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Sieges“* fielen die Bergwerke ihrer Feinde in Sardinien, I Sizilien und Spanien den Römern in die Hände und lieferten ihnen neben Massen von edlen Metallen auch vortrefflichen Stoff zu ihren Waffen und Pflügen, mit denen sie bald den Erdkreis unterjochten und cultivirten. Die gewerbreichen Städte Etruriens und die Eisenwerke Spaniens leisteten ihnen von nun an bei der Ausrüstung von Heer und Flotte wesentliche Dienste. Populonia lieferte Eisen, Arretium Schilde, Helme, schwere und leichte Wurfspiefse, sowie allerlei Handwerkszeug** und Spanien versorgte die römischen Legionen mit seinen ausgezeichneten leichten Stahlschwertern, deren Vorzüge, gegenüber den eigenen kurzen Eisenschwertern, die Römer schon im 2. punischen Kriege kennen gelernt hatten. Nach dem Falle Karthagos und der Eroberung Griechenlands wurde Rom die erste Stadt der Welt, unermefsliche Schätze aller Art strömten ihr zu. Zu gleich wurden die Römer Erben der orientalischen, griechischen und etruskischen Kunst, welche sich auf römischem Boden bald heimisch fühlte. Die römische Vorliebe für die Bronze war ein besonderes Erbstück der etruskischen Hinterlassenschaft. Die Bronze wurde von ihnen, des schönen glänzenden Ansehens und ihrer Bildsamkeit wegen, zu allerlei Dingen des täglichen Gebrauchs und des Luxus, selbst für solche Gegenstände, die ebensowohl, oder sogar billiger und besser, aus Eisen herzustellen waren, ver wendet. Es ist aber ein Irrthum anzunehmen, die Römer hätten die Bronze überall, selbst für die Kriegs ausrüstung, dem Eisen vorgezogen. Prunkwaffen für Gladiatorenkämpfe, für Schaustellungen im Theater oder sonstige Festlichkeiten, auch Gala- und Ehrendegen wurden wohl aus dem goldglänzenden Metalle gefertigt, nicht aber die Angriffswaffen für die Schlacht. Diese waren von Eisen oder Stahl. Schon der Streit der Horatier und Curiatier „wurde mit dem Eisen ent schieden“***, und eine eisenbeschlagene Lanze, die der römische Herold dem Feinde über die Grenze warf, verkündete Krieg****. Das Gebot des Porsenna, kein Eisen für die Zwecke des Krieges zu verwenden, haben die Römer gewifs nur widerwillig und gezwungen be folgt, denn Bronzewaffen taugten nicht für den ernsten Kampf, auch zeigen wenige der aufgefundenen römischen Bronzeschwerter Spuren eines solchen, während viele der erhaltenen schartigen Eisenschwerter die Art ihrer Benutzung augenfällig bezeugen. Zur Vervollkommnung der Eisengewinnung haben die Römer nur wenig beigetragen. Ihr kriegerischer, bald kaufmännisch ausartender Sinn befafste sich nicht gern mit technischen Dingen und in noch verderbliche rem Mafse als die Griechen begünstigten sie die Pächter- und Sklavenwirthschaft, um die unterjochten Pro vinzen auszusaugen. Dadurch geriethen die Bergwerke, in denen die Sklaven, verurtheilte Verbrecher (damnati ad metalla), die Frohnbauern (glebae et metallis ad- scripti) und deren Familien, wie uns Diodort so er greifend schildert, einem langsamen und schrecklichen Ende entgegensiechten, in Verfall. Die Ausbeutung der Gruben wurde so mangelhaft betrieben, dafs es sich heutigen Tages noch lohnen würde, die mächtigen Schlackenhalden aus römischer Zeit, in England u. a. a. O., in denen noch über die Hälfte des Metalles sitzt, abermals auszuschmelzen. Wenn genauere Nachrichten über die Einzelheiten der römischen Metallbereitung auf uns gekommen wären, so besäfsen wir damit den Inhalt aller metallurgischen * Tac. Agricol. c. 12. aurum et argentum et alia metalla pretium victoriae. ** Livius XXXIII., 45. *** Livius I. c. 25 : ut pro sua quisque patria dimi- cent ferro. **** Livius I. c. 32: fieri solitum, ut fetialishastam ferratam aut sanguineam pracustam ad fines ferret. Errungenschaften von drei Jahrtausenden. Leider ist dies nicht der Fall. Vielleicht waren schriftliche Auf zeichnungen solcher Art nie vorhanden, weil den Ge schichtsschreibern der alten Römer, so ausgezeichnet sie im übrigen ihre Feder führten, technische Dinge ebenso fern lagen, wie später den das gesammte Wissen vertretenden Theologen des Mittelalters. Diodor von Sizilien (50 v. Chr.) giebt uns eine kurze Beschreibung über die Verhüttung der Erze auf der Insel Elba, dieser seit grauen Zeiten unter dem Namen Aethalia bekannten und berühmten unerschöpf lichen Eisenquelle, deren vorzügliches Erz zu Aristoteles’ Zeiten nach dem gegenüberliegenden Hafen Populonia der italischen Küste „das populonische" genannt wurde. Diodor sagt, Aethalia habe ihren Namen von dem vielen Rufs, den die Eisenbereitung dort verursache, und der Bergbau sei daselbst so alt, dafs sein Anfang sich nicht mehr bestimmen lasse. Plinius sah bei Portoferrajo, dem alten Hafen der Insel, mächtige Schlackenhalden, woraus man schliefsen kann, dafs die Erze in ältester Zeit auf der Insel selbst verschmolzen wurden. Später fehlte es dort an Brennmaterial, so dafs man sich damit begnügte, die an Ort und Stelle gebrochenen Erze stark zu rösten und behufs Verschmel zung auf das Festland überzuführen. Nach Diodor wurden die kleingemachten Erzstücke in künstlichen Oefen unter Feuersgluth zum Schmelzen gebracht. Die geschmolzene Masse theilte man wieder in kleine Stücke, die etwa wie grofse Schwämme aussahen. Es gäbe, sagt er weiter, viele Handelsleute, die ganze Schiffs ladungen solcher Stücke kauften, sie durch eine grofse Zahl von Schmieden verarbeiten und endlich die fertigen Geräthe „über viele Länder der Welt“ verführen liefsen. Unser bester Gewährsmann über römische Metal lurgie ist Plinius (79 — 25 v. Chr.), obwohl seine Aufzeichnungen stellenweise noch ziemlich verworren liegen. In seinem weltberühmten naturgeschichtlichen Werke giebt er in dem Kapitel über Bergbau ausführ liche technische, zum Theil auch geschichtlich interes sante Mittheilungen über die grofsartigen Gold- und Silbergruben Spaniens, sowie über die römische Ge winnung des Kupfers, der Bronze und des Eisens. Plinius nennt das Eisen „das beste und zugleich das schlimmste Werkzeug im Leben“ und begründet dies durch Vorführung seiner mannigfachen Gebrauchsarten. Seine grausame Verwendung zu Mordwerkzeugen des Krieges nennt er „die abscheulichste Hinterlist des menschlichen Geistes, denn wir haben dem Tode, da mit er schneller zum Menschen gelange, Flügel gegeben und dem Eisen Schwingen“. An anderer Stelle sagt er auch: „am Eisen rächt sich das menschliche Blut, denn jenes zieht, sobald es davon berührt wird, schneller Rost“. Unter den Erzen, die wie das Kupfer in Herden und Oefen verschmolzen werden, findet nach ihm ein grofser Unterschied statt. Von einigen werde der Kern zu hartem Stahl ausgeschmolzen und die Güte des Eisens sei nicht allein von der Art des Erzes und der Verhüttung, sondern auch vom Boden und Klima ab hängig. Der Stahl sei von verschiedener Güte, je nach der Beschaffenheit des Wassers, in welchem er abge löscht werde; feinere Werkzeuge müsse man in Oel ablöschen Das Eisen werde mehr weifs- als roth glühend verarbeitet; ausgerecktes Eisen sei bald blei artig, weich, bald brüchig. Er kennt aufser dem Eisen von Elba, als geschätzte ausländische Eisensorten das serische, parthische, spanische, steirische oder norische und das der Chalyber. Das norische Eisen, aus den Bergen Steiermarks, war nächst demjenigen von Elba am meisten bevorzugt. Aus Noricum, das die Römer zur Zeit des Augustus (16 v. Chr.) in Besitz nahmen, wanderten Massen vorzüglichen Eisens und Stahles auf römischen Heerstrafsen über Aquileja in die Waffenfabriken zu Verona, Mantua, Cremona, Concordia und Ticinum. Das norische Schwert stand