscheinlich! — Ich weiß nicht — —" Da wurde er stutzig. Und zum ersten Male seit dem Augenblick der Begrüßung bemühte er sich, in ihrem Gesicht zu lesen. „Ja, was hast du denn, Evchen? — Du bist so sonderbar " Die junge Frau stand auf. Sie konnte sich nicht länger beherrschen. „Ich muß dich irgendwo unter vier Augen sprechen, Kurt — irgendwo, wo keine Menschen sind." Er war aufrichtig bestürzt. „Aber was gibt's denn, um Gottes willen? — Ist irgend etwas Schlimmes geschehen? — Sag' doch nur, Eva —!" „Nicht hier!" brachte sie mühsam hervor. „Laß uns auf dein Zimmer gehen — oder wohin du sonst willst! — Nur nicht hier!" Er war sogleich bereit, ihrem Verlangen zu will fahren. Erst jetzt schien er die Handtasche zu bemerken, die sie neben ihren Stuhl gestellt hatte. „Was ist das?" fragte er. „Gehört das dir? — Wolltest du denn verreisen?" Sie schüttelte stumm den Kopf. Und auch auf die Fragen, mit denen er sie bestürmte, während sie die Treppe emporstiegen, erhielt er keine Antwort. Aber als sie dann oben in dem kleinen Gemache allein waren, legte er beide Hände auf ihre Schultern und stieß in einer Erregung, die sie erschreckte, heraus: „So sprich doch endlich! — Dein Schweigen foltert mich. — Sage mir wenigstens das eine: Ist es — ist es etwas mit deinem Manne?" „Ich habe keinen Mann mehr, Kurt —!" „Mein Gott — damit kommst du erst jetzt? — Aber ich verstehe nicht — es kann ja gar nicht sein — er ist doch nicht —" Sie erriet seinen Gedanken und schüttelte wieder den Kopf. „Nein, nein," sagte sie gequält. „Ich bin nur von ihm gegangen, bin aus seinem Hause geflohen." Die Antwort machte ihn ersichtlich ganz fassungs los. Es war, als wiche auch der letzte Blutstropfen aus seinem Gesicht. „Geflohen? — Ja, um alles in der Welt — wes halb denn geflohen?" „Weil ich das Zusammenleben mit ihm nicht mehr ertragen kann. Weil die zwei Jahre meiner Ehe nichts anderes gewesen sind als eine einzige unaufhörliche Mißhandlung." „O, der Halunke! — Aber das ist so unerwartet. — Hattest du ihn denn nicht aus Liebe geheiratet? Es war doch von niemandem ein Zwang aus dich ge übt worden. Wenn er dich schlecht behandelt hat — es kann doch nicht ohne alle Veranlassung geschehen sein." „Für das wenigstens, was er mir heute angetan hat, mag er wohl eine Veranlassung gehabt haben, Kurt!" „Also wirklich? — Du hast also — mit einem andern —?" „Kurt!" „Nicht? — Ja, du hast recht, mich so zornig anzu- sehen — ich hätte dir das nicht zutrauen dürfen. — Aber so sprich dich doch endlich aus! Wenn es nicht das war, welchen Grund hatte er sonst?" „Der Grund war, daß ich ihm nicht auch das Letzte noch hergeben wollte, was ich besitze." „Eva! — Was heißt das? — Was meinst du damit: das Letzte?" „Was ich damit meine?" Und nun brach die Schilderung des Martyriums, das sie erduldet, wie ein unaufhaltsamer Stroi» aus ihrer Brust. Der Bruder stand vor ihr — totenbleich, betäubt, wie vom Entsetzen gelähmt. Von Zeit zu Zeit nur stammelte er eine Frage, stieß er ein zorniges Wort hervor. Aber als sie geendet, riß er mit einem unartikulierten Laut der Wut seinen Hut von dem Haken an der Wand und wollte aus dem Zimmer stürzen. Aber Frau Eva warf sich ihm in den Weg und umklammerte seinen Arm. „Kurt! — Was hast du vor? — Wohin willst du?" Er sah mit verzerrtem Gesicht auf sie nieder. „Wohin sonst als zu ihm?" „Nein, »ein! — Ich lasse dich nicht fort. — Er tut dir etwas an. Er schlägt dich tot! — Er ist viel zu stark für dich." Holmer lachte schneidend auf. „Das wollen wir sehen. — Er wird mich nicht tot schlagen — verlaß dich darauf! — Aber Genugtuung soll er dir geben — zu deinen Füßen soll er dich um Verzeihung bitten! — Laß mich! — Ich muß zu ihm — ich muß!" Ein unbefangener Beobachter würde vielleicht den Eindruck gehabt haben, daß eine starke Beimischung von Schauspielerei in seinem leidenschaftlichen Gehaben sei. Eva aber hatte diese Empfindung nicht. Sie zitterte nur um ihres Bruders Leben. „Du weißt nicht, wie roh er sein kann, Kurt! — Er ist nicht mehr zurechnungsfähig, wenn er gereizt wird. — Geh' nicht — nur heut nicht! — Ich flehe dich an." Aber er schüttelte sie von sich ab und drängte sich an ihr vorüber zur Tür. „Ich wäre ein erbärmlicher Feigling, wenn ich mich halten ließe. — Erwarte hier meine Wieder kehr — und sei versichert: Es wird mir nichts ge schehen." Er war fort. Eva rief ihm nach — zweimal — dreimal — und als ihr keine Antwort kam, als er nicht wieder erschien, brach sie neben der Tür in die Knie und le^te stöhnend den Kopf an die Wand. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes.^ * Bon der Zeppelin-Halle in Metz. Die Arbeiten zur Fertigstellung der für den „Zeppelin" bestimmten Halle in Metz sind so weit fortgeschritten, daß die Halle im Mai fertig sein und von der Heeres-Verwaltung wird abgenommen werden können. Sowie die Ausbildung der Offiziere und Mannschaften des Luftschiffer-Bataillons in der Führung und Bedienung beendet sein wird, wird der „Zeppelin" in seinem neuen Standort stationiert werden. Da der Luftkreuzer nicht durch die Bahn transportiert werden kann, muß er den Weg von Friedrichshafen nach Metz in seinem Element, der Lust, zurücklegen. Man ist in Fachkreisen sehr gespannt auf den Verlauf der Reis« und darauf, wie der „Zeppelin" sich mit der neuen Halle in Metz, die auf festem Boden steht, befreunden wird. ' Eine seltsame Erbschaft. In Thaon bei Epinal in den Vogesen wurden dieser Tage, da die Miete für die Grabstelle abgelaufen war, die Reste eines Arbeiters aus gegraben. Nach seinem vor zwölf Jahren erfolgten Tode hieß es, er sei einem Erstickungsanfall erlegen, von einer Obduktion wurde abgesehen. Bei der jetzigen Exhumierung fand man nun 20 Louisdor und 35 Zehnfrankstücke, die der Mann verschlungen hatte, damit das Geld nicht an seine Familie gelange, mit der er überworsen gewesen war. In diese eigenartige Erbschaft teilen sich nunmehr zwei Söhne des Verstorbenen. Sparkasse zu Dippoldiswalde. Expeditlons-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag im Monat von '/-2 bis V-4 Uhr, an allen Wochentagen von 89r bis 12 Uhr und 2 bis >/-5 Uhr, Sonnabends ununterbrochen vn' 9 bis 2 Uhr. Vorfchußverein zu Dippoldiswalde. — Herrengaste 97. — (Kassierer: Herr Georg Willkomm.) Täglich (mit Ausnahme des Sonntags) o» vormittags 8 bi» 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 5 Uhr.» Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstog: Sonntag, den 7. März, nachmittags 3-6 Uhr. Altertumsmuseum. Geöffnet: Sonntags von N-12 Uhr im hiesigen Rathause, 2 Treppen. Bolks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Schuhgaste Nr. 104, Hinterhaus. Eingang: Altenberger Strotze gegenüber dem Postgut. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr mittag» Kouverte mit Aufdruck fertigt Buchdruckerei Varl ckoduo. Aernlloker Vaud. Für die zahlreichen Beweise liebe voller Teilnahme beim Begräbnisse unsres unvergeßlichen Vaters, Groß- und Schwiegervaters, Herrn Arl Heinrich Uscher, sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten, insbesondere seinem Arbeitgeber, Herrn Baumeister Fritsch, herzlichsten Dank. llWMnMs, Sliinnn u. Msim a. d Ruhr, den 27. Februar 1909. Die tieftrauenden Kinder. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange unseres innigstgeliebten UII-llOkkkAL sprechen wir hierdurch unsern kLi»LlivI>sit«n vanlr aus. ÜWslliNttllis, klMlckll, illlu. Die tieftrauernden Eltern nebst Angehörigen. Für die uns anläßlich unserer Vermäh lung dargebrachten Ehrungen, Gratulationen und Geschenke sagen wir allen den herzlichsiti Zank. Reinholdshain, im Februar 1909 Lrldur Voigt und Frau, geb. Hofmann. JüHeHtuöenmädchen mit guten Zeugnissen für Rittergut. I. Rehn, Vermittlerin, Rabenau. Für Konfirmanden: bunt« ?alvtol8, sMU scbvarro ckackottn,.^. .- .-. /. Billigste Preise .- IVlLX Leiblicher Dank. Für die uns bewiesene ehrende und tröstende Teilnahme beim plötzlichen Hin scheiden unseres unvergeßlichen Söhnchens ^oksrrnes, für tröstende Worte und Blumenschmuck sagen wir unsern herzlichsten Dank. Alberndorf, den 3. März 1909. Für die anläßlich unsrer Vermählung dargebrachten Glückwünsche und Geschenke sagen wir hierdurch unsern Reinholdshain, im Februar 1909. Askar Vultdor und krau, geb. Funke. Ml- ff. Pökelfleisch empfiehlt Hute Kartoffeln, im ganzen und einzelnen, verkauft Röhringer, Mühlstraße. Ostermädchen wird gesucht 8pvodtrttrmüdlo. PM-Ulci!>cr, H'rm- Mtr-Amc. welche fettig und schmutzig geworden sind, lasse man in chemisch reinigen. Beste Ausführung. — Billigste Preise.f Ammelsdorf Rr. 20. Suche bis 15. 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