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endgültig für sie verloren sein. Wenn der Inhaber der Zinsschein« sich meldet, dürften dieser und Herr Schäfer sich wohl auf gütlichem Wege in den Wert teilen, finden sich binnen Jahresfrist die Zinsscheine nicht, so hat Herr Schäfer Anspruch auf die gesamte Summe unter Abzug des Wertes der fehlenden Zinsscheine. vröba. Die von sozialdemokratischer Seite ange fochtenen Gemeinderatswahlen in der 4. Wählerklasse (Unansässige) sind behördlicherseits für ungültig erklärt worden, weil nachgewiesen worden ist, daß mehrere Per- sonen ihre Stimme abgegeben hatten, welche die sächsische Staatsangehörigkeit nicht besitzen. Es mutz daher in dieser Klasse eine nochmalige Wahl stattsinden. Oschatz. Wegen ungebührlicher und unangemessener Behandlung der ihm anverlrauten Schuljugend ist der seit I. Oktober an hiesiger Schule aushilfsweise angestellte Vikar Bibrach aus dem Amte entlassen worden. Schneeberg. Der Erzgebirgsverein zählt nunmehr, nachdem sich auch in dem nahen Langenbach unter dem Vorsitz des Herrn Kantor Schirmer ein Zweigverein ge bildet Hal, 8b Zweigvereine. Werdau. Der hiesige Rat hat beschlossen, die aus der Schule kommenden Schulkinder ärztlich darauf unter suchen zu lassen, ob sie für den gewählten Beruf taug lich sind. Zittau. Ein interessantes Experiment, das der hiesige Stadtverordneten-Vizevorsteher Michel in den letzten Tagen bezüglich der Lebenssähigkeit der Nonnenbrut bei Frost verhältnissen anstellie, verdient bei der gegenwärtigen Nonnengefahr in Sachsen Beachtung. Dieser Tage hatte sich ein Förster in der „Reichenberger Zeitung" dahin aus gesprochen, es sei mit Sicherheit anzunehmen, datz der jüngste Eisreif die Nonnenbrut total vernichtet habe und datz der Falter in diesem Jahre daher nur vereinzelt auf treten werde. Herr Vizcvorsteher Michel hatte nun einige stark vereiste Nadelholzzweige in einem Glaskasten zum Austauen gebracht und dann versucht, die unter dem Eise befindlichen Eier der Nonnenfalter künstlich zur Weiterent wickelung zu bringen. Es zeigte sich nun, datz die Eier noch völlig lebensfähig waren und datz der strenge Frost, sowie die gänzliche Vereisung der Zweige ihnen nichts ge schadet hatte. Zu Hunderten entschlüpften den Eiern bei der künstlichen Wärme in dem Glaskasten die Räupchen, die eine nicht geringe Fretzlust zeigten. Der Versuch des Herrn Michel beweist, datz auf den Frost als Nonnenver tilger — leider — absolut kein Verlatz ist. Eibau. Gegen die letzte Wahl der Generalversamm- lungsvertreter der hiesigen gewerblichen Krankenkasse war Protest eingelegt worden. Es war die Leitung, sowie die Wahlhandlung gerügt worden. Die Amtshauptmannschaft Löbau als Aufsichtsbehörde hat nun dem Proteste stattge- gcben und die Wahlen für ungültig erklärt Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser wohnte am Dienstag der Rekruten- verew.gung in Wilhelmshafen bei. — Die Finanzkommission des Reichstages lehnte am Dienstag die Nachlatzsteuer und danach eine von den Nationalliberalen beantragte Reichsvermögenssteuer ab. — Aus vielen Teilen des Reiches werden starke Schnee fälle berichtet. — Wie bekannt wird, ist der Abg. Bebel schwer er krankt. Die Nieren sollen nicht richtig funktionieren Bebel hat sich schon seit längerer Zeit von aller Agitation fern gehalten; jetzt mutz er jede Aufregung und Anstrengung meiden und der sonst so rege und temperamentvolle Par lamentarier darf auch an den Beratungen des Partei vorstandes, die man ja vielleicht in seiner Wohnung ab halten könnte, nicht tcilnehmen. — Das Modell für das neue 25-Pfg.-Stück. Das Reichspostamt hat, nach der Berliner Universal-Korre spondenz, unabhängig von den drei preisgekrönten Ent würfen dem Bundesrate einen besonderen Entwurf zur Herstellung eines neuen 25-Pfg.-Stückes vorgelegt. Der Bundesrat hat vorerst die Angelegenheit dem zuständigen Ausschüsse zugewiesen, dessen Bericht in den nächsten Wochen zu erwarten ist. Mit der Ausgabe des neuen Geldes kann erst in den Sommermonaten gerechnet werden. — Von anderer glaubwürdiger Seite wird versichert, der Bundesrat sei zu dem sehr richtigen Beschluß gekommen, das ganze 25-Pfg.°Stück überhaupt fallen zu lassen. — Die Einnahmen des Reiches weisen in den ersten vier Fünfteln des lausenden Finanzjahres einen Fehl betrag von 76,3 Millionen Mark auf. Kaiserslautern. Durch die jetzige König!. Eisenbahn- direktion in Ludwigshafen sind, wie die „Pfälzische Presse" meldet, bei der Hauptkasse der früheren pfälzischen Eisen bahnen grotze Unterschlagungen und Bücherfälschungen aufgedeckt worden. Bis jetzt ist ein Fehlbetrag von 85000 Mark ermittelt. Ein an den Fälschungen beteiligter Bahnoerwalter hat sich vergiftet, ein anderer ist verhaftet worden. Schweiz. In seiner Antwortnote auf die Noten Deutschlands und Italiens wegen des Rückkaufs der Gott- hard^ahn schlägt der schweizerische Bundisrat den Zu sammentritt einer Konferenz in nächster Zeit vor, wenn möglich noch vor dem 10. März Oesterreich-Ungarn. Der „Pester Lloyd" schreibt in einem Bericht aus Wien über die auswärtige Lage: Oesterreich-Ungarn ist nicht untröstlich, falls ein gemein samer Schritt der Mächte in Belgrad unterbleibt. Ls hat die Vermittelung der Mächte niemals angeregt. Auch weitz man in Wien, datz man in Belgrad nur die Stimme Ruß- lands beachtet. Falls es Rußland gelingen sollte, in Serbien einen Umschlag der Stimmung herbeizusühren, dann wird es Sache der serbischen Regierung sein, in diesem Sinne dem auswärtigen Amte in Wien formelle Erklärungen abzugeben und es zu ersuchen, ihr mitzuteilen, welche wirtschaftlichen Erleichterungen man ihm für diesen Fall einzuräumen geneigt wäre. Die weiteren Verhand lungen würden dann direkt, ohne Einmischung einer fremden Macht, zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien geführt werden. — Der in Pest weilende österreichisch-ungarische Ge sandte in Belgrad, Graf Forgach, wird sich heute Mitt woch auf seinen Posten in Belgrad zurückbegeben. Es ist ein bedeutsames Zeichen dafür, daß die Kriegsgefahr be seitigt ist. Innsbruck, 2. März. Gestern abend begab sich eine Abteilung der Kaiserschützen, 25 Mann und 6 Offiziere, darunter 2 Oberste, von Trient nach Lavarone. Heute nacht ist nun in Trient die Nachricht eingegangen, datz die ganze Abteilung von einer Lavine verschüttet wurde. Einzelheiten fehlen noch. Es ist ein Htlfszug abgegangen und gegen 500 Mann sind beschäftigt, die Verschütteten auszuschaufeln, doch besteht wenig Hoffnung, sie noch lebend zu finden. Belgien. Vor einigen Tagen war in Antwerpen ein Maueranschlag, der gegen die Tätigkeit des Verbandes zur Verbreitung der französischen Sprache in Belgien und gegen den französischen Generalkonsul in Antwerpen ge richtet war, in allen Stadtteilen angeschlagen worden. Daraufhin hatte der französische Konsul beim Antwerpener Bürgermeister Beschwerde erhoben und angefragt, welche Maßregeln er gegen eine Wiederholung solcher Vorkomm nisse zu tressen gedenke. Der Bürgermeister erwiderte, daß er nicht das Recht habe, derartige Maueranschläge ent fernen zu lassen, er werde jedoch die Angelegenheit vor die Gerichtsbehörden bringen. Der Konsul beschwerte sich hierauf beim französischen Gesandten in Brüssel, der als bald beim Minister des Auswärtigen vorstellig wurde. Man sieht der Erledigung dieses Zwischenfalles mehr mit Neugierde als mit Beunruhigung entgegen. England. Nach einer veröffentlichten offiziellen Schätzung werden die Ausgaben für das britische Heer im Jahre 1900/10 27435000Pfund Sterling (548700000 Mark), gegen 27459000 Pfund Sterling (549 180000 Mark) betragen. Dies würde eine Verminderung der Ausgaben für das Heer um 24000 Pfund Sterling (480000 Mark) betragen. — Im Hafen von Algier traf der Dampfer „Austria" ein, der die Begegnung mit einem die Aufschrift „Condor, London" tragenden Rettungsboot meldete. In dem Boote befanden sich fünf Leichen, deren Zustand aus eine bereits vor zehn Tagen erfolgte Katastrophe schließen ließ. Das Boot war voll Wasser und hatte ein an einem Mast schlecht befestigtes Segel. Vermutlich handelt es sich um ein Boot des Seglers „Condor", der nach dem Zusammen- stotz mit der „Australis" spurlos verschwand. Rußland. Der russische Reichstag ist von den Er klärungen des Premierministers Stolypin, daß in der ge heimen Staatspolizei alles tadellos steht, befriedigt. Das Uetz sich voraussehen. Wenn nur bloß keine unliebsame Enthüllung nachkommt. — Die russische Regierung hat Serbien den Rat er teilt, unter Verzicht auf territoriale Kompensationen seine Sache dem Wohlwollen der Grotzmächte anzuvertrauen. In Wien glaubt man, daß die Kriegsgefahr damit be schworen sei. Et. Petersburg. Die russische Regierung hat an die serbische Regierung eine Depesche gerichtet, in der sie dieser den Rat gibt, sich von der Forderung irgendwelcher terri torialer Kompensationen vollständig loszusagen und die Entschließungen der Großmächte abzuwarlen. In diesem Sinne wird demnächst ein offiziöses Kommunique er scheinen, in dem der Standpunkt der russischen Regierung ausführlich dargelegt werden soll. Serbien. In Belgrad herrscht große Aufregung wegen der Schwenkung Rügland zugunsten der beabsichtigten friedlichen Interventionen der Großmächte, gleichwohl hat die Kriegsbegeisterung in Serbien nicht im geringsten ab genommen Die Belgrader Blätter führen eine höchst herausfordernde Sprache und erklären, daß Serbien auf keinen Fall von seinen territorialen Forderungen ablassen dürste und selbst ohne Rußland Krieg gegen Oesterreich- Ungarn führen müßte. — Rumänien bereitet die Mobilisierung seines Armee korps in den an Serbien grenzenden Bezirken vor. Portugal. Der Herzog von Braganza, der Sohn des 1834 verstorbenen Jnfanten Miquel von Bra ganza, will in den nächsten Tagen in aller Form auf seine Thronansprüche auf Portugal verzichten und den König Manuel ofsiziell anerkennen. Dieser Schritt dürfte sehr zur Befestigung der Stellung des jetzigen Königs- hauses beitragen. Oefsentliche Sitzung des Stadtverordneten- Kollegiums zu Dippoldiswalde, am 25. Februar 1909. Anwesend die Stadtverordneten Dittrich, Eidner, Heine, Jäckel, Klotz, Schisfner, Schwind, Teicher und Thorning; entschuldigt fehlen die Stadtverordneten Böhme und Hof mann (tränt). Seitens des Rates ist erschienen Stadtrat Jehne. Kollegium nimmt zunächst Kenntnis von zwei Dank- schreiben, Honorarerhöhung betreffend, sowie vom Ankäufe von Wertpapieren für die Sparkasse, und beschließt hierauf, die allgemeinen Bestimmungen über Vergebung von Leistungen und Lieferungen durch staatliche Verwaltungen im Königreiche Sachsen vor Beratung und Beschlußfassung darüber, ob sie auch bei Vergebung von Leistungen und Lieferungen durch die Stadtgemeinde Anwendung finden sollen, unter den Mitgliedern der Kollegium« zirkulieren zu lassen. Da die Kgl. Brandversicherungskammer die erbetene Beihilfe zu der neu angeschafsten Spritze abgelehnt hat, soll der Aufwand für diese in voller Höhe au« dem freien Vermögen der Feuerlöschkasse bezahlt werden. Das Gesuch der Lehrer Eidner und Schröter, die ihnen für Erteilung des Turnunterrichts an der Stadtschule zu stehende Entschädigung in eine unwiderrusliche persönliche Zulage umzuwandeln und dadurch pensionsfähig zu machen (dieses Gehalt wäre auch dann zu gewähren, wenn einer der Gesuchsteller aus irgend einem Grunde nicht mehr in der Lage sein sollte, Turnunterricht zu geben), lehnt Kollegium gemäß dem Vorschläge des Schul ausschusses mangels einer rechtlichen Grundlage und der Konsequenzen wegen ab. Beitritt erfolgt zu dem Ratsbeschlusse, das Gesuch des Fleischmehlfabrikanten Oppelt, soweit es eine Änderung seines Vertrags mit der Stadtgemeinde betrifft, abzulehnen, dagegen die erbetene Befreiung von den Gemeindeanlagen in Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit seines Unternehmens für das Jahr 1909 zu genehmigen. Kollegium knüpft jedoch hieran die Bedingung, daß Oppelt verpflichtet sein soll, das hiesige Konfiskatgefäß ungeöffnet nach der Fleisch mehlfabrik und später zurückzubringen, um die mit der jetzigen Art und Weise der Abholung der Konsiskate ver bundenen Unannehmlichkeiten zu beseitigen. Zu diesem Zwecke sollen eventuell zwei geeignete Gefäße angeschafft werden. Bei dieser Gelegenheit spricht man wiederholt den Wunsch aus, der Rat möge für einen anderen Auf- stellurgsplatz für das Konfiskatgefäß besorgt sein. Dem Beschlusse des Ortsabschätzungsausschusses und Rates, die hiesigen Einwohner mit einem Einkommen von 400 Mark und darunter von der Schutzverwandtenjteuer zu befreien, wird zugestimmt, ebenso der Verpachtung der bisher von dem Restaurateur Gelke bewirtschafteten Grund stücke Nr. 65b und 657 des Flurbuchs an den Mühlen- befitzer Tennert zu den bisherigen Bedingungen. Der Entwurf des mit dem Mühlenbesitzer Röllig wegen Entnahme von Kondensationswasser aus seinem Mühl graben für das Elektrizitätswerk abzuschließenden Vortrags findet Genehmigung. Schließlich erklärt man sich nach einem Referate des St.-V. Thorning mit der Ausschreibung der Stelle eines Betriebsleiters für das städtische Elektrizitätswerk nach der Ratsoorlage einverstanden, da Ingenieur Riekert sein Amt als Sachverständiger niederlegen will. Der Rat' soll jedoch ersucht werden, vor Anstellung dieses Beamten Er kundigungen bei städtischen Elektrizitätswerken von ähn licher Größe in anderen Orten über die einschlägigen Ver hältnisse einzuholen. In nicht öffentlicher Sitzung werden Sparkassendar- lehnssachen erledigt. Die Sitzung wird unterbrochen durch einen eingehen den mündlichen Erläuterungsbtticht, den Herr Oberförster Kempe aus Höckendorf auf ergangene Einladung zu dem von ihm angefertigten neuen Wirtschaftsplan für das Bödichen gibt, demzufolge unser Stadtwald einen viel reicheren Gewinn als bisher erwarten läßt, wenn die Be wirtschaftung dauernd planmäßig erfolgt. Hierzu hatten sich die Mitglieder des Rates eingesunden. Das Stadtverordneten-Kollegium. G. Schiffner,. Borsitzender. Vereinsdrucksachen fertigt Buchdruckerei Earl Sehne. Wstkarten mit Aufdruck von allerhand Mitteilungen in jeder gewünschten Art, auch in Kopierdruck, fertigt in sauberster Ausführung Buchdruckerei Carl Jehne, Dippoldiswalde. Letzte Nachrichten. Berlin, 3. März. Starke böige Winde und Schnee fälle haben während der vorletzten Nacht und dem gestrigen Tage hier geherrscht. Die Vorortzüge verkehren unregel mäßig; die Fernzüge zwar regelmäßig, doch haben die aus dem Osten teilweise größere Verspätungen. — Die Erschwerungen des Verkehrs infolge des Schnee falles und Sturmes waren zeitweise bedeutend. Bis gestern abend hatten sich 47 Personen aus den verschiedenen Sanitätswachen gemeldet, die infolge des Glatteises zu Schaden gekommen waren. — Anläßlich der Hundertjahrfeier des preußischen Kriegsministeriums fand zwischen den Kriegsministerien von Wien und Berlin ein überaus herzlicher Depeschen wechsel statt. Altona. Beim Rodeln stürzte ein 18jähriger Primaner, der Sohn eines Lehrers, einen Abhang hinab und war sofort tot. Belluno. In Tassei ist eine Lawine niedergegangen und hat 2 Häuser mit 13 Personen verschüttet. Trient. Die von einer Lawine verschüttete Patrouille der Kaiserschützen wurde unversehrt gerettet. Belgrad. Es verlautet, die serbische Regierung werde gegenüber den Ratschlägen, von territorialen Forderungen abzustehen, die definitive Entscheidung darüber den Groß mächten überlassen. Die Regierung sei von der Ansicht durchdrungen, daß eine die tatsächlichen Verhältnisse auf dem Balkan nicht beachtende Entscheidung keineswegs zur Festigung des europäischen Frieden» beitragen würde. Paris. Aus Oran wird berichtet, daß in der Ortschaft Dombole mehrere Arbeiter in das Gemeindehaus eindrangen, um sich für einen Aufstand mit Waffen und Munition zu versehen. Lin Gemeindemitglied wurde durch «inen Gewehrschuß schwer verwundet Die Araber sind geflüchtet.